Ansichten eines Informatikers

Die IT-Sicherheit von Mecklenburg-Vorpommern

Hadmut
7.4.2025 13:38

MeckPomm tut sich schwer mit der Digitalisierung.

Ich hatte vor drei Jahren schon geschrieben, dass die da ihre Küste nutzen, um Geld und Software im Meer zu versenken.

Neulich hatten wir ja schon, dass das „Zentrum für Digitalisierung MV (ZDMV)“ vor dem Aus steht. Die scheinen da auch sehr rustikale Personalsitten zu haben:

Personell kündigen sich auch an anderer Stelle Konsequenzen an: ZDMV-Leiterin Corina Croissant-Kannt ist für einen Wechsel an der Spitze der Lotto-Gesellschaft MV im Gespräch, dort hört der Übergangschef Hubert Ludwig, der bis zu seiner Pensionierung das landeseigene Datenverarbeitungszentrum (DVZ) geleitet hatte, demnächst auf.

Digitales … Lotto … alles dasselbe in MeckPomm.

Schön:

Trotz der vielfältigen Aufgaben des LAiV, das unter anderem die E-Akte als Pilotbehörde einführen soll, hat die Leitung des ZDMV offenbar keinen Überblick über die anstehenden Arbeiten. Mitarbeiter seien mit dem Wechsel ins ZDMV mit zusätzlichen Arbeiten wie der IT-Beschaffung beauftragt worden. Das sei – so heißt es in dem Brief – “angesichts einer schon jetzt bestehenden extremen Belastung praktisch nicht möglich”. Eine wichtige Aufgabe fiel offenbar ganz “hinten runter”: Der Support der Mitarbeiter, wenn die akute Probleme mit ihrem Dienstrechner haben.

Aber dafür sind sie ganz vorne mit dabei, was den Stand der Technik angeht:

Erschwerend komme hinzu, dass die ins ZDMV gewechselten Mitarbeiter nur mit eingeschränkt funktionierenden Laptops über alte Datenleitungen mit ihrer neuen Behörde kommunizieren müssten. Die Erfassung ihrer Arbeitszeit erfolgt laut Brief nicht digital, sondern wegen eines fehlenden Zeiterfassungssystems per Excel-Tabelle. Verabredete Treffen mit der Spitze des ZDMV seien oft ohne Ankündigung abgesagt worden. Auf Anfrage, wie die diversen Probleme bei IT-Anwendungen, Sicherheit und Betrieb gelöst werden könnten, habe das ZDMV nur “allgemein gehaltene Antworten” gegeben.

Arbeitszeit nicht digital, sondern wegen eines fehlenden Zeiterfassungssystems per Excel-Tabelle. Ach, hübsch. Anscheinend hat man da Formulare auf Papier drucken lassen, auf denen oben „Excel-Tabelle“ steht, und keiner hat’s gemerkt.

IT-Sicherheit

Digitalisierung MV: Brandbrief beklagt Mängel bei der IT-Sicherheit

Das Schreiben des Hauptpersonalrats an Innenminister Christian Pegel (SPD) liest sich wie ein Frontalangriff auf die Digitalpolitik der Landesregierung: Momentan gebe es für die Sicherheit der Landes-IT bei Störungsfällen nur einen Mitarbeiter. Das müsse angesichts der Cyber-Angriffe wie zuletzt auf die IT-Infrastruktur im Landkreis Ludwigslust-Parchim “die Alarmglocken klingeln lassen”. Das Finanzministerium habe drei weitere Stellen nur bis Ende des Jahres genehmigt. Auf diese befristeten Stellen werde sich aber keine IT-Fachkraft bewerben, heißt es in dem Schreiben, das dem NDR vorliegt.

