Ansichten eines Informatikers

Die Qualität der Wissenschaft

Hadmut
29.8.2015 12:26

Auch da setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass es so nicht weitergeht.

Ein fundamentales Element von Wissenschaft ist die Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit von Ergebnissen und Behauptungen.

Eigentlich lernt man das schon in der Schule, am besten in gutem Physikunterricht: Man lernt nicht irgendwelche Formeln und befolgt sie blind, sondern man führt den Versuch durch, mit dem die Formel gefunden oder überprüft wird. Fällt ein Gegenstand wirklich mit quadratisch steigender Geschwindigkeit? Wie groß ist die Lichtgeschwindigkeit? Welche Ladung hat ein Elektron? Alles ausprobiert und nachgeprüft, nicht einfach irgendeiner Autorität geglaubt. Viele Papers erhalten erst dann Glaubwürdigkeit und werden ernst genommen, wenn die darin beschriebenen Versuchsaufbauten von anderen, unabhängigen Teams nachgestellt und bestätigt worden sind.

Ein Element, das den Geisteswissenschaften komplett fehlt. Es wird einfach irgendetwas behauptet, aber nichts ist nachprüfbar, nachvollziehbar. Verifikation als solche wird in vielen Fächern abgelehnt.

Anders sollte es aber in den Naturwissenschaften und der Medizin aussehen: Da sollte richtige Wissenschaft stattfinden, nachprüfbare, nachvollziehbare Ergebnisse und Aussagen.

Tatsächlich scheint es aber so zu sein, dass auch Fächer wie Medizin degenerieren und immer mehr Müll produzieren, der nicht nachprüfbar ist.

Ausgangspunkt der Kritik war unter anderem eine Serie „increasing value, reducing waste” der Wissenschaftszeitschrift The Lancet, in der unter anderem festgestellt wird, dass über 85% der Forschungsgelder für untaugliche Studien verschwendet werden und in die Kategorie „vermeidbarer Müll” gehören.

Die Ursachen dafür sind eigentlich klar: Es gibt fast überhaupt keine qualitativen Anforderungen mehr. Es zählt nur noch, wieviel man publiziert und wer als erster publiziert, gemessen an künstlichen Maßstäben wie den Impact Factor, die – in Verbindung mit dem korrupten Verlagssystem – vor allem Quantität und nicht Qualität messen. Dazu ein Kommentar eines Wissenschaftlers:

Wissenschaft und Forschung bilden einen steten Kreislauf zwischen Suchen, Entdecken und Überprüfen. Was an neuen Erkenntnissen die Prüfung übersteht, wird als gesichertes Wissen aufgenommen. Der Begriff “gesichert” hat allerdings zwei Gesichter, ist er doch immer nur Ausdruck einer Momentaufnahme. Gegenwärtig gesichertes Wissen wäre die richtigere Bezeichnung. Täglich wird scheinbar gesichertes Wissen über den Haufen geworfen. Vor bestehendem Wissen keinen Respekt zu haben, ist ein Merkmal hochwertiger Forschung. Dieser Kreislauf zwischen Erkenntnis und Überprüfung kann nur funktionieren, wenn die Forschungsergebnisse lückenlos, schnell und unverzerrt kommuniziert werden.

So weit die Theorie. Die Praxis zeigt durch eine Fülle empirischer Untersuchungen, dass die Welt von diesem Idealzustand in vielen Gebieten erschreckend weit entfernt ist. Wir scheinen mitten in der Wissensgesellschaft angekommen zu sein, stümpern aber erstaunlich oft dort, wo Wissen entstehen sollte, nämlich in der Wissenschaft. […]

Deutschland befindet sich weiterhin im Tiefschlaf. Die gesamte Diskussion im “Lancet” wie auch die empirischen Belege enthalten fast keine deutschen Beiträge, wie die Autorenlisten der Artikel und der zitierten Literatur sofort zeigen. Das regelmäßig von Ministerien und Industrie formulierte Selbstlob, Deutschland nehme eine Spitzenposition in Gesundheitsforschung und -versorgung ein, hat nichts mit der Realität zu tun, sofern es um die bessere Übersetzung von Forschungsergebnissen in die Anwendung geht. Der hierzulande erweckte Eindruck beruht auf regelmäßig wiederholten irreführenden Absolutzahlen.

Dass Deutschland bei der Förderung und Durchführung von Studien als reiches und bevölkerungsreichstes Land der europäischen Union im EU- oder globalen Vergleich im oberen Tabellenbereich landet, dürfte nicht überraschen. Doch die Landesleistung muss bezogen auf die Einwohnerzahl oder das Bruttosozialprodukt bewertet werden. Dann kehrt das Bild sich radikal um, weil selbst vergleichsweise winzige Länder wie Dänemark oder Neuseeland Beträge investieren, die denen Deutschlands nahekommen, und damit natürlich pro Einwohner ein Vielfaches des deutschen Aufkommens darstellen.

Stillstand auf der ganzen Linie

Besonders düster sieht es bei den methodischen Arbeiten aus, die über viele Jahre hinweg die Grundlagen für epochale Werke wie die aktuelle “Lancet”-Reihe oder auch die Arbeiten des Institute of Medicine der USA schaffen. In den entsprechenden Arbeitsgruppen glänzt Deutschland regelmäßig durch Nichterscheinen, nicht nur auf der wissenschaftlichen, sondern auch auf der politischen Ebene.

Es besteht in Deutschland keinerlei Interesse, etwas an der Qualität zu heben. Es wird gar nicht erst versucht.

Die Gründe liegen auf der Hand: Der Wissenschaftsbereich in Deutschland ist vor allem eine Geldwaschanlage. Ein Futtertrog für die Korrupten, die Gefälligkeitsschwätzer, die Politisierung, politische Agenten und Quotierungen. Man will die im System haben, die das sagen, was man politisch hören will. Dieses System würde massiv gestört, wenn man da plötzlich Können und Qualität verlangen würde.

Inzwischen nun hat man mal überprüft, wie es in der Psychologie so aussieht.

Ergebnis: Die Mehrzahl der Studien lassen sich nicht nachprüfen. Im Versuch bestätigen sich die Aussagen nicht.

Ihr Fazit: Die meisten Ergebnisse aus den psychologischen Studien ließen sich nicht replizieren. Die Mehrzahl der Wiederholungen bestätigten die Resultate der Originalstudien nicht. Der Befund wecke grundlegende Zweifel am Wissenschaftsbetrieb – weit über die Psychologie hinaus, schreibt Brian Nosek im Fachmagazin “Science”.

“Seit Jahren gab es Zweifel an der Reproduzierbarkeit wissenschaftlicher Befunde, aber kaum direkte systematische Belege”, wird Projektkoordinator Nosek in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. “Dieses Projekt, das erste seiner Art, belegt substanziell, dass die Sorgen berechtigt sind.”

Dies betont auch Susann Fiedler vom Bonner Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, die maßgeblich an dem Projekt beteiligt war. Oft habe es auf Fachkonferenzen Zweifel an Studien gegeben – teils weil die Resultate der Vernunft widersprachen, teils weil andere Forscher sich vergeblich damit abmühten, Ergebnisse zu bestätigen.

Ergebnisse ließen sich nicht bestätigen

In dem mehrjährigen Großprojekt prüften die Psychologen seit 2011 systematisch, wie zuverlässig publizierte Resultate tatsächlich sind. Dazu wählten sie 100 Studien aus, die im Jahr 2008 in drei renommierten psychologischen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden.

Diese 100 Versuche stellten dann diverse Forscherteams unter möglichst identischen Bedingungen nach. Resultat: In nicht einmal der Hälfte der Fälle konnten sie das frühere Resultat bestätigen. Während 97 Prozent der Originalstudien klare Ergebnisse hatten, waren es bei den Wiederholungen lediglich 36 Prozent.

und

Betroffen seien nicht nur Disziplinen wie die Psychologie, gleichermaßen trifft es auf die Naturwissenschaften zu, schreiben die Forscher in “Science”. Die Probleme waren vielen schon vorher bewusst, meint Fiedler. “Aber mit dieser Veröffentlichung kann auch der Letzte nicht mehr wegschauen. Diese Fakten kann man nicht länger ignorieren.”

Wen wundert’s?

Die »Anerkennung« von Forschung läuft schon lange nicht mehr nach Qualität, sondern nach Korruption, Vetternwirtschaft und Interessen. Da wurde schon immer massiv gekungelt. Neuerdings aber wird der Betrug zum Prinzip erhoben, nämlich durch Einführung von Quoten und Gleichstellung. Erstmals in der neueren Geschichte wird die Bewertung nach Qualität nicht mehr nur durch Kriminalität erdrückt, sondern von der Regierung erzwungen. Erfolg muss nun leistungsunabhängig nach Plan verteilt werden.

Und immer mehr Leute und Fächer ziehen sich auf das bloße Simulieren von Wissenschaftstätigkeit zurück. Gerade in Soziologie, besonders Philosophie und Gender Studies kann man beobachten, dass es da so etwas wie nachvollziehbare, klare, überprüfbare Aussagen gar nicht erst gibt.

Das Ergebnis ist, dass Deutschland den wissenschaftlichen Anschluss, in dem es eh schon düster aussieht, noch weiter verlieren wird. Ein Versinken in der Korruption, im Sumpf des Betruges, der zum Prinzip erhoben wurde.

66 Kommentare (RSS-Feed)

derdiebuchstabenzaehlt
29.8.2015 13:38
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Was bitte machen GenderforscheInnen un Gleichstellungsbeauftragte den lieben langen Tag?


Hadmut
29.8.2015 13:45
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> Was bitte machen GenderforscheInnen un Gleichstellungsbeauftragte den lieben langen Tag?

Lügen, intrigieren, sabotieren, Geld verbrauchen.


peter
29.8.2015 14:25
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dieses Puzzleteil zusammen mit allen anderen betrachtet ergibt das Bild: Deutschland schafft sich ab.


Stefan Wagner
29.8.2015 16:17
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The Lancet befasste sich aber doch nicht nur mit der deutschen Situation? Scheint doch eher ein internationales Problem zu sein.


Hadmut
29.8.2015 16:19
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> Scheint doch eher ein internationales Problem zu sein.

Schon. Aber gerade bei uns passiert das sehr gewollt und bei uns kann man am wenigsten dagegen tun, weil die Leute verbeamtet sind. Die kann man nicht einfach mal rausschmeißen, wenn sie Mist produzieren.

Und in nur wenigen anderen Ländern wird das Universitätswesen so sehr als getarnter Futtertrog für die Politik-Höflinge missbraucht.


Phil
29.8.2015 16:32
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In den Biowissenschaften ist irgendwann den Pharma-Unternehmen der Kragen geplatzt: 80% der Resultate ließen sich nicht reproduzieren.
Die tatsächliche Forschung wird von ca. 1% der Veröffentlichungen getragen.

Das Problem ist das Ranking System, welches viel Schreiben belohnt (mindestens eine Veröffentlichung pro Jahr pro Arbeitsgruppen, auch wenn fünf Jahre an einem Thema gearbeitet wird), aber Reproduzieren nicht anerkennt. Würde man nur reproduzierte Arbeiten mit einbeziehen und für das Reproduzieren auch den Impact-Faktor erhöhen, dann würde die Forschungslandschaft, inkl. Hochschulranking, völlig anders aussehen. Dann würde man tatsächlich sehen, wo geforscht und wo nur simuliert wird.
Siehe auch Stichwort Cargo-Cult Wissenschaft.

