Partielle Bildungsfinsternis
Ein alter Kumpel schrieb mir, dass er grollt, hadert und einer Grundschule zürnt.
Da war die Woche Sonnenfinsternis.
Gut, jetzt sind Sonnenfinsternisse politisch sowieso nicht mehr akzeptabel, weil als Astronomismen partriarchalische Auswüchse männlich orientierter Physik, die – vor allem deren Vorhersagen – ja nichts anderes sind als eine Machtdemonstration über die (bekanntlich weiblich konnotierte) Natur. DIe Historie der Astronomie zeigt ja, dass die in der Vergangenheit nur von Männern betrieben war (neueste Forschungen gehen allerdings in die Richtung, dass Ptolemäus eine Frau war und nur unter männlichem Pseudonym aufgetreten ist, um nicht unterdrückt zu werden).
Außerdem ist Empirie pädagogisch völlig veraltet, weil sie darauf hinausläuft, eine richtige Vorhersage über alle falschen zu stellen und ein bestimmtes Weltbild gegenüber anderen zu präferieren. Dies kann überwunden werden.
Stattdessen sollte man diskutieren, dass Sonnenfinsternisse Frauen strukturell benachteiligen, und außerdem homophob, weil nicht bunt. Das zeigt sich bereits daran, dass es die Finsternis heißt, und eine Finsternis ja bekanntlich als etwas negatives, bedrohliches, unheilverkündendes aufgefasst wird. Es zeugt von männlichem Patriarchat, dass negativ besetzte Vorgänge als weiblich bezeichnet werden.
Zurück zu besagtem Kumpel.
Der hat Kinder.
Die gehen zur Schule (womit wir wieder beim Thema wären).
Die Schule hat besorgte Lehrer.
Und die besorgten Lehrer wollten nur die Kinder Sonnenfinsternis gucken lassen, die eine ordnungsgemäße Schutzbrille vorweisen können. Alle anderen bleiben drin. Basta.
Nun ist besagter Kumpel aber aus meiner Generation, noch dazu handwerklich-naturwissenschaftlich drauf, und hat mal eben ad hoc und auf die Schnelle aus Klebeband, Alufolie, einer alten Schachtel (also ne Pappschachtel) und einem passenden Loch, das er noch übrig hatte, eine Art camera obscura gebaut, mit der man wunderbar und gefahrlos (nämlich mit Blick nach unten und nur auf das Abbild auf brauner Pappe) zugucken konnte, was passiert, und dabei außer Astronomie auch gleich noch was in Optik lernen und verstehen konnte, wie eine Kamera funktioniert.
Nun fragt der sich, und schlimmer noch: mich, warum die Kinder dort im Werkunterricht sowas nicht (mehr) lernen. Warum werden die zu reinen Konsumenten erzogen, die sich rein passiv was angucken dürfen oder auch nicht, anstatt das als Thema aufzugreifen?
Gute Frage.
Zu meiner Zeit gab es noch Werkunterricht in der Grundschule (allerdings nur für Jungs, die Mädchen haben Haushalt gelernt, Kochen, Waschen und sowas). Was haben wir damals für tolle Dinge gebaut: Eine Hupe aus einer alten Konservendose, einer Schraube, einem Nagel und viel Draht, aus dem wir die Spule selbst wickelten. Und die hat so herrlich viel (selbstgebauten!) Krach gemacht. Wir haben kleine Boote gesägt, auf die wir Tablettenröhrchen montiert haben (damals wurden Kopfschmerztabletten noch in Alu-Röhrchen mit Schraubdeckel verkauft, die sich dafür perfekt eigneten). Loch rein, Backpulver rein, Wasser rein, ganz schnell zuschrauben, und fertig ist das Boot mit Raketenantrieb. Gleich noch das Rückstoßprinzip verstanden. Und noch gelernt, dass die auf diese Weise zum Mond geflogen sind (was damals ja noch aktuell und gerade mal 6 Jahre her war). Was zum Spielen, was zum Lernen und was zum Handwerken. Damals gab’s leider keine Sonnenfinsternis, aber wir hätten uns garantiert irgendwas gebaut, um sie gefahrlos sichtbar zu machen.
