Baden-Württemberg will Informatik-Unterricht abschaffen?
Hä!?
Ein Leser weist gerade auf diese Veranstaltung des CCC Stuttgart hin, wonach das Fach „Informationstechnische Grundbildung” (von dem ich – ehrlich gesagt – noch nie etwas gehört habe und das so eine Art Alltags-Informatik oder allgemeiner Computer-Umgang zu sein scheint) in Baden-Württemberg abgeschafft werden soll:
Statt dessen soll der Umgang mit der digitalen Welt von heute “fachfremd” verteilt erteilt werden, also überall und nebenbei.
Also wieder mal so „interdisziplinär”, schwafelorientiert und nicht greifbar. War wohl ein Fach, in dem die Jungs die besseren Noten hatten, also muss es abgeschafft werden.
Vom High-Tech-Land zur geistigen Armenküche. Wie war das noch mit Fachkräftemangel? Hieß es nicht immer, ohne Computerkenntnisse kommt man in keinem Beruf mehr aus?
25 Kommentare (RSS-Feed)
Hoi
Ich hab 2007 in BW Abi gemacht und wir hatten keinen gesonderten Informatik-/Computerunterricht.
Nur in der Oberstufe gabs ne AG, die ein Steckenpferd eines Lehrers war. Zumindest an allgemeinbildenden Gymnasien gibts sowas nicht.
“War wohl ein Fach, in dem die Jungs die besseren Noten hatten, also muss es abgeschafft werden.”
Exakt dies ist auch meine Vermutung.
Vielleicht kommen ja bald Handyhüllen-Häkelkurse featured by Gesche Joost. Hauptsache keine harten Fächer mehr.
Mal wieder die Linksideologie-gruenen im ewigen Kampf gegen Eliten und Bildung. Es passt zwar nicht dazu, aber letztendlich dann doch wieder:
Vor ein Paar Tagen hatte die frz. Bildungsministerin den Sprachunterricht an frz. Schulen zusammengekuerzt. Griechisch, Latein und Deutsch werden auf ein Minimum reduziert. Begruendung: All diese Dinge sind zu elitaer. Chancengleichheit war also gegeben, aber man will Ergebnisgleichheit. Daher schafft man einfach die Chancen ab, die von den Faulsten nicht wahrgenommen werden. Man verhindert Diversität. Bildung wandert in den privaten Sektor ab und wird damit erst recht elitär. Nun wird eben wieder der Kellernerd Informatiker, dessen Eltern es sich leisten koennen ihn mit Bildung und noetiger Hardware auszustatten. An dieser Stelle wuerde ich sarkastisch Applaudieren, ganz langsam.
Das hier und an vielen anderen Stellen zu beobachtende Muster ist “Gleichheit durch Diversitätsverlust und Chancenabbau”. Es lebe die austauschbare Drone.
Ein Widerspruch dagegen wird sofort auf die Stufe der “sexuellen Aktzetanz”
Umgeleitet. Keine Sachliche Diskusion.
“Doch bevor man sich ein abschließendes Urteil erlaubt – für 2015 steht eine weitreichende Bildungsplanreform im Ländle an, die den Umgang mit Medien auf einen neuen Stand bringen könnte. Und hoffentlich nicht zwei Schritte zurückgeht, wie es bei der Diskussion um die Vermittlung von „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ von Seiten der evangelischen und katholischen Kirche versucht wird.”
Das was hierzulande als “Imnformatik” beigebracht wird, kann mamn im Grunde genausogut ohne Ersatz weglassen. Ich denek es wird da im wesentlichen keinen großen Unterschied ausmachen, ob man das Fach Informatik üebrhaupt unterrichtet oder nciht.
Im wesentlichen ist es Office bedienen und ein wenig am Computer rumschrauben. Meine Kids haben mehr über Informatik in der “Robotor-AG” gelernt, die im Rahmen der Teilnahme an der FIRST LEGO League zusammenkam.
Ist auch völlig überflüssig. Stattdessen sollte man Mathe wieder ausbauen, das hat man auch stark zusammengestrichen.
In die Schule gehören Grundlagen, alles andere hat dort nichts zu suchen.
Es gäbe noch die technischen Gymnasien:
Wikipedia:
Informationstechnik-Unterthemen:
Systemgestaltung
Projektmanagement
Informationslogik
Programmieren
Datenbanken
Informationsverarbeitende Systeme
Betriebssysteme
Vernetzte Systeme
Nur die Frage, ob das jeder um die Ecke hat usw.
