Faule Kryptographie aus der Schweiz
Ein neues Puzzleteilchen zum Thema Kryptographie und Geheimdienste.
Dass in der Schweiz mit der Kryptographie was faul ist, geht schon seit spätestens den 90er Jahren herum. Es war bekannt, dass nach dem Krieg der Enigma ähnliche Kryptogeräte an Staaten in Afrika und im Osten verkauft wurden, obwohl (oder weil) die Enigma im zweiten Weltkrieg geknackt worden war, dies aber erst Jahrzehnte später bekannt wurde.
Es geht auch schon lange das Gerücht, dass so eine gewisse Kryptofirma in der Schweiz in Wirklichkeit dem BND gehört und unter dessen Führung faule Krypto verkauft(e), ihrerseits aber wiederum enge Verbindungen zu Schweizer Universitäten hat(was mich schon wieder an das faule Gutachten der ETH Zürich erinnert). Das Gerücht hängt auch damit zusammen, dass man nicht weiß, wem die Firma nun eigentlich gehört.
Der Schweizer Tagesanzeiger berichtet nun darüber, dass die Crypto AG auch vor diesem seltsamen Verkauf und vor den Gerüchten um faule Kryptogeräte unter Leitung des BND schon Kontakte zur NSA hatte.
- Frage 1: Ist die Crypto AG eine Tarnadresse des BND?
- Frage 2: Ist der BND eine Tarnadresse der NSA?
(und Danke für den Hinweis!)
15 Kommentare (RSS-Feed)
Das mit Siemens und der Crypto AG kam mir neulich wieder in die Erinnerung als ich http://www.zeit.de/2015/24/abhoer-skandal-bnd-politiker-angst/seite-2 gelesen habe.
Neu ist auch nicht, dass Telefone abgehört werden. In den neunziger Jahren klebte in der deutschen Botschaft in Washington an jedem Siemens-Apparat ein Warnzettel: “Vorsicht, offene Leitung!”
Ich wollte noch die Autoren fragen, ob das an Siemens oder Siemens mit NSA lag, die irgendwas eingebaut hatten oder ob man um einfach zu unterscheiden Siemens-Telefone für die offenen Leitungen benutzt hat.
Mich wundert nur, dass nach solchen handfesten Gerüchten immer noch Staaten bei der Crypto AG Verschlüsselungsgeräte gekauft haben. Die Firma müsste doch eigentlich schon vor 20 Jahren verbrannt gewesen sein.
Es kommt eben darauf an, wer die Firma oder den Staat beherrscht. Die Herrscher sind nicht die Herrscher. Die Regierung ist nicht die Regierung. Wer da den Affen macht, der steuert den Staat nicht.
Diejenigen, die das Zeug gekauft haben, waren uninformiert, wären also zum Schadenersatz heranzuziehen, oder waren Verräter, wären also einen Kopf kürzer zu machen.
Carsten
—
“Die Schweizer haben falsch abgestimmt. Sagt die EU.”
Werner Reichel
Frage1
Frage2
Antwort=3.
Also, wenn ich ein Bankier wäre, würde eine Kryptofirma mein Portfolio ganz sicher bereichern.
Souverän ist der Staat der sein eigenes Geld schöpft und seine IT selber bearbeiten kann. Ab dann benötigt man auch abschreckende Waffen.
Wie übt man umfassende Kontrolle über einen Geheimdienst aus, ohne direkt auf dem Papier Kontrolle auszuüben?
Dass mit der Crypto AG nicht alles koscher ist, ist schon ziemlich lange bekannt, meine ich. Ist aber nett, dass jetzt bestaetigt zu bekommen.
> Dass mit der Crypto AG nicht alles koscher ist, ist schon ziemlich lange bekannt, meine ich.
Ja, aber »bekannt« ist halt auch ein dehnbarer Begriff irgendwo zwischen Gerücht und sagt man so.
Wer sich mit der Crypto AG beschäftigen will, sollte einfach mal die Geschichte von Hans Bühler durchlesen, der in Teheran verhaftet wurde, weil dort im Auftrag der NSA komromittierte Crypto AG-Geräte hin geliefert wurden.
> Mich wundert nur, dass nach solchen handfesten Gerüchten
> immer noch Staaten bei der Crypto AG Verschlüsselungsgeräte
> gekauft haben. Die Firma müsste doch eigentlich schon vor
> 20 Jahren verbrannt gewesen sein.
In dem Business kursieren Gerüchte über jede Firma. Einige der wenigen, bei dem es bekanntermassen mehr als ein Gerücht ist, ist RSA: Von RSA weiss man, dass sie faule Krypto verkaufen und trotzdem gibts kein DAX Konzern ohne RSA. Ich hatte eigentlich auch erwartet, dass man die danach fallen lässt wie eine heisse Kartoffel, aber stattdessen kenne ich einige Firmen wo das gerade neu ausgerollt wird.
Guten Tag Herr Danisch. An alle Kommentatoren. Stehen Sie ein bis zwei Schritte vom Spiegel zurück und betrachten Sie die Situation neu. Gruss.
@Visu:
> Guten Tag Herr Danisch. An alle Kommentatoren. Stehen Sie ein bis zwei Schritte vom Spiegel zurück und betrachten Sie die Situation neu. Gruss.
Und was genau soll das bringen, worauf zielt der Kommentar ab? Ich verstehe gerade wirklich nicht, was Sie mir damit sagen wollen.
Vielleicht mein Visu, wir wären inzwischen in dem Alter, wo die Altersweitsichtigkeit zuschlägt und wir zwei Schritte zurücktreten müssen, um den lesen zu können. 🙂
@Hadmut
Das ist
http://de.wikimannia.org/FUD-Taktik
Man will nichts konkretes. Nur verunsichern, Furcht, Ungewissheit und Zweifel säen.
@WikiMANNia: Ist halt die Frage, ob das nur irgendein Wichtigtuer/Schwätzer ist, oder ob da Absicht dahintersteckt.
Guten Tag Herr Danisch. Was ich konkret mit ” einen Schritt zurücktreten” meine ist, dass sich das Bild der aktuellen Lage, durch sich informieren, besser beurteilen lässt. Den “Spiegel” als Metapher anführen war vielleicht nicht so glücklich. @ Yasar. Ich ziele nicht in diese Richtung. Bei mir hat die ” Alterssehschwäche” vor einigen Jahren ” zu geschlagen. Gruss.
Von den Kontakten der Crypto AG zu westlichen Geheimdiensten hatte ich schon vor Jahren gelesen. Dieser Artikel von 1996 aus dem Spiegel wird ja auch erwähnt:
Wer ist der befugte Vierte?
Geheimdienste unterwandern den Schutz von Verschlüsselungsgeräten
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9088423.html
Mich wundert nur, dass nach solchen handfesten Gerüchten immer noch Staaten bei der Crypto AG Verschlüsselungsgeräte gekauft haben. Die Firma müsste doch eigentlich schon vor 20 Jahren verbrannt gewesen sein.