Ansichten eines Informatikers

Durchfallquote 97,4 Prozent

Hadmut
29.3.2025 13:13

Berliner Schüler beim Gymnasiumstest.

Im Original der Tagesspiegel hinter Paywall, daraus offen lesbar abgeschrieben die BZ, berichten über desaströse Ergebnisse an Berliner Schulen:

Der Probetag fürs Gymnasium – für die Mehrheit der Schüler hatte er ein desaströses Ende. Nur 51 von 1937 Kindern bestanden den Eignungstest. Durchfallquote: 97,4 Prozent!

Was so natürlich nicht stimmt und täuscht, weil zum Probeunterricht ja ohnehin nur die Schüler müssen, die nach der sechsten Klasse auf der Grundschule nicht wenigstens eine Note 2,2 hatten. Dazu steht hier:

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sah ihre Befürchtung bestätigt, dass das Gymnasium als „elitäre Bildungseinrichtung“ gestärkt werde. Die Grünen kommentierten die Ergebnisse dahingehend, dass der Probeunterricht die soziale Ungleichheit verschärfe, und die FDP sprach von einem „Armutszeugnis für den Berliner Senat“.

Ein Blick hinter die schiere Zahl von 97,4 Prozent Fehlversuchen offenbart allerdings, dass zur Wahrheit auch ein paar erklärende Fakten gehören: Darunter etwa, dass Grundschulen einen Teil ihrer Sechstklässler offenbar viel besser benotet haben, damit sie eine 2,2 schaffen und gar nicht erst am Probeunterricht teilnehmen müssen. Das habe dazu geführt, dass es letztlich vor allem leistungsschwächere Schüler waren, die überhaupt für die Teilnahme am Test übrig blieben, heißt es.

Was natürlich eine statistische Frage aufwirft: Sind Berliner Schüler besser als diese Durchfallquote von 97,4 Prozent, weil sich das nur auf die bezieht, die vorher schon nicht mindestens eine 2,2 geschafft haben, die guten Schüler darin also gar nicht erfasst werden?

Oder sind sie noch schlechter, als es den Eindruck macht, weil die Schulen schummeln, indem sie vielen Schülern eine zu gute Note geben, damit sie an diesem Test nicht teilnehmen müssen? Wäre die Zahl der geprüften Schüler bei realistischer Benotung größer und deren Durchfallquote dann noch höher?

Anders gefragt: Wieviele der Schüler insgesamt, also auch derer, die eine Note von mindestens 2,2 bekommen haben und deshalb ohne Test aufs Gymnasium konnten, sind überhaupt gymnasiumsfähig?

Und die linke Ideologenschaft blubbert natürlich wieder, dass das nicht in ihre Ideologie von der Gleichheit passe, dass das soziale Ungleichheit verschärfe.

Es gab allerdings mal eine Zeit, als das Gymnasium wirklich nur die Schule der Besten war und nur ein winzig kleiner Teil der Bevölkerung studierte. Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich glaube mich erinnern zu können, irgendwo gelesen zu haben, dass früher nur etwa 2,5% der Bevölkerung, und irgendwo stand auch mal was von unter 1%, überhaupt Akademiker wurden. Und die große Zahl der Schüler einen Hauptschulabschluss oder eine mittlere Reife machte (oder das damalige Äquivalent) und dann einen Ausbildungsberuf erlernte und ergriff.

Es ist eine interessante Frage, wie man diese Schüler unter heutigen Bedingungen, wo das Gymnasium als Normalfall angesehen wird, und sie daran scheitern, in den Arbeitsmarkt bringen will. Denn die Realität ist auch, dass viele Berufe heute viel weniger körperlich anstrengend sind, aber intellektuell fordernder sind, weil man in kaum noch einem Beruf auskommt, ohne lesen, schreiben, Computer bedienen zu können.