Wie klaut man einen Airbus A320?
Ich bin gerade in meinen Erkenntnissen wieder etwas weiter gekommen.
Eigentlich liegt die Frage schon 6 Jahre zurück, genauer gesagt in meinem Blog-Artikel von 2010.
Damals musste ich früh mit dem ersten Flieger auf Geschäftsreise und war auch noch wegen Problemen mit der S-Bahn als erster Passagier da, saß da dann hundemüde und mutterseelenallein am dunklen, verlassenen Flughafen herum, habe ein paar Reinigungskräften und Zeitschriftenverteilern zugesehen und bin auf blöde Ideen gekommen.
Zwischen mir und dem Flugzeug da draußen in seiner Nacht-Parkposition mit angesetztem Passagiertunnel schien nämlich außer einer schnöden Holztür, durch die einer rauskam, der Zeitungen verteilt hat und leicht zu überwältigen gewesen sei, nichts zu sein.
Und bisher kenne ich das nur von kleinen Privatflugzeugen, dass die einen Zündschlüssel haben. Bei Verkehrsmaschinen habe ich noch nie ein Schlüsselloch gesehen. Am Boden und von außen kann man die äußere Kabinentür einfach aufmachen. Die Cockpit-Türen sind seit 9/11 zwar gepanzert und verrammelt, aber nur, wenn einer drinsitzt, der von drinnen zuhält (vgl. German Wings Absturz neulich, der muss regelmäßig eine Taste drücken). Allerdings weiß man seit dem German Wings Absturz auch, dass zumindest manche Flugzeuge einen Zahlencode habe, um das Cockpit überhaupt aufzukriegen. Ob das aber am Boden und bei ausgeschaltetem Flugzeug auch so ist, konnte mir aus meinem Bekanntenkreis niemand sagen. Ich gehe aber davon aus, dass die Tür offensteht. Denn: ein mechanisches Schloß wäre mir nie aufgefallen, und ein elektrisches kann nicht funktionieren, weil ein Flugzeug nachts komplett und restlos ausgeschaltet sein soll. Man käm ja auch nicht mehr rein, wenn die Batterie leer ist. Und wie sollte man den Strom auch einschalten können, der Schalter ist nämlich drinnen im Cockpit.
Also, war mein (unbestätigter) Verdacht, müsste ich es doch dann, wenn ich die erste Holztür am Flughafen überwunden habe, schnell und einfach ins Cockpit schaffen und das hinter mir verrammeln können.
Wie es dann weitergeht, weiß ich nicht. Kann man einen Airbus oder eine Boeing einfach so anlassen? Manche sagen, das ginge nicht. Solche Flieger bräuchten Strom oder externe Pressluft, um die Turbinen zu starten. Sie hängen aber am Strom, wenn sie da nachts rumstehen. Man muss sie nur einschalten. Nehmen wir mal an, ich schaffe das irgendwie. Hoffentlich reißt das Kabel ab, sieht blöd aus, wenn man die externe Stromversorgung hinter sich herzieht. Gibt Abzüge in der B-Note.
Mein nächstes Problem war, dass die Dinger vor dem Flughafen stehen und keinen Rückwärtsgang haben, also geschoben werden müssen. Denkste. Einer hat mich an den Push Back, bzw. Power Push Back erinnert. Kannte ich bisher nur als Umkehrschub zum Abbremsen bei der Landung. Kann aber bei genug Rücksichtslosigkeit (und falls der Bordcomputer mich nicht für unzurechnungsfähig erklärt und mich daran hindert) auch verwendet werden, um rückwärts zu fliegen. Gut, dabei nehmen die Triebwerke Schaden, weil sie Dreck ansaugen, und der Flughafen hat danach auch ein paar Scheiben weniger, aber in die Zeitung kommt man mit dem Stunt sowieso.
Der nächste Punkt wäre der Start. Zur Startbahn wäre es ein Stück dahin, und weil sie das spätestens dann, wenn ich ohne Erlaubnis Turbinen anlasse und den Flughafen demoliere, mitkriegen, währe wahrscheinlich sehr schnell die Feuerwehr unterwegs und würde die Startbahn mit ihren Tankern blockieren. Mein Gedanke war aber, dafür keine Zeit zu verschwenden und direkt von der Parkposition weg auf dem Vorfeld zu starten. (Kennt Ihr noch die Zwei himmlischen Töchter aus den Siebziger Jahren? Die sind auch immer so gestartet, immer an Dieter Hildebrandt als Fluglotse vorbei.) Das wäre mal was, mit nem Airbus direkt am Tower-Fenster vorbeizufliegen und hübsch zu grüßen.
