Einmal Köfte ohne Fleisch
Ich war heute auf einem Berliner Straßenfest.
Eigentlich langweilen Berliner Straßenfeste ja tödlich. Immer genau das gleiche. Berliner tun gerne so, als strotzten sie vor Individualität, Diversität, Kreativität. In der Realität wird daraus ein geistloser Einheitsbrei. Alles muss – kaputt, dreckig, Graffiti – exakt gleich aussehen. Immer die exakt gleichen Straßenfeste. Sogar die Musik – Rap – basiert nach dem Vuvuzela-Prinzip darauf, nur einen einzigen Ton zu kennen (wobei man allerdings einräumen muss, dass eine gewisse Varianz daraus entsteht, dass sie den meist nicht so treffen), und selbstverständlich auch nur einen Rhythmus.
Wie ich mich gerade so durch das Straßenfest langweile, steigt mir ein verführerischer Duft nach gebratenem in die Nase. Türkischer Stand am Straßenrand, bietet Köfte mit Salat im Baguette an. Gut, Baguette ist jetzt nicht so originär türkisch, vielleicht haben sie kein Fladenbrot bekommen, weil an diesem Tag da anscheinend jeder Köfte anbot (weil man die im Gegensatz zum Döner auf dem flachen Grill manchen kann und dazu auch kein Profi-Equipment braucht sondern mit Haus- und Amateurmitteln durchkommt) und das Brot womöglich nicht für alle gereicht hat. Wie dem auch sei, Köfte mit Baguette passt zwar nicht kulturell, aber geschmacklich hervorragend, echt lecker. Ich also dahin, mir so’n Apparat bestellt. Wie ich den gerade so bekomme, steht hinter mir die nächste, eine Deutsche, so’n Feminismus-Typ in schrecklichen Öko-Klamotten und bestellt tatsächlich „Einmal Köfte ohne Fleisch”.
Man hätte auch Hering ohne Fisch bestellen können. Oder Pommes ohne Kartoffeln. Ketchup ohne Tomaten. Sie wollte Köfte ohne Fleisch.
Ich achte ja gerne auf Körpersprache.
Der türkische (Amateur- oder Profi-)Koch hatte sich zwar im Griff und blieb liebenswürdig, aber wer sich mit Körpersprache auskennt, weiß, dass es da so diese Zehntel-Sekunde zwischen der unterbewussten, unwillkürlichen Körperreaktion und der Verzögerung gibt, bis das bewusste Handeln wieder einsetzt. Und für so eine kurze Zehntel-Sekunde, vielleicht auch nur eine Zwanzigstel, hegte er ohne Zweifel finstere Mordgedanken und anscheinend auch unhöfliche Wertungen über Deutsche, die ich ihm unter diesen Umständen überhaupt nicht verdenken könnte, denn in beidem fand er meine volle Zustimmung.
Das ganze steigerte sich. Obwohl er ihr einmal Köfte ohne Köfte zubereiten wollte, kamen dann noch weitere Sonderwünsche, welcher Salat auf keinen Fall Verwendung finden dürfe. Am Ende einigte man sich darauf, dass sie nur das Baguette mitnahm. Obwohl er noch versucht hatte, wenigstens ein Salatblatt beizulegen.
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PS: Ich hoffe sie hat für ihre Extrawünsche auch extra bezahlt.
War das Baguette denn wenigstens glutenfrei?
Schon mal eine Pizza Margharita ohne Käse bestellt?
Kulinarischer Verkehrsunfall trifft es am besten…
Naja, jeder soll essen, was ihm schmeckt.
Früher war ja “bei Brot und Wasser” eine Strafverschärfung. Jetzt tun sich das diese Irren freiwillig an.
O Tempora O Mores…
… naja: wenigstens war sie keine Frutarierin und hat daher nicht gefragt, ob die Körner fürs Baguette freiwillig und aus eigenem Willen von der Ähre gefallen sind anstatt patriarchalisch-agressiv abgerissen worden zu sein.
Wie hier im Wiener Westbahnhof, an Dröhnerstand… “Einmal vegetarischen Kebab.” Kurzes Aufzucken, aber nur SEHR kurz. Also, Brötchen (Semmel), Salat, Soße, Zwiebeln, Tomate, “Scharf?” “Nö.” Soweit so gut. Da fehlt dann halt das Huhn oder das Kalb.
Die Spitze kam aber noch. Er wollte seine 3,50€, sie weigerte sich, weil da ja kein Fleisch drin wäre, würde sie das nicht voll bezahlen. Der Döner, der bereits rausgehalten wurde, nahm den Rückweg. Der Mensch hinter dem Tresen blieb freundlich, aber bestimmt, und meinte, “3,50€, sonst berechne ich die Sonderwünsche.” Und das zur Hauptfütterungszeit, wenn da eine gefühlte Division was zum beißen haben will.