(Da fällt mir übrigens noch eine Schule in Ludwigshafen ein, allerdings ein Gymnasium, bei dem sie im quadratischen Schultreppenhaus, vier oder fünf Etagen hoch, von ganz oben bis ganz unten ein Foucaultsches Pendel aufgehängt und und unten am Boden einen 360-Grad-Kreis hingemalt haben, damit sich jeder selbst und höchstpersönlich davon überzeugen konnte.)
Und heute?
Nischt mehr. Wer keine Brille hat, darf nicht raus. Ende des Lehrens.
Sagt die Lehrerin.
40 Kommentare (RSS-Feed)
Nunja, da haben unsere Kidner ja direkt Glück. Die haben nämlich für die Kinder, die keien Brille hatten, eine große “Lochkamera” mit großer Leinwand hingestellt.
Zwei sehr große Stücke weiße Pappe, wobei inder einen ein kleines Loch war.
Allerdings ist das auch ein Gymnasium und keine Grundschule.
In meiner Stadt hatten alle Schulen Ausfall der Hofpause. Beim Sohn meines Kollegen hätte hingegen die Schule Brillen organisiert. Könnte vielleicht daran liegen, das es in meiner Stadt nur Direktorinnen gibt.
Zu meiner Zeit gab es noch Werkunterricht in der Grundschule (allerdings nur für Jungs, die Mädchen haben Haushalt gelernt, Kochen, Waschen und sowas).
Dann bist du ja ein dummer Wessi. Du hast dich verraten. Im Osten gab’s Werkunterricht für alle 37 Geschlechter.
Im Osten konnte dieser Blödsinnsfeminismus sowieso nie so fußfassen, aus nachvollziehbaren Gründen, Stichwort Abtreibung, Doppelverdiener, Vergesellschaftung der Kindererziehung, keine wilhelminischen Unrechtsparagrafen mehr, die in der rückständigen BRD erst in den 70ern abgeschafft wurden. In vielen Bereichen war die DDR recht progressiv, was man heute nicht sagen darf, ohne sogleich als SED-Altkader gebrandmarkt zu werden.
> Dann bist du ja ein dummer Wessi.
Ja. Aber bezüglich des Werkunterrichts »priviliegiert«. Dann ging’s eigentlich.
> Im Osten gab’s Werkunterricht für alle 37 Geschlechter.
Ja. Aber keine Kopfschmerztabletten.
> Ja. Aber keine Kopfschmerztabletten.
Doch. Acesal, 500mg, wie Aspirin, 10 Stück für 50 Pfennig (Ost!). Aber: Keine Tablettenröhrchen aus Aluminium. Die Tabletten waren in verklebten Papierstreifen, zum durchdrücken. Daraus konnte man wirklich nichts Nützliches basteln.
Zu meiner Zeit gab es noch Werkunterricht in der Grundschule
Zu meiner Zeit war das schon “Textiles Werken” und aus konstruierten Gründen war das Fach bei den Jungen unbeliebt und deren Resultate eher minderwertig. Aber ich hatte auch noch “Schönschreiben” als Unterrichtseinheit. Mein Schriftbild hat es nicht verbessert, aber meine Bewertung etwas nach unten gezogen.
Am Gymnasium hatte unser Physiklehrer auch ein Loch an der Jalousie angebracht, was für gewisse Optik-Experimente herangezogen wurde. Da hätte man das Ereignis ganz bequem im Klassenzimmer (= camera obscura) beobachten können.
Selbst auf tagesschau.de wurde erklärt, wie man eine Lochkamera bastelt, sollte man keine SoFi-Brille mehr ergattert haben. Obwohl sie sonst die totale Panik geschoben haben. Das war ja ein angekündugter halber Weltuntergang. Passiert ist natürlich gar nichts.
Die Misere hat meines Erachtens verschiedene Ursachen.
Zum einen wäre da die heutige “Null Risiko” Mentalität. Wenn dann tatsächlich mal etwas passiert, wird unter großer Empörung solange gesucht bis man einen Schuldigen gefunden hat.
In meiner Kindheit spielten wir z.B. gerne mal an Orten an denen allerlei Gerümpel (kein ausgesprochener Müll sondern eben Gerümpel) herumlag. Was da nicht alles hätte passieren können… Aber unsere Eltern waren der Meinung, daß wir durchaus in der Lage seien mit den Gefahren des Alltags eigenverantwortlich umzugehen. Gut, ab und an ist dann tatsächlich auch mal was passiert, aber da mußten wir halt durch.
