Ansichten eines Informatikers

“Leistungsfeminismus”

Hadmut
24.10.2015 10:46

Auch das noch.

Ist aber herrlich entlarvend.

Ein anderer Leser hat mir auch gerade noch was nettes geschickt. Die Schweizer NZZ schreibt, mit Bezug auf Ines Kappert, eine ehemalige »TAZ«-Journalistin, die seit kurzem das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie leitet (gehört zur Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen), dass die Feministinnen sich jetzt untereinander angiften (taten sie das nicht schon immer?). Leider steht nicht dabei, wo die das publiziert hat, scheint eine mündliche Aussage gewesen zu sein.

Jetzt nämlich hätten sie ihre Ziele erreicht, wären in Firmen und Karrieren eingedrungen, hätten die Vorteile alle eingesammelt, würden es aber nicht verkraften, keinen Streit mehr zu haben und einfach mal zufrieden zu sein. Geht nicht ohne Gekeife, Anfeindung, Beschwerden, Benachteiligungsgeschrei (ja, ja, so kennt man sie, unsere Feministinnen…).

Und weil sie keine externen Feindbilder und Angriffsziele mehr haben, die sie nicht schon zu Tode gedroschen haben, gehen die jetzt aufeinander los:

Die Wirtschaftswelt ist weiblicher geworden. Doch als ob man das Erreichen von Zielen nicht aushalten würde, ortet der Feminismus neue Probleme. Als ob der eigene Erfolg das politische Programm überflüssig machte, wird der Erfolg nun problematisiert.

Oder eine Ausrichtung des Feminismus: der Leistungsfeminismus. Das Wort fiel letzte Woche, eingeführt von Ines Kappert, einer ehemaligen «TAZ»-Journalistin, die seit kurzem das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie leitet. Ihr Punkt ist der: Der Leistungsfeminismus vermittle in der Verkörperung von Frauen, die den Aufstieg schaffen und Karriere machen, dass Schwäche und Faulheit schlecht seien. Haben sie einmal bewiesen, dass sie genau so viel zu leisten fähig sind wie Männer, eine Firma führen, ein Land regieren, arbeiten sie durch und vergessen, zu leben, zu geniessen, auch fehlbar zu sein.

Heißt: Der Feminismus hat sich den Zugang zu Chefetagen erstritten, und was machen die blöden Erfolgsweiber: Sie arbeiten und vergessen, dass Frauen gefälligst faul zu sein haben.

Früher haben sie sich beschwert, dass sie keine Karriere machten. Jetzt machen sie Karriere und beschweren sich darüber, dass man arbeitet, wenn man in hohen Positionen ankommt.

Doch Kappert führt aus: «Der aktuelle Leistungsdruck, der auf Frauen ausgeübt wird, die einen Gestaltungsanspruch haben, ist hoch problematisch. So gilt es als total normal, dass Frauen, wenn sie mitreden möchten, mehr arbeiten müssen als ihre männlichen Kollegen in einer vergleichbaren Position.» Letzteres sagt sie hin und bleibt den Beweis schuldig. Interessant ist ihre Folgerung daraus: Aufgrund des Leistungsdrucks werde «Burn-out strukturell produziert». Sie spricht dabei nicht von der Doppelbelastung arbeitender Mütter. Sondern der Feminismus selbst mit seinem Gleichheitsanspruch treibt aus ihrer Sicht erfolgreiche Frauen, ob mit oder ohne Kinder, in die Erschöpfung.

Die ganze Zeit wollten sie unbedingt in die Chef-Etagen, nun haben sie sie, und nun ist es auch wieder nicht recht, weil sie feststellen, dass man da arbeiten muss.

Ist natürlich ein Schock, wenn man die feministischen Karriereaufzüge gewohnt ist und von der Grundschule bis zum Doktor oder der Professur mühelos durchkommt, weil nichts gefordert wird, und dann ist man zwischen 30 und 40 irgendwann Chefin und auf einmal geht es mit dem Nichtstun nicht mehr. „He, Leute, warum hat mir das keiner gesagt, dass man hier nicht nur Geld, Macht und Ansehen bekommt, sondern auch arbeiten muss? Dafür bin ich nicht gemacht!”

Überraschen kann es nicht.

Ich habe das ja schon vor über drei Jahren geschrieben, dass Feminismus nur vorgibt, die Lobby der Frauen zu sein, in Wirklichkeit aber eine Lobby der Faulen und Schmarotzer ist. Die haben ja explizit geschrieben, dass die Gleichstellung vor allem dem Ziel dient, Frauen gleiches Einkommen und gleiche Macht in der Wissenschaft zu sichern, obwohl sich Männer die Nächte mit Forschung in den Laboren um die Ohren schlagen, für Frauen aber work-life-balance und Freizeit wichtig seien, sie deshalb auch ohne lange Ausbildung und Forschung bei den Bezügen und der Macht und ohne Leistungsbewertung gleichgestellt sein wollen. „Gleichstellung” verfolgte nie ein anderes Ziel als das: Gleiches Einkommen auch ohne gleiche Leistung. Und das ist nicht böswillig von mir, das steht da so drin. Man hätte es nur mal lesen müssen. Wollte aber keiner.

Früher hatten sie wenig Geld für wenig Leistung.

Dann wollten sie viel Geld für wenig Leistung und haben sich darüber beschwert, dass sie weniger Geld bekommen.

Bekommen haben sie viel Geld, aber nur für – sagen wir mal »etwas mehr« – Leistung. Denn objektiv kommen ja (vor allem an den Universitäten) ziemlich viele Frauen nun völlig gratis und leistungslos in die Karriere und Bezahlung.

Und natürlich beschweren sie sich nun dafür, dass sie was leisten sollen. Sie sind nie zufrieden. Es geht immer nur darum, haben und bekommen zu wollen, aber nichts dafür zu tun, auf anderer Leute kosten zu leben. (Deshalb etabliert sich in den USA auch der Begriff welfare queen, was man ja inzwischen als nicht politisch korrekt mancherorts schon nicht mehr sagen darf.)

War ja klar. Stichwort #GenderPerformanceGap.

Zeigt aber auch mal wieder, dass der Feminismus einem Ende, oder jedenfalls einer Zäsur entgegenläuft. Da werden wir noch viel Spaß haben. (Danke wieder mal für den Link.)

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