>Wie dem auch sei, Köfte mit Baguette passt zwar nicht kulturell, aber geschmacklich hervorragend, echt lecker.
Naja, das kann man so nicht sagen. Das normale türkische Brot ist einem Baguette ziemlich ähnlich:
http://ihe.com.tr/u/normal-ekmek-7
Ist also die Frage, ob das wirklich ein Baguette war, was Du dazu bekommen hast.
> Ist also die Frage, ob das wirklich ein Baguette war, was Du dazu bekommen hast.
Ja, zumal es Quer- und nicht Längsrillen hatte und sie es selbst „Baguette” genannt haben.
„Einmal Köfte ohne Fleisch”.
Man hätte auch Hering ohne Fisch bestellen können. Oder Pommes ohne Kartoffeln. Ketchup ohne Tomaten. Sie wollte Köfte ohne Fleisch.
Weil dir sowas noch nie auf den Teller gekommen ist, kann es das also auch nicht geben? Vielleicht versuchst du spaßeshalber mal auf einer deiner nächsten Reisen durch die weite Welt zur Horizonterweiterung die indische, malaysische, armenische oder bulgarische Küche zu erkunden.
@dustbunny: Knallkopf.
Erstens gibt es in Indien, Malaysia, Armenien und Bulgarien keine „Köfte”, denn die sprechen alle nicht türkisch.
Zweitens wäre es, wenn es aus etwas anderem als Fleisch gemacht wäre, eben keine „Köfte” mehr. Es ist genauso dämlich wie zu sagen, macht macht ein Rumpsteak ohne Fleisch. Dann ist es kein Rumpsteak mehr.
Drittens war das kein Restaurant, sondern ein Straßenstand, an dem sie nur das eine, einzige Gericht anboten und auch nur die Zutaten dafür hatten, wie man offen sehen konnte. Der hatte da nichts, gar nichts, außer eben Köfte, Salat, die Sauce dazu und das Brot.
Soll er die aus Luft schnitzen oder was?
(Anmerkung: Ich bin schon einmal durch Malaysia gereist, die eine Küste hoch, die andere wieder runter, und mit deren Küche vertraut. Sie trägt nichts zu Deinem Kommentar bei. Zudem ist die malayische Küche durchaus sehr fleischorientiert.)
Sammelt sich solches Volk gezielt in Berlin oder gibt es dort einfach nur so viele von denen, weil die Stadt so groß ist?
> Sammelt sich solches Volk gezielt in Berlin oder gibt es dort einfach nur so viele von denen, weil die Stadt so groß ist?
Eher umgekehrt. Die Stadt ist so groß, weil sich so viele davon hier sammeln.
Was sich in dieser einen Zehntelsekunde abspielt, in der das menschliche Gesicht zur Ausnahme mal die Wahrheit sagt, weil das Gehirn nicht so flott zensieren kann, nennt sich übrigens “Mikroreaktion”. 😉
Bei mir zucken die Türken auch zusammen. Ich nehme nämlich immer “mit alles”!
> Bei mir zucken die Türken auch zusammen. Ich nehme nämlich immer “mit alles”!
Natürlich zucken die Türken da zusammen. Ich auch. Es heißt nämlich „mit allem” und nicht „mit alles”. Das tut ja weh.
Na ja
Na ja, “ich hätte gerne einen großen Tomatensalat aber ohne Tomaten” ist ja schon ein Klassiker bei den Frauenwitzen. Alles Anzeichen der Degeneration. Wenn die meisten in ein paar Jahren wieder auf dem Feld arbeiten müssen (wie diverse Geldsystemkritiker voraussagen), dann erledigt sich so was von selbst. Dann greift Darwin.
>Ja, zumal es Quer- und nicht Längsrillen hatte und sie es selbst „Baguette” genannt haben.
OK, hätte ja sein können.
An Hadmuts Stelle hätte ich mir durchaus den Spaß erlaubt, die Dame im Moment der erfolgten Einigung darauf hinzuweisen, daß Baguette in seiner phallischen Form ein klares Statement des Patriarchats ist, und sie doch besser eine Semmel (oder besser eine norddeutsche “Wecke” mit nur einem Schlitz verlangen sollte… 😀
LG,
FLiszt
In der Türkei ist vegetarische Köfte durchaus nicht ungewöhnlich:
“Sehr verbreitet ist auch die vegetarische Version mit Bulgur und Kartoffeln statt Hackfleisch. In der Türkei ist Çi? Köfte im Straßenverkauf per Gesetz vegetarisch.”