Auch in der Jugendzeit in einem Dorf spielten wir völlig unbeaufsichtigt. Unfälle (also Fehler) waren dazu da aus ihnen zu lernen. Und aus nichts lernt man so viel wie aus eigenen Fehlern. Ab und zu bauten wir auch mal Mist, aber es wäre niemals jemandem von uns eingefallen sich bei den Eltern auszuheulen, die hätten sich nämlich aller Wahrscheinlichkeit nach (welch Skandal) auf den Standpunkt gestellt, daß wir selber schuld waren.
Heute ist das alles, wie gesagt, undenkbar. Alles muß total sicher sein und es darf auch ja kein Risiko bestehen.
Was den Werkunterricht angeht kommen hier verschiedene Dinge zusammen. Zum einen besagte “Null Risiko” Mentalität (wenn auch nur das kleinste Risiko besteht wird lieber alles abgesagt), zum anderen passiert in vielen Schulen abseits des zwingend vorgeschriebenen Lehrplans nicht mehr viel, da entweder die Zeit oder die Kreativität fehlt. Dazu kommt noch (beispielsweise in Chemie) die heutige Antiterror-Gesetzgebung. Wenn ich so einige Experimente die in alten Lehrbüchern beschrieben werden zu Hause nachmachte, würde ich (bei bekannt werden) wohl bald vom Verfassungsschutz mindestens beobachtet werden. Vorausgesetzt ich erhielte die notwendigen Stoffe überhaupt noch als Privatmensch. Man versuche nur mal die für harmloses Schwarzpulver notwendigen Stoffe zu bekommen.
Speziell zum Thema Sonnenfinsternis:
Das wäre die ideale Gelegenheit gewesen den Schülern z.B. etwas über die Filter mit denen bei den Brillen gearbeitet wird beizubringen. Da das ganze einen klaren Praxisbezug hat wäre die Wahrscheinlichkeit sogar recht groß gewesen, daß die Lektion tatsächlich hängen bleibt.
P.S.:
Was die “Vorbemerkung” angeht: War der Hadmut da nur ein bißchen kreativ und hat sich was zurecht gesponnen oder gibt es tatsächlich Leute die das nicht satirisch sondern mit vollem Ernst vertreten?
“Wer keine Brille hat, darf nicht raus.”
Na wenigstens durften die mit Brille raus. Es geht auch anders (runterscrollen zu “Aufregung über deutsche Schulen”):
http://www.clearskyblog.de/2015/03/19/letzte-vorbereitungen-auf-die-sonnenfinsternis-wo-wie-in-berlin-stehen-und-aufregungen-ueber-deutsche-schulen
Es geht auch in komplett bescheuerter Variante: die Kids aus “religiösen und kulturellen” Gründen drinnen halten.
Es gibt einen Sicherheitswahn in unserer Gesellschaft, man muß mit den Risiken umgehen und sie richtig einordnen.
Es gibt keine 100% Sicherheit.
Zum Glück konnten meine Kinder die Sofi ansehen. Die Lehrer haben die Sofi Brillen unter den Kinder tauschen lassen.
Ich habe mir aus Rettungsfoliendecke ein Maske gebastelt.
3 Lagen, 1 Lage 99% Reflektion, 0.01×0,01×0,01=0,000001 Lichtdurchgang
Die Folie ist nicht zertifiziert, es bestehen Risiken.
Das Risiko habe ich für mich in kauf genommen!
> Ich habe mir aus Rettungsfoliendecke ein Maske gebastelt.
Ganz schlecht. Die muss nämlich nicht gleichmäßig und frei von Lücken, Kratzern usw. sein.
>> Ich habe mir aus Rettungsfoliendecke ein Maske gebastelt.
> Die muss nämlich nicht gleichmäßig und frei von Lücken, Kratzern usw. sein.
Das habe ich gewußt. Die Folie habe ich vorher angeschaut. An Faltkanden gibt es z.B. Kratzer.
Das Risiko habe ich für mich in kauf genommen!