In industriefernen Forschungsgebieten (Psychologie, Gesellschaftswissenschaften, etc) ist das ganze noch mal schlimmer, weil es niemanden weh tut, wenn nur Unsinn gemacht wird. Der Depp ist der Steuerzahler, welcher mangels Einfluss auf Politik den Quatsch finanzieren muss, aber dafür nichts bekommt.


Trollversteher
29.8.2015 16:50
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Die übliche GeWi Hetze.

“Ein Element, das den Geisteswissenschaften komplett fehlt. Es wird einfach irgendetwas behauptet, aber nichts ist nachprüfbar, nachvollziehbar. Verifikation als solche wird in vielen Fächern abgelehnt.”

Das ist und bleibt Unsinn. Würde die Behauptung stimmen könnte man sämtlichen Geschichtsuntericht streichen – Alles nur unbelegbare Behauptungen.


Юрген А.
29.8.2015 16:55
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Nunja, sogenanntes “gesichertes Wissen” wird nur dann über’n Haufen geworfen, wenn das nicht die Grundstruktur Schulwissenschaft betrifft bzw. die 6 Millionen Grundlagen, auf denen die “Staat”sidiologie der BRD beruht, unangetastet bleiben.


Gedöns
29.8.2015 17:05
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@dersiebuchstabenzählt
„Was bitte machen GenderforscheInnen un Gleichstellungsbeauftragte den lieben langen Tag?“//
Die haben z.B. herausgefunden, daß es dem Pferd egal ist, ob sie von Mann oder Frau geritten werden – aber selbst bei dieser Erkenntnis zweifle ich eine wissenschaftliche Arbeitsweise an, so daß wohl andere Forscherteams der Welt den Befund nochmals überprüfen müssen – solange dürfen wir weiterhin gespannt sein.


Svenska
29.8.2015 17:41
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Ich habe mal für eine Psychologiestudentin an einem Versuch mitgewirkt, unter der Voraussetzung, dass ich auch die Ergebnisse bekomme (schließlich will ich ja wissen, was da eigentlich getestet wurde). War ein Reaktionstest.

Das Ergebnis sah schon ziemlich gut aus. Die Schlussfolgerungen sahen ziemlich gut aus. Aber leider passten die Ergebnisse nicht zu den Schlussfolgerungen, und als ich da mal nachgehakt habe, kam dabei raus, dass die Schlussfolgerungen schon vor dem Versuch feststanden, unabhängig von den Ergebnissen.

Wozu wurde der Test dann gemacht? Damit der Chef (Professor), der eine Theorie entwickelt hatte und darüber publizierte, auch genug Papers zitieren konnte. Sein Paper wird sauber sein. Aber die Grundlagen seines Papers sind es nicht.

Fundament aus Sand, aber ein großes Schloss drauf bauen. 🙁



stefan
29.8.2015 17:47
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Es scheint mir immer mehr das die Gender-Geschichte nur ein Teil einer
größeren Auseinandersetzung ist.

Der unter Druck stehende Kernpunkt ist das kritische, selbstständige Denken.

Die Gegner an verschiedenen Fronten sind Genderismus und Kreationismus, die wie Krebs wuchernde politische Korrektheit, auf der anderen Seite auch der stark wachsende Islam, mit seiner Erkenntnis und Kritik feindlichen Mittelalterweltanschauung.
Genauso der Hang zu Spiritualität und Esoterik.
Hauptsache keine harten Fakten und kein schmerzhaftes Hinterfragen.

Mittlerweile ist es cool, keine Ahnung von Mathe oder Naturwissenschaften zu haben. Logisches Denken ist verpönt, wichtig sind nur Gefühle und Emotionen.

Vielleicht sind wir wieder auf dem Weg in ein dunkles Zeitalter.
Nach den Erfindern von Wissenschaft und Logik, den Griechen, kamen die Römer. Die haben keine Grundlagenforschung mehr betrieben, und waren nur noch (gute) anwendende Ingenieure.
Und dann kam das Mittelalter, in dem kritische Weltsicht keine Rolle mehr spielte und nur noch Glaube und seelische Innenwelt von bedeutung waren.

Die Grundlagen unseres Denkens haben alte, weisse Männer im 18.Jahrhundert geschaffen, und andere weisse Männer im 19. durchgekämpft.
Im 20. Jahrhundert entstand daraus eine ungeheure Fülle, an Übel und an Wohlstand.
Im 21. wird es dann wieder finster.


Rainer
29.8.2015 17:57
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Schon. Aber gerade bei uns passiert das sehr gewollt und bei uns kann man am wenigsten dagegen tun, weil die Leute verbeamtet sind. Die kann man nicht einfach mal rausschmeißen, wenn sie Mist produzieren.

Das Beamtenrecht kann man ändern.

Meines Erachtens kann man sie aber schon nach dem jetzt geltenden Recht rauswerfen. Wissenschaftliches Fehlverhalten ist ein Dienstvergehen, und betrügerisch erschlichene Ernennungen können zurückgenommen werden.

Ich bevorzuge die letztere Variante: Man muß einfach mal klar und deutlich sagen, daß hier ein gigantisches Betrugssystem am Werk war, und die damit verbundenen Ernennungen daher null und nichtig.


Der/Anarchist
29.8.2015 19:39
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@Hadmut

Das ELEMENT fehlt nicht. Wenn ich als Geschichtswissenschaftler schreibe, dass an dem Tag x durch die Erklärung y des Herrn z das Ereignis xy passierte, muss ich das anhand von Quellen belegen können.

Und auch die Quellen besitzen verschiedene Qualitäten. Ich kann nicht behaupten, dass das Ereignis xy passiert ist und gebe als Quelle eine nicht überprüfbare Aussage eines “Zeitzeugen” an. Das geschieht ständig im Blöd-TV. Da sitzen alte Männer und Frauen und erzählen über das 3. Reich. Das ist inakzeptabel, da sich deren Aussagen i.d.R. nicht überprüfen lassen. Das ist keine Geschichtswissenschaft, sondern Manipulation des Zuschauers.

Man sollte die Geisteswissenschaften voneinander trennen und nicht alles in einen Topf werfen und sagen: das ist alles methodenloser Unsinn.


Trollversteher
29.8.2015 19:54
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Lass mich mein vorhergehendes Posting etwas erklären (Sonst klingt es schnippisch). Eigentlich schätze ich deine Einsichten in Gender und generell Linksgrüne Politik. Was mir immer wieder aufstößt ist dein Umgang mit Geisteswissenschaften als eine Art monolithische Verschwörung. Gender ist nicht alle Soziologie ist nicht alle Geisteswissenschaften.

Tatsächlich bekomme ich immer den Eindruck du hast eine wortwörtliche Geisteswissenschaftenphobie. Das zeigt sich schon darin wie du immer von “Den Soziologen” oder “den Geisteswissenschaftlern” schreibst. Feministen schreiben stattdessen von “den Maskus”. Merkste was?

Von jemandem der sich auf Wissenschaftlichkeit beruft erwarte ich mehr Differenzierungsvermögen. Oder alternativ handfeste Beweise für eine Verschwörung ALLER GeWis gegen die Öffentlichkeit.


Gast$FF
29.8.2015 20:12
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@Hadmut:
Dass die althergebrachte professorale Vetternwirtschaft an unseren Universitäten in großen Teilen um eine staatlicherseits verordnete, gruppistische Privilegierungskorruption (Quoten, “Professorinnenprogramm”, …) erweitert wurde, dürfte mittlerweile eine Binse sein. Der entsprechende Einfluß auf die Qualität der Forschung kann da natürlich nicht ausbleiben. Gut und wichtig, dass Du nicht müde wirst, immer wieder auf diesen Missstand hinzuweisen, und den Finger in diese klaffende Wunde zu legen.

Den Universitätsbetrieb darob juristisch anzugreifen, so wie Du es machst (wenn auch vermutlich aus anderen Motiven), ist prinzipiell ebenfalls löblich, greift aber, fürchte ich, insgesamt zu kurz. Das Verhalten unserer Universitäten lässt sich ja recht einfach damit erklären, wie dort Forschung und Lehre finanziert wird. Wer zahlt, gibt nun mal den Ton an und die Rahmenbedingungen vor. Und wes’ Brot ich ess’, … Dieses elementare Prinzip bekommt man nicht so ohne Weiteres ausgehebelt. Nicht dass ich die universitären Protagonisten da aus der Verantwortung nehmen wollte, aber wenn man ein Drogenkartell zerschlagen will, hilft es ja auch nicht viel, nur die Kleindealer ins Visier zu nehmen. Trotzdem natürlich gut, dass Du das machst. Irgendwo muss man mit dem Widerstand anfangen. Nochmal: Respekt!

Es wurde bereits öfters hier in Deinem Blog herausgearbeitet, und in Deinem Artikel oben auch nochmal ganz deutlich gemacht, dass der Ursprung dieses Übels in der Politik zu suchen ist. Dort wird über die Mittel für die Unis entschieden, und unter welchen Rahmenbedingungen und Kriterien die Verteilung erfolgt, und wieviele Politkommissare an welchen Stellen zur Kontrolle implementiert werden. Es wurde auch oft darüber diskutiert und philosophiert, wie dieses Übel überhaupt so breit dorthin, also in die Politik, gelangen konnte. Ebenfalls herausgearbeitet und in etlichen Kommentaren hier zigfach wiederholt wurde, dass die Hauptakteure unserer gesamten Politikszene in dieser Hinsicht nahezu unterschiedslos agieren (zum Beispiel beim Themenkomplex “Frauen/Gender Mainstreaming”). Stichwort: CDUCSUSPDFDPGRÜNELINKE. Verhalten sich da wie die Blockparteien. Kann man in ihren Parteiprogrammen nachlesen.

Die entscheidende Frage muss demnach sein (@Alle): Wie bekommen wir diesen antidemokratischen Dreck jetzt wieder aus der Politik heraus? Nachdem das dort so nachhaltig installiert wurde, nämlich unter Einbeziehung von GG-Änderung und Bundesverfassungsgericht, welche Strategien gibt es, welche Optionen bleiben noch? Wie bekommt man diesen Pendelausschlag wenigstens abgebremst?

Auf unsere Führungseliten können wir uns da wohl kaum verlassen, die haben die letzten 25 Jahre in dieser Hinsicht komplett versagt.

Vielleicht müssen wir jetzt die Parteien unterwandern?


Der/Anarchist
29.8.2015 20:37
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NACHTRAG

Das Problem der verschiedenen geisteswissenschaftlichen Fachbereiche ist sein Gegenstand, der erforscht werden soll. In der Geschichtswissenschaft ist es die Vergangenheit. Und die hat, auch wenn sie bereits vergangen ist, Relikte hinterlassen, Quellen aller Gattungen, die dem Forscher die Möglichkeit bieten, das Vergangene weitgehend zu rekonstruieren. Natürlich muss er vorher weitgehend alle Quellen nach seinem Wahrheitsgehalt überprüfen, da gerade im Schriftverkehr viel gelogen wurde, im privaten wie auch im öffentlichen Bereich. Dann darf er nicht Quellen zugunsten bzw zuungunsten des Ergebnisses weglassen, er muss objektiv sein Thema erfassen und die Ergebnisse auswerten. Und das alles muss überprüfbar sein.

