Ansichten eines Informatikers

Metamorphose: Die Bürger sind die Presse

Hadmut
22.2.2015 15:38

Interessanter Gedanke.

Ich hatte ja in letzter Zeit öfters mal etwas über die Presse geschrieben, und es war – vorsichtig ausgedrückt – nicht immer von grenzenloser Liebe erfüllt. Ein Leser nimmt einen Artikel nun auf und führt ihn weiter. Und stellt die Frage: Brauchen wir die Presse überhaupt noch? Es gäbe inzwischen so viele Leute im Netz, dass die Bürger die Presse nicht mehr brauchen, sondern selbst die Presse geworden sind.

Interessanter Gedanke.

Versuchen da einige, noch irgendwie das sinkende Presse-Schiff zu retten?

Gibt es da ähnliche Effekte wie zwischen kommerzieller Software und OpenSource?

Hat die Politik da gerade das Problem, dass sie nicht mehr wie bisher die Presse steuern kann und ihr da gerade der Einfluss entgleitet?

18 Kommentare (RSS-Feed)

Leser X
22.2.2015 17:17
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“Die Presse” ist längst zu einem Organ von Staat und Kapital geworden, der Staatsfunk war es schon immer und der Konzernfunk ist das gleiche in Billig.

Das ist eindeutig und nachweisbar und das nicht erst seit nicht erst seit “Stop Putin”.

Wer allerdings die Schriften von Igittitgitt linken wie Noam Chomsky weder liest noch versteht und erst recht nicht widerlegen kann macht sich natürlich so ca. ein bis zwei Generation später Gedanken auf die andere “etwas früher” gekommen sind.

Ist z.B. “Warum die Mainstreammedien Mainstream” sind bekannt? Falls nein, warum nicht? Ein Standardwerk für Einsteiger.

Lügenpresse: Dieser Begriff ist klar und unwiderlegbar nachzuweisen und das in endloser Kette. Er produziert auf den Seiten der Medienhuren auch nur entschuldigendes Gestammel und weitere Verleumdungen und Lügen.

Warum jemand mit klarem Verstand so etwas Konsumiert will mir nicht in den Kopf. Das ist nichts anderes als Kaffeesatz lesen in der Kloschüssel.


Brak
22.2.2015 18:20
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“Warum jemand mit klarem Verstand so etwas Konsumiert will mir nicht in den Kopf. Das ist nichts anderes als Kaffeesatz lesen in der Kloschüssel.”

Ich nehme an, Leser X, Du meinst mit “so etwas” die Mainstreammadien und nicht die Werke Chomskys.

Ich anworte Dir. Der Leser will unterhalten, und nicht belehrt werden.Das Weltgeschehen heißt ja nicht umsonst Welttheater “Theatrum mundi”. Man muß sich nur einmal an eine normale Kaffeetafel seiner Engsten begeben und die Ohren aufspannen, wenn diese so ihr Innenleben auslehren …… Es will niemand lernen, es gibt keine Entwicklung, man will sich amusieren und so weiter vor sich hinwursteln, bis der Erlöser kommt. So war es immer!


FocusTurnier
22.2.2015 19:04
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OT, aber interessant. die Mainstreammedien berichten über die SPD:

“Der SPD laufen die Mitglieder davon

[……]

Die SPD war zum 31. Dezember 2014 in 8227 Ortsvereinen organisiert, ihr Frauenanteil lag bei 31,8 Prozent. Unter den neu eingeschriebenen Sozialdemokraten waren 2014 33,6 Prozent Frauen – ihr Anteil liegt damit unter der intern geltenden Frauenquote für Ämter und Mandate von 40 Prozent.”

http://www.welt.de/politik/deutschland/article137709602/Der-SPD-laufen-die-Mitglieder-davon.html


JochenH
22.2.2015 21:34
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Ich bin gegenteiliger Ansicht. Wir brauchen die Presse. Irgendwer muss einfach professionell informieren. Das ist eine wichtige Funktion, die man nicht dezentralisieren kann.

Dass die derzeitige Presse schwächelt ist klar, aber sie ist nicht ersetzlich. Aus meiner Sicht gibt es ein gravierendes Vakuum, so dass wesentliche Themen eben gar nicht in die Öffentlichkeit kommen und wir mit Randnotizen wie den urigen Europatouren der beiden griechischen Helden abgespeist werden.


Deckname: Ossi
23.2.2015 0:28
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@JochenH 21:34

Mit “Professionell informieren” habe ich leider so meine Probleme.
Deswegen haben Lügenpresse, Lügenradio und LügenTV keine Chance mehr bei mir. Zumal wenn man die Hintergründe der Betriebsabläufe bei den Tendenzbetrieben und der dort ausgeübten repressiven Toleranz kennt.
Das hat aber auch zur Folge, dass eventuell “gut gemachte” Sachen nicht auffallen.

