Energiesparlampen???
Heute ist mir etwas zugestoßen. Plötzlich und unerwartet. In einem Möbelhaus.
Ich latsche so durch die Lampenabteilung, nach Beleuchtung für meine neue Bude gucken, da plötzlich … werde ich beraten. Sehr detailliert und umfangreich.
Und was der mir da erzählte, hat mich erschüttert. Unter Vorbehalt erschüttert. Weil ich erst mal nachmessen will, ob das überhaupt so stimmt.
Die Beleuchtung in meiner alten Wohnung war auf dem Stand von vor 10 Jahren, und zwar Niedervolt-Halogen-Beleuchtung. Seilsysteme und ähnliches. War mir eigentlich nicht hell genug. Nun ist ja auch Stromsparen aktuell, und deshalb habe ich – vor allem in den Zweitwohnungen – immer alle Glühbirnen rausgeworfen und durch Energiesparlampen ersetzt – also im Prinzip diese auf Glübirnengröße zusammengewickelten Mini-Leuchtstoffröhren, mal gewendelt, mal als Stab. Dachte immer, das wäre jetzt modern, das würde man jetzt so machen. Eigentlich wollte ich auf LED-Beleuchtung umsteigen, aber da gibt es kaum etwas, was beleuchtet. Die leuchten zwar, aber sie beleuchten nichts. Im Dunkeln sieht man die LED-Lampen, aber nicht viel sonst. Ist noch nicht ausgereift, außer vielleicht bei ein paar besonders extremen Sondermodellen. Also suchte ich nach Leuchten, in die man Energiesparlampen stecken kann. Zumal sie dort gerade Energiesparlampen für die Bajonett-Fassung der 230-Volt-Halogenbirnen im Sonderangebot hatte. Das erschien mir doch plausibel, sowas wollte ich eigentlich mal ausprobieren.
Finger weg, riet mir der Verkäufer, das sei eine unvernünftige Wahl. Ach, gar?
Ja. Der Mann von Welt und Verstand, so gab mir der Verkäufer zu verstehen, setzt nur noch auf Halogenbirnen. Alles andere sei Schrott. Halogenbirnen in jedweder Darreichungsform. Gerade die alten Formen, also diese ganzen altmodischen, schon längst ausgestorbenen Glühbirnenformen, seien wieder voll im Trend und sehen auch aus wie früher, nur daß da steht der alten Glühwendel innendrin jetzt eine kleine Halogenbirne steckt. Tatsächlich, da gibt es so richtig altmodische Reflektorbirnen. Sofort kommen wieder die Erinnerungen an diese unsäglich hässlichen Spot-Lampen-Leisten (immer 3 Stück zusammen) aus bunt lackiertem Blech qaus den Siebziger und frühen Achtziger Jahren hoch, in die man dann diese extra-dicken Reflektorbirnen einschraubte. Hätt ich die doch nicht wegschmeißen sollen? Zwanzig Jahre im Keller aufheben und dann das Revival mit getarnten Halogenbirnen? Will der mich verarschen?
Nöh, sagt er, und listet mir eine ganze Reihe von schweren Nachteilen dieser Energiesparbirnen auf:
- Das Licht von Halogenbirnen sei viel besser und angenehmer. Mmmh.
- Die EU habe beschlossen, die in spätestens 3 Jahren, vielleicht schon nächstes Jahr, zu verbieten. (Ich dachte, die hätten die normalen Glühbirnen verboten?) Weil die so unglaublich giftig wären. Deshalb sollte ich mich erst gar nicht mehr an die Dinger gewöhnen. Halogenbirnen seien ungiftig, man könnte sie in den normalen Hausmüll geben.
- Energiesparlampen bräuchten sehr lange, bis sie nach dem Einschalten ihre Helligkeit erreichen (Stimmt, unbestreitbar gut zu sehen). Halogenlampen dagegen seien sofort da. (Stimmt auch.)
- Energiesparlampen würden nie die angegebene Lebensdauer erreichen, weil diese mit einmal am Tag einschalten und dann stundenlang anlassen gemessen würden. In der Realität sei die Lebensdauer durch häufiges Einschalten viel kürzer. Entspricht leider auch meinen Beobachtungen.
- Den ganzen “Energiesparwahn” könnte man vergessen, weil die Beleuchtung eh nur 5-8 Prozent des Energieverbrauchs eines Haushalts ausmachte.
