Soziologenwillkür
Soziologie ist, immer willkürlich das zu behaupten, was man gerade braucht. Und heute was anderes als gestern.
Habt Ihr den Feminismus/Genderismus der letzten 10 Jahre (oder wenigstens mein Blog) verfolgt?
Ein zentrales, geradezu konstitutierendes Element des Feminismus/Genderismus ist und war es, Menschen in Gruppen einzuteilen, die Welt als Kampf zwischen diesen Gruppen anzusehen und Rechte und Gerechtigkeit als Kollektivansprüche zu sehen.
Grundrechte sind rechtlich gesehen nur Individualrechte. Es gibt verfassungsrechtlich keine Kollektivrechte, schon gar keine Rechte oder Schadensersatzansprüche, die sich innerhalb einer Gruppe übertragen (oder ohne Willen des Gebenden einfach nehmen) lassen. Deshalb darf es nach der Verfassung auch keine Frauenquoten usw. geben, weil nie das Kollektiv, sondern immer der Einzelne gemessen wird. Gleichberechtigung heißt demnach, dass im Einzelfall das Geschlecht keinen Vor- oder Nachteil bewirken darf. Es bedeutet aber nicht, dass Frauen als Kollektiv leistungsunabhängig nach einer bestimmten Quote repräsentiert sein müssen. Es gibt schlichtweg keine verfassungsrechtliche oder sonstige Grundlage, Frauen als Kollektiv zu sehen oder ihnen kollektiv Rechte zu geben. Es geht um das Recht des Einzelnen.
Genau das hat dem Feminismus/Genderismus nie in den Kram gepasst. Denn immer dann, wenn man das Individuum betrachtet, verlieren sie, weil ja gerade Feministinnen meistens leistungsmäßig gar nicht konkurrenzfähig und auch nicht -willig sind. Deshalb hat man Frauen stets kollektiv gesehen, damit die Leistungsdefizite des Einzelnen in der Kollektivsicht verschwinden.
Mehr noch: Man hat auch Kollektivansprüche konstruiert. Etwa zu der Frage, ob Frauen bevorzugt werden könnten. Rechtlich können sie das im Allgemeinen nicht. Niemand darf aufgrund des Geschlechtes bevorzugt werden. Eine Ausnahme davon gibt es: Den Schadensersatz. Wer aufgrund eines zugefügten Schadens einen Naturalschadensersatz geltend machen kann, kann unter gewissen Voraussetzungen bevorzugt werden. Das setzt aber voraus, dass derjenige selbst der Geschädigte ist, und es ist eben eine Bevorzugung aufgrund Schadensersatzanspruchs, nicht aufgrund Geschlechts.
Auch da hat man aber mit Kollektiv-Logik argumentiert: Man habe Frauen früher Unrecht getan, also wäre jetzt eine Wiedergutmachung in Form einer Bevorzugung fällig. Warum aber der Schaden an einer Frau zu einem Ausgleichsanspruch gegenüber einer anderen Frau führen soll, wurde nie begründet. Man unterstellt einfach eine Art Kollektivschaden und Kollektivanspruch, womit etwas „an den Frauen” wieder gutzumachen sei. (ähnliches in anderen Ländern bezüglich Rassendiskriminierung usw.). Es ist natürlich ungemein praktisch, wenn man abkassieren kann, indem man den Schadensersatz für den Schaden eines anderen einfordert und behauptet, dass dieser sich innerhalb der Frauen irgendwie geschlechtsmäßig vererbe. Rational gibt es keinen vernünftigen Grund, warum man den Schaden, der einer Person A zugefügt wurde, einfach so und ohne jegliche Übertragung einer Person B zu ersetzen hätte, nur weil die Person B behauptet, irgendein Allerweltsmerkmal mit A gemeinsam zu haben. Man kann ja auch nicht Schadensersatz für alle Weltkriegstoten fordern, die die gleiche Schuhgröße wie man selbst hatte.
Genau das hat man aber gemacht. Nur weil eine Person Frau ist, soll sie Schadensersatzansprüche anderer Frauen übernehmen können (und das, ohne sie konkret zu benennen oder nachzuweisen). Quasi ein durch Geburt erlangter Schadensersatzanspruch.
Umgekehrt hat man dasselbe mit der Täterschaft gemacht: Männer sind schlecht. Gemeine Unterdrücker. Ausnahmslos. Alle qua Geschlecht. Nicht, dass man dem einzelnen noch irgend eine Schuld oder Tat nachweisen müsste, Männer werden einfach als Kollektiv-Schuldige gesehen. Vor allem nach Hautfarbe. Der weiße Mann ist das Böse.