Die oberste Mitarbeitervertretung beklagt außerdem Personallücken bei einem neuen landesweiten PC-Projekt für die Verwaltung, dem sogenannten vITA. Diese einheitlichen Rechner könnten nicht ordentlich ausgerollt werden, weil auch hier das Finanzministerium dauerhafte Stellenbesetzungen blockiere. Der Hauptpersonalrat beklagt ganz allgemein den Umgang der Regierung mit der Digitalisierung der Landesverwaltung. Vor 2022 seien Versuche, die IT-Struktur zu vereinheitlichen, immer wieder “an den Befindlichkeiten der vielen kleinen Könige in den Ressorts gescheitert”.

Und dann wären wir wieder beim ZDMV:

Abhilfe sollte das 2023 gegründet Zentrum für Digitalisierung (ZDMV) schaffen. Die Digitalbehörde sollte den IT-Betrieb in den Ministerien und Landesbehörden zentral organisieren – nicht jedes Ministerium sollte in Sachen Digitalisierung sein eigenes Süppchen kochen. Die mehr als zweijährige Arbeit des ZDMV war immer wieder von Kritik begleitet. Der Landesrechnungshof hielt die Behörde zuletzt für nicht arbeitsfähig. Ein interner Brief eines IT-Experten aus einer Behörde, die an das ZDMV angegliedert wurde, beklagte schlechter werdende IT-Qualität der Arbeitsabläufe.

Und auch da das zentrale Problem der IT-Sicherheit, das mir dann aber auch aus der Industrie bekannt ist:

Der Hauptpersonalrat wehrt sich dagegen, dass das ZDMV und seine Mitarbeiter quasi als Prügelknaben herhalten sollen. Die Behörde sei 2023 “zum Nulltarif” geschaffen worden, fast ohne zusätzliche Stellen, vor allem nicht an der Behördenspitze. Das ist in den Augen der Mitarbeitervertretung eine Art Geburtsfehler. Direkt an Pegel gerichtet heißt es: “Wir denken sehr wohl, dass Ihnen der Ernst der Lage und die Fehler bekannt sind.”

An den Mitarbeitern würde es nicht liegen, die seien mit viel Herzblut dabei. Allerdings seien die Grenzen erreicht. “Nach mehreren schweren gesundheitlichen Vorfällen, die eindeutig auch auf die arbeitsmäßige Mehrbelastung zurückzuführen sind, sehen wir durch Sie dringenden Handlungsbedarf.” Drei der insgesamt rund 50 Mitarbeiter sollen in den vergangenen Wochen Herzinfarkte erlitten haben, heißt es aus dem Umfeld es ZDMV, andere hätte psychische Probleme.

Man will nicht IT-Sicherheit.

Man will jemandem, dem man die Schuld geben und den man feuern kann, wenn es mit der IT-Sicherheit schief geht.

Das habe ich auch in der Industrie schon erlebt, dass man auf die IT-Sicherheit pfeift und die Aufgabe der IT-Sicherheitsabteilung darin besteht, a) alle Dokumente zu erstellen und auf dem neuesten Stand zu halten, mit der bei einem Sicherheitsvorfall der Vorstand gegenüber den Aktionieren und der Politik darlegen kann, dass er daran keine Schuld hat, und b) Leute vorzuhalten, die man bei Handlungsbedarf feuern kann.

Sowas hatte man mir ja auch mal angeboten: Hoch bezahlte Datenschutzstelle, keine Anwesenheitspflicht, gerne auch auf dem Golfplatz oder so, nur zwei Aufgaben: a) sich aus allem raushalten und weggucken. b) Gefeuert werden und widerstandslos gehen, wenn etwas anbrennt.

Was ist Digitalisierung heute?

Digitalisierung ist heute vor allem ein Vorwand für möglichst viele Versorgungsposten für parteinahe Günstlinge, garniert mit ein paar schlechtbezahlten und überlasteten Leuten, die die ganze Arbeit aus aussichtsloser Position heraus machen sollten.

Die Empfehlung

Da wir die Klimaerwärmung sowieso nicht mehr abwenden können, sollten wir lernen, auch die Vorteile und angenehmen Seiten eines deutlichen Anstiegs des Meeresspiegels zu sehen.