Wie hoch ist im Vergleich das Risika ohne Sonnenbrille auf einen Gletscher Ski zu fahren?
Lustig als ich Sonnenfinsternis, Astronomie und patriarchalische Auswüchse männlich orientierter Physik las.
Keimte in mir die Frage hoch wenn Fernrohre/Optische Telekope vielleicht auch noch als Phallussymbol gedeutet werden, bleibt ja nur noch Radioastronomie übrig, denn da könnte man in einigen Frequenzbereichen sicher auch mit einer Vulvaförmigen Schüssel was machen… .
Hoffentlich habe ich jetzt keine Gendertrulla auf Ideen gebracht.
@Hadmut
Werken in der Grunschule (noch DDR)
3 Klasse Nadelarbeiten (Noch DDR)
5-8 Klasse Werken (post Wiedervereinigung)
9-10 Jeweils immer ein Halbjahr Hauswirtschaft und ein Halbjahr Technik obligatorisch für beide Geschlechter
Astronomie hatten wir auch noch in der 10
Mir kommt es immer ein bisschen seltsam vor, wenn ich mit gleichaltrigen (Wessis) unterhalte, von dehnen können viel nicht mal nach einen Stecker neu verkabeln … .
Es ist schon manchmal seltsam, auf was auch heute noch in verschiedenen Landesteilen so geachtet wird.
Lustig vor allem diese Hysterie. In den Medien wurde so getan, als wenn bereits ein kurzer Blick in die Sonne genügt, um für immer blind zu sein. Also schlimmer, als in einen dieser verbotenen Chinakracher Laserpointer zu schauen. Als Kinder habe ich mit meinen Homies ab und an das Spiel “wer kann länger in die Sonne gucken” gespielt. Eigentlich müssten wir alle heute mit einer gelben Armbinde mit 3 schwarzen Punkten rumlaufen.
@Peter:
> als wenn bereits ein kurzer Blick in die Sonne genügt, um für immer blind zu sein
Der kann genügen.
> Als Kinder habe ich mit meinen Homies ab und an das Spiel “wer kann länger in die Sonne gucken” gespielt.
Du hast es nicht verstanden.
Zunächst führt das Gucken in die Sonne zu einem blinden Fleck, den man mitunter selbst nicht bemerkt.
Außerdem hängt es sehr stark von der Pigmentierung und Sehschärfe ab. Dass es einem nicht schadet, heißt noch lange nicht, dass es für alle ungefährlich ist.
Weißt Du, warum jeder zünftige Piraten-Käpt’n eine Augenbinde trägt? Nicht wegen Kämpfen, sondern weil er mit dem Vorgänger des Sextanten, dem Jakobsstab, navigieren und dazu in die Sonne gucken musste. Davon wird man blind.
@Missingo Das war ja ein angekündugter halber Weltuntergang. Passiert ist natürlich gar nichts.
Nachdem bisher alle angekündigten Weltuntergänge ausgeblieben bin, bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß keiner der angekündigten Weltuntergangsszenarien bis auf den mit dem Roten Riesen, der uns in einigen wenige Milliarden Jahren verschluckt, eintreffen wird.
>> Wenn also ein Schüler in die Sonne guckt und ihm die Augen schmerzen, dann kriegt der Lehrer ein Problem
>> In den Medien wurde so getan, als wenn bereits ein kurzer Blick in die Sonne genügt, um für immer blind zu sein
Das Problem, wie Hadmut auch schon angerissen hat mit dem blinden Fleck, ist einfach das das Auge nur externe Schmerzreize kennt (also das mechanische Manipulieren des Augapfels von aussen). Bei zu intensiver Lichteinstrahlung kann ganz nett derbe was karpott gehen ohne das es auch nur ansatzweise wehtut.
Ich stimme zwar generell zu das wir in einem nanny state leben in dem uns jegliche denkbare Gefährdung so gut es geht untersagt wird, aber in diesem Fall ist es durchaus nachvollziehbar das die Tanten auf Nummer sicher gehen. Letztlich sind Grundschullehrkräfte auch nicht die Creme der deutschen Akademiker und müssen noch dazu als Befehlsempfänger die Ansagen der Schulleitung umsetzen.
@Hadmut:
Haha, klasse Satire zur Einleitung, musste gut ablachen… :-))
Bitte mehr davon.