@yasar: Mein Informatikunterricht war eigentlich nicht schlecht. Wir hatten zwar auch den Officekram, allerdings ab der 9. Klasse gings dann richtig los mit Programmieren und Einführung in die theoretische Informatik. In der Oberstufe LK (4 Semester) hatten wir dann die Themenspektren imperative Programmierung (Java), theoretische Informatik (Automaten ua.), logische Programmierung (ProLog) und Rechnernetze und Datenbanken (mit Kryptographie). Das war sogar auf einem humanistischem Gymnasium.
@bollschewist: Ich habe ein Bisschen früher Abi gemacht und es gab auch keine Informatik in der Schule. Auch keine AG, bloss eine Schreibmaschine als Terminal. Hat trotzdem fürs Informatik-Studium gereicht. Es geht also auch ohne. Und der Anteil Mädels an besagter Schreibmaschine war stolze 33%, da kann man nicht meckern!
PS: Im Jahrgang vor mir hat es sogar zum Informatik-Professor gereicht, ohne dass die Schule das gross verhindern konnte.
“Informationstechnische Grundbildung” noch nie gehört?
Steht bei uns für ein MS-gesponsortes Werbeprogramm, bei dem Schüler die Bedienung von Microsoft-Produkten lernen.
Erinnert ihr euch nicht mehr an die 90iger Jahre, als es großen Protest gegenüber den informatikunterricht bestehend aus Pascal Programmierung, relationalen Datenbanken, algorithmik auf Papier (ablaufdiagramme) und so zeug gab?
Das wurde als nicht zielführend markiert, weil office Bedienung viel wichtiger wäre und daher gelehrt werden müsse.
Hier das Testament.
“Das was hierzulande als “Imnformatik””
Kamns ssein dahs Duh nixhct nurr nix Imnfomatik hatest?
Kommt ein bisschen darauf an, was man in BW unter “Informatik” verstanden hat.
Briefe schreiben mit Microsoft Word ist für mich noch keine Informatik.
Mir kommt es so vor, als würde hier ein Krieg gegen die Mittelschicht geführt.
Man will offenbar die Mittelschicht abschaffen, da ein Lumpenproletariat sich viel einfacher beherrschen lässt.
“Steht bei uns für ein MS-gesponsortes Werbeprogramm, bei dem Schüler die Bedienung von Microsoft-Produkten lernen.”
Klingt sehr ähnlich zum ECDL. Das ist meist auch das höchste der Gefühle an Informatikunterricht.
Abi ’91 in Niedersachsen: Informatik Kurs mit TurboPascal, 12 junge Männer, die einzige Frau hat den Kurs nach Jahrgang 12 verlassen (umgekehrte Verhältnisse in Pädagogik, neben Philosophie das dritte Fach in diesem Wahlbereich; entweder eine willkürliche Zusammenfassung oder ihrer Zeit weit voraus). Keiner hatte weniger als 12 Punkte (bis auf den, der dem Lehrer Streiche auf dem einzigen 286er Lehrerrechner gespielt hat.
Drei haben immerhin damals schon ihr mündliches Abi damit machen dürfen, mein Thema war Sortierverfahren. Irgendwann nach 8 Minuten kamen plötzlich Fragen vom zweiten Prüfer (Geisteswissenschaftler), der auf soziale Aspekte der Informatik wollte. Hat mich, wie ich im nachhinein erfahren habe, von 13 auf 11 Punkte gedrückt.
Wenn Informatik nicht mehr Schulfach ist, hat sich anscheinend die letzten zwanzig Jahre IT-technisch nicht wirklich was getan. Gut, dasss ich in einer anderen Welt lebe. Und wann wird Physik abgeschafft?
Hallo,
ich hatte im Jahr 2003 Abitur in Baden-Württemberg gemacht. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht gab es mal in der Zeit um die gymnasiale Mittelstufe rum eine Lehreinheit, die sich “ITG” schimpfte, unterrichtet von unserem Mathelehrer. Da haben wir tatsächlich Textverarbeitung und Tabellenkalkulation “gelernt”. Wenn mich meine Erinnerung immer noch nicht täuscht wurde das nie abgeprüft und erschien daher auch nicht als Note im Jareszeugnis.
Fun Fact: notorische Gamer erkannte man schon damals daran, dass die linke Hand, kaum vor der Tastatur Platz genommen, zu den Tasten WASD wanderte 🙂
In der Schweiz ist es keinen Deut besser.
auch Abi 2007 in BaWü, bei uns gab es Informatik in der Oberstufe als wählbaren Grundkurs.
Wir haben in den gut anderthalb Jahren von der Turingmaschine über Assembler bis hin zu Hochsprachen und Datenbanken einen super Einblick bekommen, der mein Interesse geweckt hat und von dem ich heute noch profitier.
