Stell Dir vor, es ist Maischberger und keiner geht hin …
Vom Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk.
Als ich nach Berlin gezogen bin, habe ich damals mal so eine Tour durch die Talkshows gemacht und mich bei einigen Talkshows in Berlin als Zuschauer angemeldet.
Damals kostete das oft noch Eintritt, aber ich habe damals mitbekommen und mir wurde dann auch bestätigt, dass es denen dabei gar nicht um das Geld geht, sondern darum, dass die Leute auch kommen. Wer Eintritt gezahlt hat, egal eigentlich, wieviel, lässt einen Termin nicht verfallen. Wer aber nichts gezahlt hat, der lässt den Termin auch gerne ersatzlos fallen. Damals kostete das so um die 20 Euro. Das sank dann irgendwann auf 10 und dann auch auf 0. Bei Anne Will gab es noch eine Butterbrezel, was zu trinken und eine freundliche Begrüßung.
Das nämlich ist immer die Angst der Fernsehmacher: Dass sie das Studio nicht vollbekommen. Das sieht man ja dann im Fernsehen, und das sieht blöd aus.
In einer Show habe ich am Rande erfahren, dass sie mal ganz großes Unglück hatten: Ein großer Reisebus voller Rentner hatte sich angekündigt und Plätze gebucht, und dann hatte der Bus bei Abfahrt eine Panne und keinen Ersatz, fehlten auf einmal 60 Zuschauer. Man hat dann alle Mitarbeiter mobilisiert, damit die alle ihre Verwandten, Nachbarn, Freunde fragen, ob die sich nicht in die Sendung setzen können.
Stinksauer war ich dann mal bei einer Fernsehshow, bei der ich eine Karte gebucht hatte, auch Fahrkarte gezahlt, um hin zu fahren, dort zwei, drei Stunden gewartet habe, bis es losgeht, und dann nicht reinkam, weil ich kurz vorher Knieoperation hatte, deshalb nicht ewig in der Schlange anstehen konnte (und auch nicht dachte, dass ich das muss, weil ich ja eine Karte hatte), um dann, als die Schlange kurz wurde und ich rein wollte, erfuhr, dass leider keine Plätze mehr frei seien, man habe eine Bankreihe entfernen müssen.
Es kam eine an, die sich mit blumigen Worten entschuldigt und zugesichert hat, dass jeder eine Entschuldigung und Entschädigung bekäme – die natürlich nie kam.
Ich hatte am Rande noch mit einigen Leuten gesprochen, die da rumsaßen, aber nicht die geringsten Anstalten machten, da reinzugehen. Stellte sich heraus, dass das bezahlte Ersatzdarsteller waren, die man ins Publikum setzte, wenn nicht genug Leute kamen, oder die als Kandidaten mitspielen, wenn Kandidaten ausfallen oder sich als unbrauchbar erweisen und man keine Ersatzkandidaten findet. Die sitzen draußen, lesen ein Buch, und gehen nur rein, wenn sie reingerufen werden. Alles fake.
Ich kam damals zu dem Verdacht, dass das mit der angeblich entfernten Sitzbank nicht stimmte, sondern dass die einfach mehr Karten vergeben haben, als sie Plätze haben, damit die Bude auf jeden Fall voll ist. Das kennt man auch von Fluglinien, die mehr Tickets verkaufen, als es Plätze im Flugzeug gibt, damit das Ding immer voll ist, auch wenn Leute umbuchen. Das kennt man, habe ich schon erlebt, dass die dann den Verzicht quasi versteigern, dass sie rumfragen, wer freiwillig verzichtet und einen späteren Flug nimmt, und erhöhen langsam die Prämie, wer zuerst „hier“ ruft. Ich habe aber auch schon profitiert und deshalb auf einem Rückflug von Australien (wo es sich dann richtig lohnt) einen „free upgrade“ in die Business class bekommen, weil sie nicht genug Holzklasseplätze hatten.
Beim Fernsehen gibt es das nicht, da wird man verarscht.
Sandra Maischberger bekommt ihr TV Studio nicht voll: Für kommende Sendungen gibt es bis zu 4 kostenlose Tickets sowie Snacks und Freigetränk. #OerrBlog pic.twitter.com/jeHQcuddOa
— ÖRR Blog. (@OERRBlog) April 23, 2025
Es scheint, als zahlten die Leute nicht mehr, und als müsste man sie heute ködern, indem man was zu essen und zu trinken bekommt.
Andererseits: Wenn das mit der Inflation so weitergeht, sind ein Snack und ein Freigetränk bald mehr wert als die 20 Euro.
In den USA verwenden sie inzwischen Software, die Publikum künstlich erzeugt, leere Plätze ergänzt oder gleich die Halle füllt. Man sieht aber (nicht nur während Corona, sondern auch seither) immer wieder mal in Talkshows, dass da gar keiner mehr sitzt und die Bude leer ist.
Man kommt sich da auch irgendwie bekloppt vor. So als Verzierung, weil sie sehr genau steuern, wer wo sitzen darf und ins Bild kommt oder nicht. Meist werden Leute wie ich in die letzte Reihe gesetzt, während man hinter den Politikern, die man fördern will, fröhliche junge Leute setzt, damit man die sieht, wenn die Kamera auf den Politiker hält. Die setzen ja auch grüne Jubelstudenten ins Publikum um Stimmung zu machen.
Einmal ist es mir passiert, dass sie auf die vorderste Sitzbank nur mich und eine hübsche junge fröhliche Frau gesetzt hatten. Die haben ja immer einen, der mit der mobilen Kamera rumläuft und Studio- und Publikumsansichten zeigt. Wenn jemand was sagte, was der Redaktion gefiel und was die Fernsehzuschauer zuhause gut finden sollten, zeigten sie die junge, hübsche, lachende Frau. Als man aber etwas nur distanziert sehen oder schlecht finden sollte, zeigten sie mich, weil ich gerade grimmig, abwertend geguckt hatte. Ich war mir im Nachhinein nicht mal sicher, aber mein Gesicht auch zur Aussage gehörte, oder vorher zu einer anderen Aussage aufgenommen worden war. Vermutlich machen die das so, und zeichnen alle Spuren auf, um rausschneiden zu können, wenn einer Grimassen macht oder Stinkfinger zeigt.
Es ist interessant, die Abläufe mal zu sehen, aber Spaß macht das eigentlich nicht man wird da als eine Art Statist verheizt, der auch noch zahlt.