Der „Diplomat“ Rüdiger von Fritsch
Da geht es gerade heftig rund. [Update]
Bei #Lanz beschimpft Rüdiger von Fritsch, ehemaliger deutscher Botschafter in Moskau, die gewählten @AfD Abgeordneten des 21. deutschen Bundestages pauschal als „#Nazis“.
Keine Intervention von @Markus__Lanz.
Irre. Einfach nur irre.
Wo sind wir eigentlich angekommen in… pic.twitter.com/a8fPt79mzr— ™ (@datenfuzzi_de) March 25, 2025
Update: Er hat es nicht wörtlich so gesagt, wie das im Text des Tweets dargestellt wird, aber man kann es sinngemäß so verstehen, siehe dazu meine Anmerkung unten.
Wenn einer der angeblich führenden deutschen „Diplomaten“ sich so – brachial, undiplomatisch – äußert, dann hat er an dem Abend wohl seine diplomatischen Fähigkeiten zuhause vergessen.
Der war übrigens mal Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes. Und dann deutscher Botschafter in Moskau. Und wir regen uns immer so gerne auf, wenn die Russen in ihrer Botschaft Geheimdienstler sitzen haben.
Mir fällt aber etwas anderes daran auf: Bei 0:19 gibt es eine Einblendung
Rüdiger von Fritsch
arbeitet als Partner eines geostrategischen Beratungsunternehmens
und dazu heißt es hier mit Datum vom 27.7.2020:
Rüdiger von Fritsch, Deutschlands ehemaliger Botschafter in Warschau und Moskau, wird neuer Partner bei Berlin Global Advisors, einer Unternehmensberatung für Geopolitik und Government Affairs. Dort wird er die Bereiche globale Risikoberatung und internationale Regierungsbeziehungen/ Corporate Diplomacy federführend mit ausbauen.
Wen kann man in Berlin in internationaler Politik beraten? Richtig, die Bundesregierung und die Parteien. Sonst fällt mir da in Berlin gerade niemand ein.
Und tatsächlich zeigt die Webseite von „Berlin Global Advisors“ zweierlei: Nämlich den Bundestag und eben jenen Rüdiger von Fritsch.
Interessanter ist aber ein Detail auf seinem LinkedIn-Profil:
Da steht „McKinsey“. Was mich irritiert, denn sonst finde ich nirgends einen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen Berlin Global Advisors und McKinsey.
Allerdings habe ich bei der Suche zufällig etwas anderes gefunden, denn 2022 schreibt das Handelsblatt über ein anderes, aber anscheinend deckungsgleiches Unternehmen:
In Berlin entsteht eine neue Beratungsgesellschaft: Jan Kallmorgen, Lutz Meyer, Joachim Lang und Ana-Cristina Grohnert führen ihre Firmen zusammen und gründen die Berlin Advisors Group. Das hat das Handelsblatt von den Unternehmerinnen und Unternehmern erfahren.
Die neue Gesellschaft vereint die Boutiquen Berlin Global Advisors, Lutz Meyer & Company, Strategic Minds Company sowie Corporate Transformation Advisors. Das Unternehmen startet mit rund 50 Mitarbeitern an Standorten in Berlin, Frankfurt und Brüssel. Thematisch deckt die Beratungsgesellschaft die Bereiche Nachhaltigkeit, Geopolitik, Energie, Personal und Kommunikation ab.
Hintergrund für die Kooperation ist eigenen Angaben zufolge die durch Krisen gestiegene Komplexität der Wirtschaftswelt und die daraus resultierenden gewachsenen Anforderungen an Beratungsleistungen.
[…]
Gründungspartnerin Grohnert ist frühere Vorständin des Versicherungskonzerns Allianz und erfahrene Wirtschaftsprüferin (EY). Sie führte zuletzt als Inhaberin die Unternehmensberatung Corporate Transformation Advisors. Zudem ist sie seit vielen Jahren die Vorsitzende des Dax-Netzwerks „Charta der Vielfalt“.
„Charta der Vielfalt“ – da weiß man gleich, woher der Wind weht. Und dann noch EY.
Da scheinen sich 2020 und 2022 einige Unternehmensberatungen gegründet zu haben, die die Bundesregierung in „Geopolitik“ beraten. 2022 wurde Baerbock Außenministerin – und *schwups* ist eine Unternehmensberatung da, die in Geopolitik, Nachhaltigkeit, Energie und Vielfalt macht.
Was mich nun aber interessiert ist dieser TV-Auftritt bei Lanz.
Die Frage ist nun: Sitzt da etwa ein nicht so offensichtlicher McKinsey-Mann und erzählt was davon, wie man die AfD wieder los wird?
Update: Weil einige Leute schreiben, er habe ja nicht die AfD als Nazis bezeichnet, sondern gesagt, dass die 10 Millionen Wähler nicht alle Nazis seien:
Es ist mehrdeutig, ich hatte mir das vorher angehört, man kann es auf zwei Arten verstehen.
Aber selbst, wenn er sagt, dass die Wähler nicht alle Nazis seien, wird damit zumindest gedanklich insinuiert, dass zwar die Wähler nicht alle Nazis seien, aber sie in eine solche Richtung wählen.
Und ich habe relativ wenig Verständnis für die Herangehenweise, dass man sie „zurückgewinnen“ müsse. Wovon? Dass sie wählen, was sie wollen, und nicht, was sie sollen?
Wäre es nicht umgekehrt richtig, dass man nicht die Wähler „zurückgewinnt“, sich also nicht die Wähler nach den Politikern zu richten haben, sondern umgekehrt die Politiker sich nach den Wählern?
Was soll das, die Meinung von 10 Millionen Wählern als kategorisch falsch und verloren hinzustellen?
Wäre es nicht umgekehrt Aufgabe der Politik, den Willen von 10 Millionen Wählern abzubilden?