Man konnte das sogar als Abiturprüfung wählen (was aber keiner gemacht hat, weil uns schon das Niveau des normalen Kurses ziemlich umgehauen hat. Wenn man einen guten Abischnitt will, muss man Laberfächer wählen.)
p.s.
“War wohl ein Fach, in dem die Jungs die besseren Noten hatten, also muss es abgeschafft werden” – dazu kann ich nichts sagen, es gab keine Mädels im Kurs 😉
Ich vermute aber eher, dass man zu wenig qualifizierte Lehrer findet, um dem Namen Informatik gerecht zu werden. Deshalb macht man ehrlicherweise daraus Computerumgang o.ä.
Dialog während einer Stunde „Informationstechnische Grundbildung”
1. Lehrer: So nun schalten wir den PC ein.
2. Schülerin meldet sich: Ach Menno. Können wir nicht mit etwas einfachen anfangen?
@ Manfred P.
> Mir kommt es so vor, als würde hier ein Krieg gegen die Mittelschicht geführt.
Natürlich, die Mittelschicht ist der Feind der Linken und der Mächtigen. Weil die Mittelschicht etwas zu verlieren hat, ist die eher konservativ, aber auch politisch interessiert und engagiert und damit den linken Machtergreifungsträumen im Weg. Und es war schon immer die Mittelschicht des Bürgertums, die von den Mächtigen Rechte forderte und diese abtrotzte. Nur die bürgerlichen Revolutionen waren am Ende erfolgreich. Die Geschichte ist allem Machthungrigen eine Warnung. Auch Grünen und Sozen.
> Man will offenbar die Mittelschicht abschaffen, da ein Lumpenproletariat sich viel einfacher beherrschen lässt.
Vor allem will man auf linker Seite erst einmal die Bedingungen für die “proletarische Revolution” herbeiführen. Und da stören Mittelschicht und gutsituierte Arbeiter (wie die bei Mercedes oder Porsche) nur. Also muss das Lumpenproletariat geschaffen werden, da täglich ums Überleben kämpft und die Staatsversorgung dankbar annimmt. Nur dann kann die sozialistische Machtergreifung erfolgreich sein. Auch Linke sind ewig gestrige, die leben geistig noch in Marx’ Zeiten. Nennen sich selbst aber progressiv (was ist von deren wirren Äußerungen denn fortschrittlich?)
Fortschrittliche Grüße,
Euer Dirk
Bei mir ist es lange her, daß ich Abi in Niedersachsen gemacht habe. Informatik gab es bei uns an der Schule zunächst nur im Rahmen einer AG am Nachmittag. Die Rechner hatte ein freundlicher Lehrer (und Buchautor) privat gesponsert.
Später konnte ich dann Informatik für die 12. und 13. Klasse als reguläres Fach wählen und sogar die mündliche Prüfung ablegen. Wenn ich richtig informiert bin, gehörte ich wohl zu den ersten, die Info als Prüfungsfach wählen konnten. Dementsprechend viele angsteinflößende Schlipsträger waren bei meiner Prüfung denn auch zugegen. Das soll nicht abwertend gemeint sein; ich war einfach nur ziemlich eingeschüchtert von so vielen Zuhörern, die extra aus Hannover angereist waren.
Es stellt sich wohl immer die Frage, ob denn überhaupt genug Interessenten für ein Fach Informatik zusammenkommen und ob die Schule entsprechend flexibel reagieren kann.
Ein Unterrichtsfach der Marke “Wie bediene ich Word?” halte ich auch für überflüssig. Sowas kann tatsächlich fachübergreifend gelehrt werden.
Mann, bin ich alt. Ich hatte tatsächlich von der 9. Klasse an Informatik-AGs (Programmieren mit Logo!), später dann Informatik als reguläres Schulfach, ich weiß nicht mehr ab wann. In der 12. Klasse haben wir in Informatik Parser programmiert, mit Zustandsautomaten und allem. Hat Spaß gemacht. Der Lehrer tauchte später immer wieder bei offenen Informatik-Veranstaltungen an der Uni-Stuttgart auf, war also im positivsten Sinne ein “Überzeugungstäter”. Bin ich heute noch dankbar dafür.
Das war übrigens in Baden-Württemberg. Abi ’97.
BW ist da wohl extrem schwach aufgestellt: Informatik wird NICHT als eigenes Fach unterrichtet, sondern (wie du sagst) “irgendwie” in den anderen Fächern mit vermittelt (stell ich mir zB bei einem Religionslehrer als absolut konstruktiv vor). Ausserdem verwechseln die “Informatik” wohl etwas mit “digitale Medienkompetenz der Lehrkräfte” (sprich: einen Projektor zu bedienen).
siehe Anfrage an den Landtag
http://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP15/Drucksachen/3000/15_3792_D.pdf