Medien gendern
Der Feminismus schießt sich auf die Presse ein.
Gerade gehen sie auf die BILD los. Die nämlich hat einen neue Chefin, erstmals eine Frau.
Nun gibt’s da schon seit langem eine Kampagne “Stop Bild Sexism”, von der man noch nie etwas gehört hat. Die wittern jetzt Morgenluft und kommen aus ihren Löchern.
Ziel ist offenbar, die sexistischen Tittenmädchen loszuwerden (gibt’s die überhaupt noch? Waren die nicht abgeschafft) und durch Berichte über barbusige Femen zu ersetzen. (Neulich haben es irgendwelche Femen-Demonstrantinnen fertig gebracht, oben ohne auf einer Porno-Messe gegen Sexismus und nackte Frauen zu demonstrieren und haben sich gewundert, warum niemand sie beachtet hat. Die liefen da alle oben ohne rum. Wie, Ihr demonstriert oben ohne gegen nackte Brüste?)
Denn wie kommen sie darauf, dass Frauen dort diskriminiert werden? Genau. Sie zählen Köpfe und Brüste.
Die Aktivistinnen haben auch genauer hingesehen: In einem Zeitraum von zwei Monaten haben sie 155 Personenabbildungen gezählt. Nur ein Drittel davon waren Frauen (34 Prozent Frauen, 66 Prozent Männer). In den Teilen Politik und Wirtschaft waren 76,4 Prozent der Abgebildeten Männer, im Sportteil waren Männer zu 83,6 Prozent vertreten. Die Personen hingegen, die leicht bekleidet (77,1) oder ganz nackt (83,5) in der Zeitung vorkamen, waren vorwiegend Frauen. Frauen seien generell mehrheitlich im Unterhaltungsbereich zu finden, meist “nackt, degradiert und sexualisiert”, heißt es in dem Schreiben an Koch.
Die Aktivistinnen weisen die “Bild”-Chefin darauf hin, dass zahlreiche Studien gezeigt hätten, dass es einen Zusammenhang zwischen “medialer Objektifizierung und Degradierung auf der einen und alltäglicher Diskriminierung und Gewalt auf der anderen Seite” gebe. Die Presse- und Meinungsfreiheit gehöre zum Fundament von Demokratien, doch Sexismus sei weder eine Meinung, noch habe er Nachrichtenwert, sondern sei schlicht Diskriminierung.
Also will man eine Quote in den Berichten. Egal, wer was macht, über Frauen soll quotenmäßig berichtet werden.
Ob Frauen für genauso viel oder wenig Berichtenswertes standen, wird nicht gefragt.
Und seltsamerweise wird auch — wie eigentlich immer – alles immer als frauendiskriminierend dargestellt.
- Zeigt man bei etwas mehr Männer, dann ist das frauendiskriminierend.
- Zeigt man bei etwas aber mehr Frauen, dann ist das auch frauendiskriminierend.
Hat schon mal jemand die Frage aufgeworfen, ob es nicht diskriminierend ist, dass Frauen als Fotomodels weit mehr verdienen als Männer? Und dass Männer immer etwas leisten müssen, um Geld zu verdienen, während Frauen schon mit Aussehen dick, sogar Millionen pro Jahr verdienen können?
Und warum fordert man nicht einfach mal nackte Männer auf der Zeitung? (Weil’s dann keiner mehr kauft.)
Wisst Ihr eigentlich, warum auf den Fernsehzeitschriften die immer gleichen extrem-gefotoshoppten Blondinen-Riesen-Ausschnitt-Bilder drauf sind? Immer die gleichen Bilder?
Weil Fernsehzeitschriften fast nur von Frauen gekauft werden. Und die kaufen sie nur, wenn das vorne drauf ist. Macht man auf eine Fernsehzeitschrift testweise einen Mann oder sonst irgendwas anderes, bleibt sie liegen.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Köln weisen die Aktivistinnen auch darauf hin, auf Verharmlosungen wie “Sex-Mob” und “Sex-Gangster” künftig zu verzichten. Die Begriffe würden die Opfer verhöhnen: “Sexualisierte Gewalt hat nichts mit Sex, sondern ausschließlich mit Macht zu tun.”
