Vom Fotografieren auf dem Mond, und was man aus dem Fotografieren nackter Frauen dafür lernen kann
Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.
Ein Leser fragt an:
Hasselblad und das Fotografieren auf dem Mond
Hallo Herr Danisch,
kennen Sie sich auch mit der Hasselblad, ihren fotografischen Finessen und Möglichkeiten und mit ihrer Benutzerfreundlicheit aus?
Ich würde gerne wissen, zu welcher Einschätzung Sie zu den ab Minute 20:33 erläuterten Umständen in Bezug auf Fotografie auf dem Mond kommen?
Da ich mich wenig auskenne, ist mir klar, daß man mir auch ganz leicht was “vom Pferd” erzählen kann. Ihnen aber nicht.Darum würde mich sehr interessieren, ob Sie die Gedanken des Vortragenden um die Hasselblad teilen, oder zu einem ganz andren Ergebnis kommen.
Weiß ich nicht.
Schwieriges Thema, denn gerade in der Raumfahrt gibt es ganz viele Fallen, meistens physikalischer Natur, auf die man reinfallen kann, wenn man sich nicht sehr, sehr gut mit Physik und Astronomie auskennt, und ich halte das Thema für zu gefährlich, um sich da auf irgendwelche Aussagen einzulassen, wie dass es die Mondlandung nicht gegeben hätte. Es gab genug Länder, die den USA feindlich gegenüber stehen, die einen Schwindel aufgedeckt hätten, denn immerhin diente die Mondlandung ja dem Zweck, die USA als weltweit führend hinzustellen – während man kalten Krieg mit Russland und heißen in Vietnam hatte. Das hätte man sofort aufgeklärt. Und es waren, weil die Erde sich ja dreht und der Mond eine Bahn hat, viele Länder involviert, die Flugbahn zu verfolgen und den Funkkontakt aufrechtzuerhalten, wenn die USA gerade abgewandt sind (vgl. die australische Filmgroteske „The Dish“, in der es darum geht, dass die Australier Mist gebaut haben, die Fähre auf dem Flug verloren haben und irgendwas erfinden, damit die USA es nicht merken, oder so ähnlich, schon lange her). Ich glaube nicht, dass die Mondlandung gefälscht war, weil es viel schwieriger gewesen wäre, die so zu fälschen, dass alle darauf hereinfallen, als tatsächlich zum Mond zu fliegen.
Außerdem haben auch mehrere Länder, die den Mond astronomisch und mit unbemannten Sonden untersuchen, bestätigt, dass die Hinterlassenschaften dort wirklich herumstehen. Wie sollen die da hochgekommen sein? Man könnte freilich behaupten, dass die Amerikaner das Zeug mit einer späteren Mission unauffällig hochgeschafft hätten – aber wäre das nicht aufgefallen?
Ich halte es für problematisch, sich immer nur ein paar Details herauszusuchen, die die eigene Sicht bestätigen (confirmation bias), und alles andere zu ignorieren, was die eigene Sicht nicht erklären kann.
Dazu müsste man so viel wissen, dass man eigentlich Raumfahrtexperte sein muss, der sich ein Leben lang damit befasst hat.
Ich glaube nicht, dass man mit „Hausfrauen-Wissen“ oder „gesundem Menschenverstand“ das Thema beurteilen kann. Schwerelosigkeit/geringe Gravitation und Vakuum/Atmosphärelosigkeit haben viele Eigenschaften, die unser „Menschenverstand“ gar nicht kennt. Ich halte es für äußerst gefährlich und auch dumm, mit irgendwelchen Bauernweisheiten an so ein Thema zu gehen.
Das Thema Mondfotos
Ich halte die ganze Herangehensweise, in den Mondfotos irgendwelche Fehler finden zu wollen, die die Mondlandung eines Fakes überführen, für untauglich.
Erster Punkt: Fake
Ich fange mal mit einer Erkenntnis an, die ich erlangt habe, als ich als Student Anfang der 90er Jahre auf Aktworkshops war. Da kommen also so ungefähr acht Leute zusammen, die zwei Gruppen zu vier Leuten bilden, die abwechseln je 20 oder 30 Minuten fotografieren, also immer vor vorne am Aufbau sind und fotografieren, während die anderen vier hinten warten. Das hört sich nicht nur schrecklich an, das ist auch schrecklich, weil es schrecklich ist, wenn ein Aktmodell da steht und dann in jeder Pose der Reihe nach jedem ins Objektiv schaut. Das ist wirklich schrecklich, aber so lernt man das halt, weil das anders zu teuer wäre und man anfangs sehr schnell erschöpft ist, weil das sehr anstrengend ist.