Der ganze Feminismus/Genderismus beruht darauf, sich jeglicher Begründung und Überprüfung zu entziehen, indem man alles auf Kollektive pauschalisiert und damit der Empirie, nämlich dem Einzelfall, entzieht.
Damit hat man nicht nur eine ganzen Fachzweig, die Soziologie, gegründet, die ja nichts anderes macht als Aussagen zu verallgemeinern und auf Kollektive zu pauschalisieren (im Gegensatz etwa zum Juristen, der sich auf den Einzelfall beschränkt). Soziologie beruht auf Pauschalisierung und Kollektivbildung. Ohne das wäre Soziologie nicht existent. Sagt ja schon der Name.
Auch ist diese Kollektivdenkweise nicht neu. Denn der ganze Schmarrn geht ja zurück auf Marx und kommunistische Denkweisen. Was aber ist dessen „Klassenkampf”, die Arbeiterklasse und das ganze Drumherum? Eben. Nichts anderes als eine Kollektivbildung anhand äußerer Merkmale.
Nichts anderes machen die, und nichts anderes habe ich in den inzwischen 4 Jahren dort gefunden, in denen ich mich damit befasse.
Doch dann, wenn man es politisch anders braucht, machen sie es plötzlich ganz anders. Momentan überlagert das Thema Migration alles andere, und wir haben ja schon gesehen, dass man Migration weit höhere Prioriät einräumt als dem Feminismus, dass man plötzlich sexuelle Belästigung und Vergewaltigung verschweigt oder schönredet. Dazu gab es nun eine Umfrage an der Uni Köln, man dachte ja immer, Studenten wären so tolerant und links, und das Ergebnis war schauderhaft. Ziemlich viele Leute haben sich ziemlich ablehnend geäußert. Man war entsetzt, und hat die Sache untersucht und dazu die Sozialpsychologin Beate Küpper interviewt. Dabei sagt sie:
Aus ihrer eigenen Forschung zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit weiß Beate Küpper: Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit können überall gedeihen, auch dort, wo Bildung und Status das gar nicht vermuten lassen.
“Menschen anhand eines bestimmten Merkmals in eine Gruppe einzuteilen und dann pauschal zu beurteilen und oft auch zu verurteilen, ist einfach furchtbar einfach und bequem und immer dann, wenn die Welt komplex ist, neigen wir zu solch einfachen Antworten.”
Genau das haben Feminismus, Genderismus, Soziologen jahrelang gemacht, Frauen sind Opfer, Männer sind Täter, ausnahmslos, da bräuchte man gar nichts mehr zu untersuchen, Verteidigung unmöglich. Und jetzt plötzlich soll eine Gruppeneinteilung schlecht, verwerflich sein. (Obwohl der Schluss von Religion auf Handlungsweisen ja nicht mal irrational, sondern vertretbar ist.)
Jahrelang hat man uns eingehämmert, dass Gut und Böse, Täter und Opfer nach äußerlichen Merkmalen wie Geschlecht und Hautfarbe festgelegt ist, der weiße Mann ist böse und Täter, der Rest ist gut und Opfer. Und jetzt plötzlich gefällt einem das Denkschema nicht mehr, jetzt soll plötzlich alles ganz anders sein.
Was lernen wir daraus?
Soziologie ist völlig substanzlos. Es geht nur darum, einfach immer das zu behaupten, was man politisch gerade braucht, wie der Wind gerade bläst. Motto: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.
Und dann noch der:
“Da sehen wir eine klassische Schuldumkehr, wie wir sie häufig bei Vorurteilen finden. Die Gruppen, die abgewertet werden, denen wird dann quasi die Verantwortung, die Schuld für die schlechten Meinungen über sie selber zugeschrieben.”
Ach. An einer schlechten Meinung war noch nie der Betroffene selbst schuld, sondern immer nur der Meinende. Egal wie schlecht sich eine Gruppe aufführt, an der negativen Meinung ist immer der andere schuld.
Seltsam. Jahrelang haben Soziologie, Feminismus, Genderismus Männer als Gruppe abgewertet und ihnen dafür die Schuld zugewiesen. Müssten nach dieser Logik nicht die Frauen und die Soziologen an dieser abwertenden Meinung über Männer die Schuld haben?
Oder gilt hier wieder mal und wie immer zweierlei, völlig beliebiges Maß? Heute so, morgen so, wie man’s gerade so braucht?