PS: Ich hatte in der Grundschule in den 70ern bereits Nähen statt Werken. War aber auch nicht verkehrt, könnte ich später immer mal wieder gebrauchen. Werken habe ich ohnehin von meinem Vater gelernt.
Ganz einfach: Selbstschutz der Lehrer und Schule. Klagewütige Eltern gibt es zu hauf. Und mit juristischer Ausdauer kennt der Blogautor sich auch aus 😉
Also wie gesagt, einfacher Selbstschutz. Würde ich als Lehrer in der Konstellation auch machen. Den Blagen 35 mal gesagt das sie nicht in die Sonne schauen sollen und trotzdem machts einer und heult hinterher den Eltern die Ohren voll. Wer hat dann die Kacke an der Backe? Richtig.
Also der Lehrer meiner Tochter hat die ganze Klasse durch meine Camera Obscura sehen lassen.
Allerdings verwende ich ein weißes DIN A4 Blatt als “Mattscheibe”, ist also technisch hochwertiger :-).
Mal im Ernst, bei den heutigen Schadensersatzforderungen und der Dummheit vieler Leute verstehe eine Generalverbot.
Es geht aber noch besser. Von einem Lehrorgan 🙂 habe ich erfahren, dass das dortige Gymnasium für ALLE! Schüler (so > 1000) Brillen gekauft hat .
Die Pointe:
Die dortige Mittelschule hat nachgefragt ob sie drei vier Brillen haben könnte, die haben KEINE einzige rausgerückt. Die Mittelschule hat sich dann mit Schweißerbrillen von den Eltern (UV sichere) beholfen.
@ Markus W @”Clearskyblog”
War ja klar, das der Author des Blos mal wieder bei sich selbst die Schuld sieht als Mann, das Frauen hier Kinder spielen und Scheiße bauen!
Klar… Männer hätten und hätten und sowieso besser dies und das tun sollen… das das alles nicht so schlimm geworden wäre. Als könnte man jeden neu erdachten weiblichen Wahnsinn vorhersehen!
Esther Vilar, hatte diese Torheit den Männern damals schon angekreidet!
Die Schuld bei sich sehen zu wollen, aus Furcht vor der Konsiquenz die zu ziehen wäre.
“Könnte vielleicht daran liegen, das es in meiner Stadt nur Direktorinnen gibt.”
Hier aufm Schweizer Land das selbe Bild. Auch meine Kinder hatten keine Pause auf dem Hof, dank der Frau Direktorin. Als ich das Mittags hörte bin ich etwas lauter geworden. Meine Frau meinte nur, dass sei ja nicht so schlimm, sie hätten ja wohl nicht die Rollos runtergelassen – meint mein 8 jähriger Sohn: Doch. DAS hat dann meiner Frau nicht mehr gefallen….
Hier auf der Schule hats einen, einzigen Lehrer, und wie ich hörte, kriegt der jetzt Probleme mit der Schulbehörde wegen “unkonventionellen Unterrichtsmethoden”. Der hats doch tatsächlich gewagt, den Meteoriten der kurz vor der Sonnenfinsternis über die Schweiz rauschte so richtig zum Thema zu machen. Und soll auch sonst immer wieder solche Sachen in den Unterricht eingebaut haben. Tja, die Finsternis hat er dann wohl vorsorglich nicht mehr so ausführlich behandelt. Traurig.
Letztens war hier was in der Zeitung, das ein Kantonsschullehrer, da darf man nacher ab auf die Uni, freigestellt wurde, weil der Unterricht “zu gut”- heisst zu anspruchsvoll war. Mathelehrer.
Tja, ein dunkles Kapitel meiner gymnasialen Schulgeschichte:
Neben (sehr theoretischem) Physikunterricht hatten wir “Texilkunde” und wurden dort genötigt, einen (bzw. zwei) Fausthandschuhe zu stricken.
Beim zweiten habe ich mich geweigert.
Was wir nicht gelernt haben, ist, z.B. einen Nagel in die Wand zu schlagen.
Meine Frau war auf einer Realschule und hat im Unterricht einen Elektromotor selbst gewickelt.