Aber die Psychologie hat ein anderen Forschungsgegenstand. Und der ist m.E. weitaus schwerer zu erforschen, da weniger greifbar. Wenn ich mir als Psychologe die Frage stelle, ob ein Scheidungskind durch die Scheidung der Eltern vorbelastet ist, es in seiner Zukunft eher dazu neigt, eine Scheidung in seiner Ehe einzugehen, als ein Kind, das aus keinem Scheidungshaushalt kommt, sind die Ergebnisse nicht wirklich überprüfbar. Wie soll das auch gehen? Wie kann ich den Beweis erbringen, dass sich die Gehirnstruktur des Kindes sich derart verändert hat durch die Scheidung, so dass es durch die veränderte Hirnstruktur zur Scheidung neigt? Es gibt Studien, die auf einen Zusammenhang hinweisen, aber dieser Hinweis ergibt sich aus der höheren Anzahl der Scheidungen von Scheidungskindern.

Und das ist das Problem, dass dann diese Schwammigkeit, das aus dem Forschungsgegenstand resultiert, ein gefundes Sammelbecken für Schwätzer wird. Wenn ein Historiker lügt, ist die Lüge zu entlarven. Aber wenn ein Psychologe irgendwas zurechtblubbert, dann noch mit tausend Fachbegriffen verdeckt, dann ist das schwerer zu entlarven.

Und die Naturwissenschaften haben hierbei leichteres Spiel. Weil ihr Forschungsgegenstand plastischer ist, greifbarer und dadurch verständlicher.

Ich sagte schon einmal, im Grunde genommen hat jedes Fach seine Berechtigung, wenn man das ganze erfassen will, objektiv erfassen will. Aber…wie der Artikel wieder bestätigt: Geld, politische und ideologische Interessen.


Klaus
29.8.2015 21:17
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Hmm hab grad ein neues Buch in der Hand, sehr empfhelenswert, der Anfang hats schon in sich, sinngemäß:

Die Naturwissenschaften und Ingenieure haben mehr für die Menschheit erreicht als Geisteswissenschaften, Politik und Heilversprechen (Ideologien) zusammen.

Ich mach mal Werbung:

Adams Äpfel und Evas Erbe.
http://www.randomhouse.de/Buch/Adams-Apfel-und-Evas-Erbe/Axel-Meyer/e453095.rhd

Wie die Gene unser Leben bestimmen und warum Frauen anders sind als Männer

Ich habs noch nicht durch, geht aber schon auf den ersten Seiten den Genderismus scharf an.

Es scheint noch Licht zu geben 🙂

cu


Thomas
29.8.2015 22:47
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Das größte Problem besteht meines Erachtens darin, dass bedeutsame Forschungsergebnisse häufig nicht systematisch herbeizuführen sind, und es sich daher um glückliche Zufälle (“serendipity”) handelt.

Letzteres ist aber selbst dann der Fall, wenn das Ziel in groben Zügen bekannt ist, aber sich dementsprechend mehrere Arbeitsgruppen ein Wettrennen um die Erstpublikation liefern.

In der Chemie haben sich in den 60er bis 80er Jahren etliche Japaner an der Optimierung der Reaktionsbedingungen von Kreuzkupplungen abgemüht und dabei Unmengen von Doktoranden verheizt.

Wer das Glück hatte, eine Kombination von funktioneller Gruppe, Katalysator und Lösungsmittel zu finden, die reproduzierbar hohe Ausbeuten liefert, ist heute Nobelpreisträger.

Wer nicht, hat einfach nur ergebnislos Unmengen von Zeit verschwendet – ist aber deshalb nicht zwingend ein schlechterer Forscher, sondern bloß ein Pechvogel.

Natürlich ist im Allgemeinen die Zahl der Pechvogel höher, als die Zahl der glücklichen Nobelpreisträger – und niemand möchte ein solcher Pechvogel sein.

Daher die stillschweigende Zustimmung zu einem bekanntermaßen kontraproduktiven Anreizsystem, das viel “noise” stärker honoriert, als wenige, aber relevante Forschungsergebnisse.

Weil “noise” im Gegensatz zu “serendipity” aber prinzipiell von jedem systematisch generiert werden kann, kommt es dann zu einem Konkurrenzkampf in der Erzeugung von solchem.

Der Publikationsdruck bindet dabei nicht nur Ressourcen für bedeutsame Forschung, sondern erhöht auch die Arbeitsbelastung, womit letztendlich niemandem geholfen ist.

Zur “Wissenschaftlichkeit” von zumindest einigen Teilbereichen der Psychologie hatte ich mich vor einigen Monaten hier ausgelassen:
https://www.danisch.de/blog/2015/04/01/flug-4u9525-meine-vermutung-pharmaskandal/#comment-75427
https://www.danisch.de/blog/2015/04/01/flug-4u9525-meine-vermutung-pharmaskandal/#comment-75511
https://www.danisch.de/blog/2015/04/01/flug-4u9525-meine-vermutung-pharmaskandal/#comment-75570

@ Trollversteher

Magst du vielleicht einmal beschreiben, wie es deiner Ansicht nach in den Geisteswissenschaften wirklich aussieht?


DrMichi
29.8.2015 23:44
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Oje. Kann abgekürzt werden:

https://en.wikipedia.org/wiki/Diminishing_returns

Zählt auch hier.


Stefan S.
30.8.2015 0:29
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Etwas OT, und etwas OnT: Michael Kimmel, der hier im Blog schon öfters erwähnt wurde, leitet jetzt einen neuen Studiengang “Maculinity Studies”.
http://www.tagesschau.de/ausland/studiengang-maskulinitaet-101.html


Sven
30.8.2015 6:09
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@Trollversteher:

Nur weil es im Links-Neusprech üblich ist, statt Pseudowissenschaft “Geisteswissenschaft” zu sagen, wird daraus nicht tatsächlich eine Wissenschaft.


Kevin&Falk
30.8.2015 8:01
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>Etwas OT, und etwas OnT: Michael Kimmel, der hier im Blog schon öfters erwähnt wurde, leitet jetzt einen neuen Studiengang “Maculinity Studies”.

Zitat aus dem Artikel: “Es wäre auch absolut möglich, unseren Abschluss innerhalb der Gender-Studien anzubieten – und sich dabei auf Männlichkeitsstudien zu spezialisieren”. Sollte alles sagen, oder?

>Mittlerweile ist es cool, keine Ahnung von Mathe oder Naturwissenschaften zu haben. Logisches Denken ist verpönt, wichtig sind nur Gefühle und Emotionen.

Vielleicht sind wir wieder auf dem Weg in ein dunkles Zeitalter.
Nach den Erfindern von Wissenschaft und Logik, den Griechen, kamen die Römer.

Interessanterweise finden sich in den Werken der alten Stoiker ziemlich ähnliche Aussagen. Die haben es damals auch kommen sehen.
Andererseits glaube ich, dass du das etwas überspitzt darstellst. Abgesehen von einem Teil der Geisteswissenschaftler und Haupt/Realschulabsolventen findet es denke ich niemand cool ungebildet/unintelligent zu sein. Das ist eher eine kleine, aber laute Minderheit.
Was die Situation an den Unis angeht ist das eher ein klassischer Fall von “You get what you pay for”. Wenn nach Quantität bezahlt wird, wird auch Quantität geliefert. Wenn ich mir die Zustände an den zwei Unis, die ich selber besuche, ansehe haben die es auch bitter nötig, alles mögliche an Geld einzufahren, damit denen die baufälligen Gebäude nicht unterm Arsch zusammenbrechen. Das gepaart mit wissenschaftlichen Mitarbeitern, die nur 3 oder 6 Monatsverträge bekommen und das Rezept für den Untergang des wissenschaftlichen Betriebes ist fertig.


EinInformatiker
30.8.2015 11:25
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In den Geisteswissenschaften ist der Gegenstand einfach so beschaffen, dass er keine exakte Forschung zuläßt. Untersuchungsobjekte und Einfluß-Variablen sind nicht oder nur begrenzt definierbar. Auch kann man die Systeme die man untersucht nicht isolieren. Insofern kann man nicht zu allgemein akzeptierten Ergebnissen kommen. Man kann nun sagen, dass eine Wissenschaft nicht durch ihre Ergebnisse bestimmt ist, sondern durch die wissenschaftliche Methode. Aber das ist nur eine Ausrede. In Mathematik, Physik und Technik sind die Dinge eindeutig. Ich persönlich glaube zwar, dass man auch für die Gesellschaft verbindliche Aussagen (also Wahrheiten) formulieren kann und die sind keineswegs uninteressant. Aber auch die werden nie allgemeine Zustimmung erfahren und eine Gesellschaft kann auch dann scheitern wenn sie gemäß dieser “Wahrheiten” geleitet wird. Man kann auf hohem Niveau über die Gesellschaft nachdenken,aber man wird nie im eigentlichen Sinn von einer Wissenschaft sprechen können. Dazu müßten die Ergebnisse sich so verpflichtend aufdrängen wie in Mathematik oder Physik. Gegen ein Naturgesetz kann man nicht verstoßen ohne Schaden zu erleiden (gegen logische Schlußfolgerungen aus Axiomen und Definitionen sowieso nicht). Gegen jede Theorie der Sozialwissenschaft schon und dabei sogar gegen die Erkenntnis zumindest vorübergehend Erfolg haben. Man kann ja sogar die Unterschiede der Geschlechter leugnen (und damit sogar biologische Tatsachen bestreiten) und daraus korrupt seinen Vorteil ziehen. Allerdings nur vorübergehend, langfristig wird es katastrophale Folgen haben. Aber selbst die wären dann keine zwingende Bestätigung für die Richtigkeit oder Falschheit irgendeiner Aussage zur Gesellschaft.


Hadmut
30.8.2015 12:34
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@EinInformatiker:

> In den Geisteswissenschaften ist der Gegenstand einfach so beschaffen, dass er keine exakte Forschung zuläßt.

Dann muss man die Frage stellen, ob es überhaupt Wissenschaft ist. Denn welchen Grund sollte man dann haben, das irgendwie für richtig oder wissenschaftlich zu halten?

Wenn man irgendwann jedes Geschwafel reinlässt, verliert der Begriff der Wissenschaft jegliche Bedeutung (außer dem Geldfluss an Steuermitteln, natürlich) und wird zur inhaltslosen Worthülse.

Davon abgesehen werden solche Sprüche zu oft als Ausrede dafür hergenommen, selbst dort auf wissenschaftliche Methodik zu verzichten, wo sie möglich wäre.

> Man kann nun sagen, dass eine Wissenschaft nicht durch ihre Ergebnisse bestimmt ist, sondern durch die wissenschaftliche Methode.

Ja.

Die meisten (oder je nachdem, wo man die Grenze setzt, auch alle) Geisteswissenschaften haben aber keine, und im politischen und Gender-Umfeld wird dies sogar ausdrücklich abgelehnt, weil es einen in der Willkür der Behauptungen einschränken würde.


Die Kehrseite
30.8.2015 11:53
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>Ich bevorzuge die letztere Variante: Man muß einfach mal klar und deutlich sagen, daß hier ein gigantisches Betrugssystem am Werk war, und die damit verbundenen Ernennungen daher null und nichtig.

Das würde unter zwei Bedingungen funktionieren:

1.) Es müsste politisch gewollt sein.

2.) Verantwortliche müssten den Scherbenhaufen, der durch die Psyeudo-Wissenschaften angerichtet wurde, auch als einen solchen wahrnehmen. Am Beispiel der HU in Berlin kann man jedoch sehen, dass es auf dieser Ebene keine Einsicht gibt. Nach wie vor steht die Universitätsleitung wie eine 1 hinter einer offensichtlich geisteskranken Professorin, die sich einbildet eine Wissenschaftlerin zu sein.

