Ansichten eines Informatikers

Warm Anziehen!

Hadmut
23.1.2016 15:05

Unglaublich.

Nachdem mir irgendwann mal klar wurde, dass meine Englisch-Fähigkeiten stark nachlassen, seit ich nicht mehr zu den IT-Konferenzen in die USA fahre und ständig auf englischen Mailinglisten schreibe (habe ich zwischen 2001 und 2004 mal sehr intensiv gemacht), und die gelegentlichen Auslandsreisen auch nur einen Mindestlevel erhalten, den aufzutauen meist auch 1-2 Wochen dauert, habe ich mir vor einiger Zeit mal gleich mehrere Internet-Radios gekauft (waren sowieso neue fällig, weil alle anderen Radios uralt und ich wollte welche mit DAB+, also gleich welche mit DAB+ und Internet gekauft. Es ist – oder war – damals gar nicht einfach, welche zu bekommen, die beides können, und irgendwann habe ich welche im Internet gesehen, die das konnten, was ich wollte, mir aber deutlich zu teuer waren, bis ich zufällig mal bemerkt habe, dass dieselben Radios mit leichten, aber wiederkehrenden Design-Variationen unter vielen Markennamen auftauchen und zu deutlich niedrigerem Preis auch bei Aldi und Lidl zu haben waren, weshalb ich mir statt einem teuren mehrere baugleiche, aber billige von Aldi gekauft habe, mit denen ich sehr zufrieden bin, die sind wunderbar), um englischsprachiges Radio zu hören.

Ich höre da verschiedene Sender. Die Auswahl hängt aber vor allem von der Tageszeit ab, zu der man noch die Zeitunterschiede berücksichtigen muss. Gerne australische Sender, am meisten Melbourne, mit viele Talk über die absurdesten Belanglosigkeiten, was ich mir hier nie anhören würde. Aber es geht mir ja darum, dieses beläufige zuhören ohne konzentriert hinzuhören zu trainieren. Und da hört man sich eben an, wie die mal wieder vor Waldbränden evakuieren, oder wie eine Frau aus dem Outback berichtet, wie man mit den eingeschränkten Einkaufsmöglichkeiten Kuchen backt, und so’n Zeug halt. Meistens abends im Bett zum Einschlafen noch ein Viertelstündchen australischer Radio-Talk samt unbeschreiblichem südaustralischen Dialekt. Nachmittags meide ich australisches Radio, denn da läuft nur deren Nachtprogramm, und das australische Nachtprogramm… nee. Deshalb höre ich zwischen mittag und nachmittag eher US-Radio, meist Washington TOP. Amerikanisches Englisch, hört sich ganz anders an, ganz anderer slang, ganz andere Satzmelodie, ganz andere Werbung. Ganz andere Schwerpunkte und Inhalte. (Deutsches Radio höre ich eigentlich nur zum Aufwachen, morgens auf dem Klo und beim Autofahren.)

Heute kamen da enorme Katastrophenmeldungen über Schneestürme im Raum um Washington (D.C.), wo es wohl wirklich ganz übel sein muss. Sie haben intensiv gewarnt, wer nicht wirklich ganz wichtige Notfälle und Allradantrieb habe, gehöre nicht auf die Straße und würde damit nur sich und andere, vor allem die Polizisten, die einen dann retten müssen, in Gefahr bringen.

Es ist aber der Brüller, wie sie das erklärt haben.

Die erklären den Leuten, dass das da draußen kalt ist. Das wäre jetzt richtig kalt. Das wäre gefährlich.

Und dann erklären sie den Leuten, dass sie sich dazu warm anziehen müssen. Und wie man sich warm anzieht. Wie man das macht. Dass man da mehrere Kleidungsstücke übereinander anzieht.

Und dann haben sie erklärt, wie man Schnee schippt.

Und dass es wichtig ist, sich dabei nicht entmutigen zu lassen und nicht enttäuscht zu sein, wenn man mühsam Schnee geschippt hat, und es – weil es weiter schneit – dann doch wieder Schnee daliegt.

Und dann haben sie erläutert und einen Herzspezialisten am Telefon gehabt, dass man vom Schneeschaufeln sterben kann, weil Heart Attack und so, weil sich durch die Kälte Blutgefäße verengen können und so weiter. Sie haben eindringlich gewarnt, dass wenn man friert, man reingehen und sich aufwärmen sollte, und wenn man erschöpft ist, sich ausruhen muss.

Deshalb höre ich spätabends australisches Radio. Mit amerikanischem könnt’ ich nicht einschlafen. (Und das liegt nicht etwa daran, dass es in Australien weniger Schnee gibt.)