Peli Koffer
Es heißt ja immer so schön, man soll keinen Mist oder billigen Schrott kaufen, sondern immer nur die Top-Qualität. Heißt ja immer, wer billig kauft, kauft zweimal.
Bei Ausrüstungskoffern gehören die Peli-Koffer (europäischer Name, im amerikanischen Original Pelican case, aber vermutlich war der Name Pelican hier schon irgendwie belegt) seit Jahren angeblich zum Besten und Professionellsten. Sind aber auch eben die teuersten, aber wenn man mit dem Peli-Koffer kommt, sieht man schon deshalb professionell aus.
Naja.
Ich habe zwei Peli-Koffer, einen mittleren und einen großen. Und ich habe auch China-Nachbauten aus dem Baumarkt, die ein Fünftel gekostet (und übel nach Weichmacher gestunken haben).
Einen der Peli-Koffer (ein 1500) habe ich schon ein paarmal belastet, auf Reisen mitgenommen, auf Flügen eingecheckt. Neulich fiel mir auf, dass beide Kofferschnallen gebrochen sind. Glücklicherweise bisher noch nicht ganz durchgerissen, aber systematisch symmetrisch, auf beiden Seiten gleich, von außen nach innen, so ca. 40% der Breite. Ohne konkreten Anlass, und die Symmetrie auf beiden Seiten deutet auf konstruktive oder systematische Probleme hin, nicht auf einfachen Materialfehler. Kaum zu sehen, ist mir glücklicherweise zufällig aufgefallen. Der Koffer hat es noch bis nach Hause geschafft, aber ich verwende ich jetzt natürlich erst mal nicht mehr, weil man nie weiß, wann die Schnallen ganz brechen. (Oberhalb der Scharnierstange von außen nach innen gerissen, im unbelasteten Zustand praktisch unsichtbar.)
Eigentlich nahm ich an, das sei kein großes Ding. Markenhersteller, für Profis, die Modelle über viele Jahre im Angebot. Sollte eigentlich eine Kleinigkeit sein, Ersatzschnallen zu bestellen (zwei Stück Plastik) und dann auf irgendeine Weise die Scharnierstangen raus- und wieder reinzudrücken.
Ja, nun, sie helfen mir gerne, geben das an eine deutsche Partnerfirma weiter, die sich dann aber auch nicht mehr rührt und laut Webseite nur an Gewerbekunden liefert und … naja … mmmh, es verläuft sich irgendwie im Sande.
Wenn ich nun dran denke, dass dieser Peli-Koffer inzwischen über 200 Euro kostet, ich gleichgroße China-Koffer, die keinen wesentlich schlechteren Eindruck machen, aber aus dem Baumarktversand für 30 Euro bestellt habe, ich also zum Preis eines Peli ungefähr sieben von den Dingern bekomme, geht mir Peli etwas auf den Sack.
Und auch die Schlaumeier, die immmer verkünden, dass wer billig kauft, zweimal kauft, liegen falsch, denn wer billig kauft, kauft hier siebenmal.
Gut, ich habe inzwischen herausgefunden, dass Peli mir da nicht wirklich helfen kann, aber der Pelishop, bei dem ich die Koffer vor Jahren gekauft habe, inzwischen auch die Ersatzteile führt und ich die Schnallen da einfach bestellen kann. 11,84 Euro pro Stück. Macht mit Ersatzachsen und Versand auch rund 30 Euro, soviel, wie ein ganzer China-Koffer kostet. Und dann muss ich die Dinger ohne weiteren Schaden und Verletzung erst mal vernünftig ausgetauscht bekommen. Was mach ich, wenn das dann nicht mehr fest hält?
So ganz überzeugt mich das Konzept, stets Geld in teure und „bewährte” High-Tech-Markenprodukte zu stecken, nicht.