Es ist eine Panzerwand aus krimineller Energie und Ignoranz, die da zu durchdringen ist.
Auch ist es schwer einen Sündenbock zu finden, da das komplette politische Geflecht in Betrug und Fehlverhalten verstrickt ist. Es wäre einfach, wenn es, wie in anderen Fällen von Amtsverschulden, nur um Einzelverschulden gehen würde, aber der Betrug auf dieser Ebene ist so umfassend und langandauernd, dass niemand auf der politischen Bühne ungeschoren davon käme.


Kommentator
30.8.2015 12:01
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@Gast$FF:
>>Die entscheidende Frage muss demnach sein (@Alle): Wie bekommen wir diesen antidemokratischen Dreck jetzt wieder aus der Politik heraus? Nachdem das dort so nachhaltig installiert wurde, nämlich unter Einbeziehung von GG-Änderung und Bundesverfassungsgericht, welche Strategien gibt es, welche Optionen bleiben noch? Wie bekommt man diesen Pendelausschlag wenigstens abgebremst?
Auf unsere Führungseliten können wir uns da wohl kaum verlassen, die haben die letzten 25 Jahre in dieser Hinsicht komplett versagt.
Vielleicht müssen wir jetzt die Parteien unterwandern?

Gar nicht. Selbst wenn es gelänge, Politik von antidemokratischen Beeinflussungen zu „säubern“ (klingt irgendwie „Mao“ oder?): Die Wahrscheinlichkeit wird sehr hoch sein, dass damit lediglich ein Austausch der SpielerInnen stattfindet. Ob anschließend links, rechts, global oder religiös: „flavour“…

Meine Prognose: die vielbeschworene „offene Gesellschaft“ in der jetzigen Form wird immer unterliegen.
Im jetzigen Aufbau wird eine kleine und entschlossene Minorität IMMER die Mehrheit dominieren, ganz einfach deshalb, weil die Majorität niemals in dem Maße homogen sein kann wie eine zu allem entschlossen vorgehende, skrupellose Minderheit.

Das wesentliche Element zum Erhalt einer (mehr oder weniger ) demokratischen Grundstruktur aus meiner Sicht, nämlich die Erziehung zu einem selbständigen und wehrhaften Individuum, eingebettet in einen kleinen, überschaubaren Kreis an Mitbürgern („Clan“) ist mit Beginn der Industrialisierung und weiter sehr intensiv in den letzen Jahrzehnten sehr erfolgreich zersetzt und damit im Kern zerstört worden. Nicht umsonst haben die Gründungsväter der BRD dem Schutz der Familie einen so hohen Stellenwert beigemessen. Sie wussten, was sie taten. Es war ein Wissen, dass sie selbst aus den Katastrophen, Niederlagen und Schmerzen der Vergangenheit generierten und weitergaben. Viele der so gewonnenen Erkenntnisse wurden in Form von Traditionen weitergegeben. Nicht alle sind schlecht, manche sogar Überlebensnotwendig.

Konkret FÜR MICH sieht das so aus:
Herunterfahren von Allem, was dieses parasitäre System mit Steuergeld weiterhin am Leben hält. Aus meiner Sicht das Einzige was nachhaltig schädigt. Wichtig dabei: persönliche Freundschaften, positive Clanbildung, Dezentralisierung.

„Wer in der Demokratie einschläft, wacht in einer Diktatur auf.“
(Zitat Hermann Glaser zugeschrieben).
Ich fürchte, wir hatten einen langen, tiefen und ungesunden Schlaf.

Daß aber diejenigen Kräfte, die sich am Gewinnen wähnen, tatsächlich den Sieg davontragen, ist noch lange nicht ausgemacht. Lebensprozesse unterliegen und folgen i.d.R. nichtlinearen Bildungsmustern. Das Ganze ist bedeutend mehr als die Summe seiner Teile. Die Hoffnung sollte keinesfalls aufgegeben werden.


Sten Berg
30.8.2015 12:38
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@ Trollversteher
Wer sagt das, das Historiker nicht lügen und manipulieren? Sowie sich der heutigen Politik anpassen? Kennst du z.B. den Spruch, dass die Römer die Zivilisation in die Welt gebracht haben? Wenn nicht, doch den Spruch gibt es. Jetzt aber nicht die Provinzen und ihre Vorgeschichte studieren… So gut wie alle hatten schon Städte, Straßen etc. pp. Auch die Gallier. Was die Germanen an sich angeht, nicht erschrecken, aber die haben die gar nicht erobert. Rom war voll auf Plünderung aus und zog Länder mit gehorteten und gefüllten Staatskassen vor. Unglaublich, ist aber so, die Römer waren tatsächlich nur Banditen mit Weitsicht. In der Geschichte um Arminius gibt es das sagenumwogende Kastell Aliso. Haltern scheint es zu sein und das wird jetzt folgender Weise INTERESSANT gemacht:

http://www.lwl-roemermuseum-haltern.de/roemerlager/ist-haltern-aliso
„Nach der Varusschlacht erobern die Germanen alle rechtsrheinischen Militärstützpunkte – mit Ausnahme eines Lagers namens Aliso. Von Germanen angegriffen, halten die wenigen verbliebenen Truppen der Belagerung stand. Schließlich gelingt ihnen sogar der Durchbruch zum Rhein“

So berichten es schon die historischen (römischen)Quellen und wird einfach genauso übernommen. Das tatschliche Fazit ist aber genau der, dass das Lager am Ende durch Belagerung ebenfalls fiel. Es war das einzige, das nicht Überrannt wurde zu jener Zeit, sonst gar nichts. Vor etwa 50 Jahren zuvor siegte Julius Cesar in Alesia ebenfalls durch eine Belagerung und war auch die einzige Stadt, die er nicht überrennen wollte/konnte. Nach beiden Erfolge jener Belagerung passierte weltentscheidende Geschehnisse. Gallien gehörte Rom, Germania Magna nicht. Und wenn du jetzt denkst, das war aber Pech für die Germanen, dann willkommen in der Welt der modernen historischen Forschung. Gallien hatte 1.000.000 Tote zu beklagen, 1.000.000 wurden in die Sklaverei gezwungen, unzählige Ortschaften wurden dem Erdboden gleichgemacht, mehrere hunderte Jahren wurden sie zu hohe Tributzahlungen genötigt, wurden arm gehalten, und der römische Schutz war so hervorragend, dass die Franzosen uns immer noch Alemannen nennen. Kein anderes Volk hat das heutige Frankreich so oft geplündert wie die Alemannen in Zeiten Roms. Der Unterschied zwischen Aliso und Alesia ist der, dass Julius Cesar Frauen und Kinder verhungern ließ, Arminius Frauen und Kinder den Weg nach Hause gewährte. Letzteres steht aber heut in Kritik und nicht ersters! U.a. mit “Schließlich gelingt ihnen sogar der Durchbruch zum Rhein”

Warum wird aber heutzutage Rom glorifiziert? Weil wir ihnen viel zu verdanken haben? Nee, eigentlich nicht. Weil hier und da Menschen sind, die wissen, dass man mit einer Glorifizierung mehr Umsatz machen kann als mit Warnmäler. Übrigens stimmen auch viele Schwarzmalereien über die Germanen nicht. Z.B. verwendeten die später in Europa “einfallenen” kein Geld. Warum eigentlich? Weil sie blöd waren, gell? Nein, weil das Geldsystem von Rom eine Blase war und es zu einer Hyperinflation kam, wodurch die Römer selbst im dritten Jahrhundert zum Tauschhandel zurückgekehrt sind. Das Vertrauen an staatlich garantierte Qualität war europaweit schlicht dahin.


WikiMANNia
30.8.2015 13:27
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So gut wie alle hatten schon Städte, Straßen etc. pp. Auch die Gallier. Was die Germanen an sich angeht, nicht erschrecken, aber die haben die gar nicht erobert. Rom war voll auf Plünderung aus und zog Länder mit gehorteten und gefüllten Staatskassen vor. Unglaublich, ist aber so, die Römer waren tatsächlich nur Banditen mit Weitsicht.

Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Woran erinnert mich das bloß? Mom…


WikiMANNia
30.8.2015 13:28
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Wer sagt das, das Historiker nicht lügen und manipulieren? Sowie sich der heutigen Politik anpassen?

Alle lügen, ausnahmslos!


WikiMANNia
30.8.2015 13:31
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Wie bekommen wir diesen antidemokratischen Dreck jetzt wieder aus der Politik heraus?

Wer eine andere Forschung will, muss sie selbst bezahlen.

Wer andere Parteien will, muss eine gründen und sie finanzieren.

Wer eine andere Berichterstattung (Meinungswirtschaft) will, muss selbst berichten.

Wer ein anderes Wiki will, muss selbst eins schreiben.


Steve
30.8.2015 14:32
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@Die Kehrseite:

1.) Es müsste politisch gewollt sein.

In einer Demokratie bestimmt das Volk den politischen Willen.

Es muß also mehr Druck aus dem Volk kommen!


Trollversteher
30.8.2015 18:48
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>Es muß also mehr Druck aus dem Volk kommen!

Und genau der wird dank einer geschlossenen Politik-Medien-Bildungssystem-Front als in zweifelsfall “rechtsradikale Scheiße” abgetan. So beißt sich die Katze in den Schwanz.


Trollversteher
30.8.2015 18:52
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Nebenbei: Den aktuellen Schlussstein des akademischen Abstiegs hat die EU dank Bachelor/Master gesetzt. In der Konzeption war maßgeblich die Bertelsmann-Stiftung beteiligt (Bei H4 übrigens auch). Das ist eine Erkenntniss der Geisteswissenschaften:

http://www.nachdenkseiten.de/?p=2535


EinInformatiker
30.8.2015 22:18
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@Hadmut

> In den Geisteswissenschaften ist der Gegenstand einfach so beschaffen, dass er keine exakte Forschung zuläßt.

Dann muss man die Frage stellen, ob es überhaupt Wissenschaft ist. Denn welchen Grund sollte man dann haben, das irgendwie für richtig oder wissenschaftlich zu halten?

Wenn man irgendwann jedes Geschwafel reinlässt, verliert der Begriff der Wissenschaft jegliche Bedeutung (außer dem Geldfluss an Steuermitteln, natürlich) und wird zur inhaltslosen Worthülse.

———————————————————————-

Dem will ich nicht widersprechen. Wo auch immer die Ursache liegen mag. Klar ist, dass die Soziologie es nicht geschafft hat allgemein anerkannte Theorien zu bilden bzw. zu allgemein anerkanntEN Aussagen zu kommen. Und zwar einfach in dem Sinn, dass jede Aussage (von jedem Ideologen auch in korrupter Absicht) angezweifelt werden kann. Was fehlt ist in der Soziologie, dass man mit einer falschen Aussage verbindlich scheitert. In Physik und Technik bezahlt man halt u. U. mit dem Leben. In der Soziologie kann man von falschen Aussagen sogar profitieren. Es fehlt einfach die Kontrolle durch die Realität. Selbst da wo sie z. B. in sozialistischen Experimenten stattgefunden hat kann man immer aufs Neue bestreiten, dass es nicht an der sozialistischen Theorie lag. Man wird also das Geschwafel in der Soziologie nie ausschließen können. Auch wenn es Nachdenken über die Gesellschaft gibt, dass kein Geschwafel ist. Ich weiß nicht was man da machen kann.


