Ansichten eines Informatikers

Nizza-LKW-Horror: Menschenjagd

Hadmut
20.7.2016 17:39

Was ist noch besser als Verschwörungstheorien?

Horrorszenarien.

(Gehört zu meinem Beruf…) [Nachtrag 2]

Ich war vorhin auf einer Veranstaltung zur IT-Sicherheit (dazu werde ich noch was schreiben, sobald ich dazu komme). Da erzählte einer von der Bundeswehr-Cyber-Krieger-Humbug-Truppe, wie leicht Deutschland angreifbar wäre: Wenn im Hauptverkehr der Strom der Hamburger U-Bahn lahmgelegt würde, steckten 20.000 Menschen fest. Wenn sich bei deren Rettung nur jeder Hundertste das Bein bricht, wären das 200 Verletzte und damit alle Rettungswagen belegt.

Und das nennen die ein Horrorszenario?

Das kann ich besser.

Da muss ich nicht mal ein neues erfinden, da reicht es, wenn ich ein altes aus der Schublade hole und neu anmale.

Ich habe irgendwann mal das Szenario beschrieben, dass alle Autos mit elektronischer Motorsteuerung durch eingeschleuste Malware (beispielsweise beim markenübergreifenden Hersteller der Motorelektronik, man denke nur an den Abgasschwindel) zu einem bestimmten Zeitpunkt alle gleichzeitig Vollgas geben.

Stellt Euch einfach vor, irgendeines schönen Tages, morgens um 8 oder abends um 5 im Berufsverkehr, geben alle Autos, deren Motoren laufen, egal ob Autobahn, Stadt oder Landstraße gleichzeitig Vollgas. Oder zu zufälligen Zeiten danach, damit auch Polizei-, Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge, die dann erst starten, auch was davon haben. Da hätten wir ziemlich viele Tote und ne ganze Weile zu knabbern, bis das wieder aufgeräumt ist. Allein sowas könnte schon die Wirtschaft ruinieren und einen Staat in die Pleite treiben. Und die abgestellten Autos wären dann ja auch nicht mehr brauchbar, wer sollte da in dieser Situation die Motoren alle auf die Schnelle in Ordnung bringen?

Aber das war nur das alte Szenario.

Jetzt machen wir das mal mit selbstfahrenden Autos und LKW.

Erinnert Ihr Euch noch an den Terroranschlag von Nizza mit dem LKW? Ist ja schon wieder ne Woche her und inzwischen gab’s ja schon wieder nen anderen Anschlag, da vergisst man sowas schnell. Ich mein den mit den 84 Toten, wo ein LKW in die Menge gerast ist.

Angeblich soll ja die Polizei Probleme gehabt haben, den zu erschießen, weil die Scheibe irgendwie gepanzert gewesen sein soll. Sie hätten ihn erst erschießen können, als er raus kam. Keine Ahnung, ob das stimmt. Ist auch egal. Denn:

Jetzt stellt Euch aber mal vor, da hätte man keinen erschießen können, weil keiner drinsitzt. Selbstfahrender LKW, fährt programmierte Route.

Jetzt stellt Euch weiter vor, da wäre nicht nur ein LKW gekommen, sondern 20, 30, 40.

Und keine gemieteten LKW. Sondern x-beliebige, in deren Steuerungssoftware man einfach was eingeschmuggelt hat.

Könnt Ihr Euch noch an die Video-Aufnahmen erinnern, auf denen Leute um ihr Leben rennen? Von der Strandpromenade weg? Nun stellt Euch die gleichen Bilder vor, auf denen fahrerlose LKW hinter denen herbrettern oder am Straßenrand geparkte Autos urplötzlich den Motor anlassen und Jagd auf Menschen machen.

Technisch ist das recht einfach.

Denn selbstfahrende Autos haben Sensoren und Algorithmen, um Fußgänger zu erkennen. Man muss da nur eine Kleinigkeit verändern, damit sie denen nicht mehr ausweichen, sondern sie als Ziel auffassen. Gib Gas.

Und jetzt stellt Euch vor, nicht 40, sondern alle selbstfahrenden Autos eines Landes oder Kontinents gehen synchron, gleichzeitig, konzertiert „auf die Jagd”. Motor an, los gehts. Bürgersteige entlag, durch die Fußgängerzonen, einfach mal in Einkaufszentren, Schulen und so weiter reingefahren und mal so mit Tempo durch die Meute.

Und stellt Euch vor, Ihr glaubt am nächsten Tag, Ihr habt’s überlebt, weil Ihr zuhause wart, und kaum setzt Ihr einen Fuß vor die Tür und geht ein paar Meter, lässt ein parkendes Auto den Motor an, weil es Beute erfasst hat…

Hätte ich eigentlich als Drehbuch verkaufen sollen, die High-Tech-Variante von Resident Evil. Oder die fiese Variante von „cars”.

Ist aber viel interessanter als lahme Verschwörungstheorien.

Oh verdammt, jetzt hab ich die trigger warnings vergessen. Jetzt trauen sich die Genders nie wieder vor die Tür…

Ach, einen hab ich noch. So nen kleinen fiesen.

Ihr kennt doch sicher das Bedrohungsszenario mit den untergejubelten Kinderpornos und dem anschließenden anonymen Hinweis. Geht auch besser. Stellt Euch vor, morgens klingelt es bei Euch an der Tür, die Polizei ist da. Ihr seid festgenommen wegen Fahrerflucht. Letzte Nacht jemand auf dem Zebrastreifen überfahren und abgehauen. Und an Eurem Auto, das draußen parkt, sind eindeutige Spuren, Zeugen haben das Kennzeichen notiert…

Oder könnt Ihr Euch an das Attentat neulich in Berlin erinnern, wo die einen Drogendealer einen anderen während der Fahrt in die Luft gejagt haben? Geht auch ohne Sprengstoff. Das Auto muss nur mal eben gegen den nächsten Brückenpfeiler fahren.

Nachtrag: Passt übrigens besonders gut, wenn jagende Autos über das Handy des Opfers Positionsdaten beziehen oder mit Gesichtserkennung aus Facebook arbeiten. Wär doch echt geil, wenn alle Autos des Landes gucken, ob sie den entdecken, hinter dem der Geheimdienst her ist, und dann, wenn sie ihn sehen, mal eben kurz … Ooops, bedauerlicher Unfall. Kommt vor…

Nachtrag 2: Selbstfahrende Autos geben auch prima Kuriere für Diebesgut, Drogen usw. ab. Puppe hinters Steuer, damit’s aussieht, als säße einer drin, besonders nachts, und dann entweder mit Diebesgut Richtung Polen/Ukraine schicken oder die Drogen von Tschechien nach Berlin fahren lassen. Ich war noch nicht in Polen, aber mal in Teschechien, da gibt’s keine Grenzanlagen. Da könnte man einfach so hin- und herfahren.