Das ist auch ungefähr der Grund, warum ich mit Frauen nicht mehr ausgehen bzw. essen gehen mag. In der Regel wollen sie, dass Du für sie bestellst und Du darfst Dich dann zum Affen machen, um der Bedienung die ganzen Sonderwünsche der Frau zu erklären. Wenige Minuten nach der Bestellung bittet Dich dann die Frau, doch noch mal bitte zur Bedienung zu gehen, weil sie sich jetzt umentschieden hat. Und, wenn das Essen da ist, wird die ganze Zeit gemeckert, dass sie sich doch etwas anderes hätte bestellen sollen. Da ich das eigentlich bei fast allen Frauen so oder so ähnlich erlebe, gehe ich davon aus, dass das genetisch sein muss.
> und Du darfst Dich dann zum Affen machen, um der Bedienung die ganzen Sonderwünsche der Frau zu erklären.
Harry and Sally?
@FLiszt
Schrippen!!1!elf Da kennen die Berliner/Krapfen/Pfannkuchen/… keinen Spaß!
In meine Schulzeit wurde die Spaßbestellung beim Dönerstand “einen vegetarischen Döner – mit extra viel Fleisch” zum Running Gag. Hat auch der Betreiber übernommen, nachdem er seine Pappenheimer kannte. War aber für nicht eingeweihte dann ein Schock. Freund geht ans Verkaufsfenster, Betreiber schaut raus “ah, einen vegetarischen Döner”, die Mädels im Hintergrund so “wie? da bekommt man vegetarischen Döner?”, Betreiber verschwindet wieder und ruft aus dem Hintergrund “mit extra viel Fleisch”. Mädels total verwirrt.
@Hadmut
> Es ist genauso dämlich wie zu sagen, macht macht ein Rumpsteak ohne Fleisch.
Du hast aber mitbekommen, dass die Rügenwalder gerade Werbung für vegetarischen Schinkenspicker machen? Weil die BFF von einer bei Rügenwald ja unbedingt mal Schinkenspicker essen möchte, das aber nicht kann, weil sie Vegetarierin ist. Und das war dann auch total schwer, aber sie haben es super geschafft und das ist so lecker, dass sie ihr versichern musste, dass da kein Fleisch drin ist. (Wenn man das jetzt auseinandernimmt, heißt das ja, das Fleisch super lecker ist und das vegetarische Zeugs normalerweise eben nicht.)
“das tut ja weh” ganz genau – denn richtiges “Imbiss Deutsch” will gelernt sein: https://youtu.be/mLecPjcHJ2w
> Gut, Baguette ist jetzt nicht so originär türkisch, vielleicht haben sie kein Fladenbrot bekommen
Aber in der Türkei ist Weißbrot die verbreitete Brotsorte, die als “täglich Brot” gegessen wird. Das ist geschmacklich und von der Konsinstenz fast identisch, mit dem gleichen Variationsrecihtum, die es auch bei Baguette gibt. Von daher ist es also geschmacklich kein Problem, Baguette statt das türgische Weißbrot zu nehmen. das Fladenbrot, daß hierzulande als typisch türkisch gilt, ist da eher nur in bestimmten Gebieten in der Türkei verbreitetet udn nicht ganz so typisch wie das Weißbrot. Wesentlich verbreiter ist hingegen das Yufka, vor allem im lädlichen bereciht, weil es einfach herzustellen und ggf lange haltbar ist, wenn es and er Luft getrocknet wurde.
Und Köfte ist nur dann Köfte, wenn da auch Fleisch drin ist, egal ob Schaf oder Rind. Ist wie mit den Buletten/Frikadellen hierzulanden. Man kann die Diversen Gemüsekreationen zwar als Köfte bezeichnen, gehen aber bei einem Türken nicht als echte Köfte durch.
Noch ein wort zu den Bestellungen:
Man muß sich nur mal vorstellen, wie die diversen Würstchenbudenverkäufer sich fühlen würden, wenn man Steakbrötchen, Currywurst oder Bratwurst ohne Fleisch bestellt. Das ist für das Sprachgefühl total daneben. Genauso geht es den türkischen Verkäufern, weil das ein Widerspruch in sich ist.
Lustig ist daher auch immer wieder, wenn ich beim meinem persönlichen Dönerlieferanten höre wenn die Leute “vegetarischen Döner” bestellen, was ein Widerspruch in sich ist, weil Döner Kebab das Fleisch an sich bezeichnet. 🙂
@Hadmut: Kulinarische Errungenschaften machen an Grenzen nicht halt und der Begriff “Köfte” kommt aus dem Persischen. Weshalb man sie eben doch in Bulgarien finden, dort als Kjufteta.
