Feministische Denkweise
Ein Leser hat mich auf ein schönes Beispiel von kaputter feministischer Denke hingewiesen.
Patriarchat funktioniert nach dem Prinzip Good Cop Bad Cop. Es schickt Männer los, die Gewalt ausüben und welche, die beschützen.
— Gabriele Uhlmann (@GabrieleUhlmann) 17. Dezember 2016
Das ist doch mal ne Verschwörungstheorie so richtig nach feministischem Geschmack: Die Männer haben sich alle verschworen. Eigentlich kriegen Männer nichts auf die Reihe, sind für alles zu blöd, streiten, prügeln und bekriegen sich, aber für so eine komplette, flächendeckende Generalverschwörung, an der alle Männer teilnehmen und keine Frau etwas davon erfährt, da wären sie sofort dabei.
Und Männer, die Frauen nett behandeln oder beschützen, sind in Wirklichkeit nur Böse, die mit den sichtbar Bösen zusammenarbeiten und nur so tun, als wären sie nett, um Frauen – alle, so generell und überhaupt – reinzulegen. Und keiner plaudert die Sache aus.
Gehen wir mal für den Moment auf den Gedanken ein.
- Wie sollte das funktionieren? An welcher Stelle im Leben eines Mannes sollte man Teil dieser Verschwörung werden? In welchem Alter? Es gibt ja da keine Art Konfirmation oder Initiationsritual.
Wie und an welcher Stelle sollten sich die scheinbar Guten mit den offensichtlich Bösen zusammentun und absprechen?
Guter Cop und böser Cop funktioniert nämlich nur, wenn die zusammen im Paar auftreten. Heißt das, dass jeder vorgeblich gute Mann immer so eine Art Schatten-Zuhälter mit sich herumschleppt, der die Frau erst mal verprügelt, damit man selbst dann als der gute erscheint?
So zum ersten Date oder zur Hochzeit: Tja, Süße, ich hab hier mal einen Miet-Luden mitgebracht, der Dich jetzt verprügelt, damit Du merkst, dass ich Der Gute bin. Und dann heiraten wir. So etwa?
- Von wem genau sollten solche Jungen in diese Verschwörung eingeweiht werden, die Söhne alleinerziehender Mütter sind? Oder die in einem anderen Land aufgewachsen sind? So am Zoll, bei der Einreise? Folgen Sie uns in das Zimmer, wir müssen mit Ihnen reden!
- Jetzt gibt es ja – auch unter Männern – jede Menge Leute, die das „Wasser nicht halten können” und alles ausplaudern. Sogar Journalisten gibt es unter Männern. Obwohl es aber fast vier Milliarden Männer auf der Welt gibt (keine Ahnung, wieviele davon im unterdrückungsfähigen Alter sind), wäre mir nicht bekannt, dass jemals jemand von dieser Verschwörung geredet hätte.
- Was ist mit den Transen?
Wenn einer von Frau nach Mann wechselt, könnte ich mir das noch vorstellen. So nach der Operation das Gespräch „Glückwunsch, Sie sind jetzt Mann, jetzt dürfen Sie es erfahren und von nun an Frauen unterdrücken.” Die Krankenhäuser haben dafür eigene Aufklärer, von denen die Frauen nichts wissen.
Was ist aber, wenn Mann nach Frau wechselt? Würden die das Wissen um die Verschwörung nicht ausplaudern?
- Wie genau müsste sich eigentlich ein Mann verhalten, um wirklich gut und nicht nur vorgetäuscht gut zu sein? Also einer ohne böser Bulle?
Nun, könnte man einwenden, sowas gäb’s nicht. Das wirft aber ein quantitatives Problem auf, weil es nicht genug prügelnde Männer gibt, um jeden guten Mann mit einem bösen Gegenstück zu versorgen.
- Was macht man eigentlich auf Reisen?
Nimmt man da seinen persönlichen Bösewicht heimlich mit? Und was, wenn der keine Zeit hat?