Ich war und bin begeistert und neidisch…
“einem passenden Loch, das er noch übrig hatte,”
der gefällt mir, auch läßt sich über die Natur von Löchern herrlich philosophieren. So z. B. kann man ein Loch zwar halbieren, hat dann aber immer noch ein ganzes Loch…
Ph.
@phaidros52
Genau.
Je mehr Käse, desto mehr Löcher.
Je mehr Löcher, desto weniger Käse.
Also: je mehr Käse, desto weniger Käse. 😉
@Neo:
> Was da nicht alles hätte passieren können… Aber unsere Eltern waren der Meinung, daß wir durchaus in der Lage seien mit den Gefahren des Alltags eigenverantwortlich umzugehen.
Sehe ich als Kern des Problems. Kinder sind so selten (und damit? so wertvoll?) geworden, dass man sich als Elter heutzutage keinesfalls irgendwas vorwerfen möchte (sich selbst vorwerfen möchte), was deren optimale Entwicklung beeinträchtigen könnte oder auch nur das geringste Risiko aufweist, solches zur Folge haben zu können…
Link zum Thema:
http://www.urwurz.de/1420.0.html
@phaidros52:
> “einem passenden Loch, das er noch übrig hatte,”
🙂 Nie ‘Yellow Submarine’ gesehen?
Es gibt einen Einwand gegen die ART, die mit dem Mach’schen Prinzip und Löchern zu tun hat, das konnte ich aber auf die Schnelle nicht recherchieren. Von daher: interessante Dinger, diese Löcher 🙂
> Alle anderen bleiben drin. Basta.
Man hätte ja wenigstens den NDR-Sonnenfinsternis-Livestream einschalten und per Beamer aufs Whiteboard/Leinwand werfen können.
Ich habe mal locker meine 3000 Euro Kamera in Richtung Sonne gehalten und auf dem Display die Finsternis angeschaut. Die ist nicht aus Deutschland und wusste nicht, dass sie kaputtgehen muss. 😉
Wer mal kurz nachgerechnet hat, weiß das da maximal 5 Watt durch ein Objektiv mit 80mm Öffnung gehen. Während der Bedeckung entsprechend weniger. Da ich was sehen will, ist der Fleck auf dem Sensor natürlich so groß wie möglich, so dass der Brennglaseffekt nicht relevant ist. Bei einer Langzeitbeobachtung mit Stativ wäre es vielleicht zu einer Erwärmung gekommen, aber wenn ich so gut geplant hätte, hätte ich mir ein paar Graufilter bei Amazon geschossen.
Trotzdem habe ich mich im Nachgang über meine schlechte Vorbereitung geärgert. Sonnenfinsternisse sind ja durchaus selten und ich hätte durchaus einen Filter basteln/kaufen oder mit dem Teleskop ein gescheites Bild auf die Platte werfen können. So war es ganz nett mit ein paar Adhocfotos, die genausogut aus Photoshop stammen könnten.
Wobei das natürlich reiner Jagdehrgeiz ist, da Fotos mit einem 400mm oder 800mm Tele mit Konverter schon ganz nett sind, aber gegen Fotos via Adapter vom Teleskop nicht konkurrieren können.
DDR Kind hier,
wir hatten sowochl Werkuntericht, inklusive Bohren schrauben, feilen, andererseits aber auch einfache elektrische Schaltungen Kreuz Wechselschaltung, drehrichtungsänderung eines Gleichstrommotors usw.
Aber ach Nähen usw war Schulstoff Knopf annähen, das zu können schadet nie.
Später kam dan auch noch Grundlagen im technischem Zeichnen dazu.
Rückblickend war dieser Stil Unterricht sehr gut. Klar ideologisch einfarbbare Fächer waren schon seltsam im Rückblick, aber auch da gabs lichtblicke, Geographie zb, solang es nicht gerade darum ging wer warum die Welt beherrscht, war das sehr guter Unterricht.
Zum Thema SoFi: wenn ich Lehrer wäre und hätte nicht genügend passende PSA für alle 30 Schüler? ich würds sein lassen. das Risiko ist zu groß. in einer Klasse wie ich war mit 12 Schülern ist das was anderes, da reichen 5 Brillen.
So eine Sonnenfinsterniss ist im Kern eine Unterbrechung der Abläufe in einer geordneten Schule und bringt den Lehrplan eher durcheinander.
