Ansichten eines Informatikers

Linksextremes Bekennerschreiben aufgetaucht

Hadmut
6.2.2016 15:17

Update zum Vorfall, den ich in „Gute Brände, Schlechte Brände” beschrieben hatte. [Update: Kontext aufgetaucht – #tomduarschloch]

Der Tagesspiegel schreibt, dass ein Bekennerschreiben aufgetaucht ist. Darin heißt es

In der Flottwellstrasse zugeschlagen
Verfasst von: Kommando Noske und Ebert. Verfasst am: 06.02.2016 – 12:59. Geschehen am: Freitag, 05. Februar 2016. (unmoderiert) Kommentare: 1

In den frühen Morgenstunden hat das 4. sozialdemokratische Volksfahrräderkommando “Noske und Ebert” die Flottwellstrasse besucht und dort Luxuskarren entglast und warm verschrottet. Als Sozialdemokrat_innen fühlen wir uns verpflichtet, die Stimmung anzuheizen, damit der Volksgenosse Tom Schreiber was zum Hetzen hat.

Die SPD muss endlich den Klassenkampf wieder auf die Straße tragen. Die Schuld wollten wir den Linksextremisten in die Schuhe schieben, aber das wäre nicht ehrenhaft und so übernehmen wir dafür die Verantwortung. Ehre, wem Ehre gebührt. Die Aktion war ein voller Erfolg und wir hoffen, dass wir damit lautstark, kraftvoll und entschlossen ein klassenkämpferisches Zeichen setzen konnten. Wir aufrechten Sozialdemokrat_innen rufen dazu auf sich der heutigen Machtdemonstration der Klasse der Arbeiter_innen anzuschliessen. Heraus auf die Straße! Weitere Aktionen folgen. Ursprünglich war eine weitere Aktion des 2. sozialdemokratischen Volksfahrräderkommandos “Bebel und Liebknecht” in Köpenick vorgesehen, aber leider hatten die Genoss_innen alle einen Platten und so sind sie lieber in die nächste Kneipe gegangen. Prost und Sozialismus! Ein bessere Welt ist möglich, wenn ihr genug Bier trinkt und SPD wählt, denn Klassenkampf ist wählbar.

Nun kann man sich natürlich überlegen, ob das Schreiben überhaupt echt ist oder da nur jemand die Gelegenheit genutzt hat, irgendwelchen Senf abzulassen.

Ich halte das Schreiben nach erster Sichtung für eine Fälschung, gerade wegen der SPD-Polemik und flapsigen Formulierungen da drin. Auf mich wirkt es, als habe sich da jemand einen schlechten Spaß erlaubt. Der Tagesspiegel dagegen nimmt das Schreiben voll ernst.

Tun wir also mal so, als ob es echt wäre und betrachten hypothetisch.

Sozialdemokratie
Es fällt jedenfalls auf, dass in dem Text 6 Bezüge auf die SPD und einer auf eine SPD-Person. Selbst wenn es eine Fälschung ist, dann hat der Schreiber jedenfalls starken SPD-Bezug und befürwortet die Brandanschläge. Es ist also auch dann ein SPD-Problem, wenn das Schreiben falsch ist.
Sprache
Man beachte die verniedlichende, bagatellisierende Sprache: „die Flottwellstrasse besucht und dort Luxuskarren entglast und warm verschrottet”.

Egal ob echt oder nicht, die verwendete Sprache sagt viel aus. Wohl über den Sprecher (und selbst wenn sie ironisch gemeint wäre, über die, an die sich das richtet). Es zeigt jedenfalls, wie man da Schwerkriminalität und Brandstiftung verharmlost, zum Spaß und zur legitimen Selbstverständlichkeit herunterstuft.

Wie ich eben schon schrieb: Gute Brände, Schlechte Brände.

Klassenkampf
Auch diese Aussage ist bemerkenswert: „Die SPD muss endlich den Klassenkampf wieder auf die Straße tragen. Die Schuld wollten wir den Linksextremisten in die Schuhe schieben, aber das wäre nicht ehrenhaft und so übernehmen wir dafür die Verantwortung.”

Das deutet auf marxistisch-kommunistisch orientierte Denkweisen hin, die da wohl innerhalb der SPD mit anderen hadern und zeigen wollen, wie es richtig sein soll. Gewollt ist der offene Straßenkrieg, eine Art Bürgerkrieg verschiedener „Klassen”, hier also wohl arm gegen „Luxuskarren-Fahrer”.