Ich habe zwar keine Ahnung, ob die da abends oder erst morgens vor dem Abflug auftanken, aber ein bisschen was wird schon noch drin sein, und so ein komplett leerer Flieger müsste eigentlich flott starten können. Ich weiß aber nicht, wie lange das dauert, bis die Triebwerke voll laufen. Müssen die Warmlaufen oder ist das nur für Feiglinge?
Ich habe mal eine Fluglotsin zu meinem Gedankengang befragt. Sie sagte, sie könne das nicht alles beurteilen. Aber das, was sie beurteilen könnte, liefe darauf hinaus, dass das funktionierte. Das Vorfeld in München sei groß genug, um da einen Flieger direkt aus der Parkposition losstarten zu lassen und hochzubekommen. Sie meinte zwar auch, dass die Startbahn durch die Feuerwehr blockiert würde, aber bei so einem Vorfeld-Start wären die nicht schnell genug da. Und sich auch nicht vor ein schon startendes Flugzeug werfen. Die wären viel zu verblüfft.
Gut, ohne Tanken kommt man nicht weit. Und man hat dann auch ruckzuck irgendwelche Abfangjäger am Hals. Stört aber nicht. Einfach im Tiefflug auf Sicht an der Isar oder der Autobahn entlang, die sieht man leicht, und dann den Flieger gleich dort in das Kernkraftwerk Isar setzen. So schnell kommt da kein Abfangjäger, wie man mit einem Airbus die 20 km in 100 Meter Höhe zurücklegt.
Ich weiß.
Das ist ne saublöde Idee.
Ging mir damals halt so durch den Kopf. Sind so die Überlegungen, auf die man als Sicherheitsberater kommt, wenn man im Halbschlaf auf einsamen Flughafen nachts herumhängt und nichts besseres zu tun hat. Bisher hat mir keiner positiv bestätigt, dass das funktionieren würde, aber auch keiner gesagt, was daran nicht funktionieren würde.
Gut, das war vor 6 Jahren.
Wie ich jetzt plötzlich wieder darauf komme?
Habe gerade beim Googlen nach den Notfallprozeduren für Rauch und Feuer ein Video einer baltischen Flugschule entdeckt, in dem einer erklärt, wie man einen A320 von „cold and dark” bis zur Startbahn bringt. So ganz klar wird es da auch nicht, weil er nur die Bedienung vorführt, aber nicht so ganz genau erklärt, was passiert. Sieht für mich aber so aus, als würde die APU (Auxilliary Power Unit, wenn mich nicht alles täuscht) genug Saft liefern, um die Triebwerke anzulassen. (Nachtrag: Ah, die APU lässt sich per Batterie starten.)
Leider ist das Video geschnitten, es bleibt also unklar, wie lange es dauert, bis die Triebwerke laufen, zumal wenn man auf die Checks pfeift. Mir ist auch nicht ganz klar, zu welchem Zeitpunkt der Flughafen bzw. Tower das überhaupt mitkriegen würden, dass da ein krummes Ding läuft und was dagegen unternehmen könnten. Sicherlich wäre relativ schnell Polizei mit Maschinenpistole vor Ort und im Flugzeug, sobald sie denn mal alarmiert sind. Aber die Cockpit-Türen sind ja schusssicher, und sie müssen halt erst mal mitkriegen, dass da was faul ist und das Flugzeug nicht ganz normal in Betrieb genommen wird. Und wenn man erst mal in Bewegung ist, dann lässt man die Polizei halt einfach mitfliegen.
Nur so’n Gedanke. Wo doch ständig von Terrorabwehr die Rede ist.
Deshalb nochmal die Frage, die mir in den letzte 6 Jahren niemand konkret beantworten konnte:
Was habe ich übersehen? An welcher Stelle scheitert das?
Nachtrag: Ist zwar jetzt auch schon viele Jahre her, aber: Am Frankfurter Flughafen hatte ich mal in einer IT-Angelegenheit zu tun und war in einem Bürogebäude abseits des Terminals, zu dem man mit einem Mitarbeiterbus fährt. Abends bei der Rückfahrt wollte ich eigentlich nur zurück zum Auto im Parkhaus, habe aber die Busnummer verwechselt, bin versehentlich in den falschen Bus gestiegen, und fand mich plötzlich völlig unkontrolliert und mit meiner Aktentasche voller Zeugs auf dem Vorfeld zwischen den parkenden Flugzeugen wieder. Bin da ne Weile planlos auf der Suche nach einem Eingang rumgeirrt. Um dann schließlich einige exterm konsternierte Polizisten zu hinterlassen, die ich fragte, wie man da wieder zurück in die normale Welt kommt, und die keine Prozedur dafür hatten, wenn jemand so völlig ohne Ausweis und ohne Plan kommt und fragt, wie man da wieder zurück kommt.
Nachtrag 2: Ah, noch ein Video über den Start eines A320 von „cold and dark”