- Halogenbirnen seien viel sparsamer, 30% Strom gegenüber einer normalen Birne würden die sparen, und das schon von der ersten Sekunde an.
Hä!? Moment mal. Ein Stromverbrauch von 70% ist nicht so toll. Eine Energiesparbirne kommt mit etwa 20% aus.
Irrtum, meint der Verkäufer. Das bekommt man erst, wenn die Energiesparbirne mal 3 Stunden brennt, aber in der Warmlaufphase brauchten die bis zu 7mal so viel Strom. Die lohnten sich erst, wenn man im gewerblichen Bereich oder im Büro die Lampen morgens ein- und erst abends wieder ausschaltet. In der Wohnung sei das nie zu erreichen, deshalb die Halogenbirne tatsächlich die sparsamere.
Ich gucke ungläubig. Daß häufiges Einschalten die Dinger schädigt, wußte ich. Daß sie lange brauchen, bis sie hell sind, wußte ich auch. Aber daß sie bis dahin soviel mehr Strom ziehen, das wußte ich nicht. Muß ich unbedingt mal nachmessen. Ob das wirklich so lange dauert, bis die auf sparsamen Strom kommen.
Gesetzt den Fall, das würde so stimmen, was der mir erzählt hat. Was soll dann dieser ganze EU-HokusPokus mit der Energiesparbeleuchtung? Um den Verbrauch auf 70% (mit Halogen) oder angeblich gar nicht (nach Sichtweise des Verkäufers) zu senken? Und dann auch noch giftige Lampen zu kaufen? Wenn der Stromverbrauch in den Haushalten sowieso nur zu 5 bis 7 Prozent auf Licht entfällt?
Ich glaub, ich steh im Wald. Nee, im Möbelhaus.
9 Kommentare (RSS-Feed)
Vor 10 Jahren etwa habe ich bei Conrad aus der Kiste billig 3 Lampen für 5 Mark gekauft, und seitdem jedem erzählt, daß es Quatsch sei, mit dem warmlaufen, und daß es so lange dauert bis sie hell werden – die machte ich an und es war hell.
Jetzt war der Vorrat alle, und die neuere Generation, diesmal von Kaisers, was machen die? Na ca. 0,5s braucht die zum angehen.
Ein Meßgerät habe ich bei Conrad auch gekauft, aber leider, so steht auf dem Beipackzettel,ist es unter 10 oder 20 Watt nicht mehr genau. 🙁 Schade – eigentlich war das die Hauptfrage die ich hatte – was die Geräte im Standby fressen.
Meines Wissens geht es Ende diesen Jahres mit klassischen Glühlampen zu 100 W los, die in der EU aus dem Handel genommen werden, und dann geht es pro Jahr soundsoviel Watt runter. 10 Watt? Keine Ahnung.
Ja, es ist wohl Quecksilber drin, d.h. man muß sie zum Sondermüll bringen. Aber wird das nicht so laufen, daß man da, wo man Birnen kaufen kann, diese auch zurückgeben darf – sprich: Im Supermarkt? In einem Schuhkarton kann man ja leicht 20, 30 Stück sammeln, und die dann nach 10 Jahren wegbringen. Defekte klassische Birnen habe ich auch nicht in der Küchenmaschine zerbröselt um sie in die Suppe zu mischen.
Verkehr und Heizung sind die Hauptenergiefresser für die Privatperson. Das ist bekannt. Dann kommen Kühlschrank, Warmwasser, Waschmaschine und Herd, wärhrend Beleuchtung erst spät kommt. Ja.
Bei Kühlschrank und Waschmaschine wird aber auch seit Jahren mit AA und AAA und AAA++ geworben – bei der Heizung ist der Vermieter gefragt – soll man also da ansetzen, wo es noch was rauszuholen gibt.
Aufregen kann ich mich nur über das angeblich gemütliche Glühbirnenlicht. Das kenne ich – gemütliche 40 Wattbirnen in der Küche, so daß man den Schimmel nicht so sieht, und sich besser in den Finger schneidet. 🙂
Sollen die Leute doch orange Blenden vor ihre weißen Strahler montieren. Dann haben sie gemütlich.
