Was ist das?
Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.
Aber es erscheint mir haarsträubend. [Nachtrag]
[Nachtrag 2: Antwort gefunden, Anruf beim Kampfmittelräumdienst empfohlen]
[Nachtrag 3]
Ein Leser fragt an:
Mysteriöser Gegenstand
Guten Tag Herr Danisch,
ich verfolge Ihren Blog seit Jahren mit großem Interesse. Daher weiß ich, dass sie in der Vergangenheit bereits mit Hilfe der Schwarmintelligenz Ihrer Leser, die Herkunft von unbekannten Gegenständen lösen konnten.
Hier nun mein Fall: Ich laufe am Ostseestrand bei Olpenitz entlang und finde ein etwa 25cm langes und knapp 1cm dickes Röhrchen. Mit einem kleinen Loch von vielleicht 2mm ist es entsprechend dickwandig. Die Farbe ist graubraun. Zuerst denke ich an einen überdimensional langen Donnerkeil, da es farblich wie ein Stein wirkt. Ich nehme das Teil mit nach Hause und breche ein Stück ab. Um zu klären, ob es ein Kunststoff ist, halte ich ein Feuerzeug daran und bin erschrocken; es brennt sofort stark und mit dunkelgelber Flamme. Als ich das größere Stück anzünde, fängt das Teil plötzlich an zu pfeifen; ich werfe es auf den Boden und es zischt auf dem Boden hin und her. Das Pfeifen könnte durch den starken Verbrauch von Sauerstoff in Verbindung mit dem kleinen Loch entstanden sein…so entsteht auch ein Sog, der das Rohr wie ein Triebwerk bewegt.?
Ich vermute nun, dass es sich hier um ein militärisch genutztes Objekt handelt, ähnlich einer Signalfackel. Hier am Strand schwimmen Nachts manchmal Kampftaucher….könnte es daher stammen?Vielleicht konnte ich ja ihr Interesse wecken und sie haben Spaß an der Auflösung des Falles? Ich sende noch zwei Fotos mit, die helfen könnten. Bei den dunklen Verfärbungen handelt es sich um angeheftete Algen.
(Anmerkung von mir bzw. aus dem Netz:
Donnerkeile sind versteinerte Überreste der ausgestorbenen Belemniten (griech. für Geschoss). Diese waren eine Art Tintenfisch und lebten vor 358 bis vor 66 Millionen Jahren. Sie starben aus gemeinsam mit den Dinosauriern als Folge hoher vulkanischer Aktivität und eines grossen Meteoriteneinschlags. Donnerkeile sind Reste des hinteren, harten, kalkigen Teils des inneren Skeletts.
)
Weiß ich nicht.
(Fast) keine Ahnung.
Wenn jemand am Ostseestrand gelbe Steine findet, würde ich in aller Regel auf Phosphor aus dem zweiten Weltkrieg tippen. Allerdings würde der Leser dann nicht mehr fragen, denn dann, wenn der Phosphor trocken würde, wüsste er es. Deshalb würde ich vor allem warnen, was man an der Ostsee findet und was nach gelbem Stein aussieht:
Aber erstens sind Phosphor-Reste Klumpen und nicht Stäbe (zumindest nach allem, was mir bisher berichtet wurde, das könnte vielleicht auch anders sein), und zweitens: Der Leser hat es angezündet. Brennenden Phosphor kann man meines Wissens nicht mehr so ohne weiteres wieder löschen. Ich glaube, Wasser hilft da auch nicht. Ich weiß nicht mehr, was es war, aber es gibt irgendetwas, was so heftig brennt, dass es selbst Wasser den Sauerstoff entzieht. War das Phosphor? Ich glaube, da hilft nur im Sand verbuddeln.
Ich habe jetzt nicht gesehen, wie sich die Dinger beim Brennen verhalten, aber könnten das vielleicht irgendwelche Unterwasserschweißstäbe sein? Oder Taucherfackeln?
Was auch immer es ist: Ich halte es für eine ganz schlechte Idee, etwas Gelbes, was man am Ostseestrand gefunden hat, und von dem man nicht sicher weiß, was es ist oder was es nicht ist, mitzunehmen. Ins Wohnzimmer zu legen. Auch noch anzuzünden.
Leute, ich kenne mich damit zwar überhaupt nicht aus, und habe so etwas auch noch nie im Original gesehen, kenne das nur von Youtube-Videos. Ich kann nur dringend raten, äußerste Vorsicht walten zu lassen, an der Ostsee liegt eine Menge weißer Phosphor aus alter Munition herum, der aussieht, wie Bernstein, und sich entzündet, wenn er trocken und etwa 20°C warm wird. Höllengefährlich etwa in der Hosentasche, weil man das Zeug nicht nur nicht löschen kann, sondern das auch noch auf der Haut klebt und man das auch nicht mehr runterbekommt. Passt vor allem auf die Kinder auf!
