Vegetarisches Schnitzel
Oder: Warum mir Vegetarier tierisch auf den Wecker gehen.
Bei meinem Stamm-Mittagschinesen gibt’s seit einiger Zeit „vegetarische Ente”. So ein Soja-Fleisch-Imitat, das exakt so schmeckt wie die Ente beim Chinesen – wenn man die Ente dabei weglässt. Schmeckt eigentlich nach gar nichts und lebt von dem ganzen Drumherum, genauso wie eine Ente zubereitet zu sein. Der Entengeschmack fehlt dann eben. Aber man kann’s essen. Und beim Burgerladen in Arbeitsnähe gibt’s inzwischen auch vegetarische Hamburger. Schmecken genauso wie die Ente: Wie Hamburger ohne Burger. Man kann’s essen, aber es macht nicht glücklich.
Wobei ich generell eigentlich wenig Verständnis für Soja-Würste und -Schnitzel und sonstige Imititationsversuche habe. Das geht schief.
Dabei habe ich gar nichts gegen vegetarisches Essen, es gibt lecker Gemüsesuppen, und eines meiner besten Lieblingsessen, die ich je hatte, wenn nicht das beste, war eindeutig die Kartoffelpfanne in der Kantine der Deutschen Flugsicherung in Karlsruhe, damals, als ich noch bei Xlink/KPNQwest war. Die haben gar nicht erst versucht, irgendwas mit Fleisch nachzuahmen, sondern einfach eine unglaublich gute Gemüsepfanne produziert. Extra-Super-Lecker. Gab’s nur leider nicht jeden Tag, nur ab und zu. Als ich irgendwann an einem der Tage, an dem es die Kartoffelpfanne nicht gab, mal was anderes bestellte und die beiden Köche (die waren wirklich genial) mich sah, fragte er verdutzt, warum ich jetzt Fleisch esse. Er habe gedacht, ich wäre Vegetarier, weil ich doch immer die Kartoffelpfanne bestelle (was sich bis in die Küche herumgesprochen hatte). Nöh. Bin kein Vegetarier. Ich fress die Kartoffelpfanne nur wie blöde, weil sie mir so verdammt gut schmeckt. Ich ess gerne Fleisch, aber es muss nicht sein. Ich komme auch ohne aus.
Ich kann’s nur einfach nicht leiden, wenn jemand versucht, mir Fleisch vorzugaukeln und es dann schmeckt wie Falschgeld.
Hin und wieder probier ich’s dann mal, um meine schlechte Meinung immer schön frisch zu halten.
Inzwischen haben die Discounter-Supermärkte hier in der Umgebung auch alle vegetarisches Zeug im Angebot. Vegetarische »Frikadellen«, »Schnitzel« und so’n Kram.
Hab ich mal probiert.
Schmeckt wie … ja … wie … eigentlich kaum, nur wie die Würze und Panade außenrum. Man kann’s essen, aber man wird nicht glücklich davon.
Was mir aber auffiel: Das Zeug ist teuer. Richtig teuer. Und das selbst dann, wenn man berücksichtigt, dass das ja in gewisser Weise zubereitet und paniert geliefert wird. Fleischfrikadellen und Fleischschnitzel sind das auch.
Schweinefleisch liegt dort normalerweise so zwischen 3,50 und 6,50 pro kg. Das vegetarische Zeug ist so teuer, dass sie den Preis nicht pro kg, sondern per 100g angeben, liegt aber meist zwischen 7 und 15 Euro pro kg.
Wie kann das sein, dass vegetarische Klopse teuerer sind als Fleisch? Hieß es nicht immer, vegetarisch ist umweltschonender und brauche viel weniger Material, Arbeit, Wasser usw., keine Schlachtereien mit ihrem Aufwand, keine Lebendtransporte, sei viel billiger.
Und trotzdem zahlt man etwa doppelt so viel pro Gewicht?
Ganz einfach: Weil Vegetarier es zahlen. Die versauen die Preise mit ihrem Bessermenschengehabe.
Wenn mir das nächste Mal einer erzählen will, dass Fleisch schlecht ist und wir alle umsteigen sollen, muss er mir das mal erklären.