Gute Brüste – Schlechte Brüste: „Die sexistischen Attacken der Feministinnen”
Schöner Artikel in der WELT über „abgehalfterten” Feminismus und die Methodenübernahme zwischen links und rechts:
Was haben sie gelacht bei den Music Awards in Los Angeles. Die schöne Gigi Hadid verspottet Melania Trump, mit Schmollmund und osteuropäischem Akzent imitiert sie auf der Bühne die künftige First Lady der USA. Das Publikum fand es unterhaltsam. Donald Trumps Ressentiments gegen Muslime und Mexikaner empörend zu finden, aber sich dann köstlich über den sprachlichen Makel seiner Gattin, einer Eingewanderten, zu amüsieren – das kann man durchaus postfaktisch nennen. […]
Was hier getarnt als besorgter Feminismus daherkommt, ist die Arroganz der vermeintlich Überlegenen: der Emanzipierten, der Gebildeten, der Antiprovinziellen. Da ist ein Mann ins Weiße Hause gewählt worden, der Unerträgliches über Frauen gesagt hat, und nun übernehmen ausgerechnet diejenigen, die ihn dafür am heftigsten kritisiert haben, seine Methode: Sie reduzieren Melania Trump auf ein wohlgeformtes Stück Fleisch. Hier wird ein Sexist mit Sexismus bekämpft. […]
Offenbar gibt es gute Brüste und schlechte Brüste. Wenn Femen-Aktivistinnen öffentlich blankziehen, ist das ein emanzipatorischer Akt – ihre nackten Brüste sollen als Zeichen gegen die Unterdrückung durch Diktatoren, Kirchenvertreter und Casting-Shows verstanden werden. Wenn Melania Trump sich „oben ohne“ in einem Männermagazin zeigt, dann disqualifiziert sie das fürs Weiße Haus, und ihre nackte Brust wird zum Sinnbild der willfährigen Frau.
Oder wie die FAS titelte: „Barbie im Weißen Haus“. Die neue First Lady als eine wohlgeformte Puppe, deren Existenzberechtigung vor allem darin besteht, in hübschen Kleidern hübsch auszusehen. […]
Kurz nach der Wahl von Donald Trump musste die Bürgermeisterin von Clay, einem 500-Seelen-Dorf in West-Virginia, zurücktreten, weil sie sich öffentlich über einen beleidigenden Internetkommentar zu Michelle Obama gefreut hatte. Michelle sei ein Affe in Stöckelschuhen, lautete der Satz, den die Frau so amüsant fand. Ein ekelhafter, ein rassistischer Satz. Ebenfalls kurz nach der Wahl schrieb eine Absolventin der University of Virginia, Melania Trump sei die erste First Lady, die ihren Platz im Weißen Haus einem Zuhälter zu verdanken habe. Aussagen wie diese sind in sozialen Netzwerken zehntausendfach zu finden. Was aber unterscheidet den Sexismus der Absolventin aus Virginia von dem Rassismus der Bürgermeisterin aus Clay?
Schön zusammengestellt.