Meines Wissens kommt das Zeug war in Klumpen und nicht in Stäben daher – aber wer weiß schon, was die da alles an Munition gebaut haben.
Und selbst wenn es Taucherfackeln, Unterwasserschweißstäbe oder so etwas wäre: Würde ich auch nicht in der Hosentasche oder auf dem Wohnzimmertisch haben wollen.
Leute, seid vorsichtig mit so einem Kram. Ich halte das für sehr fahrlässig, was der Leser da treibt.
In so einem Fall wäre mein Rat, wenn man nicht weiß, was das ist: Liegen lassen und bei Feuerwehr oder Polizei anrufen (in dem Fall nicht Notruf, sondern die normale Nummer) und fragen, ob die sowas kennen und wissen, was das ist. Die schicken dann, je nach dem, was es ist, die Feuerwehr mit Schaufel und Schubkarre oder den Kampfmittelräumdienst.
Es gibt inzwischen aber auch KI-Systeme, die Gegenstände auf Fotos erkennen können. Ich weiß nur nicht, welche öffentlich zugänglichen das können.
Nachtrag:
Lösung (Nachtrag 2)
Ein anderer Leser wusste, was das ist und verwies auf diese und diese Seite.
Die zweite Seite zeigt genau so ein Rohr.
Der brisante Fund bestand – wie sich nun zeigte – aus Nitrozellulose, einem Treibladungspulver ähnlich wie Schießpulver, das nur länger brennt. Es wurde früher in Stangenform in Granaten verwendet, damit die Geschosse eine höhere Geschwindigkeit erreichten. Die aktuelle Fundstelle liegt in der Nähe der ehemaligen Flugabwehr-Batterie Booknis Eck, (Marine Flak Abt. 211) und des Wracks einer Marinefährprahm, eines Landungsbootes der deutschen Kriegsmarine während des Zweiten Weltkrieges. An dieser Stelle haben nach Daten des Kampfmittelräumdienstes bei Kriegsende 2.038 Patronengranaten Kaliber 10,5 cm gelegen, über deren Verbleib bislang nichts bekannt ist. Der Marinefährprahm als Träger einer Flak war mit einer 8,8 cm Kanone und max. 200 Granaten bestückt gewesen. Solche Granaten wurden vom Kampfmittelräumdienst des Landes bereits mehrfach in dieser Gegend gefunden und beseitigt. Da das unbekannte Fundobjekt am Wasser gefunden wurde, handelt es sich wahrscheinlich um den brisanten Rest einer 8,8 cm-Granate.
Auch wenn der Vorfall noch einmal glimpflich verlaufen ist und nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Thematik der Munitionsbeseitigung von Großkampfmitteln wie Minen, Bomben und Torpedos steht, macht er deutlich, wie wichtig auch heute noch eine Aufklärung von Ostsee-Besuchern über unbekannte Fundobjekte am Strand ist, von denen nicht nur eine Gefahr für Menschen, sondern auch für die Umwelt ausgehen kann.
Erneuter Fund in Schönhagen
Am 23. Dezember 2013 erfolgte ein weiterer Fund am Strand von Schönhagen nördlich von Damp (RD). Zwischen Donnerkeilen befand sich ein etwa 8 cm langes, viel dünneres Gebilde, welches die Finder in Kenntnis der NABU-Webseite sofort an den Fund vom 27. Oktober 2013 erinnerte. Ein “Anzündtest” bestätigte die Vermutung, wie Mario Finkel dem NABU berichtete. Der NABU rät allerdings dringend davon ab, verdächtige Objekte am Strand auf ihre Brennbarkeit zu testen!
Das Ding ist wohl eine Treibladung aus Nitrozellulose. Sogenanntes „Stangenpulver“.
Und der Leser, der das gefunden hat, hat das Ding sogar mal angezündet, um zu sehen, ob es brennt. Und gestaunt, wie sehr es brennt.
Ich habe ihn gerade aufgefordert, sich unverzüglich mit der Feuerwehr oder dem Kampfmittelräumdienst in Verbindung zu setzen.
Mir kam das mit der Bohrung, mit dem Loch der Länge nach, doch gleich so verdächtig vor. Deshalb hatte ich erst auf Unterwasserschweißstäbe getippt, weil ich annahm, dass man da vielleicht Sauerstoff aus einer Flasche durchbläst, aber so baut man eben auch Raketen. Feststoffraketen brennen nämlich nicht, wie man gerne glaubt, von unten nach oben, sondern von innen nach außen. Die habe in der Mitte ein langes Loch bis ganz oben und werden innen auf der gesamten Länge gezündet, damit da genug Druck entsteht.
Nachtrag 3: Hier werden diese Stäbe auch beschrieben.