@xyz:
> In der Regel wollen sie, dass Du für sie bestellst und Du darfst Dich dann zum Affen machen, um der Bedienung die ganzen Sonderwünsche der Frau zu erklären.
Das Problem haben auch andere:
http://www.netzwolf.info/strandgut/pizza
> und Du darfst Dich dann zum Affen machen, um der Bedienung die ganzen Sonderwünsche der Frau zu erklären.
Und schwupp, biste weiblichem Dominanzverhalten aufgesessen.
ich breche das Eis bei einem neuen Dönermann regelmäßig mit “einen Schweinefleisch Döner bitte” … funktioniert aber nicht immer
> ich breche das Eis bei einem neuen Dönermann regelmäßig mit “einen Schweinefleisch Döner bitte”
Ich glaube nicht, dass man sich damit beliebt macht oder das als witzig empfunden wird.
Hahaha, erinnert mich an den Döner-Song den es vor ein paar Jahren mal gab:
“Kommt ‘ne Frau in Dönerladen,
will vegetarisch Döner haben.
Hau ich Fleisch ganz unten rein
denn Frau soll doch nicht traurig sein …”
War in Wirklichkeit irgendsoein R.SH-Moderator, gibt’s auch auf Youtube:
@Almöhi
Das Fiese ist ja, dass das (Pizza) überhaupt kein Witz ist, sondern dem Alltag sehr nahe kommt und jeder ähnliche Geschichten von Frauen erzählen kann. Witzig wird die Geschichte nur deshalb, weil man feststellt, dass das Absurde bei Frauen völlig normal ist. Man könnte nicht mal sicher sagen, ob die Pizzageschichte ausgedacht ist oder tatsächlich passiert, weil man Frauen das in der Realität genauso zutraut. Und das ist das Witzige, weil es eigentlich gar nicht witzig ist!
Würde man sich die Pizzageschichte mit umgekehrten Geschlechtern vorstellen, würde vermutlich kaum ein Mensch schmunzeln, weil der Witz nur wirkt, wenn man die Realität wieder erkennt.
Das Gleiche gilt im Übrigen für Loriot:
Das ist der Grund weswegen Kreuzberg trotz all dem Dreck dort der wohl sympathischste Stadtbezirk in Berlin ist. Da leben viele Türken und die sind eben nicht politisch Korrekt gleichgeschaltet. Kein Vergleich zu diesem arrogante Herrenvolk im arischem Prenzlauer-Berg, welches dort mit seiner ökologischen und veganen Blut-und-Boden-Ideologie gegen alles was anders ist aufgestellt ist.
> Das ist der Grund weswegen Kreuzberg trotz all dem Dreck dort der wohl sympathischste Stadtbezirk in Berlin ist. Da leben viele Türken und die sind eben nicht politisch Korrekt gleichgeschaltet.
Zweifellos ist das türkische Kreuzberg zwar vom Stil etwas seltsam, aber einigermaßen freundlich-umgänglich und akzeptabel, was eben den türkischen Bevölkerungsanteil angeht. Den deutschen Bevölkerungsanteil in Kreuzberg würde ich nicht als „sympathisch” bezeichnen.
Das hängt aber nicht allein am „nicht politisch korrekt”. Das arabisch geprägte Neukölln ist auch nicht politisch korrekt, aber eine völlige Katastrophe, eigentlich failed state. Das hat sowas vom Ghetto in „Die Klapperschlange”.
@Hadmut: Jetzt versteh ich es – das war doch sicher die eigentliche Motivation nach Berlin zu ziehen: In Berlin hat man alles, von der schwäbischen Pleasant-Ville Variante bis zur deutschen Manhatten Version aus “Die Klapperschlange”. Aber sind die Genderistas Dukes Privatarmee und wer ist hier Plissken?
> und wer ist hier Plissken?
Nenn mich Snake…
Stelle mir gerade Hadmut mit Augenklappe und Wumme durch Berlin ziehend vor. 🙂
ich will nicht beliebt sein und ob die das witzig finden ist mir egal.
Ich achte darauf, dass sie mir nicht in den Döner rotzen, dann ist das ok.
Frauen haben nur mal nicht diese Fesseln der Logik, die MINT-Männer geistig einschränken, siehe hier (hab 3 Tage gelacht)
https://www.youtube.com/watch?v=BKorP55Aqvg
“Am Ende einigte man sich darauf, dass sie nur das Baguette mitnahm.”
ROFL?
Manchmal kann man Einsiedler echt gut verstehen, die bekommen die ganze Kacke nicht mit, die Glücklichen.