Sommer, Sonne, kurze Männerhosen
Wird Zeit, dass ich mich mal für Gleichberechtigung einsetze.
Das geht mir schon seit Jahren so auf die Nerven:
Kaum sind die Temperaturen etwas höher, läuft die Damenwelt im kurzen, luftigen Kleidchen und kurzen Röckchen herum (nein, hihi, das geht mir nicht auf die Nerven, nur die ständige omnipräsente Super-24h-2Wochen-Prall-Titten-Show während des Müncher Oktoberfests ist mir etwas zuviel).
In Berlin nicht mal das, weil da den meisten jungen Frauen Kleider und Röcke einfach nicht kurz genug sind (sonst wären’s Gürtel…). Hier rennen die dann in Hotpants rum, die die Arschbackenfalte zwischen Oberschenkel und Arschbacke, sowie bis zu einem Drittel derselben freilegen, und sowas kriegt man selbst mit Miniröcken nicht hin. Arschbackenwetter in Berlin.
Leute, das ist völlig OK, 100% Zustimmung. Warum soll man nicht wetterangepasst herumlaufen?
Es sei denn freilich, man ist ein Mann.
Für Männer gilt anderes. Ich hatte schon Jobs, bei denen wurde temperaturunabhängig selbst bei 38° Anzug und Krawatte, natürlich mit geschlossenen Anzugschuhen verlangt und man schon schief angesen, wenn man ohne Krawatte kam. Ich habe für hohe Temperaturen Schuhe mit seitlichen Lüftungsschlitzen, schon die erregen da leicht Anstoß.
War mir alles zu blöd. Ich hab jetzt nen Job, in dem ich im Sommer in kurzen Hosen rumlaufen kann, weil kein Kundenverkehr. Sehr angenehm. Generell ist der dresscode in Berlin ohnehin lockerer als anderswo. (In München wirste blöd angeguckt, wenn man in kurzen Hosen rumläuft und kriegt Ärger bei der Arbeit, es sei denn, man trägt Tracht, dann ist es genau andersherum. Kurze Hosen sind dort perfekt und super, wenn sie aus Hirschleder sind und einen derben Hosenlatz haben.)
Gerade eben kam aber bei Radio Berlin so ne dusselige Sendung darüber, ob Männer im Sommer in kurzen Hosen zur Arbeit gehen dürfen. Sogar über die Kombination Anzug mit Sakko und Krawatte, aber kurzer Anzughose (wer läuft denn so rum?) wurde diskutiert. Sie hatten eine Arbeitsrechtlerin und einen Professor für Modemanagement (Meine Güte, was hat das denn noch mit Wissenschaft zu tun?) am Telefon.
Sie sagte, dass das rechtlich schwierig ist mit den Kleidungsvorgaben, wenn Angestellte keinen Kundenkontakt haben, weil dann die Firma eigentlich keinen Grund hat. Der Professor erklärte aber, dass das gar nicht ginge, weil gesellschaftlich nicht akzeptiert, schließlich assoziiere man kurze Hosen bei Männern mit Freizeit, und das passe einfach nicht zusammen. Es ginge nicht um Haut, sondern um gesellschaftliche Akzeptanz.
Dann haben sie noch eine Online-Umfrage gemacht, wonach 64% (inzwischen sind sie bei 59%) der Leute finden, kurze Hosen bei Männern geht gar nicht.
Ich kriege zuviel, wenn ich sowas höre.
Ganz Berlin ist wie verrückt auf dem Gender- und Toleranztrip.
Hier laufen jede Menge Transen in entsetzlichem Aufzug, angemalt wie Clowns, im kurzen Kleid. Wage nur einen missbilligenden Blick, und Du wirst hier wegen Intoleranz und Sexismus geteert, gefedert, gefoltert, geröstet, gehängt, gevierteilt und den Geiern zum Fraß vorgeworfen.
Sag ein Wort, weil eine Frau sich im Männerklo oder umgekehrt herumtreibt, und Du bist fällig und erledigt.
Aber 60% der Leute meinen, normale Männer in kurzen Hosen bei der Arbeit, das geht gar nicht.
Da werde dann sogar ich mal ausnahmsweise zum Männerrechtler (obwohl ich sonst ja strikt ablehne, sowas zu sein oder als solcher bezeichnet zu werden, weil ich schon den Begriff unsinnig und absurd finde, und man Feminismus ja nicht kritisieren kann, indem man den gleichen Schwachsinn wiederholt).
Warum soll hier jeder in kurzen Klamotten rumlaufen dürfen, nur normale Männer nicht?
Wehrt Euch mal dagegen.
Es gab ja vor ein paar Jahren irgendwo in Skandinavien (und wehe, es schreibt mir jetzt wieder einer, dass Skandinavien nicht alle drei im Norden umfasst, das stimmt nicht mehr und ist mir auch egal) mal einen Krach zwischen Lokführern und der Bahngesellschaft. Obwohl es in den Zugführerständen dort im Sommer bärig heiß wurde, durften die keine kurzen Hosen tragen. Weil es dort aber ein feministisch-genderistisches Gesetz gibt, dass niemandem das Tragen von Kleidern und Röcken verboten werden darf (Transenschutz), sind die dann einfach alle im Minirock gekommen. Bis die Bahngesellschaft eingesehen hat, dass sie sich damit lächerlich macht, und die kurzen Hosen doch erlaubt hat.
Und dann überlegt Euch mal, warum sich die Parteien in Sachen Sexismus und Gleichberechtigung für alle einsetzen, nur nicht für Männer. Oder hättet Ihr je gehört, dass irgendeine Partei oder irgendein Medium unserer Propagandapresse sich dieses Thema angenommen hätte?
Übrigens: Sie erwähnten im Radio auch, dass der Verzicht auf kurze Hosen auch etwas mit Rücksicht auf Kollegen zu tun hätte. Konnten aber selbst nicht erklären, wie man Schweißbildung bei langen Hosen vermeidet, faselten was von der besseren Fasterstruktur von Leinenstoffen. Ich persönlich habe eine funktionierende und empfindliche Nase, die noch nicht, wie bei den meisten Berlinern, durch’s Rauchen kaputt ist, und mich stören Schweißgerüche enorm. Ich halte es für ein Gebot der Rücksichtnahme, auf schweißtreibende Kleidung zu verzichten, und halte deshalb Leute für rücksichtslos und sozialgestört, die bei 30° im Anzug kommen, den sie dann wahrscheinlich schon 30mal anhatten, seit er das letzte Mal in der Reinigung war, und dann vor sich hinstinken.
Ein nacktes Männerbein stört mich nicht oder kaum. Eine aufdringliche Duftnote dagegen schon. Und die habe ich in manchen meiner früheren Tätigkeiten in anzugträchtigen Umgebungen leider sehr oft beobachtet. Einschließlich gelblich-speckiger-durchversiffter Hemdkragen (bei einem Geschäftsführer), der sich sündhaft teure Designerhemden kaufte, sie dann aber nicht ersetzen wollte, weil sie doch so teuer gewesen waren. Meines Erachtens gehört es nämlich auch zur kollegialen Rücksichtnahme im Sommer, dass die getragenen Klamotten regelmäßig ihr Rendezvous mit der Waschmaschine haben. Und das ist bei Anzugklamotten einfach nicht gegeben.
Ich halte für Männer Shorts, die bis zum Knie reichen, für temperaturmäßig ideal und für kollegial und optisch angemessen.