Das ist kein Garagenbetrieb mit Bastelcharakter, das ist eine Schule und eine Institution, eine Fabrik, in der Kinder in zur Berufsvorbereitung gesteckt werden und nicht um sich zu vergnügen und mit Spass und Freude dabei zu sein.
Das muss man doch bitteschön sauber trennen.
Spiel Spass und Spannung gibts in der Freizeit, die Schule ist der Ernst des Lebens und da ist Spass das Ende des Lernens.
Sie machen den Fehler, von der Schule zu verlangen, was Kindern im Leben mit auf den Weg gebracht werden sollte. Nur ist das immer schwieriger, weil die industrialisierte Gesellschaft sich immer mehr von diesen Wurzeln verabschiedet und immer mehr auf die gestylten Vorlagen der Industrie zurückgreift und damit auch im Zuge der Industrialisierung mehr und mehr zu abhängigen Knechten derer werden, die die Lösungen für ein Leben in dieser Welt anbieten.
Es ist Programm das der Knilch keine Ahnung haben soll. Das kann er ggf. privat nebenbei aus Hobby lernen. Aber dann bitte muss er auch Bücher und Produkte kaufen dafür.
Schule ist nicht larrifarry, da wird gelernt!
Bei der satirischen Einleitung muß ich daran denken, wie prophetisch Monty Python im Film “Das Leben des Brian” 1979 (also vor über 35 Jahren!!!) den aufkommenden Feminismus parodiert haben:
https://www.youtube.com/watch?v=Dgp9MPLEAqA
Wahrscheinlich wußten Sie selber nicht, wie extrem recht sie behalten sollten…
zum thema Whiteboard fällt mir nur folgendes ein:
der Förderverein Realschule xyz war zu einer sitzung bei uns im hause zu gast. eine erkenntniss war, die schule wird whiteboards u.ä. nicht benutzen, selbst wenn es vom förderverein bezahlt wird.
Neumodischerkram, genau wie dieses internet, das wirds bald nicht mehr geben, braucht eh keiner
es gibt ausnahmen, es gibt lehrer die werden alles nutzen um ihren schülern etwas beizubringen, leider sind die in der minderheit
/Ironie
Heute gibt es keine Sonnenfinsternis.
Da können die Kinder unbesorgt auf den Schulhof.
Da kann man ja nicht in die Sonne schauen 😉
Also keine Gefahr.
/Ironie off
Manchmal habe ich Angst, daß ich mir durch das “an_die_Stirn_klatschen” etwas beschädigen würde.
@phaidros52
Wenn man mal ein Loch braucht: Ofenrohr nehmen, Blech abwickeln- schon hat man ein prima Loch.
Ja, an dem ganzen Wahnsinn unseres 16-teiligen Bildungssystems könnte man glatt verzweifeln!
In der Serie “Mad Men” (spielt in den USA der 60er) gibt’s eine Folge, wo eine Grundschulklasse unter Anleitung der Lehrerin genau so eine Camera Obscura für die Sonnenfinsternis 1963 baut.