DrMichi
30.8.2015 23:36
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EinInformatiker: Unser ökologischer Fußabdruck ist zu gross und wird wohl durch die Naturwissenschaften nie kleiner.

Also sind sie auch wertlos, weil sie nicht scheitern können (“der letzte macht das Licht aus”)?


Gast$FF
31.8.2015 6:35
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> Wer andere Parteien will, muss eine gründen und sie finanzieren.

Oder die bestehenden Parteien von innen verändern.


Dirk S
31.8.2015 10:48
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@Sten Berg

Wer sagt das, das Historiker nicht lügen und manipulieren?

Historiker interpretieren ihre Quellen und das was die Maulwürfe der Achäologie liefern. Dabei können sie falsch liegen, das hat die Sache so an sich. Oder aber auch richtig. Im Zweifelsfall nachsehen, was der alte Mommsen geschrieben hat.

Sowie sich der heutigen Politik anpassen?

Kaum ein Fach findet so wenig Widerhall in der Öffendlichkeit, wie die Geschichtswissenschaft. Warum sollten sich Historiker der geschichtsvergessenen Politik anpassen? Wobei es durchaus den Zwispalt zwischen ernsthafter Geschichtsforschung und feministischer Geschichtsklitterung gibt. Aber letztere würde ich nicht als Historiker bezeichnen.

Kennst du z.B. den Spruch, dass die Römer die Zivilisation in die Welt gebracht haben? Wenn nicht, doch den Spruch gibt es.

Ja und der verkürzt die Leistung der Römer. Die Römer haben die Kultur der römischen Antike verbreitet, später auch das Christentum. Und damit eine der Grundlagen des heutigen Europas gelegt.

Jetzt aber nicht die Provinzen und ihre Vorgeschichte studieren… So gut wie alle hatten schon Städte, Straßen etc. pp. Auch die Gallier.

Die Römer haben vor allem zuerst nachbarschaftliche Gebiete erobert, die natürlich auf einem höheren kulturellen Stand waren, als die weiter entfernten Gebiete. Gallien war Kulturland und Germanien Urwald. Und Italien und Griechenland bereits abgeholzt.

Was die Germanen an sich angeht, nicht erschrecken, aber die haben die gar nicht erobert.

Ach ne, was ist daran neu? Arminus hat es den Römern arg versaut, sich weiter nach Norden auszubreiten. Genauso wie die Picten im heutigen Schottland. Stämme, denen ihre Freiheit wichtig war und, vor allem, Krieger, die die Römer hassten.

Rom war voll auf Plünderung aus und zog Länder mit gehorteten und gefüllten Staatskassen vor.

Und? Ein Krieg kostet Geld, gerade mit einer Berufsarmee. Da sind Ziele mit guten Finanzen eben vorteilhaft und attaktiver. Hat DE im WW2 ja auch gemacht, also die Schätze der eroberten Staaten eingesackt.

Unglaublich, ist aber so, die Römer waren tatsächlich nur Banditen mit Weitsicht.

Du verkürzt, die Römer sahen sich als gottgegebene Herren der Welt und wollten nur alle anderen davon überzeugen. Und wenn die trotzdem nicht wollten, gab es was auf die Mütze. Die Römer waren Eroberer, vor allem um an Einnahmen und Resourcen zu kommen, um das Volk in Rom zu bespaßen (und, vor allem die Senatoren, sich selbst gut zu bereichern). Ebenso galt es eroberte Gebieten zu sichern und dem Herrschaftsbereich des Imperium einzuverleiben, dazu waren umfangreiche Bauvorhaben notwendig. Und natürlich wurden ordentlich Steuern erhoben. Eigentlich haben die sich so wie jeder Eroberer benommen. Übrigens waren die Römer die ersten, die umfangreiche Waffenverbote in ihrem Herrschaftbereich erließen.

Aber du verkürzt, die Römer waren Eroberer, Kulturbringer und Steuereintreiber.

Ach ja, der keltische Stamm der Noricer wurde nie von den Römern unterworfen, war frei und genoss dennoch volles römisches Bürgerrecht und wurde wie ein Schatz gehütet. Warum? Die waren Roms Waffenlieferanten, ohne die hätte kaum für mehr als Italien gereicht. Deren Schwerter waren schon scharf und flexibel, als andere keltische Schwerter sich noch nach einigen Hieben verbogen und gerade getreten werden mussten. Um es bildhaft auszudrücken: Die Norticer kannten das Geheimnis der Stahls und die Römer wussen diesen Stahl anzuwenden.

In der Geschichte um Arminius gibt es das sagenumwogende Kastell Aliso. Haltern scheint es zu sein und das wird jetzt folgender Weise INTERESSANT gemacht:

http://www.lwl-roemermuseum-haltern.de/roemerlager/ist-haltern-aliso
„Nach der Varusschlacht erobern die Germanen alle rechtsrheinischen Militärstützpunkte – mit Ausnahme eines Lagers namens Aliso. Von Germanen angegriffen, halten die wenigen verbliebenen Truppen der Belagerung stand. Schließlich gelingt ihnen sogar der Durchbruch zum Rhein“

So berichten es schon die historischen (römischen)Quellen und wird einfach genauso übernommen. Das tatschliche Fazit ist aber genau der, dass das Lager am Ende durch Belagerung ebenfalls fiel. Es war das einzige, das nicht Überrannt wurde zu jener Zeit, sonst gar nichts.

Und? So mancher Legionär wusste, dass die Germanen zwar furchlose Krieger waren, aber deren Durchhaltevermögen eher gering war. Also mussten sie nur lang genug durchhalten, dann würde sich die Anzahl der Belagerer von alleine reduzieren und irgendwann ein Durchbruch gelingen. Nichts, was besonders überraschend gewesen wäre.

Vor etwa 50 Jahren zuvor siegte Julius Cesar in Alesia ebenfalls durch eine Belagerung und war auch die einzige Stadt, die er nicht überrennen wollte/konnte.

Alesia war gar nicht so gut befestigt, dafür aber ein hohes gallisches Heiligtum. Cäsars Problem war gar nicht so sehr Alesia selbst (das hätte er duchaus im Sturm nehmen können, wenn auch verlußtreich und mit dem Risiko, ganz Gallen gegen sich aufzubringen), sondern das gallische Entsatzheer von rund 200.000 Mann (bei einer Eigenstärke von max. 60.000 Mann). Cäsar war so genial einen Belagerungs- und Verteidigungswall bauen zu lassen und so zum einen Alesia auszuhungern und zum anderen sich das Entsatzheer (das zu spät kam) vom Hals halten zu können. Wobei Cäsar germanische Hilfstruppen dem Entsatzherr entgegenschickte, um die zu verlangsamen. Cäsar hat wie immer gezockt und gewonnen. Fortuna war ihm immer wieder recht zugeneigt.

Nach beiden Erfolge jener Belagerung passierte weltentscheidende Geschehnisse. Gallien gehörte Rom, Germania Magna nicht.

Beides steht aber nur bedingt im Zusammenhang. Augustus wollte in Germanien das erreichen, was Cäsar in Gallien erreichte. Klappte aber nicht und die Feldzüge wurden zu teuer, daher wurde der Eroberungsversuch eingestellt. Wobei immer wieder kleinere Feldzüge ins Innere Germaniens (Schlacht im Harz) vorgenommen wurden, einfach um Präsenz zu zeigen und den Germanen den Eindruck zu vermitteln, das Rom so etwas wie ein Oberherrscher auch über Germanien wäre. Und natürlich auch, um die Zwistigkeiten zwischen den Stämmen anzuheizen.

Und wenn du jetzt denkst, das war aber Pech für die Germanen, dann willkommen in der Welt der modernen historischen Forschung.

Kommt darauf an, wie man es sehen will. Rom hatte durchaus so seine Vorzüge. Und die Germanen haben viele Elemente der römischen Kultur übernommen, je näher am Limes die Stämme lebten, umso mehr. Selbst die Merowinger pflegten noch so manche römische Herrschersitte. Auch wenn sie die ursprüngliche Bedeutung wohl nicht mehr kannten.

Gallien hatte 1.000.000 Tote zu beklagen,

Das sind zwar recht viele, aber du solltest nicht vergessen, dass der Gallische Krieg um die 8 Jahre gedauert hat und auch nicht wenige Tote auf Vercingetorix’ Strategie der verbrannten Erde zurückgingen. Auch wenn es für die damaligen Bevölkerungszahlen erschreckend viele Menschen waren, es waren nicht alles Kombatanten. Leider.

1.000.000 wurden in die Sklaverei gezwungen,

Das war für Kriegsgefangene damals üblich. Auch bei den Germanen.

unzählige Ortschaften wurden dem Erdboden gleichgemacht,

Vor allem von den Galliern selbst. Eben die Strategie der verbrannten Erde. Cäsar hat ehr wenige Ortschaften gefunden, die er hätte platt machen können.

mehrere hunderte Jahren wurden sie zu hohe Tributzahlungen genötigt,

Die Mitgliedschaft im Imperium Romanum gab es nicht für lau. Als Gegenleistung gab es (inneren) Frieden und einen riesigen Wirtschaftraum. So wie heute in der EU angestrebt.

Allerdings war die Zwangseingemeindung ins Imperium teurer, als die freiwillige Mitgliedschft, da hast du Recht. Aber, die Römer haben sich für die damalige Zeit üblich verhalten, sie waren eben nur miltärisch besser, organisierter und effizienter. Erst als das nachließ und die römische Gesellschaft dekadenter wurde, begannen die Probleme und der Abstieg.

wurden arm gehalten,

Beweis? Vielleicht ging es der alten Oberschicht etwas schlechter, aber für die einfachen Bauern dürfte sich kaum etwas geändert haben. Da aber die Stammeskriege weggefallen sind, dürfte es zumindest für die einfachen Menschen sogar besser geworden sein.

und der römische Schutz war so hervorragend, dass die Franzosen uns immer noch Alemannen nennen.

Du vermischst. Die Alemannen sich erst lange nach dem Gallischen Krieg entstanden, zu Cäsars Zeit waren die Sueben an der gallisch-germainschen Grenze und zwar auf beiden Seiten. So ab Mitte des 2ten Jahrhunderts nahmen die Germaneneinfälle in Gallien zu, ab ungefähr dem 3tten Jahrhundert schafften es kleine germanische Gruppe Gallien bei Raubzügen zu durchqueren. Und die meisten dieser Gruppen wurden bei der Grenzüberquerung zurück nach Germanien aufgespürt und aufgerieben.

Dass die Fanzosen uns Alemannen nennen hat eher damit zu tun, dass die Alemannen für mehrere Jahrhunderte die direkten Nachbarn der Franzosen waren.

Kein anderes Volk hat das heutige Frankreich so oft geplündert wie die Alemannen in Zeiten Roms.

Nachweis? Für mich klingt das eher nach: “Die Alemannen sind unsere räuberischen Nachbarn, wenn also von drüben Räubzüge unternommen werden, können das nur Alemannen sein”.

Der Unterschied zwischen Aliso und Alesia ist der, dass Julius Cesar Frauen und Kinder verhungern ließ,

Vercingetorix hat alle Nichtkämpfer aus Alesia rausgeschmissen, Frauen, Kinder und Männer, was gerne vernachlässigt wird. So einfach kann man die Verantwortung dem Julius nicht alleine zuschustern. Vercingetorix hätte ja auch um einen Abzug der Nichtkombatanten verhandeln können.

Arminius Frauen und Kinder den Weg nach Hause gewährte.