Weil dann immer vier vorne stehen und die anderen vier hinten, beim Fotokram, den jeder dabei hat, hat man eigentlich immer Angst um seine Ausrüstung. Jeder bringt da eine oder zwei Fototaschen voll mit Kameras, Objektiven und so weiter mit, je nachdem, wieviel Geld man dafür hat, aber relativ zu den eigenen finanziellen Kapazitäten immer „sehr wertvoll, tut sehr weh, wenn weg“. Ich habe immer alles beschriftet, aber es zeigte sich, dass dort niemand Fotoausrüstung klaut. Man muss nur aufpassen, dass die Leute nicht versehentlich etwas einpacken, weil sie die gleiche Ausrüstung, die gleichen Objektive haben und man die nicht unterscheiden kann (wer hat schon die Seriennummern im Kopf?), weshalb ich immer alles beschriftet hatte. Mir ist da auch nie etwas weg gekommen.
Was aber durchaus geklaut wird, und worauf man höllisch aufpassen muss: Belichtete Filme.
Aktfotografie ist sehr schwierig (deshalb geht man ja zu solchen Workshops, damit man viel lernt), und das war sie besonders in der Zeit des chemischen Films, weil man das Ergebnis ja nicht sofort kontrollieren konnte wie heute bei Digitalkameras. Profis haben damals Polaroids gemacht oder auch mal gebrüllt „Keiner bewegt sich!“ um tatsächlich mal schnell Filme entwickeln zu gehen, aber das geht für Amateure natürlich alles nicht. Und viele waren schon mit der Technik überfordert, das mit Blende und Messung und so weiter zu verstehen. Und dann noch ein ausgewogenes Bild zu machen, weil Aktfotografie ja sehr leicht vermurkst aussieht und misslingt.
Und deshalb haben manche Leute den anderen die belichteten Filmrollen geklaut, weil sie Angst hatten, dass sie einen Haufen Geld ausgeben, sich als Aktfotograf titulieren oder ihrer Frau zumuten, dass sie Tausende (damals) D-Mark ausgeben, und dann zurück kommen und nur Murks auf den Bildern haben, weil sie die vielen Einstellungen an der Kamera nicht kapiert haben oder einfach nicht fotografieren können.
Übertragen wir das auf den Mond:
Stellt Euch vor, Ihr wollt die führende Nation sein, gebt Milliarden aus, baut 10 Jahre an einer Mission, ein Kraftakt sondersgleichen, und schafft das dann auch, legt die größte technische Leistung der ganzen Menschheitsgeschichte hin – und sollt dann öffentlich einräumen, „Sorry, wir haben keine guten/gar keine Bilder, wir haben das Fotografieren vermurkst.“
Dann würde man versuchen, die Bilder hinzudengeln oder zu faken.
Selbst wenn man also beweisfest nachweisen könnte, dass die Bilder Fake sind, würde das nicht mehr bedeuten, als dass die Bilder Fake sind. Es heißt nicht, dass die Mondlandung Fake war.
Auf mich wirkt schon der ganze Ansatz dumm, aus Fehlern der Bildern folgern zu wollen, dass die Mondlandung Fake ist. Wenn man, wie es viele Leute tun, behauptet, dass man so gar nicht fotografieren könnte, schon gar nicht auf dem Mond – dann könnte das sogar sein, aber daraus folgt eben nicht, was die Leute daraus folgern wollen. Vielleicht sind die Bilder Fake, weil sie keine guten hatten. Kann ja gut sein, dass das mit dem Fotografieren schief gegangen ist. Es ist mir auch passiert, dass ich nach einem Fotoworkshop – man ist da unter Stress – hinterher alle meine Bilder für peinlichen Müll hielt. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Die konnten es sich nicht leisten, ohne spektakuläre Bilder zurückzukommen. Vielleicht sind die Bilder gefälscht, das sagt aber dann nur, dass die Mission schwierig war, nicht, dass sie auch gefälscht waren. Die Leute, die damals auf den Workshops Filmrollen geklaut haben, haben damit ihre Bilder gefaked, die sie zuhause vorzeigten – trotzdem hat der Workshop stattgefunden.
Zweiter Punkt: Nachbearbeitung
Der nennt sich ausgebildeter Fotograf und argumentiert, dass bei einer Gegenlichtaufnahme der Astronaut vorne schwarz aussehen müsste.
Halbahnung. Eine echte, traditionelle Fotografenausbildung kann der nicht haben. Der kennt anscheinend nur Digitalfotografie.
Das Stichwort heißt: Abwedeln.
Zur Zeit rein chemischer Fotografie hat man nämlich gerade solche Probleme wie Gegenlicht und so weiter gemildert, indem man beim Ausbelichten des Negativs im Vergrößerer auf Fotopapier Stellen, die zu dunkel sind „abgewedelt“ hat, indem man an einem Stab ein Stück Pappe in Form des betroffenen Bereichs herumgewedelt hat, damit der Bereich weniger Licht abbekommt, also weniger dunkelt. Das machen heute Graphikprogramme mit der Maus oder automatisch, und verwenden dazu sogar noch die alten Fotolaborbezeichnungen „Dogde and Burn“, und haben sogar als Symbol ein Stäbchen mit einer Wedelmaske.
