Ansichten eines Informatikers

Zwangsunterricht in Arabisch

Hadmut
3.2.2016 22:27

Uiiiih, langsam drehen die politisch Korrekten durch.

Ging heute so durch die Presse (Original wohl in Druckausgabe der ZEIT, zitiert in Focus, Spiegel usw.):

Der Präsident einer Privatuni in Hamburg (Gottogott: Ein Informatiker. In Hamburg/Bremen heißt das aber auch nichts mehr, da darf sich ja jeder so nennen) fordert, dass deutsche Schüler in der Schule zwingend arabisch als Fremdsprache lernen müssen. Weil wir ja jetzt Einwanderungsland und mehrsprachig sind und wir uns da anpassen müssen, um noch mitzukommen.

Strothotte, der selbst kanadischer Staatsbürger ist und seit 1985 in Deutschland lebt, geht noch einen Schritt weiter: Wären Deutsch und Arabisch gleichberechtigte Unterrichtssprachen, würden sich Kinder in Deutschland schon jetzt auf den tief greifenden Wandlungsprozess des Nahen Ostens vorbereiten.

Durch das Erlernen der arabischen Sprache “empfehlen wir uns und unsere Kinder als wirtschaftliche, kulturelle und politische Partner, die diesen Transformationsprozess begleiten können”, heißt es weiter in dem Gastbeitrag.

Au weia.

Das nennt man Öl ins Feuer gießen.

Ich stelle mir das gerade so vor, wenn die da im wilden Osten, wo bisher ja nicht mal der Umstieg Russisch auf Englisch so richtig funktioniert hat, in der Schule mit Arabisch-Unterricht ankommen. Ich glaube, dann brennen da auch die Schulen. Gar als gleichberechtigte Sprache neben Deutsch? Noch ne Burka als Schuluniform?

Wobei mir da ja zwei Gespräche einfallen.

Eins, das ich 2000 mit einem Israeli geführt habe, als ich mit dem durch das australische Outback gerannt bin. (Ja, ja, ich weiß, aber unterwegs treffe ich die verrücktesten Leute, erst kürzlich einen Chinesen namens Roland und eine Stewardess mit Flugangst.) Ich war nämlich überrascht, wie gut der arabisch konnte (er erklärte mir, das Shalom, Salam, Salem [aleikum] eigentlich das gleiche Wort ist usw.), und da hat er mir erzählt, dass in Israel jeder in der Schule arabisch lernen muss. Aber nicht etwa zur Völkerverständigung, sondern damit man versteht, wenn im Bus welche hinter einem sitzen und sie den Bombenanschlag besprechen, zu dem sie gerade fahren. Herzlich-Rustikal.

Das andere habe ich vor ein oder zwei Jahren mal beim Mittagessen mit einem Arbeitskollegen geführt. Der nämlich (Migrant) war als Kind aus irgendeinem anderen Land nach Berlin gekommen und in einer Schule in Kreuzberg oder Neukölln (weiß ich nicht mehr genau) gelandet. Und musste dann nochmal die Schule wechseln, um Deutsch lernen zu können. An dieser Schule hätten sie nämlich nur türkisch gesprochen. Keine Chance für ihn, Deutsch zu lernen. Selbst die wenigen deutschen Kinder hätten da türkisch sprechen müssen, um überhaupt noch akzeptiert zu werden.

Ich habe da so gewisse Zweifel, ob es wirklich so integrationsförderlich ist, Arabisch als Zwangssprache zu lehren und als gleichberechtigt neben Deutsch zu stellen.

Ich hatte vor einiger Zeit ja selbst vorgeschlagen, Englisch als zweite Amts- und Umgangssprache zu etablieren.

Aber Englisch und Arabisch sind zwei unterschiedliche Dinge.

Ich finde das auch etwas seltsam. Ich war ja neulich wieder in den Vereinigten Arabischen Emiraten, früher mal in Dubai, jetzt in Sharjah und Abu Dhabi. Und habe dort keinerlei arabisch gebraucht, die können alle mehr oder weniger Englisch, wenigstens ein paar Brocken, und alles ist doppelt beschriftet, englisch-arabisch. Ein seltsamer Kontrast: In Arabien brauche ich kein arabisch, da reicht englisch völlig. Aber in Deutschland soll man arabisch lernen müssen?

Naja. In den USA gibt es ja inzwischen auch Gegenden, in denen man mit englisch nicht mehr weiterkommt und spanisch sprechen muss.