Letztlich auch nichts anderes als eine gewaltsame Art Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Hass auf alles Andersartige (was ja der Grund ist, warum ich mich weigere, zwischen rechtsextrem, linksextrem und SPD allzusehr zu differenzieren.)

Arbeiterklasse
„Wir aufrechten Sozialdemokrat_innen rufen dazu auf sich der heutigen Machtdemonstration der Klasse der Arbeiter_innen anzuschliessen. Heraus auf die Straße! Weitere Aktionen folgen. […] Ein bessere Welt ist möglich, wenn ihr genug Bier trinkt und SPD wählt, denn Klassenkampf ist wählbar. ”

Völker hört die Signale und so. Da meinen welche, der Kommunismus lebt wieder auf.

Selbst wenn das Schreiben eine Fälschung ist, an der Diktion ist sicherlich was dran.

Sagen wir’s mal so:

Wenn da auch nur irgendwas wirklich dran ist und das nicht nur das Gesabbel eines angesoffenen Idioten, und es da eine Verbindung zur SPD gibt, dann könnten die einpacken. Jedenfalls, wenn wir eine Demokratie mit unabhängiger Presse wären. Die Presse wird das aber abbügeln.

Update:

Ah, inzwischen wird das etwas klarer. Mittlerweile hält auch der Tagesspiegel den Text nicht mehr für zwingend authentisch, dafür wird jetzt klarer, was die Intention des Schreibers war, offenbar ein Streit der Linksextremen mit einem SPD-Politiker, der hier beschreiben wird.

Auf Twitter gibt es seit Monaten den Hashtag #tomduarschloch. Tom, das ist Tom Schreiber, ein Köpenicker SPD-Abgeordneter. Kein CDU-Politiker ist in den vergangenen Jahren so zum Hassobjekt der linksextremistischen Szene geworden wie er. Denn Schreiber regt sich nicht nur über rechtsextremistische Gewalt auf, sondern ebenso über die von Linksextremisten.

Seit Monaten fordert er ein härteres Vorgehen gegen linksextremistische Gewalt im Friedrichshainer Kiez um Rigaer Straße und Liebigstraße.

Und das ist im Kontext der SPD und der Linksextremen natürlich ein Verbrechen, denn dort gilt ja allgemein, dass nur rechte Gewalt schlecht ist, linke Gewalt sei gut. Und auch da wieder so eine Bagatellisierungssprache:

Zuletzt war dort an die Wand geschmiert worden: „Menschen sterben, Tom schweigt / Autos brennen, Tom schreit.“

Wieder so die übliche Denkweise, dass das Zeigen auf eine schwerere Straftat die eigene, als milder empfundene Straftat legitimieren könnte, und jedem, der die vermeintlich schlimmere Straftat noch nicht kritisiert hat, das Recht nehmen würde, Kritik an der eigenen zu äußern.

Das Schema ist bekannt: Kritisiert man Islam, heißt es oft, das darfst Du nicht, weil Du nicht zuvor das Christentum genauso kritisiert hast. Kritisiert man Linke, heißt es, das darfst Du nicht, weil Du zu Rechten noch gar nichts geschrieben hast.

Eine Art Selbstbetrug, der Irrglaube, man könnte im kriminellen Windschatten anderer einfach mitfahren und immer auf die zeigen. Nach dem Motto: Solange es Rechtsradikale gibt, dürfen wir hier tun, was wir wollen, solange wir moralisch gefühlt eine Nummer drunter bleiben.

Und dann sagt Schreiber etwas, was ich ja (und auch viele meiner Leser) ja auch so sehe und oft geäußert habe:

Schreiber kommentierte dies am Dienstag so: „Die linksautonome Szene reagiert allergisch, wenn man linke und rechte Gewalt gleichsetzt.“

Wie ich schon schrieb: „Gute Brände, Schlechte Brände”. Zweierlei Maß, zweierlei Moral, zweierlei Norm.

Auch wenn der Text vielleicht, vielleicht auch nicht echt ist in dem Sinne, dass er von den Tätern hier stammt, die Vorgänge zeigen auf jeden Fall, dass diese linksextreme Szene eng mit der SPD verwoben ist.

Die SPD äußert doch so gerne, dass man die AfD vom Verfassungsschutz beobachten lassen müsste, etwa Anfang Januar oder gerade jetzt wieder.

Wenn ich solche Vorgänge hier sehe, dann meine ich, dass man die SPD gleich mit dazu auf dieselbe Liste setzen muss. Denn weniger verfassungsfeindlich ist das gewisslich nicht.