Würde der Astronaut also wegen Gegenlicht zu dunkel erscheinen, dann würde man ihn entweder beim ausbelichten klassisch „abwedeln“, damit er hell erscheint, oder einfach mehrere Ausbelichtungen mit unterschiedlicher Belichtungszeit machen, den hellen Astronauten ausschneiden und auf das Bild kleben, auf dem der Hintergrund richtig ausbelichtet ist.
Das wäre ein manipuliertes Bild, aber kein Fake des Inhaltes, weil das eben die dem Stand der Technik entsprechende Herangehensweise war, mit zu hohen Kontrasten umzugehen. Im digitalen Zeitalter heißt das „HDR“, „High Dynamic Range“, und viele Kameras können das schon eingebaut. Und kein Mensch sagt bei einem HDR-Foto, dass das eine Fälschung war, sondern lobt den Fotografen, dass er das einsetzt. Macht man genau dasselbe, nur analog, chemisch, mit Schere, dann soll es plötzlich eine Fälschung sein.
Meines Erachtens hat der Typ in dem Video höchstens mittelmäßige Ahnung von Fotografie und auch nicht klassisch, wohl kaum eine Fotografenausbildung, weil er offenbar nicht weiß, wie man klassisch mit Gegenlichtaufnahmen umgeht.
Es könnte also gut sein, dass die Fotos nicht echt in dem Sinne sind, dass sie genau so aufgenommen wurden. Es könnte aber sein, dass sie aus Material zusammenretuschiert wurden, das dort aufgenommen wurde – weil man das mit damaligen Mitteln und unter diesen Umständen und mit diesem Wissen vielleicht gar nicht besser, richtig fotografieren konnte.
Vorbereitung
Viele argumentieren, als hätte man den Astronauten vor Abflug noch eine Kamera hin die Hand gedrückt und gesagt „Mach mal ein paar Fotos – Du kannst doch wohl Deine Kinder knipsen, und schwerer ist das auch nicht …“
Blödsinn.
Ich habe mal vor vielen Jahren, noch in den 90ern, in einer Fotozeitschrift einen Artikel gelesen, mit wieviel Aufwand man da rangegangen ist. Die NASA und Hasselblad haben sich enorm viele Gedanken gemacht. Beispielsweise den Auslöser so gebaut, dass man mit Astronautenhandschuhen drücken kann.
Oder andere Schmiermittel verwendet, die Kälte und Vakuum widerstehen.
Die haben die Schärfeeinstellung vorher intensiv mit den Astronauten geübt und trainiert. Gerade die Entfernungsabschätzung, weil die eben nicht mit Helm gut messen konnten, haben die ausgiebig trainiert und geübt. Die haben sich da extra Gedanken darüber gemacht, wie das geht.
Auch die Belichtung haben die sich überlegt, und das ausgerechnet, mit welchen Belichtungszeiten zu rechnen ist. Dann hatten die da, an die Details kann ich mich nicht mehr erinnern, irgendwelche Vergleichstafeln dabei, anhand derer man die Lichtstärke abschätzen konnte.
Dazu hatten die natürlich die besten Filme mit dem größten verfügbaren Dynamikumfang.
Die sind da nicht einfach hingegangen und haben mal ein paar Bilder gemacht. Man sieht ja, dass die ganze Kamera für den Mond gemacht war.
Leute, glaubt Ihr ernsthaft, eine Firma wie Hasselblad, die damals für die besten verfügbaren Kameras standen, einen Ruf wie Donnerhall hatten, bauen eine Kamera für das Fotografieren auf dem Mond, von deren Ergebnissen auch der Ruf des Unternehmens abhängt, und die besten verfügbaren Kameraingenieure kämen nicht auf die Idee, das Problem mit der Entfernung und der Belichtung, die Grundfunktionen der Fotografie, vorher zu lösen?
Ich halte diese ganze Art und Weise, die Fotos und die ganze Mondlandung auf diese Weise in Frage stellen zu wollen, für unfassbar naiv, als würde man das eigene kleine Gartenzwerg-im-Vorgarten-Weltbild zum Maß aller Dinge machen. Also würden die da oben fotografieren wie Papa auf dem Sonntagsspaziergang. Die haben sich da unheimlich viel überlegt und ihr ganzes Wissen reingeworfen. Leute, die sind bei Hasselblad weder blöd noch unfähig. Glaubt Ihr allen Ernstes, Hasselblad baut eine Mondkamera, ohne sich über Entfernung und Belichtung Gedanken zu machen und die Astronauten vorher zu trainieren?