Die Lebensdauer ist natürlich schwer zu messen. Ich habe so lange keine klassischen Birnen mehr, und damals keine Langzeitstudie begonnen. Wie schade.
Irgendwo habe ich mal gelesen, daß man Glühbirnen seit jeher in der Haltbarkeit beschränkte, damit man mehr davon verkaufen kann. Im Prinzip hätten die auch mehr als dreimal so lange halten können.
Ein Nachteil von Leuchstofflampen ist auch, daß sie sich nicht mit herkömmlichen Mitteln “dimmen” lassen, was sie für manche Wohnbereiche unbrauchbar macht.
Ist schon Wahnsinn, wieviele urban legends sich um Energiesparlampen (ESL) ranken.
Daß das Licht schlecht ist (zumindest: schlechter als Halogenlicht) darüber herrscht wohl Einigkeit. Auch die beworbene 5x höhere Energieeffizienz muß vor diesem Hintergrund relativiert werden: wenn eine Farbe im Spektrum der ESL fe lt, dann erscheinen Gegenstände in dieser Farbe halt dunkler – die empfundene Helligkeit sinkt. Man muß aber fairerweise auch sagen, daß ESL – genauso wie normale Leuchtstoffröhren – eine Entwicklung durchmachen. Neue Leuchtstoffe machen besseres Licht. Sind aber auch teurer und haben wieder schlechtere Energieeffizienz.
Was das Einschaltverhalten angeht: es sind hier zwei Phänomene zu unterscheiden. Zum einen vergeht nach dem Einschalten eine kurze Zeit (kann auch Null sein), wo sich anscheinend gar nichts tut. Das ist die Zeit bevor der Lichtbogen zündet. Gute ESL / gute Vorschaltgeräte verlängern diese Zeit, weil sie die Elektroden noch vorheizen. Vorgeheizte Elektroden leben länger, insbesondere steigt die Schaltfestigkeit der ESL durch diese Maßnahme.
Das zweite Phänomen ist die schleichende Zunahme der Helligkeit *nach* der Zündung des Lichtbogens. Das ist bedingt durch die Tatsache, daß die Gasfüllung erst auf Betriebstemperatur (bzw. -Druck) kommen muß. Wenn man nicht darauf achtet, ist das mit bloßem Auge nicht unbedingt erkennbar. Wenn man das mißt, ist es sehr deutlich. Als Experiment nehme man einen Fotoapparat mit Zeitautomatik (also feste Arbeitsblende) und achte auf die gewählte Belichtungszeit in den ersten Minuten nach dem Einschalten der Lampe. Der Effekt ist um so ausgeprägter, je kälter die Umgebung ist und je schlechter die ESL von der Umgebung isoliert ist (geschlossene Leuchte im Wohnraum führt zu kürzerer Warmlaufzeit als nackte ESL im Keller).
Was den erhöhten Stromverbrauch beim Warmlaufen angeht – das ist Bullshit. Wegen des negativen Widerstands der Entladungsstrecke regeln alle Vorschaltgeräte den fließenden Strom. Zur Vorheizung wird einfach die Entladungsstecke kurzgeschlossen und die Heizung der Elektroden in Reihe geschaltet. Die Stromaufnahme ist also beim Vorheizen genau gleich und die (Wirk)Leistung eher niedriger. Man sehe sich dazu http://de.wikipedia.org/wiki/Leuchtstofflampe#Startvorgang an.
Schließlich: die Zahlen zum Anteil der Beleuchtung am Energieverbrauch von ~4% in Haushalten und ~2% total sind korrekt. Aus den üblichen Kreisen stammt die Verschwörungstheorie, daß das Glühlampenverbot in der EU auf Druck der ESL-Hersteller-Lobby zustande gekommen ist. Die üblichen Verdächtigen (Osram, Philips) haben die Herstellung von Glühlampen schon vor längerer Zeit aufgegeben, weil die erreichbaren Margen zu niedrig waren. ESL (vor allen hochwertige) versprechen halt deutlich höhere Gewinnmargen.
Energetisch wäre es sinnvoller, öfter mal das Auto stehen zu lassen oder undichte Fenster und Türen abzudichten. Allerdings läßt sich das nicht so effektvoll in ein Gesetz gießen.