Wer entscheidet über die Wichtigkeit der Information, dass ein Sack Reis in China wieder auferstanden ist?
Was ist mit Informationen, die es wert sind, mir nicht mitgeteilt zu werden? Wer legt dass fest?
Wo liegt zur Zeit sowas wie Kompetenz für eine ausgewogene Berichterstattung außer über den Stand der Kartoffelernte und zur Woche des vorbeugenden Brandschutzes und ob es Bratwurst gab?

Ich sehe da nix.
So was wie die Watergate Affäre würde heutzutage niemanden interessieren, weil keiner was darüber weis.
Selbst technische Unterhaltung ist mehr oder weniger PR mit ohne Substanz.(Wenn’s interessant wird, ist der Artikel schon wieder zu Ende.)

Und die Deutungshoheit der Politik ist längst verloren gegangen.
Das kann für diese gut sein und muss aber auch nicht schlecht sein.

Deswegen – kein Deal und kein Geld dafür. Punkt!


Der (r)echte Staat
23.2.2015 10:47
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@Deckname:Ossi
Wir hatten zwar kein Watergate. Dafür gab es etliche Angriffskriege in den letzten Jahrzehnten und die Snowden-Veröffentlichungen der totalen digitalen Überwachung schlagen den Boden aus den Fass mit Aufschrift Demokratie. Jeder -selbst die Hausfrau von nebenan- weiss Bescheid, aber keiner weiss weiter.
Auf meinem Rechner ist als Hintergrund ein Zitat von George Orwell: “Journalismus ist etwas zu veröffentlichen, was andere nicht wollen, dass es veröffentlicht wird. Alles andere ist Propaganda.”


Beifpflichter
23.2.2015 11:03
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D’accord. Seit Jahren ver-neuesdeutschland/aktuellekamera-isiert unsere Medienlandschaft zusehends. –
Deshalb ist als Kontrastprogramm ein neues “Wäst-Färnsähn” dringend nötig. – Da solches “geographisch” nicht mehr existiert, springt eben eine andere Mediensparte ein, nämlich das Web. – Ergo kann man nur die heftige Empfehlung ablassen fürderhin die Glotze immer seltener zu frequentieren (vor allem die sog. “Nachrichten”),und sich die diversen Käseblätter aus dem Haus zu verbannen.


prx
23.2.2015 11:06
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Beklagenswerte Qualität dadurch zu verbessern, indem man sie durch noch in Summe noch schlechtere Qualität ersetzt, scheint mir keine sinnvolle Strategie zu sein.

Informationsfilter sind notwendig. Das Gegenstück zu faktisch oft freiwillig effektiv gleichgeschalteten Medien ist eine Kakophonie, die sich dem Informationgehalt von Rauschen nähert. Darin hört dann dann zwar jeder seine Ahnen flüstern (d.h. er liest das raus, was ihm genehm ist), aber Information würde ich das nicht mehr nennen.


JochenH
23.2.2015 12:17
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Wie gesagt ist der derzeitige Zustand der Presse auch dergestalt, dass ich alle Abos (und das waren sehr viele) abgekündigt habe, nicht auf einmal, aber im Laufe der Jahre.

Aber eine gute Presse ist wichtig, die die richtigen Themen selektiert und die die Diskussion dieser Themen ermöglicht. Dazu einfache Grundregeln wie Information und Meinung sichtbar machen und nicht zu sehr vermischen.

Dieses Vakuum führt zu Informationsmängeln, die zB ein blog nur partiell ausgleichen kann. Ich kann zB von Hadmut nicht erwarten, dass er mich umfassend zu den wesentlichen Themen informiert!

Da die Printmedien dahin siechen, wären starke Online-Formate gefragt oder Hybride, wo eben Print und Online vorhanden sind. Die Welt ist aus meiner Sicht hier führend, aber noch weit suboptimal.


wahrheitsliebender
23.2.2015 14:08
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Was Deutschland brauchen würde/könnte, wären auf jedenfall solche Bürgermeister wie sie Israel hat:

http://www.n-tv.de/panorama/Buergermeister-stoppt-Angreifer-article14565166.html

Gruß!


Frank
23.2.2015 20:14
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Watergate ist doch niedliche Kinderkacke gegen das was seit spätestens 2001 läuft.
Jeden Tag drei solcher Skandale und die Welt wäre wieder in Ordnung.
Ich vermisse die Medien nicht, ertrage die ständigen Lügen,die offene und unterschwellige Propaganda schon lange nicht mehr.
Was ich wissen will erfahre ich ausm Internet und Büchern, der einen oder anderen technischen Fachzeitschrift und gut is.