Die seit 2014 laufende Petition “Stop Bild Sexism” wurde bisher 37.000-mal unterschieben. (beaha, 14.1.2016)
Na, wenn sie meinen, dass es hilft. Vielleicht stört es auch einfach nur, dass das nicht ins feministische Weltbild passt. Würde mich interessieren, wieviele der 37.000 Leute tatsächlich BILD kaufen, wieviele davon es wegen des angeblichen Sexismus nicht mehr tun, und wieviele von denen, die BILD nicht kaufen, es dann tun würden.
Oder anders gefragt: Wer von diesen 37.000 Leuten ist für BILD als verlorener oder neuer Käufer eigentlich relevant?
Umgekehrt gefragt: Wieviele der typischen BILD-Leser zeichnen Online-Petitionen?
Und wieviele der „Unterschriften” in Online-Petitionen sind überhaupt echt und nicht von Bots?
Doch es kommt mehr aus derselben Windrichtung. Noch ne Studie. Schon wieder eine Studie. Mir gehen diese Studien inzwischen auf den Wecker.
“Die Ergebnisse sind erschütternd”, sagt Martina Thiele, Professorin für Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg. Eine kürzlich erschienene britische Studie, die bisher größte ihrer Art, zeigt, wie oft und in welcher Weise Frauen und Männer in Medien vorkommen. Untersucht wurden mithilfe von AI (Artificial Intelligence) mehr als 2,3 Millionen Artikel in 950 Onlinepublikationen über einen Zeitraum von sechs Monaten. 77 Prozent aller in Texten erwähnten Personen sind Männer. Bildlich dargestellt sind 30 Prozent Frauen, hier ist der Unterschied also etwas geringer.
“Ich bin sehr beeindruckt von dem großen Sample, also der Quantität der Studie”, ergänzt Thiele, “aber die Ergebnisse bestätigen das, was in klassischen Studien seit den 1970er-Jahren herauskommt: Männer sind in den Medien dominant. Daran hat sich nichts geändert.” Sie lobt, dass in der Studie, die ein Team vom Intelligent Systems Laboratory an der Universität Bristol unter Nello Christianini mit der Journalismusforscherin Cynthia Carter von der Universität Cardiff verfasst hat, auch qualitative Aspekte erfasst werden. Es wird also untersucht, in welchem Zusammenhang Frauen beziehungsweise Männer repräsentiert sind. Auch hier sind die Ergebnisse wenig überraschend: Frauen kommen, wenn überhaupt, am ehesten in den Bereichen Mode, Unterhaltung und Kunst vor. In Sport und Politik sind sie am wenigsten vertreten.
Sagen wir’s mal so: Im Prinzip bin ich willig, jeder Medienkritik zu glauben, denn wie der treue Leser weiß, halte ich von den Medien gar nichts mehr und traue denen längst jede Sauerei zu. Ich bin gerne bereit, jeden Vorwurf verfälschender Berichterstattung ernst zu nehmen und wohlwollend-gierig zu prüfen.
Nur:
- Erstens müsste man dazu mal belegen, dass Frauen nicht nur in geringerem Umfang dargestellt werden, sondern dass die Darstellung tatsächlich unrichtig ist, dass sie also tatsächlich unterrepräsentiert sind. Das wurde nicht gezeigt.
- Zweitens müsste mir jemand erklären, warum Frauen unterrepräsentiert sein sollen, wenn sie in 30% der Bilder auftauchen, die Feministinnen aber immer schreien, dass Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten nur bei 12 oder irgendsowas Prozent wären.
Demnach sind Frauen in der Presse doch über- und nicht unterrepräsentiert, wenn der Bildanteil so weit über dem tatsächlichen Personalanteil liegt.
- Drittens müsste das jemand damit in Einklang bringen, dass Frauen dann, wenn sie schon in Vorstände usw. kommen, häufig introvertierte Tätigkeiten wie Human Ressources usw. aufnehmen, also damit weniger exponiert sind.
- Viertens habe ich nicht verstanden, warum sich das nicht geändert hat, obwohl doch die Redaktionen längst durchverweiblicht und gegendert sind. Oder sind die 30% schon die feministische Übertreibung?