Quark. Der römische Tross wurde geplündert und die Leute gefangen genommen, um sie gegen Lösegeld freikaufen zu lassen. Oder aber in die Sklaverei. Das war nicht Humanität sondern Buisness. Und eben damals üblich, bei allen Kriegsparteien.

Letzteres steht aber heut in Kritik und nicht ersters! U.a. mit “Schließlich gelingt ihnen sogar der Durchbruch zum Rhein”

Die Verherrlichung der angeblichen Humanität der Arminius steht in der Kritik. Zurecht. Und was hat das mit den Rheindurchbruch zu tun? Nichts?

Warum wird aber heutzutage Rom glorifiziert?

Weil Rom eine der Grundlagen unserer westlichen Kultur ist und eine der Grundlagen Europas. Und weil unser kontinentaleuropäisches Recht seine Wurzel im Römischen hat. Nicht zu vergessen, die Verbreitung des Christentums.

Weil wir ihnen viel zu verdanken haben?

Soweit, wie man seinen Wurzeln zu verdanken hat. Ohne Rom würdest du vermutlich noch in einer Hütte hausen und dich fragen, ob deine Ernte bis zum Frühjahr reicht. Und ob du nicht vorher infolge einer Blutfehde umkommst.

Nee, eigentlich nicht.

Doch. Rom stellt eine wichtige Phase der europäischen Geschichte da.

Weil hier und da Menschen sind, die wissen, dass man mit einer Glorifizierung mehr Umsatz machen kann als mit Warnmäler.

Was hat das jetzt mit den Leistungen Roms innerhalb der Geschichte zu tun?

Übrigens stimmen auch viele Schwarzmalereien über die Germanen nicht.

Und auch viele Glorifizierungen nicht. Die Germanen sind eins der “misbrauchtesten” Völker der Geschichte. Schon allein, weil die Quellen sparsam sind und die Spekulationen groß.

Z.B. verwendeten die später in Europa “einfallenen” kein Geld. Warum eigentlich? Weil sie blöd waren, gell?

Weil sie einfach keinen Bedarf daran hatten? Weil es keine zentrale Macht gab, die den (Material-)Wert einer Münze garantierte? Weil sie Edelmetalle nach Gewicht verwendeten?

Nein, weil das Geldsystem von Rom eine Blase war und es zu einer Hyperinflation kam, wodurch die Römer selbst im dritten Jahrhundert zum Tauschhandel zurückgekehrt sind.

Komisch, nach den üblichen Vollgeldtheorien (und die römischen Münzen waren Vollgeld) dürfte das gar nicht aufgetreten sein. Aber der Grund war ein anderer: Das Preisdiktat der Tetrarchie Diokletians hat die freie Preisbildung mit Geld verhindert, daher hat man eben die Preise duch Naturalien gebildet. So wie in DE nach dem WW2 mit Zigaretten als Währung, zusätzlich zu den Naturalien. Also, keine Blase (auch wenn es eine starke Inflation gab), sondern das staatliche Preisdiktat. Dann bildet sich immer eine Naturalwirtschaft heraus.

Das Vertrauen an staatlich garantierte Qualität war europaweit schlicht dahin.

Welche staatlich garantierte Qualität? Also, im Imperium Romanum wurde dir nur garantiert, dass du auf die Nase bekommst, wenn du deine Steuern nicht zahlst. Ansonsten hat der römische Staat so ziemlich gar nichts garantiert. Zwar einiges geschaffen, aber nichts garantiert. Auch nicht die Pax Romana. Oder eine Mindesanzahl von Kreuzigungen zu hohen Festen.

Staatsfreie Grüße,

Euer Dirk


Trollversteher
31.8.2015 11:48
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>Auch wenn es Nachdenken über die Gesellschaft gibt, dass kein Geschwafel ist. Ich weiß nicht was man da machen kann.

Deshalb teilt man ja in qualitative und quantitative Sozialforschung. Wer ein größeres Theoriekonstrukt aufstellen will muss auch Zahlen in Form von Statistiken liefern (oder sollte zumindest müssen). Statistik ist zwar auch keine besonders aufrichtige Wissenschaft, lässt sich aber zumindest falsifizieren.

Das größte Problem sehe ich aber aktuell an der nicht vorhandenen wissenschaftlichen Ethik an uneren Universitäten. Auch Naturwissenschaftler sind heute nur noch billige Paper-schreibende Affen, da es dort auch nur noch um Quantität geht. Zusätzlich bekommen Dozenten von oben Druck wenn sie sich erdreisten zu viele Leute durchfallen zu lassen.

Grob gefühlt haben zwei Drittel unserer Abiturienten nicht die kognitiven Fähigkeiten für eine universitäre Ausbildung.


Pjotr
31.8.2015 12:23
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//In den Geisteswissenschaften ist der Gegenstand einfach so beschaffen, dass er keine exakte Forschung zuläßt.çç

//Dann muss man die Frage stellen, ob es überhaupt Wissenschaft ist. Denn welchen Grund sollte man dann haben, das irgendwie für richtig oder wissenschaftlich zu halten?//

Wie soll ich das verstehen?

Die exakte Antwort auf die Frage “nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest” (life, the universe and everything) ist 42. Das bringt uns aber auch nicht wirklich weiter.

Du erwartest von den Geisteswissenschaften exakte Antworten. Dann formulier doch mal die (geisteswissenschaftliche) Frage, die in Deinem Sinn exakt beantwortet werden kann.

Ein Historiker kann nicht einfach irgendwas behaupten, wenn er ernst genommen werden will, sondern er braucht, als absoluten Minimalanspruch;

– Quellen, die seine Behauptung stützen und
– Quellenkritik

Es ist deshalb keineswegs so, dass in den Geisteswissenschaften jeder Quatsch behauptet werden kann, wenn die Grundprinzipien wissenschaftlichen Arbeitens eingehalten werden.

Es gibt durchaus überprüfbare Kriterien (zwei habe ich exemplarisch für die Geschichtswissenschaft genannt), um Geschwätz von wissenschaftlicher Hypothese zu unterscheiden. Eine Verifizierbarkeit so wie in der Mathematik kann man aber nicht immer erwarten, denn die Fragestellungen sind nicht derart, so dass 42 als Antwort befriedigen könnte.

Genderismus ist Radikalkonstruktivismus und somit grundsätzlich nicht mit den Prinzipien der Wissenschaft vereinbar. Genderisten wollen nichts beweisen, sondern etwas erreichen. Sie überprüfen ihre Hypothesen nicht in der Realität, da die die für sie lediglich subjektive Wahrnehmung ist. Deshalb ihre Fixierung auf die Diskursanalyse. Der Diskurs ersetzt die Realität.


[…] Die Qualität der Wissenschaft – https://www.danisch.de/blog/2015/08/29/die-qualitat-der-wissenschaft/ […]


[…] tatsächlich etwa ein Jahr – http://www.dienews.de/ Die Qualität der Wissenschaft – https://www.danisch.de/blog/2015/08/29… Börsencrash nicht vom Tisch: Schmerzhafte Korrektur steht erst noch bevor – […]


[…] tatsächlich etwa ein Jahr – http://www.dienews.de/ Die Qualität der Wissenschaft – https://www.danisch.de/blog/2015/08/29… Börsencrash nicht vom Tisch: Schmerzhafte Korrektur steht erst noch bevor – […]


Rhabarber
1.9.2015 8:36
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>Es ist deshalb keineswegs so, dass in den Geisteswissenschaften jeder >Quatsch behauptet werden kann, wenn die Grundprinzipien >wissenschaftlichen Arbeitens eingehalten werden.

Doch, das geht schon. Die Theologie, die ja angeblich auch eine Geisteswissenschaft ist, bekommt das wohl ziemlich gut hin.

Ich kann auch wissenschaftlich über Harry Potter forschen, aber die produzierten Ergebnisse sind am Ende halt einfach irgendwie wertlos.


Dirk S
1.9.2015 9:03
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@ Rhabarber

Doch, das geht schon. Die Theologie, die ja angeblich auch eine Geisteswissenschaft ist, bekommt das wohl ziemlich gut hin.

Das ist ein Schreibfehler. Theologie ist eine Geisterwissenschaft. 😉

Ich kann auch wissenschaftlich über Harry Potter forschen, aber die produzierten Ergebnisse sind am Ende halt einfach irgendwie wertlos.

Kommt auf deine Ergebnisse an. Wenn diese eher in den Bereich gehen, warum das Werk bei Jugendlichen (und bei welcher Gruppe) so ein Erfolg wurde und inwieweit welche Figruren dazu beigetragen haben, welche Bedürfnisse der Lesen angesprochen werden etc., dann sind deine Ergebnisse nützlich. Wenn du aber Erkenntnisse über die Magie und Zaubersprüche gefunden hast, dann hast du Recht, diese Ergebnisse sind für die Menschheit eher nutzlos. Na ja, immer noch nützlicher als Gender, so als Trost.

Tröstende Grüße,

Euer Dirk


Karl
1.9.2015 19:16
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Ich möchte darauf hinweisen, dass die mangelnde Replizierbarkeit keineswegs
politische Ursachen haben muss (und wahrscheinlich auch nicht hat). Ein Grund
ist sicherlich, dass fast nur Ergebnisse veröffentlicht werden, welche auch
irgendein Unterschied zw. zwei Gruppen etc. zeigen, welcher signifikant (ein
statistischer Begriff, der aussagen soll, dass etwas wahrscheinlich nicht durch
Zufall aufgetreten ist) veröffentlicht werden, damit sind leider Praktiken
assoziiert, die viele Nachteile mit sich bringen, welche allerdings auch
gegenwärtig stark in der Kritik stehen. Der gängige Publikationsdruck in vielen
Wissenschaften ist ebenfalls ein Problem, da Wissenschaftler Anreize haben,
solange an ihren Daten rumzubasteln, bis sie das gewünschte Ergebnis
haben. Jedenfalls gibt es da gerade sehr viele Diskussionen, was die mangelnde
Replizierbarkeit angeht, und welche Lösungswege vorhanden sind. In keiner dieser
Diskussion habe ich jemals etwas von politischen Faktoren gehört.

Mein Beitrag bezog sich lediglich auf quantitative Wissenschaften, von
Kulturwissenschaften etc. ist in der Tat nicht viel zu halten


Sören Hader
2.9.2015 1:52
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Also da scheint einiges im Argen in der wissenschaftlichen Praxis zu liegen. Die Ergebnisse haben mich zumindest überrascht.

Allerdings macht es sich der Autor in meinen Augen etwas zu einfach, wenn er die Ursachen eindeutig der “Korruption” und “Vetternwirtschaft” zuschreibt. Gerade wenn man Kritik an der Wissenschaft übt, so sollte man sich nicht nur Vermutungen hingeben. Bitte nicht falsch verstehen, mit Sicherheit gibt es diese Missstände, die Frage ist doch, in welchem Umfang. Und wenn man eine Antwort gibt, dann sollte diese nach Möglichkeit auch reproduzierbar sein.

Fehler passieren in der wissenschaftlichen Praxis sehr häufig ungewollt. Jeder der im Studium eine Abschlussarbeit ablegen musste, weiß wie trotz mehrfachen Drüberlesen immer noch fachliche Fehler gefunden werden. Und letztlich machen auch wir in unserer Arbeit genügend Fehler, ohne das uns jemand dafür bestochen haben muss.