Thomas
23.2.2015 20:19
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OT, und gerade frisch rausgekommen: http://www.dw.de/studie-mehrheit-der-deutschen-sieht-demokratiedefizite/a-18275392

Einige Lichtblicke:
“So bekunden laut Studie mehr als 60 Prozent der befragten Bürger, dass in Deutschland keine echte Demokratie herrsche. Schuld sei der starke Einfluss der Wirtschaft auf die Politik, die Wirtschaft habe mehr zu sagen habe als der Wähler.”

Aber auch solche Erkenntnisse:
“42 Prozent der Befragten gaben an, dass für sie soziale Gleichheit aller Menschen wichtiger sei als die Freiheit des Einzelnen.”

Die vollständige Presseerklärung ist zwar lesenswerter, gleitet aber zum Ende hin in politisches Konformitätsgedusel ab:
http://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2015/fup_15_044-studie-linksextremismus/index.html


Gedöns
23.2.2015 20:19
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Yasmin Fahimi:
„Der Mindestlohn ist eine historische Leistung, die lassen wir uns nicht kaputt machen. Vor allem nicht durch absurde Argumente. Wer es als Arbeitgeber nicht schafft, einen Stundenzettel ordentlich auszufüllen, ist entweder ein Gauner – oder schlichtweg zu doof. Das einzige, was mich an der aktuellen Diskussion freut: Jedem ist jetzt klar, wem Deutschland den Mindestlohn zu verdanken hat: der SPD.“
http://journalistenwatch.com/cms/yasmin-fahimi-dummdreister-gehts-nimmer/
Hmm, hat sie da die Mainstream-Medien gemeint? Ach so, ich vergaß: die Generation „irgendwas mit Medien“ sind ja meist freiberufliche Journalisten, für die kein Stundenlohn gilt. Ja, und so sehen diese Medien dann auch aus. Da gehe ich doch lieber knallhart in blogs rein, wo der Stundenlohn Null ist …

Ähm, na ja: hier etwas vom Reporter „Gedöns“ zur heutigen Pegida-Demo in Dresden (hat als Führungsplakat: „Gewaltfrei und vereint gegen Glaubenskriege auf deutschem Boden.“). Ich las heute ein Plakat: „Wir können Sie nicht zwingen, die Wahrheit zu sagen, aber wir zwingen sie, immer dreister zu lügen!“


Frank
23.2.2015 21:00
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@wahrheitsliebender

Haste den Artikel nicht gelesen?
Der hat mit ner bösen Schusswaffe auf den Messermann gezielt -sowas geht garnicht!
Da kriegen Waffenlobby /Waffenfetischisten nen Ständer.
Im zivilisierten Deutschland filmt der mündige Bürger sowas artig mit dem Handy,ruft beim dritten aufgeschlitzten Bauch die Polizei.
Die kommen dann irgendwann und malen mit Kreide stylische Figuren um die Opfer.
Und jetzt der Spruch :
Daß ist zwar nicht perfekt aber daß besten System daß er gibt -wie unsere Demokratie!
Einen hab ich noch :
ICH habe nochnie ne Schusswaffe gebraucht!


die grafenburger
24.2.2015 10:29
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die grafenburger
24.2.2015 18:47
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Uninteressierter
25.2.2015 9:12
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Interessanter Gedanke? Ja, wenn einem bei “die Presse” das in den Sinn kommt, was man sich unter “gute Presse” vorstellt.
Früher hat man sich auch mal gedacht, Jeder ist Wissen. Daraus entstand, unter anderem, Wikipedia, ausdrücklich ja auch mit der sich ergebenden Unabhängigkeit. Was man davon nun hat, ist hier bekannt: Stichwortgeber, nicht mehr, ansonsten Lug und Betrug, bis hin zu hauptamtlichen Artikel(um)schreibern.
Die Idee, der allgemeine Massenmensch könne richtige Presse machen, ist, gelinde gesagt, naiv.


JochenH
27.2.2015 11:52
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Die Bild greift diese Idee auf und läßt Bürger “Nein” sagen zur Griechenland-Rettung. Die Bild macht das wie üblich im Boulevard-Stil.

Auffällig ist gerade auf Twitter, dass nun die Bild aufgefordert wird, das zurückzunehmen bzw. werden Verbote solcher Aktionen vielfach gefordert, dazu Kai Diekmann persönlich in scharfer Form attackiert.

Ich finde die Vorgehensweise von Bild sicher nicht toll, aber durch Meinungsfreiheit gedeckt. Das Vorgehen der Gegner dagegen ist mir zu extrem.

Meinungen dazu?