- Fünftens ist unklar, ob die Darstellungen von Männern überhaupt positiv waren. Kann ja auch negativ gewesen sein. Uli Hoeneß, Thomas Middelhoff, Franz Beckenbauer, Sepp Blatter und wie sie alle heißen, werden sich nicht so sonderlich über die Berichterstattung der letzten Jahre gefreut haben. Es gibt auch die alte Regel „no news is good news”. Und bei der BILD den Erfahrungswert, dass wer mit ihr hochkommt, von ihr auch wieder runtergeholt wird. Ist das überhaupt ein Vorteil, in der Presse dargestellt zu werden, und ein Nachteil, es nicht zu werden?
Oder liegt das Problem nicht bereits darin, Bilder zu zählen?
“Das zeigt einmal mehr die sogenannte Ambivalenz der Sichtbarkeit”, erklärt Thiele, “weil mehr Sichtbarkeit nicht automatisch mehr Ansehen bedeutet.” Sie verweist außerdem auf den “face-ism-/bodyism-Index”, mit dem in der Medienforschung seit den 1980er-Jahren operiert wird: “Er zeigt, dass Männer sehr viel öfter im Porträt dargestellt werden, von Frauen werden oft nur einzelne Körperteile wie Beine oder Brüste gezeigt.” Dies habe sich in den letzten Jahrzehnten auch in deutschsprachigen Medien nur sehr wenig verändert. “Es gibt einige wenige Frauen in Spitzenpostionen, wir sprechen hier vom Merkeleffekt. Durch Politikerinnen wie Merkel ändert sich quantitativ ein kleines bisschen, qualitativ aber kaum etwas.”
Fragen wir mal umgekehrt:
Wieviele Männer treten als bekannte Personen, Politiker, Firmenchef, Aufsichtsrat oder sowas im Rock oder mit Dekollete vor die Kamera?
Eben. Ist doch extrem bescheuert, Körperteile in die Auslage zu legen und sich dann darüber zu beschweren, dass sie fotografiert werden. Schuld sind aber immer die anderen. Würden Frauen Business-Anzug tragen, wäre das mit den Körperteilen weitestgehend erledigt. Tun aber nur wenige. Die meisten hängen Körperteile raus. (Ist mir neulich wieder aufgefallen: Selbst bei -11 Grad Celsius laufen Frauen mit Strumpfhose im Minirock oder sogar nackter Haut mit den in Berlin bei Frauen fast unverzichtbar gewordenem Knie-Riss in den Jeans herum. Ich kenne Frauen, die lieber die Heizung auf Vollgas stellen, als sich einfach mal nen Pullover anzuziehen.)
Auch für FJUM-Geschäftsführerin Daniela Kraus sind die Ergebnisse der neuen Studie nicht überraschend: “Die Studie bestätigt Befunde wie sie – leider – seit Jahrzehnten gezogen werden müssen. Frauen sind in Medien unterrepräsentiert, wenn es um Wirtschaft, Politik und Hard News geht. Ich denke, es ist wichtig, einen Schritt weiter zu gehen und zu fragen, wie konkret gegengesteuert werden kann.”
Da wäre eben mal die Frage zu klären, ob es an der Berichterstattung oder an deren Gegenstand liegt.
Sagen wir’s mal zynisch: Wie wollen Frauen in die Hard News kommen, solange die Männer fast alle Terroranschläge, Gewalttaten und so Zeugs alleine machen müssen?
Denn dass bei Männern eine geringere Berichterstattungsschwelle gelten würde, wird in keiner dieser Studien geprüft oder behauptet. Vielleicht gibt’s über Frauen einfach weniger zu berichten. Wäre auch nicht verwunderlich, denn wenn man beispielsweise zum IT-Gegendere rüberblickt, dann machen Frauen da gar nichts, sie verlangen nur, an dem, was Männer machen, passiv beteiligt zu werden. Wie soll’s da zu Nachrichten kommen?
Und überhaupt, mein Lieblingsthema: Korrelation und Kausalität. Das übliche Schema: Wer eine Korrelation findet, darf eine beliebige Kausalität behaupten.
Woher wollen die eigentlich wissen, dass das auf Diskriminierung zurückzuführen ist?
Weit besser könnte man die Presseberichterstattung ja als Beweis dafür anführen, dass Frauen ihren Teil an gesellschaftlicher Leistung nicht erbringen und mehr arbeiten müssen.