Zur Geisteswissenschaften möchte ich eigentlich nicht viel sagen, weil ich mich in dem Gebiet ehrlich gesagt zu wenig auskenne. Manchmal würde ich mir wünschen, dass eine ähnliche Zurückhaltung auch andere an den Tag legen würden, die die Geisteswissenschaften nur oberflächlich kennen. Ich nehme bei einer Reihe von Naturwissenschaftlern eine regelrechte Allergie gegenüber fachfremden Bereichen war. Ich finds schade, weil ich denke, dass die Geisteswissenschaften auch den Naturwissenschaftlern etwas geben kann.


Hadmut
2.9.2015 9:11
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@Sören Hader:

Um Deinen Kommentar mit meinen Worten auszudrücken:

Die Geisteswissenschaften müssen selbst keinerlei Wissenschaftlichkeit darlegen und alle anderen mögen das Maul dazu halten.

Es ist nicht Aufgabe der Geisteswissenschaften, irgendwas zu verifizieren oder nachzuweisen, sondern Aufgabe des Publikums, sich jegliche Kritik zu verkneifen und sich „zurückhalten”. Das übliche Geisteswissenschaftler-Schema.

> Ich nehme bei einer Reihe von Naturwissenschaftlern eine regelrechte Allergie gegenüber fachfremden Bereichen war.

Nicht Allergie. Verachtung. Es ist Verachtung.

> Ich finds schade, weil ich denke, dass die Geisteswissenschaften auch den Naturwissenschaftlern etwas geben kann.

Schon lange nicht mehr.


Sören Hader
2.9.2015 2:18
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In gewisser Hinsicht muss ich die Geisteswissenschaften in Schutz nehmen, denn so eindeutig sind die Naturwissenschaften auch nicht. Die Erfahrung habe ich schon oft in meiner beruflichen Praxis gemacht. Wenn es darum geht, eine physikalische Größe zu messen, dann werden im Idealfall verschiedene Mitarbeiter auf das gleiche oder ähnliche Ergebnis kommen. Man wird sich auch häufig auf dasselbe Messprinzip einigen können. Wenn es aber darum geht, das Ergebnis zu interpretieren und zu sagen, warum ein Objekt genau diese physikalische Größe hat, dann gehen sofort die Erklärungen stark auseinander. Ich habe schon oft erlebt, wie heftig über die Interpretation eines Experimentierergebnisses gestritten wurde, obwohl die gemessene physikalische Größe nicht strittig war. Scheinbar fehlen uns Naturwissenschaftler (ich zähle mich mal als Informatiker dazu ;)) die entsprechenden Werkzeuge, um nüchterne Zahlen zu interpretieren. Ich vermute mal, dass vor diesem Problem auch Soziologen und Psychologen bei der Auswertung ihrer Studien und Experimente genauso stehen.


CountZero
2.9.2015 9:11
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@Sören Hader:
> Ich habe schon oft erlebt, wie heftig über die Interpretation eines Experimentierergebnisses gestritten wurde, obwohl die gemessene physikalische Größe nicht strittig war.

Finde ich sehr interessant, ehrlich! Kannst Du mal ein oder zwei Beispiele ausführen?


Trollversteher
2.9.2015 9:27
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>Die Geisteswissenschaften müssen selbst keinerlei Wissenschaftlichkeit darlegen und alle anderen mögen das Maul dazu halten.

Eine Attitüde die ihren höchsten Ausdruck im “Listen and believe” der Genderisten in Amerika gefunden hat. Für so eine Dummdreistigkeit braucht es aber auch einen bestimmten niederen Charakter bei den Leuten die sowas von sich geben, das hat also nicht ausschliesslich etwas mit “Geisteswissenschaftlichkeit” zu tun.


thogo
2.9.2015 11:12
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“Ein Element, das den Geisteswissenschaften komplett fehlt. Es wird einfach irgendetwas behauptet, aber nichts ist nachprüfbar, nachvollziehbar. Verifikation als solche wird in vielen Fächern abgelehnt.”

Kleines Fundstück dazu, ein Rant über die Wirtschafts”wissen”schaften:

“Not so in econ. Traditionally, economists have put the facts in a subordinate role and theory in the driver’s seat. Plausible-sounding theories are believed to be true unless proven false, while empirical facts are often dismissed if they don’t make sense in the context of leading theories.”

http://www.bloombergview.com/articles/2015-09-01/economics-has-a-math-problem


Sören Hader
2.9.2015 20:29
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@Hadmut: “Die Geisteswissenschaften müssen selbst keinerlei Wissenschaftlichkeit darlegen und alle anderen mögen das Maul dazu halten.”

So möchte ich meinen Text nicht verstanden wissen. Zunächst sollte man definieren, was man unter “Wissenschaftlichkeit” genau versteht. Ich kann mir gut vorstellen, dass es da je nach Fachrichtung aus der man kommt, sehr unterschiedliche Erklärungen und Vorstellungen gibt. Man muss auch aufpassen, dass man das Wesen der Naturwissenschaften, wo man u.a. physikalische Größen misst nicht 1:1 auf alle anderen Wissenschaften übertragen kann. Damit ist nicht gemeint, das die Geisteswissenschaften alles tun dürfen, auch sie unterwerfen sich eigenen Regeln (so wie es Der/Anarchist beschrieb), die entsprechend auf ihr Fachgebiet angepasst werden.

“Es ist nicht Aufgabe der Geisteswissenschaften, irgendwas zu verifizieren oder nachzuweisen, sondern Aufgabe des Publikums, sich jegliche Kritik zu verkneifen und sich „zurückhalten”. Das übliche Geisteswissenschaftler-Schema.”

Ich verstehe nicht, wo man das aus meinen Text herausliest!?

“Nicht Allergie. Verachtung. Es ist Verachtung.”

Ja, okay, dann eben Verachtung. Ich wollte es freundlicher, moderater ausdrücken. 😉 Halte ich aber genauso für bedenklich, wenn man so eine Einstellung gegenüber fremden Wissenschaftsbereichen hat. Eines sollte man auch nicht vergessen, allein die Diskussionstechniken, die wir hier in einem Internet-Forum nutzen, beruhen auf den Geisteswissenschaften. Rhetorik, ein klassisches Fach aus den Geisteswissenschaften. Wir verwenden Begriffe wie Glaubwürdigkeit, Qualität, Korruption, Politisierung usw. die von dort und nicht aus den Naturwissenschaften stammen. Allein schon, weil wir über die oben genannten Aussagen reflektieren, betreiben wir Vorformen von Geisteswissenschaften.

Übrigens ist der Ausdruck “Geisteswissenschaft” eine rein deutscher Begriff. Im Englischen gibt es gar nicht diesen Begriff, sondern man hat das deutsche Wort übernommen. Ursprünglich war damit nur die Philosophie gemeint. Und die wiederum bildete die Grundlage für Fächer wie die Physik.


Hadmut
2.9.2015 22:09
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@ Sören Hader:

> Zunächst sollte man definieren, was man unter “Wissenschaftlichkeit” genau versteht. Ich kann mir gut vorstellen, dass es da je nach Fachrichtung aus der man kommt, sehr unterschiedliche Erklärungen und Vorstellungen gibt.

Ja. Das wäre ja in Ordnung.

Das tun sie aber nicht. Genderist lehnen es sogar ausdrücklich ab, sich irgendeiner Wissenschaftlichkeit zu unterwerfen oder selbst drauf festzulegen, weil das alles nur männliche Unterdrückungsmechanismen wären. Manche lehnen sogar als partriarchlische Unterdrückung ab, sich nicht selbst widersprechen zu sollen.

Es kann aber nicht Aufgabe dessen sein, der Genderisten Wissenschaftlichkeit nicht zuerkennt, dies vollständig nachzuweisen, denn (z. B. nach Auffassung des BVerfG) ist Wissenschaft nicht abgeschlossen, man kann also gar nicht alle Wissenschaftsarten aufzählen und vergleichen.

Es ist Aufgabe der Genderisten, einen Wissenschaftsanspruch zu belegen. Und das tun und können sie nicht. Weil es willkürliches Gebrabbel ist.

> Halte ich aber genauso für bedenklich, wenn man so eine Einstellung gegenüber fremden Wissenschaftsbereichen hat.

Gender ist kein »Wissenschafsbereich«. Es sind kriminelle Betrüger. Und die darf man legitim verachten.

> Rhetorik, ein klassisches Fach aus den Geisteswissenschaften.

Ein Grund mehr, den Geisteswissenschaften die Wissenschaftlichkeit abzusprechen. Rhetorik ist nämlich keine wissenschaftliche Methode, weil sie nicht dazu führt, dass die richtige Meinung obsiegt, sondern nur die schöner formulierte. Wenn es auf die Rhetorik ankommt, ist es keine Wissenschaft.

> Wir verwenden Begriffe wie Glaubwürdigkeit, Qualität, Korruption, Politisierung usw. die von dort und nicht aus den Naturwissenschaften stammen.

Ja. Und kein einziger dieser Begriffe konstituiert Wissenschaftlichkeit.

> Allein schon, weil wir über die oben genannten Aussagen reflektieren, betreiben wir Vorformen von Geisteswissenschaften.

Vielleicht. Aber keine Wissenschaft. Das ist keine Wissenschaft.


Sören Hader
2.9.2015 21:05
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@CountZero: “Finde ich sehr interessant, ehrlich! Kannst Du mal ein oder zwei Beispiele ausführen?”

Okay, dann muss ich was nehmen, was ohne viel Vorwissen und Erklärung verständlich ist. Das ist schon viele Jahre her, wir hatten die Aufgabe einen Schweißprozess mit einem bildgebenden Verfahren zu beobachten. Das hat auch wunderbar funktioniert, aus den Aufnahmen konnten wir wichtige Rückschlüsse aus dem Prozess ziehen. Nun musste eine neue Schweißanlage ausgestattet werden. Eigentlich machten wir alles genauso wie beim ersten Mal, es war dasselbe Schweißverfahren und die selbe Kamera und derselbe mechanische Aufbau. Aber wir bemerkten, dass sich die Bilder von denen bei der ersten Anlage unterschieden, was uns Schwierigkeiten bei der Bewertung der Ergebnisse machte.

Was war passiert? Ein Teil der Kollegen meinte, da müsse sich am Prozess was geändert haben. Vielleicht wird weniger Leistung fürs Schweißen umgesetzt. Ein anderer Teil meinte, nein, der Prozess ist immer derselbe, vielleicht hat sich was an der Kamera geändert. Aber das wurde von anderer Seite bestritten, weil doch alles baugleich war. Am Ende stellte sich heraus, es war schon derselbe Kameratyp, aber sie hatte eine leicht veränderte Firmware darauf, die eine andere Parametrisierung besaß. Mit anderen Worten, die interne Bildverarbeitung hatte sich geändert. Die Ergebnisse wurden von allen Kollegen anerkannt, aber die Interpretationen waren eben unterschiedlich.

Man könnte auch den Bereich der Klimaforschung nehmen. Es gibt da eine Reihe von selbsternannten Klimaskeptikern, die sehr wohl die offiziellen Temperaturdaten anerkennen. Aber sie halten andere Ursachen (natürliche Zyklen usw.) für ausschlaggebend und nicht die Erhöhung der Treibhausgase. Diese Skeptiker kennen sich sehr wohl mit der Physik und Meteorologie aus. Aber um es neutral auszudrücken, sie haben eine andere Vorgehensweise, die Beobachtungen zu interpretieren, als die meisten Klimawissenschaftler.

Ich hoffe, es wurde einigermaßen verständlich, was ich damit meine.


