Ansichten eines Informatikers

Wenn man sich selbst die Sprache kaputt gemacht hat…

Hadmut
14.1.2017 12:11

Das ist so ähnlich, wie wenn man sich selbst den Brunnen vergiftet und dann Wasser aus dem Ausland importieren muss. [Nachtrag]

Ein Leser fragt mich gerade, warum die bei der Randale im Magdeburger Hörsaal eigentlich ein Transparent mit der Aufschrift „students against racism” hochgehalten hätten. Wenn man Engländer, Amerikaner oder andere Fremdsprachler als Besucher erwartet hätte, hätte man doch eigentlich viel mehr auf Englisch bringen müssen.

Das kann meines Erachtens zwei Gründe habe.

Den ersten Grund halte ich dabei für weniger wahrscheinlich. Denkbar wäre, dass man auf internationale Aufmerksamkeit der Medien hofft und wollte, dass die (beispielsweise in Amerika) auch verstehen, wofür man stehen will, obwohl es in dem Vortrag ja um Gender und nicht um Rassismus oder sowas ging. Bisher ziemlich unklar ist nämlich, wieso da eigentlich ein MDR-Journalist und ein MDR-Fernsehteam in diesem Hörsaal waren, die treiben sich doch sonst nicht an der Uni herum, und normale Studentenproteste interessieren die sonst auch nicht. Es stinkt gewaltig danach, dass man den MDR für die Randale bestellt (oder von der Politik hingeschickt) hatte, um damit Wahlkampf zu machen, und die Sache dann irgendwie schief lief. Es haben ja auch Leute geschrieben, dass da just zur Randale irgendwelche professionellen Antifa-Schläger durch einen Seiteneingang reinkamen und kurz vor Eintreffen der Polizei (anscheinend durch Beobachter von außen gewarnt) wieder verschwunden sind.

Alles das, die ganze Choreografie, ein professionelles Fernsehteam des MDR, Profi-Störer, Wachposten für das Anrücken der Polizei, das Belegen des Hörsaals direkt vorher, jede Menge Universitäts-Fremde, das alles riecht danach, dass das von vorne bis hinten durchchoreografiert war und auf internationale Bildwirkung ausgelegt war, weil man damit in die Presse wollte. Und das schief ging.

Für wahrscheinlicher halte ich aber einfach, dass die sich selbst die Sprache kaputtpolitisiert haben.

Das Wort „Student” ist zwar kurz, knackig, präzise und beschreibend, aber politisch verbrannt, nicht politisch korrekt. Darf man nicht mehr sagen, weil es irgendwen diskriminierend würde.

Was sollen sie tun?

Sollen sie „Studierendx” oder „Studierend*nnen” oder sowas draufschreiben?

„Studierende gegen Rassismus” – hört sich nicht nur bescheuert an, sondern sagt auch was anderes, als wären sie gegen den Rassismus Studierende, die zufällig gerade da sind, aber nicht wissen, warum. Als würden sie markieren, wer sie sind, aber nicht, was sie wollen. Da rächt sich diese inhaltliche Verschiebung durch diese Partizipiensprache. Die haben sich die Sprache selbst so demoliert und kaputtgemacht, dass sie sich nicht mehr artikulieren können.

Was machen sie also?

Weichen auf Englisch aus, weil sie da plötzlich wieder „Student” sagen können.

Die haben sich selbst den Brunnen vergiftet und müssen das Wasser nun aus dem Ausland importieren.

Nachtrag: Ein Leser schreibt, es gäbe einen dritten, plausibleren Grund: Sie hätten das Schild einfach noch von was anderem übrig gehabt und keine Lust oder Zeit gehabt, sich passende Schilder zu machen.

Was mich jetzt auf einen vierten Grund bringt:

Vielleicht wussten die gar nicht, worum es geht.

Es hieß doch, dass da Schüler und andere Universitätsfremde da waren. Wetten, dass die ganz bestimmt nicht zu einem Vortrag eines pensionierten Endokrinologen gekommen wären, weil die meisten nicht mal wissen, was das ist? Schüler bekommt man normalerweise nicht freiwillig noch in Biologie-Unterricht.

Gegen „Rassismus” kann man Schüler und Andere aber immer motivieren, die sind so doof.

Könnte also gut sein, dass man die da einfach falsch informiert hat, damit sie dahin kommen.