Oder der mal krank ist oder plötzlich verstirbt?
Wenn bei guter Cop/böser Cop einer krank ist, übernimmt eben ein anderes Paar den Fall. Aber was macht man als Ehemann, wenn der böse Schattenmann krank ist und nicht kann? Schatz, der böse ist krank, bis nächste Woche übernimmt das Ersatzteam.
So weit, so blöd.
Ich frage mich da ja immer, in was für einer kaputten Gedankenwelt Feministinnen leben müssen, um auf diese Ideen zu kommen.
Wie kommt man auf so eine Idee?
Es hat mal einer nachgefragt:
@JooHannssen Patriarchat ist ohne Gewalt nicht denkbar. Nur mit Gewalt lässt sich die Sexualität der Frau unter Kontrolle bringen.
— Gabriele Uhlmann (@GabrieleUhlmann) 17. Dezember 2016
Patriarchat sei ohne Gewalt nicht denkbar.
Was schon innerhalb des Satzes eine dumme Aussage ist. Nur weil der Sprecher etwas nicht denken kann, heißt das ja noch lange nicht, dass andere es nicht können oder das nicht möglich wäre. Man kann positiv sagen, dass etwas denkbar wäre, nämlich indem man es sich selbst vorstellen kann. Wenn man aber etwas negativ ausdrücken will, müsste man schon sagen, es sei nicht möglich, oder sowas wie „Ich kann es mir nicht vorstellen.” Aber zu behaupten, dass etwas nicht denkbar sei, ist nicht nur dumm, sondern Hybris, weil man sich damit selbst zum Maß alles Denkbaren aufschwingt.
Der eigentliche Denkfehler aber ist, darin eine verdrehte Kausalität zu sehen:
Wenn man meint, dass Patriarchat ohne Gewalt nicht möglich sei, und dann sieht, dass es viele Männer gibt, die nicht gewalttätig sind, dann müsste man daraus folgern, dass es da eben kein Patriarchat gibt. Nennt sich übrigens Modus tollens. Logik für Anfänger.
Sie machen es aber umgekehrt: Patriarchat ohne Gewalt ginge nicht, und Patriarchat muss ein, weil sonst der Feminismus zusammenfällt, also folgt daraus: Gewalt muss her. Und wenn Männer halt nicht gewalttätig sind, dann kann das eben nur daran liegen, dass sie so heimliche Quantenverschränkungen aus jeweils einem netten und einem gewalttätigen Mann haben. Die treten immer paarweise auf um Frauen zu täuschen. Jeder Gewalttäter handelt nur im Auftrag eines netten Mannes, weshalb man auch dem netten Mann stets unterstellen muss, eine Art Prügelauftraggeber zu sein.
Mich erinnert das immer an die geniale Karrikatur über die Creationist Method von John Trevor aus dem Albuquerque Journal von 1998. Man schließt nicht von den Beobachtungen auf die Schlussfolgerungen, sondern die Schlussfolgerungen stehen fest, und man bastelt sich die Fakten dann so hin, wie man sie braucht.
Und die beschimpfen andere als „postfaktisch”.
Was mich nur interessieren würde: Sie spitzt das ja auf „Sexualität” zu. Also nicht etwa Frau am Herd, Frau muss putzen oder sowas. Frau wird in ihrer Sexualität kontrolliert. Jetzt sind die meisten Männer, die ich so kenne, da eigentlich ganz anders drauf. Die würden ihrer Frau eher sagen, mach, was Du willst, je abgefahrener, desto besser, Hauptsache, ich darf dabei zugucken. In welchem Punkt, in welchen Praktiken fühlen sich Frauen „in ihrer Sexualität kontrolliert”?
Lacher: Sie nennt sich „Patriarchatsforscherin”. Was man heute eben so alles „Forscherin” nennt.
Meiner Meinung nach haben die einen ganz anderen Kontrollverlust als den der Sexualität.