Sören Hader
3.9.2015 0:13
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Okay Hadmut, ich wollte über Geisteswissenschaften reden, Sie möchten anscheinend lieber über Gender-Studies reden. Zu sagen, was man konkret unter Wissenschaftlichkeit versteht, hätte evtl. die Brücke sein können. Ich werde die Zeit wohl eher für andere Dinge verwenden, danke, dass Sie sich selbige genommen haben.


Hadmut
3.9.2015 1:32
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@Sören Hader:

> Okay Hadmut, ich wollte über Geisteswissenschaften reden, Sie möchten anscheinend lieber über Gender-Studies reden.

Nein. Aber ich werde nicht über Geisteswissenschaften unter Ausblendung von Gender-Studies reden, weil man Geisteswissenschaften nicht aus der Verantwortung für den Mist, den sie produzieren, entlassen darf.

Und ich werde den Geisteswissenschaft auch keine Absolution unter Weglassung der Gender Studies erteilen. Geisteswissenschaften haben versagt, und Gender Studies sind der Beweis und der Vorwurf, den man ihnen in aller Härte machen muss.

> Zu sagen, was man konkret unter Wissenschaftlichkeit versteht, hätte evtl. die Brücke sein können.

Und warum sagen Sie dann nicht, worin Geisteswissenschaftler die Wissenschaftlichkeit bei Gender Studies sehen? Weil da nichts ist.

Was ich darunter verstehe (und anderenorts längst dokumentiert habe) ist doch letztlich irrelevant, weil es ja nicht um meine Behauptungen geht und weil meine Wissenschaftlichkeit nicht allgemeinverbindlich ist. Es geht doch nicht darum, Gender Studies oder sonst was in den Geisteswissenschaften so zurechtzuschwätzen, dass es irgendwie in meine Vorstellung passt.

Wenn ich so nen Scheiß schon höre: „hätte die Brücke sein können”. So’n Schwachsinn. So’n Geschwafel. Wer so kommt, hat überhaupt nichts verstanden, schon gar nicht, was Wissenschaftlichkeit ist. Sowas ist doch schon eine komplett untaugliche Herangehensweise.

Aufgabe ist es, selbständig und in sich geschlossen, völlig unabhängig von meinen oder anderen Vorstellungen, ein geschlossenes System aus Methodik, Beweistechniken, Verifikation usw. aufzubauen, zu dokumentieren und zu präsentieren.

Und dann schaue ich mir das an. Nicht mit Brücken oder so nem Blödsinn, sondern innerhalb dieses Systems, in das ich mich reinversetze. Und schaue, ob es eine rausreichende Methodik hat und zu nachprüfbaren und wiederverwendbaren Erkenntnissen führt.

Aber da ist ja nichts. Die können ja nichts und haben nichts.

Und dann daherkommen und versuchen, das irgendwie diplomatisch auszuhandeln… ist doch zum Kotzen, diese Labermentalität.


Sören Hader
3.9.2015 9:50
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@Hadmut, das absolute Minimum bei der gemeinsamen Kommunikation ist in meinen Augen, die Aussagen seines Gegenüber nicht als Schwachsinn und Geschwafel zu bezeichnen, sondern erstmal als alternative Sichtweise auf eine Sache zur Kenntnis zu nehmen. Okay, das ist in unserem Fall nicht gegeben, also warum soll ich mich weiter an einer Diskussion mit Ihnen beteiligen? Also nix für ungut.


Hadmut
3.9.2015 17:56
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@Sören Hader:

> das absolute Minimum bei der gemeinsamen Kommunikation ist in meinen Augen, die Aussagen seines Gegenüber nicht als Schwachsinn und Geschwafel zu bezeichnen, sondern erstmal als alternative Sichtweise auf eine Sache zur Kenntnis zu nehmen.

Nein.

Man kann nicht daherschwafeln und den anderen zwingen, das als „alternative Sichtweise”, was ja eine gewisse Gleichwertigkeit impliziert, zu sehen. Das nämlich würde bedeuten, dass man wirklich gar nichts mehr leisten muss, sondern einfach irgendwelchen beliebigen Käse daherschwätzen kann. Und genau so läuft es heute in den Geisteswissenschaften, in der Extremform als „Gleichstellung”.

Die Darstellung einer Sichtweise hat gewisse Mindestanforderungen. Sie muss so sein, dass der andere den Gedankengang nachvollziehen und auf Richtigkeit prüfen kann. Das haben weder die Gender Studies, noch Du hier getan.

Mir geht das so auf den Wecker, vor allem seit ich mich mit Gender befasse: Einfach irgendetwas daherblubbern und dann verlangen, das als „alternative Sichtweise” zu werten.

Das ist eine Verhöhnung jedes Menschen, der sein Hirn gebraucht. Wenn man Denken mit Nichts-Denken gleichsetzt, ist das eine völlige Entwertung jedes Denkvorganges.


CountZero
3.9.2015 11:10
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@Sören Hader
Danke für das Beispiel. Eine unterschiedliche Interpretation der Ergebnisse physikalischer Experimente kann ich darin allerdings nicht entdecken (unterschiedliche Ansichten über die wahrscheinlichste Ursache der mißlungenen Reproduktion schon. Sowas ist übrigens Dein täglich Brot z.B. an einem CERN-Experiment…).

> Zu sagen, was man konkret unter Wissenschaftlichkeit versteht,

Die Erlangung von Erkenntnis durch Sammlung intersubjektiv übereinstimmender, reproduzierbarer Beobachtungen und deren Erklärung durch grundsätzliche Zusammenhänge (‘Theorien’), mit welchen man Vorhersagen machen kann, die an der Realität scheitern können müssen.

Oder z.B. lt. Max Tegmark:
(1) Make predictions from assumptions
(2) Compare observations with predictions, update assumptions
(3) Repeat

Bei Gender Studies gibt es nichts davon, da dort generell Begriffe wie ‘wahr’ und ‘falsch’ bereits als mit Machtinteressen beladen gelten und zugunsten von sog. ‘Standpunkttheorie’ verworfen werden.
Das führt zwingend in die Beliebigkeit von Behauptungen. Und mein Standpunkt 😉 ist, dass Gender Studies eine Ansammlung von pseudointellektueller Onanie ist, welche lediglich die äußere Form des Wissenschaftsbetriebes nachzuahmen versucht (aka Cargo Cult Science) um seine politische Agenda durchzudrücken. Wie man sieht, sehr erfolgreich. Viiel zu erfolgreich.

Im Unterschied zu Hadmut bin ich nicht der Meinung, dass dies für sämtliche geisteswissenschaftlichen Disziplinen (auf Englisch heißen die übrigens humanities) gilt.


Sören Hader
3.9.2015 20:01
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@CountZero, jetzt bin ich neugierig geworden. Wieso denken Sie nicht, dass die Ursachenforschung eines Problems mit der Interpretation der Beobachtung zu tun hat? Oder habe ich Sie da falsch verstanden? Aus meiner Sicht kann man nur dann Ursachenforschung betreiben, wenn man versucht, die gesammelten Daten zu interpretieren.

Übrigens danke für Ihre Definition von Wissenschaftlichkeit. Damit kann ich was anfangen und man kann sich daran abarbeiten. Ich sehe da jetzt auch kein prinzipielles KO-Kriterium, an dem Geisteswissenschaften (zumindest einige) unbedingt scheitern sollten. Wenn man mal die Psychologie nimmt, man kann Beobachtungen an Probanden vornehmen. Man kann auch Erkenntnisse (wenn man gut ist ;)) daraus ziehen und gewisse Vorhersagen treffen. Die Schwierigkeit besteht schon darin, dass trotz repräsentativer Auswahl die Beobachtungen erheblich schwanken können und sehr sensitiv auf die Versuchsanordnung reagieren. Das Problem kennt man auch aus der Medizin, wenn es darum geht, die genaue Prävalenz von Krankheiten zu bestimmen.

Über Gender Studies kann ich wirklich nichts sagen und ehrlich gesagt, langweilt mich dieses Thema auch, sorry.


CountZero
4.9.2015 11:20
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@Sören Hader
> Wieso denken Sie nicht, dass die Ursachenforschung eines Problems mit der Interpretation der Beobachtung zu tun hat?

Weil ich unter ‘Interpretation’ in diesem Sinne etwas viel grundsätzlicheres verstehe. Wenn z.B. alle Beobachtungen der Bewegung von Sternen in Galaxien eine Abweichung von der (Newton-Einsteinschen) Vorhersage zeigen, kann ich diese Beobachtung interpretieren als:

* etwas (gleiches) ist systematisch in allen meinen Teleskopen (oder meiner Eichung) defekt

* Galaxien enthalten mehr Masse, als meine bisherigen Messungen nahelegen (= es gibt sowas wie ‘dunkle Materie’)

* die Gleichungen der ART müssen modifiziert werden, vielleicht fällt die Gravitationskraft auf kosmischen Längenskalen gar nicht – wie geglaubt – invers zum Abstandsquadrat ab.

Punkt 1 wird bereits vor der Veröffentlichung der Ergebnisse angegangen, es ist halt peinlich, wenn man behauptet, man habe Teilchen mit > c gemessen und nachher ‘rausfindet, dass die Uhren auf ns-Skala nicht gut genug synchronisiert waren…

Punkt 2 und 3 führen zu Modifikationen in der Theorie, die man erstmal so hinkriegen muß, dass bisherige Beobachtungen von der Theorie reproduziert werden und neue, testbare Vorhersagen gemacht werden.

Das ist halt etwas anderes, als wenn mein Bildschirm morgens plötzlich ‘nen Magenta-Stich hat und ich glaube, es liegt am Bildschirm während der Support glaubt, es liegt am Wackelkontakt im Bildschirm-Stecker… zu profan, um als ‘Interpretation einer physikalischen Messung’ zu qualifizieren. Unterschiedliche Interpretationen werden in den zugrundeliegenden Theorien interpretiert, es gibt gute Gründe, jede Interpretation für sinnvoll zu halten und die unterschiedlichen Interpretationen haben lange Bestand (bis neue Daten vorliegen oder eine neue Generation von Wissenschaftlern herangewachsen ist… 🙂 ) (Es war übrigens der Wackelkontakt…)


Sören Hader
5.9.2015 1:53
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@CountZero, vielen Dank für die Erklärung. Ehrlich gesagt tue ich mich trotzdem noch schwer, den entscheidenden Unterscheid in ihren beiden Beispielen zu extrahieren. Okay, ich habe verstanden, dass Sie im 1.Beispiel eine Interpretation meinen und im 2.Beispiel eine Ursachenforschung. Aber wird im ersten Beispiel nicht auch Ursachenforschung betrieben? Man fragt, was führte zu der Abweichung von der Newtonschen Physik. Kann auch sein, dass ich da völlig auf dem Schlauch stehe und den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe.


Gerd
6.9.2015 5:53
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Wir haben bekommen eine glauben-zu-wissen-schaft kurz Glaubens-schaft oder leugnen SIE etwa den hervorragenden Stand unserer Glaubens-Wissen-schaft SIE Leugner … auf den Scheiterhaufen mit der Hex*Innin!


Sören Hader
6.9.2015 12:48
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@Gerd, was ist denn der Unterschied zu früher?


CountZero
8.9.2015 10:56
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@Sören Hader:
Das eine ist eine zusätzliche empirische Beobachtung (=mehr Information), das andere die Interpretation der (aller) Beobachtungen auf der Ebene grundsätzlicher Zusammenhänge (Theorie).