Ansichten eines Informatikers

Notlandung wegen iPad

Hadmut
27.4.2025 14:56

Ich habe mich immer gefragt, wie realistisch das ist.

Je nach Fluggesellschaft und Verbindung bekommt man im Flugzeug im Rahmen der Sicherheitsbelehrung den Hinweis, dass man sich dann, wenn einem das Handy in die Sitzritzen fällt (wenn ich mich recht erinnere, war die Formulierung irgendwas mit „seat structure“), man nicht versuchen soll, das Handy wieder rauszufummeln, sondern sich sofort an die Cabin Crew wenden möge.

Nun will ich das nicht in Abrede stellen, dass den Leuten ihr Handy runterfällt, ich habe ja in Flugzeugen schon ziemlich schräge Dinge gesehen (komme aber nicht an das heran, was die auf Youtube zeigen, aber Schlägereien und Polizeiteams, die widerspenstige Mütter aus dem Flugzeug entfernen, gibt es wohl vorrangig in den USA).

Ich habe mir oft überlegt, wie man ein Handy so in den Sitz verlieren kann, dass man es selbst nicht trivial wieder herausfischen kann, aber kam zu dem Gedanken, dass man wohl befürchtet, dass die Sitzmechanik – vor allem beim Neigen – das Handy und damit seinen Akku knacken kann und Brandgefahr besteht.

Meldung: Klemmendes iPad zwingt Flugzeug zu außerplanmäßiger Landung

Ein A380 (auch nicht gerade klein) der Lufthansa musste notlanden, weil jemandem ein iPad in den Sitz gerutscht war.

Flugzeugbrände gehören zu den gefährlichsten Vorfällen in der Luftfahrt, weshalb ein Airbus A380 der Lufthansa mit 461 Passagieren an Bord aus Sicherheitsgründen außerplanmäßig landen musste, nachdem sich ein iPad in einem Business-Class-Sitz verklemmt hatte.

Der Transatlantikflug von Los Angeles nach München wurde unterbrochen; die Besatzung entschied sich zu einer Zwischenlandung auf dem Boston Logan International Airport.

Nach Angaben der Fluggesellschaft erfolgte die Umleitung etwa drei Stunden nach Beginn des normalerweise elfstündigen Fluges. Das Tablet wies aufgrund des Drucks bereits sichtbare Verformungen auf, was bei der Flugbesatzung Alarm auslöste.

Beschädigte Lithium-Akkus können schnell in Brand geraten und setzen dabei erhebliche Mengen Rauch frei, was in der beengten Umgebung einer Flugzeugkabine zu großen Gefahren führen kann.

[…]

Luftfahrtsicherheitsexperten warnen seit Langem vor den besonderen Risiken, die Lithium-Ionen-Akkus während des Fluges darstellen. Wenn diese Stromquellen beschädigt werden, kann es zu einem sogenannten thermischen Durchgehen kommen – eine gefährlichen Kettenreaktion, bei der sich der Akku schnell überhitzt, entzündet oder platzt, wobei giftige Gase freigesetzt werden.

Die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration dokumentierte in den letzten Jahren zahlreiche Vorfälle mit Akkubränden in Verkehrsflugzeugen. Solche Zwischenfälle führten weltweit zu strengeren Vorschriften für den Transport von Ersatzbatterien und elektronischen Geräten auf Flügen.

Da stellt sich dann aber die Frage, wie sich ein iPad allein davon, dass es in den Sitz fällt, schon „sichtbare Verformungen“ aufweisen könnte. Da muss ja schon jemand entweder Gewalt angewendet oder aber es nicht gemerkt und sich dann draufgesetzt oder den Sitz flachgestellt haben.

Interessantes Problem, wenn man bedenkt, wieviele LiIon-Akkus man heute so mit sich herumschleppt. Fotoausrüstung mit IT-Kram kann leicht auf zwei Dutzend Akkus hinauslaufen.

Eine Frage ist allerdings, warum man die Sitze nicht so baut, dass die Cabin Crew sie ihm Zweifelsfall mit Bordwerkzeug zerlegen kann.

Irgendwann wird man das Problem radikal angehen.

Ich halte es zum Beispiel für grotesk, dass jeder Hersteller und fast jede Kamera, eigene Akkutypen hat, obwohl überall der gleiche Inhalt drinsteckt, und Handy-Akkus nicht zu tauschen sind.

Könnte man also, nur mal so ins Blaue gedacht, alle Geräte so bauen, dass die Akkus herausnehmbar sind und man mit insgesamt einem Dutzend, oder sagen wir mal, 20 genormten Akkugrößen hinkommt, man die Akkus alle zuhause lässt und sich am Ziel einfach ein paar Akkus für drei Wochen Urlaub mietet?

Das Verrückte ist ja, dass man heute ohne Handy nur noch schwer fliegen kann. Buchen, Einchecken, Bordentertainment, Essenbestellung … die setzen heute überall darauf, dass die Leute ihr eigenes Handy einsetzen.