Was ist eine zumutbare Arbeit für eine queere Historikerin?
Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht. [Update]
Ein Leser fragt an:
Hach, der Erdbeer-Artikel. Ja, einer meiner Klassiker. Normalerweise halten Blogartikel ja gar nicht so lange, die meisten sind nach vier, fünf Tagen wieder erledigt. Aber der ist so mein Evergreen (oder red). Dabei ist der von 2016, der wird bald 10 Jahre alt.
Und nein, weiß ich nicht. Keine Ahnung, was eine zumutbare Arbeit für eine queere Historikerin wäre.
Aber ich finde die Frage schon falsch. Die Frage müsste nämlich sein, wem eine queere Historikerin als Arbeitskraft zumutbar wäre.
Das ist genau diese Geisteshaltung, die ich damals schon angesprochen habe. Nichts Gescheites gelernt und erwartet dann, von der steuerzahlenden Allgemeinheit durchgefüttert zu werden, weil man ihr nur mit „zumutbaren“ Arbeiten (und nicht unter ihrer Würde mit gutem Abschluss) kommen darf. Es geht wohl gerade um die Sondierungsgespräche der SPD:
Du möchtest mir also 30% des Bürgergeld nehmen, wenn ich einen Termin beim Jobcenter verpasst habe, der mir 0,0 bringt und dazu da ist Macht auszuüben? Du möchtest Familien hungern lassen, wenn man einen unadäquaten Job annehmen soll?
Das ist "keine leichte" Entscheidung?
— Sílbhe Murphy☘️️ (@KeenaEireann) March 8, 2025
Nette auswendig gelernte Phrase.
Ich bin Historikerin und möchte in meinem Beruf arbeiten. Also, sorge dafür, dass ich meinen Beruf ausüben kann. Wenn nicht, dann hast du mich gerade angelogen
— Sílbhe Murphy☘️️ (@KeenaEireann) March 8, 2025
Werd doch einfach konkret und lass mal diese neoliberale Phrasendrescherei.
— Sílbhe Murphy☘️️ (@KeenaEireann) March 8, 2025
Man studiert einfach irgendeinen Schwachsinn, den keiner braucht, und erwartet dann, für den Rest des Lebens ohne zu arbeiten alimentiert zu werden, weil ja alles, wofür man überhaupt noch in Frage käme, „nicht zumutbar“ ist.
Ich hielte Milkshake-Schüttlerin bei McDonalds für genau richtig, aber das ist sicher für sie nicht „zumutbar“.
Es scheint, als hätten die Geisteswissenschaftler ganze Studiengänge, die sicherstellen, dass man keinen Job findet, aber nach akademisch aussieht, damit man ganz sicher Hartz IV/Bürgergeld bis zur Rente macht, und die Rente ist dann auch nicht niedriger als bei jemandem, der arbeitet.
Der Brüller sind nämlich die Sondierungsgespräche. Gestern erst schrieb die WELT über einen von der CDU, der an den Sondierungen beteiligt ist: Essens Stadtdirektor „Viele nehmen das Bürgergeld als eine Art bedingungsloses Grundeinkommen wahr“
Schon im Oktober 2024, also lange vor den Neuwahlen, hat der 63-Jährige ein sogenanntes Impulspapier zur Reform des Bürgergeldes in den Deutschen Städtetag eingereicht und damit eine hitzige Debatte angestoßen. Von ihm stammt unter anderem der Vorschlag einer Umbenennung in „Arbeitslosen- und Sozialhilfe“ sowie eine verpflichtende Arbeit für deren Empfänger. „Wir müssen wieder zurück zum Leistungsprinzip statt einer Art bedingungslosem Grundeinkommen, Arbeit und Beschäftigung gehört konsequent in den Mittelpunkt unseres Bemühens“, sagt er im Gespräch am Telefon.
[…]
Peter Renzel: Das Problem beginnt schon mit dem Namen: „Bürgergeld“. Viele nehmen das Bürgergeld als eine Art bedingungsloses Grundeinkommen wahr – als ob man für die Leistung kaum etwas tun müsse oder sich einfach damit zufriedengeben könne. Gleichzeitig gehen zu viele Empfänger dem nach, was ich „Nebenbei-Geschäfte“ nenne – also Schwarzarbeit. Diese bietet den Empfängern neben dem Bürgergeld, das als Existenzminimum ja richtigerweise verfassungsrechtlich gesichert ist, eine zusätzliche finanzielle Sicherheit. Nur eben ohne in die Sozialversicherung einzuzahlen. Das Bürgergeldgesetz ist deshalb gescheitert. Das formulierte schon der ehemalige Chef der Bundesagentur für Arbeit Detlef Scheele (SPD) so und fordert ein „Zurück zu Hartz IV“. Ich halte das für zu kurz gesprungen. Wir müssen stattdessen die Grundlage und die Rahmenbedingungen verändern. Der Gesetzgeber muss den Grundsatz „Fördern und Fordern“ mit klaren Bedingungen hinterlegen. Das Ziel einer möglichst schnellen Arbeitsaufnahme muss konsequent verfolgt werden.
