3D-Druck: Die nächste Stufe der Zufriedenheit
Es gibt Semi-Positives zu vermelden.
Nachdem die Bau-Probleme gelöst waren (und mir der Hersteller heute noch wohlwollend Schrauben und die Moosgummi-Stücke zugesandt hat), und sich der Drucker nach dem Kürzen des Elektronikfachdeckels problemlos bewegen kann, habe ich heute todesmutig die nächste Abenteuerstufe erklommen und das Drucken angefangen.
Erst mal simpel anfangen, nachdem ich von anderen Leuten gehört habe, da würde man erst mal lange und umständlich experimentieren, wie und mit welchen Parametern man da druckt, und wie man das Zeug dazu bekommt, am Drucktisch zu haften. Direkt auf Glas hält es (jedenfalls bei kaltem) Drucktisch nicht. Die Anleitung spricht nur davon, einen „Lack” aufzutragen. Manche schwören auf Haarspray (hab ich sogar gekauft, extra stark für Betonfrisuren wie bei von der Leyen). Es gibt sogar professionellen Lack für 3D-Druck, von dem wiederum andere behaupten, das sei normales Haarspray, nur umetikettiert und zehnmal so teuer (Aha, Gender Price Gap!). Wieder andere meinen, ein wasserlöslicher Klebestift sei prima. Und nochmal andere meinen, Kreppklebeband, aber nur das besonders teure besonders edle blaue Kreppband von 3M, wär die Lösung des Problems.
Ich hab’s zuerst mal mit dem Klebeband von 3M versucht, hat auf Anhieb funktioniert. Ich werde testen, ob’s nicht auch das billige aus dem Baumarkt tut. (Allerdings fällt mir bei den Vergleichsstücken auf, dass die alle auf einer Seite spiegelglatt waren, also direkt auf eine Glasscheibe gedruckt wurden, aber in Druckern mit Heizbett. Oder auf sehr glattes Klebeband, denn bei einem Stück sieht man doch die Lücke zwischen zwei Klebebandbahnen.)
Als erstes habe ich ein hochkompliziertes Objekt gedruckt, das in Foren für Anfangsexperimente empfohlen wird, weil gut zu vermessen, wenig Druckzeit, wenig Material, einfach im Design: Ein Kubikzentimeter. Würfel mit Kantenlänge 1cm.
Druckt das Ding auf Anhieb richtig gut und schön. Ich bin begeistert. Gleich beim ersten Versuch ein ordnetlicher Druck.
Ich werde mutig und versuche dann meine Speicherkartenbox, weil ich da die Daten und Vergleichsstücke schon habe.
Das Ding druckt los, es dauert eine Weile, und heraus kommt die Speicherkartenbox. So robust und stabil, dass sie überzeugend den Eindruck vermittelt, ich könnte mich draufstellen.
Aber nicht schön: Die Oberfläche rauh, der Schriftzug kaum zu lesen. Außerdem an der oberkante etwas wellig. Was dazu passt, dass mir beim Drucken schon aufgefallen ist, dass der Drucker irgendwann anfing, seltsam zu rattern und manchmal der Drucktisch vibrierte. Die Vergleichsstücke aus dem anderen Drucker vom Dienstleister deutlich glatter und glänzender (der sagte allerdings auch, dass er ne ziemliche Weile rumprobiert hat, bis alles passte). Schon während des Drucks ist mir aufgefallen, dass die oberkanten (also was beim Drucken jeweils oben ist) wellig ist und aus kleinen Punkten zusammengesetzt. Kommt das Rattern von den Wellen oder kommen die Wellen vom Rattern? Und hat es etwas mit den Lamellen zu tun, die die Speicherkartenbox hat?
Vermutlich lag es an der Slicing-Software (Slic3r). Steht nicht im besten Ruf und war ne ältere Version. Das ist das nächste, was ich ausprobieren muss.
Außerdem ist die Unterseite nicht so völlig plan (nennt sich glaub ich warping). Vielleicht ist auch bei PLA das kalte Drucken keine so gute Idee, muss sich noch zeigen. Außerdem stand in den Vorgaben vom Hersteller eine Temperatur von 205° drin, auf der Verpackung des Filaments (selber Hersteller) aber 220°. Auch das lässt Raum für Experimente.
Und so suchen wir denn weiter…
Immerhin bin ich deutlich zufriedener als vorher, aber noch nicht erfreut über diese Oberflächenstruktur.