https://www.youtube.com/watch?v=2xrYh4mVVSo&feature=youtu.be&t=10m51s
Ich schlag mal um mich rum. Die tatsächliche Problematik der Allgemeinbildung hat schon lange bestand. Das ganze spitzt sich nur noch zu und erkennen mag das auch keiner. Tatsächlich hat die Schule nur die Aufgabe ihre Schüler eine gute Allgemeinbildung zu liefern, aber diese erhalten wir schon lange nicht mehr. Ich war tatsächlich berufsbezogen in einer Elitenuni. Ja und? D.h. natürlich, dass gewaltig davor und am Ende ausgesiebt wurde. Nichts anderes. Nüchtern betrachtet nur durch böswillige Maßnahmen der Professoren. Umso besser die Studenten, umso mehr Einserbremsen wurde eingebaut, umso mehr Prüfungen folgten an einem Tag. Das Ziel war, dass nur eine bestimmte Menge einem Diplom verliehen werden durfte. Nicht die Ausbildung war der Maß aller Dinge, sondern die Absolventenstatistik. – Wurden wir dadurch wirklich klüger oder haben wir nur dargelegt, dass wir stressresistenter als andere sind? Tatsache ist, dass bleibenden Schäden bei ehemaligen Studenten sowie Schüler vorhanden sind. Als hätten sie einen Krieg erlebt haben viele posttraumatische Belastungsstörungen, die sich dadurch zu erkennen geben, dass sie noch im hohen Alter Prüfungsstressalbträume haben. Mich betrifft das nicht. Schon in dieser Zeit war es mir klar, dass das was ich da erlebe nicht wirklich real ist und ich eine Matrix durchlaufen muss. Dementsprechend holte ich mein Diplom damals ab und fertig. Dass nun die umgekehrte Marschrichtung ebenso Blödsinn ist, stimme ich natürlich zu. Freikarte für alle ist auch keine Lösung, denn immerhin sollen alle später irgendeine verantwortungsvolle Tätigkeit ausüben. Die meisten derjenigen werden später in der Praxis umfallen. Irgendwie nach dem Motto: „Führerschein für alle“. Die daraus resultierenden Verkehrstoten sind dann für ihre Lage selbst schuld. Sind ja dann volljährig, vollmündig, etc. pp. Ebenso, wie wir es im Justizwesen oder Medienlandschaft bestaunen können. Laut Universitäten sind dort sehr kluge Köpfe zu finden. Nur wirklich kluge Köpfe können sie gerade da nicht sehen. – Was mich eigentlich schon lange stört, ist einfach die Tatsache, dass viele sehr fähig sind, abstrakt denken zu können. Klingt nach der Lehre der Schule gut, ist es aber nicht. Im Prinzip ist es eine Virtualität. D.h. solange es akademische Regeln beinhaltet – sei es die Einhaltung von Regeln oder Sprachakrobatik – ist alles in Ordnung. Egal ob es real, sinnvoll, nutzbar usw. usf. ist. Soll einfach in sich widerspruchlos sein und gebildet klingen. Wie eine virtuelle Welt, in der die Erde eine Scheibe und das größte Objekt der Erde ist, die Sonne so groß wie ein Stern in 2D. Aber Hauptsache widerspruchsfrei. Davon profitiert natürlich der Feminismus, der, seit ich denken kann, von surrealen Welten hinausposaunt, wo jede halbwegs intelligente Spezies Kopfschmerzen bekommen müsste. – Das Gegenteil von abstrakt ist nicht simpel, nicht dumm und bei weitem nicht primitiv. Es ist konkret! Rekursive Beweisbarkeit. Exaktes und detailliertes Wissen beruhende auf reale Gegebenheiten, die beweisbar sind. Beispiele? Wenn ich Frage, was ist der Unterschied zwischen Lehm oder Ton – ein einfaches Wissen der Menschheit von über 20.000 Jahre – dann höre ich natürlich, dass es keiner weiß. Und wenn doch, dann fällt der Begriff die Korngröße in µm. Aber sofern ich mehrere losen Trümmergesteinen hervorlege, werde ich nur noch blöd angeschaut. Oder nehmen wir mal das Beispiel Birkenpech – ein einfaches Wissen der Menschheit von über 50.000 Jahre – das kennt keine Sau. Und wenn, dann höre ich mir was von Destillation und andere „interessanten“ Begriffe der Universitäten an. Es ist einfach herzustellen, doch haben die Wortakrobaten plötzlich solche zwei linke Hände, dass sie Birkenpech nicht einmal im Ansatz herstellen können. Gut, wir sind ein Hightech-Generation. Wer braucht das schon. Es ist nett über Generatoren oder Batterien zu reden. Gerade weil doch die meisten wissen, dass Strom aus der Steckdose kommt. Der politische Sieg der Grünen ist ein Erfolg der Dummheit in allen Lebensfragen. Wie auch immer. Egal welche Ausbildung die junge Mitarbeiter haben, sie sind einfach nur schlecht.
Wir haben heute viele “Helikopter-Eltern”. Wenn also ein Schüler in die Sonne guckt und ihm die Augen schmerzen, dann kriegt der Lehrer ein Problem. Also unterbindet er das und fertig.
Meine Frau findet auch lustig, dass wir hier Fahrradhelme haben für Kinder und Beleuchtung am Radl. In China gibts beides gar nicht, wobei da extrem viele Unfälle passieren mit Rädern.