@yasar: Würdest Du ein Stück Pappe nicht als “herkömmlich” bezeichnen. 🙂
Gegen die künstliche Beschränkung der Haltbarkeit von Glühbirnen spricht, daß ein Konkurrent langlebigere Lampen hätte bauen und bewerben können, und so der Konkurrenz den Markt streitig machen können.
Ob ich nun eine Glühlampe oder eine ESL bei Osram, Philips oder wem kaufe – es sind doch die gleichen Firmen. Und die längere Lebenszeit der ESL soll ja die höheren Anschaffungskosten schon kompensieren, auch ohne Energiesparkosten. Die Margen kenne ich zwar nicht, aber das wird sich wohl noch ändern, wenn die ESLs in noch höheren Stückzahlen produziert werden.
Daß das Licht schlecht sei wird ja von Esoterikern behauptet, die es mit warmem, gelb-rotem Glühbirnenlicht vergleichen, und dem ESL-Licht vorwerfen kalt und weiß zu sein. Weiß hieße aber, daß alle Farben darin sind. Es sei ungemütlich.
Leute – kauft Sonnenbrillen, wenn Euch das Licht zu hell ist, oder laßt es aus. 🙂
ad “Auto in Gestz gießen”:
Könnte man schon, will man aber nicht.
Beispiel:
Man könnte z.B. das gewicht des PKW pro zulässiger beförderter Person beschränken z.B. auf 50kg oder 100 kg. Würde allein dadurch, daß ein dicker Benz nicht mehr 2t sondern nur noch 500kg wiegt deutliche Ersparnisse bringen.
Oder einfach den genormten Spritverbrauch für die PKW auf max 5l/100km festllegen (oder schrittweise über 10l/100km auf 3l/100km herunterregeln wie bei den Glühbirnen,
Und bei den Altautos, die über dem Grenzwert liegen und die man ja nicht so einfach aus dem Verkehr ziehen kann, die Laufleistung pro Jahr auf über den Verbrauch von Treibstoff begrenzen, z.B. 2000l/Jahr, was bei einem 20l-Auto ca. 10000 km/a bedeuten würde.
Das würde dann in Europa die Autoindustrie boomen lasssn. Aber dem stehen zuviele Lobbyisten entgegen.
Und das ganze Sprit- und Energiesparen ist eh nur Makulatur, solange die richtig großen Dickschiffe auf den Ozeanen nicht reguliert werden, siehe z.B. http://blog.fefe.de/?ts=b7185d50
Bei den Hochseeschiffen, die mit dreckigem Schiffsdiesel fahren, geht es aber um spezifische Schadstoffe, nicht um Energieverbrauch.
Wenn ich als Endverbraucher 2 kg Bananen für 1 € kaufen kann, die um die halbe Welt gereist sind, und auf jeder Etappe hat jemand daran verdient, dann bleibt auch für billigen Sprit nicht viel über.
Auch bei den Dickschiffen gibt es inzwischen Methoden, zumindest ein Teil des Sprits einzusparen. und bei denen machen ein paar prozent Sprit gleich deutliche mehr aus, als bei einem Mittelklassewagen (oder einer Flotte davon).
Mir ist schon klar, daß man dann damit leben müßte, daß ganze Zeug nicht mehr aus Südamerika China, und sonstwo herkarren könnte, wenn der Sprit nicht so billig wäre. Dann müßte man alles wieder hier im Lande/in Europa produzieren.
Aber wie gesagt, da schützen uns die ganzen Lobbyisten davor, daß wir nur noch Italienische, spanische, griechische, türkische oder gar Israelische Bananen essen müssen statt die billigen aus Süd- und Mittelamerika.. Aber ich glaube ich weiche jetzt zu arg vom Thema ab. Obwohl – Bananen leuchten ja auch, Blau, wenn man sie mit UV-Licht anstrahlt. 🙂
“Ich gucke ungläubig. Daß häufiges Einschalten die Dinger schädigt, wußte ich. Daß sie lange brauchen, bis sie hell sind, wußte ich auch. Aber daß sie bis dahin soviel mehr Strom ziehen, das wußte ich nicht. Muß ich unbedingt mal nachmessen. Ob das wirklich so lange dauert, bis die auf sparsamen Strom kommen. ”
Das hat man uns schon in der Grundschule erzählt. Soweit ich weiß, ist das Unsinn. Die zünden, und dann fließt der Nennstrom …