Ansichten eines Informatikers

Gedrehte Displays

Hadmut
25.4.2025 12:18

Mal wieder was Technisches.

Ich hatte gerade bei zwei neuen, kleinen China-Notebooks (verschiedene Hersteller, verschiedene Modelle), die aber beide neue Technik haben (N100 und N150-Prozessor, drehbares „Yoga“-Display) das gleiche Problem:

Sobald Linux anfängt, schon ab Grub, erscheint alles um 90° gedreht, steht jedes Bild auf der Seite.

Dazu kam, dass bei einem der Notebooks kurz nach dem Starten des Kernels der Bildschirm ganz ausfiel, was auch anderen Benutzern dieses Notebooks so ging, man findet Textstellen im Netz, wonach Leute meinen, dass Linux auf dem Ding gar nicht laufe. Das stimmt nicht. Das alte Hausmittel, zu den Kernelparametern nomodeset hinzuzufügen, damit der Kernel an der Graphikeinstellung nicht herumschraubt (was bei neuer Hardware, die der Kernel noch nicht berücksichtigt, halt manchmal schief geht) löst dieses Problem, aber nicht die Drehung.

Kurios dabei ist, dass bei einem der beiden Rechner sogar im BIOS/UEFI eine Einstellung existiert, mit der man den Bildschirm drehen kann, und die dann, wenn das BIOS-Einstellungsmenü ganz normal aussieht, auf „nach rechts gedreht“ und nicht auf „normal“ steht. Da merkt man schon, dass etwas faul ist.

Der Kernel-Parameter fbcon=rotate:1 sorgt dann dafür, dass die Textausgaben, die um 90° nach links gedreht erscheinen, wieder normal aussehen, indem sie aus Sicht des Kernels um 90° nach rechts gedreht ausgegeben werden.

Auch im Desktop kann man die Drehung nach links kompensieren, indem man in den Bildschirmeinstellungen auswählt, dass man das Bild gerne „nach rechts gedreht“ hätte. Dann sieht es wieder normal aus.

Was ich noch suchen muss, ist, wo man das für den Login-Screen einstellen kann. Es ist etwas peinlich, man sieht – gerade als Informatiker – etwas bekloppt aus, wenn der Login-Screen um 90° gedreht auf dem Bildschirm erscheint. Persönlich würde es mich nicht so stören, aber so kann man ja nicht in die Öffentlichkeit, da ruiniert man sich schnell seinen Ruf. Bei X11 wüsste ich was, aber mit Wayland kenne ich mich noch kaum aus.

Die Ursache?

Ich habe mal Bug Reports aufgemacht, weil mir das als eine noch nicht ordentlich unterstützte Hardware vorkam, die Antwort eines Entwicklers war aber, was ich gedanklich schon vermutet habe: Es ist kein Treiber-Problem. Linux steuert die VGA-Hardware völlig korrekt an.

Das Problem ist ein anderes: Es sind beides 10-Zoll-Notebooks (eines 10.5, das andere 10.9 oder so). Sowas bekommt man heute in aktueller Hardware gar nicht mehr.

Und anscheinend werden keine Notebook-Displays in dieser Größe mehr gebaut, weshalb die Hersteller Displays einbauen, die eigentlich für Tablets gemacht sind. Und die sind eben vertikal und nicht horizontal orientiert (vermutlich weil Android und iOS eigentlich für Handys gemacht sind oder warum auch immer, denn technisch ist das eigentlich egal).

Das heißt: Aus Sicht der Hardware und der Software ist alles richtig, weil technisch gesehen die Notebooks tatsächlich ein Hochkant-Display haben (Portrait-Orientierung statt Landscape) und technisch gesehen alles korrekt angezeigt wird. Kann ja das Betriebssystem nicht wissen, dass das Display nicht normal ist, sondern ein Portrait-Mode-Display um 90° gedreht eingebaut wurde, statt ein normales Landscape-Mode-Display.

Nun muss ich erst mal rumprobieren. Ein Maintainer schlägt mir Optionen wie

video=DSI-1:panel_orientation=right_side_up
video=eDP-1:panel_orientation=right_side_up
video=eDP-1:panel_orientation=left_side_up

vor, die ich bei nächster Gelegenheit mal testen muss. Möglicherweise lösen die alle Probleme mit nur einer einzigen Einstellung.

Aber weil im Netz einige meinen, dass Linux auf diesen Geräten nicht installierbar sei: Stimmt nicht. Das sind ganz normale PCs, in denen nur ein Hochkant-Display um 90° gedreht eingebaut wurde, was man in Software durch Gegendrehung kompensieren muss. Und wenn gar nichts geht, das alte Zaubermittel nomodeset auspacken.

Nachtrag: Bootsplash abschalten mit nosplash ist in solchen Fällen auch immer hilfreich.