Das ist ein wichtiger Punkt. „Bürgergeld“ hört sich so vornehm, so selbstbewusst an, so wie „Ich fahre Audi“. So als Wahl des Lebensstils.
In meiner Jugend hieß das noch „Sozialhilfe“ und war so richtig peinlich und unangenehm, wenn man sagen musste „Ich lebe von Sozialhilfe“, und ganz schlimm „Sozialhilfeempfänger“. Zumal die Höhe von der bisherigen Erwerbshistorie abhing. Wer noch nichts gearbeitet hatte, bekam auch fast nichts.
Ich habe für so etwas gar kein Verständnis, dass solche Berufsversager sich einfach davon abmelden, Arbeiten zu gehen, sich für „queer“ erklären und sich von anderen lebenslang aushalten lassen, denn das hört sich ja alles an nach hat nie gearbeitet und wird niemals arbeiten.
Und dann noch diese Geisteswissenschaftlerhaltung, dass egal, was für einen Schwachsinn man sich anstudiert hat, es Aufgabe der Gesellschaft wäre, einen angenehmen, bequemen Pseudojob zu bieten und dafür gut bezahlt zu werden.
So richtig lebensparasitär.
Und gleichzeitig machen jede Menge Restaurants dicht, weil sie keine Kellner finden, und die Speditionen jammern, dass sie keine Fahrer finden.
Meines Erachtens müssten man denen sofort das Bürgergeld abdrehen und sie kellnern oder irgendsowas schicken. So, dass jede Woche ein Wochenarbeitstag frei ist (durch Wochenendarbeit oder entsprechende Teilzeit.) Und dann sagen „Hättste Dir vor dem Studium überlegen müssen, biste selbst dran schuld! Du hast jede Woche einen Tag Gelegenheit, Dir einen Job zu suchen, der Dir besser gefällt und den Du für „zumutbar“ hältst.
Mir fehlt nämlich auch das Verständnis dafür, dass jede Menge Leute die harten Jobs wie Kellner, Aldi, Lidl, Fahrer, und so weiter machen, und solche Prinzesschen dann meinen „Ich habe einen Masterabschluss, das ist mir nicht zumutbar.“ Als ob sie was besseres wäre, weil sie vorher an der linken Uni rumgelungert und einen GW-Abschluss gratis bekommen hat. Und dann schreien sie „Fachkräftemangel“, wir brauchen Migration! „Neger“ darf man nicht mehr sagen, aber sie tun genau das, was man vor 20 Jahren noch nannte, dass sie versuchen, alle einen „Neger“ zu bekommen, der für sie die Arbeit macht. Madame möchte in der Sänfte getragen werden.
Aber dass andere die Arbeiten machen, die sie für unzumutbar hält, um davon Steuern zu zahlen, von denen sie dann lebt, das hält sie für normal.
Und letztlich ist das dann der linke Rassismus, zu glauben, dass sie nichts arbeiten muss und die Leute aus Afrika und Arabien zu kommen haben, um alles das zu machen, wofür sich die Damen zu fein ist.
SPD-Grüne-Umfeld.
Oder um im Anschluss an meinen Erdbeer-Artikel zu bleiben: „Oh, Du hast einen Master-Abschluss? Donnerwetter! Ja, mit Master-Abschluss steigst Du hier gleich oben ein, da bist Du hier gleich für die Erdbeer-Shakes zuständig! Dazu müssen sich andere erst lange von Banane hocharbeiten. Glückwunsch! Du wirst es hier weit bringen. Eines Tages wirst Du Deinen ersten Big Mac braten dürfen, wenn Du Dich in drei oder vier Jahren an den Pommes bewährst. Hier ist Dein McDonalds-Hütchen.“
Ich wiederhole meinen Vorschlag: Auf jedes Studium sollten kostendeckende Gebühren erhoben werden. Und die gezahlte Einkommensteuer sollte dann auf deren Rückzahlung angerechnet werden. Wer arbeitet, den kostet das Studium nichts. Wer nicht arbeitet, der zahlt es.
Und der Brüller ist: Die schimpfen alle so gern auf die Erben, weil die unverdientes Geld bekämen.
Update:
Die Tatsache, dass jeder das Abitur hinterhergeworfen bekommt, ist eine der Ursachen für den Fachkräftemangel in basalen Berufen. Es muss nicht jeder studieren und viele Studienfächer gehören auf den Prüfstand, da sie keinen produktiven outcome haben. https://t.co/hpsMxhmkfj
— Doctress (@OnlyB29574106) March 9, 2025