Dafür führt sie ein ökonomisches Argument ins Treffen: “Medien haben schon längst Frauen als interessante Zielgruppe im Blick. Wäre es da nicht überlegenswert, wie Redaktionen diese Frauen noch besser erreichen können? Eine vielfältige Berichterstattung, die Frauen nicht marginalisiert, hat für weibliche Rezipientinnen höhere Anschlussfähigkeit, ist glaubwürdiger, interessanter und attraktiver.”
Man hat mal versucht, ein Playboy-Pendant für Frauen zu machen, in dem nackte Männer gezeigt werden. Wollten die aber nicht, fast nur Schwule haben das gekauft. Es ist also ein Trugschluss zu glauben, dass das alles so spiegelsymmetrisch funktioniert.
Auch hier findet sich ein Bericht zu diesem Thema. (Dürfte wahrscheinlich der Auslöser sein.) Und hier.
Feminist news media researchers have long contended that masculine news values shape journalists’ quotidian decisions about what is newsworthy. As a result, it is argued, topics and issues traditionally regarded as primarily of interest and relevance to women are routinely marginalised in the news, while men’s views and voices are given privileged space. When women do show up in the news, it is often as “eye candy,” thus reinforcing women’s value as sources of visual pleasure rather than residing in the content of their views.
Eye Candy. Ja, ja. In Australien hat ein Fernsehmoderator mal einen Test gemacht und ein ganzes Jahr lang den immer selben Anzug getragen. Hat niemand bemerkt. Trägt eine Frau aber nur zweimal das gleiche Kleid, oder gar zwei Moderatorinnen das gleiche Kleid, werden die mit Beschwerden zugeschüttet.
Wer also wird dadurch diskriminiert?
Könnte man nicht umgekehrt behaupten, dass Männer diskriminiert werden, weil sie nur durch Anstrengung und Mühe beachtet werden und sich niemand um ihr Aussehen schert?
Und warum gibt es für Frauen einen Riesen-Kosmetik-Markt? Warum besteht jeder Klamotten- oder Schuhladen weit überwiegend aus Frauenartikeln? Warum haben viele Frauen soviel Farbe im Gesicht wie ein Zirkusclown?
Wenn also die Pressedarstellung schlecht ist (nehmen wir das mal für den Moment an), wessen Schuld ist es dann?. Denkt mal an die EU-Staatsführer-Bilder: Alle Männer im gleichen dunkelblauen Anzug, mittendrin Angela Merkel in rot. Hab ich übrigens zu meiner Uni-aktiven Zeit auch gelegentlich gemacht, im knallroten Sakko unterwegs zu sein. Ich hab es noch, passe nur leider nicht mehr rein. Da wird man auch fotografiert. Es hat gar nicht so viel mit dem Geschlecht zu tun, sondern mit der Bemalung. Was glaubt Ihr, warum ein Sascha Lobo mit Irokese und ein Conchita Wurst als Diva rumlaufen? Weil keine Sau die so zeigen würde, wie die normal aussehen. Warum sieht man auf den berühmten roten Teppichen zu Filmen die Männer alle im normalen gleichen Smoking, die Frauen aber in absurden Roben-Konstruktionen?
Wer ist daran dann schuld? Die Presse oder die, die sich auftakeln?
Ich will mal ein böses Beispiel dagegensetzen:
Düsseldorf – Viele Frauen Opfer von Raubüberfällen
Wenn eine Berichterstattung in das feministische Weltbild passt, dann sind Statistiken selbstverständlich wahr, die Presse seriös.
Passt aber etwas – hier die Bilder über Frauen – nicht in den Kram, dann heißt es, die Presse berichtet diskriminierend, das muss man ändern.
Man könnte genauso gut behaupten, dass der Bericht darüber, dass Frauen Opfer von Raubüberfällen werden, sexistisch und diskriminierend sei, weil er Männer als Opfer marginalisiert und Männer damit ja messbar unterrepräsentiert werden. Die Presse müsse also auch überfallene Männer sichtbar machen und mehr über sie berichten.
Aber wie gesagt: Presseartikel und Statistiken, die in die feministische Rhetorik passen, sind wahr und richtig und Beweis über alles. Und die, die nicht passen, sind sexistisch und unterdrückend, und müssen dringend geändert werden.
Immer so, wie man’s gerade braucht.