Die Profi-Herangehensweise
Ich habe mal beschrieben, dass Profifotografen nicht unbedingt besser fotografieren als Amateure – aber viel mehr und dann sieben sie härter aus.
Wieviele bekannte Fotos gibt es vom Mond? Vier? Fünf?
Eine Grundregel beim Fotografieren ist es, Belichtungsreihen zu machen, wenn man die Belichtung nicht im Griff hat, damit man sich später die guten Bilder heraussuchen kann.
Es ist doch völlig bescheuert, zu sagen, dass man auf dem Mond keine so guten Fotos machen kann, wenn man die gar nicht alle gesehen hat. Vielleicht haben die ja 90% ihrer Bilder versemmelt. Vielleicht sind die Bilder, die man kennt, ja nur die paar wenigen, die was geworden sind. Vielleicht sind die anderen zu stark über- oder unterbelichtet, dass auch ein hochdynamischer Film das nicht mehr retten konnte.
Vielleicht stimmt das ja, dass man auf dem Mond fast nur Murks fotografiert. Aber sie den Murks halt nicht rausgegeben haben.
Weitwinkel
Manche fragen, wie die eigentlich gezielt haben.
Vielleicht haben sie das nicht. Vielleicht hatten sie das Ding vor dem Bauch und einfach grob in die Richtung gehalten und abgedrückt, ohne zu wissen, was sie tun.
Das Stichwort heißt: Ausschnittvergrößerung.
Ich vermute, dass Hasselblad denen für so eine Anwendung ein Weitwinkelobjektiv draufgeschraubt hat. Und weil es auf dem Mond ja gleißend hell ist, einen sehr unempfindlichen – damit aber dynamisch umfangreichen und hochauflösenden – Film reingetan hat. Das kann man dann hinterher ausschneiden.
Keine Beurteilungsgrundlage
Anders gesagt: Man kann das anhand der veröffentlichen Fotos überhaupt nicht beurteilen.
Man müsste, um das beurteilen zu können, die Negative haben. Und die habe ich noch nirgends gesehen.
Fälschung zum Zweck der Fälschungskennung?
Man muss halt immer auch aufpassen, ob Bilder überhaupt NASA-original sind, oder ob nicht manche die Bilder manipuliert und in Umlauf gebracht haben, um dann „Fälschung!“ zu schreien.
Fazit
Es tut mir leid, aber der Mann im Video macht auf mich nicht den Eindruck, als hätte er Ahnung von Fotografie.
Keine Ahnung, ob die Bilder echt sind (ich vermute, dass die Mondbilder stark nachbearbeitet sind, wie man das damals im Labor gemacht hat), und tatsächlich sehen manche Stellen auf manchen Fotos seltsam aus.
Aber:
Was ich bisher an Einwänden gesehen und gehört habe, weckt bei mir mehr Zweifel an der Sachkunde derer, die sie äußern, als an der Mondlandung. Vieles, wie das Argument mit dem Gegenlicht, ist nur auf den ersten Blick überzeugend. Sie wissen zwar, was Gegenlicht und das Problem damit ist – aber sie wissen nicht, wie man in den 60er und 70er Jahren routinemäßig mit solchen Situationen umgegangen ist und das Problem gelöst hat.
Und sich beschäftigen sich nicht damit, wie Hasselblad und die NASA sich um die Probleme gekümmert und die Astronauten vorbereitet haben. Das war kein Sonntagsspaziergang, auf dem Papa mal die Kamera mitnimmt und den üblichen Mist zusammenknipst.
Und sie können sich nicht vorstellen, dass die da vermutlich wirklich viel Mist produziert haben, die NASA aber natürlich nur die guten Aufnahmen rausgibt.
Sorry, aber sowas wirkt für mich wie auf der gleichen Ebene wie wenn Feministinnen behaupten, Mikrofone wären für Männer gebaut und würden Frauen kreischig klingen lassen oder Kameras wären von weißen Männern nur für Weiße gebaut und könnten Schwarze nicht fotografieren.
Das ist so eine Mode geworden, aus der Unwissenheit heraus nicht nur zu schwätzen, sondern die eigene Unbedarftheit, Naivität noch zum Maßstab aller Dinge zu machen und sich selbst über die zu stellen, die sich intensiv damit beschäftigen. Das ist so in Mode gekommen, draufloszuschwätzen und sich überlegen zu fühlen.
In der Sache mit den Fotos sind viel zu viele Unbekannte und Nachberbeitungsschritte, als dass man daraus groß irgendwas folgern könnte, solange man nicht die Originale hat.
Man kann mit den Fotos eigentlich nur eines machen: Man kann sie sich an die Wand hängen, sie angucken und sich darüber freuen. Und man kann es bleiben lassen.