Ansichten eines Informatikers

Sony gegen Nikon und Canon

Hadmut
25.4.2017 23:41

Mmmmh, interessant, aber jetzt nicht der Brüller.

Ich habe ja neulich schon beschrieben, dass der ursprünglich als eher aussichtslos eingeschätzte DSLR-Anbieter Sony, der schließlich die Sparte von Minolta aufgekauft hatte, nachdem die aufgegeben haben, gerade in einigen Bereichen Nikon nass macht.

Man sieht sehr deutlich, dass selbst bei Fotokameras deren Videofähigkeiten immer wichtiger werden. Wir sind gerade in einer Zeit eines technologischen Umbruchs, in dem das Foto zunehmend vom Video verdrängt wird, weil eben Technik, Kompressionsverfahren, Speicher- und Übertragungskapazitäten weit genug sind. Immer häufiger werden Nachrichtenartikel mit Videos statt (nur) mit Fotos unterlegt, und selbst bei Webshops sieht man es ab und zu, dass Produktfotos durch Minivideos ersetzt werden, man beispielsweise das Kleid nicht mehr wie früher von vorne und von hinten sieht, sondern da eine Frau kurz vorbeitanzt und sich dabei dreht. Ich hatte neulich mal bei einer Webseite die Anforderung, eine kurze Animation als bewegtes GIF einzubauen, war aber mit den Ergebnissen nicht zufrieden, weil man durch die Beschränkung auf eine 8-Bit-LUT dithern oder Farbfehler in Kauf nehmen muss. Zum Vergleich hatte ich das auch in ein H.264-Video mit knackigen Parametern gewandelt. Das H.264-Video war nicht nur qualitativ drastisch besser, sondern zu meiner Verblüffung auch noch viel kleiner. Nur der Browser konnte das noch nicht so schön und endlosschleifig einbinden. Er kann auch nicht mehrere synchron abspielen. Aber das war so der Punkt, an dem ich mir gedacht habe, dass jetzt das Bewegtbild in vielen Bereichen das Standbild ablösen wird. Fehlen noch animierte Plakatwände.

Und deshalb werden auch die Videofähigkeiten von Kameras immer wichtiger. Früher hat man versucht, die Torszene im Fußball zu erwischen, notfalls mit Serienbild. Es gibt Leute, die machen das nicht mehr, sondern nehmen das einfach als 4K-Video mit möglichst hoher Frequenz auf, was die Kamera halt hergibt. Bei 4K-Aufnahmen kann man aus dem Video Einzelbilder als passable Fotos entnehmen. Daher sind 4K-Videos sogar dann wichtig, wenn man nicht mal einen 4K-Fernseher hat. Für Nachbearbeitungen sowieso. Und damit kommmen digitale Spiegelreflex-Kameras in die Probleme, weil die den Spiegel (sofern nicht ein feststehender) hochklappen müssen und man deshalb im Sucher nichts mehr sieht. Die Stunde der Spiegellosen hat geschlagen, auch wenn sie viele Nachteile (wie drastisch höheren Stromverbrauch) haben. Sony hat ein dickes Portfolio an Spiegellosen mit – für Sony Pflicht – guten Videofunktionen, und zieht damit gerade davon.

Bisher waren Canon und Nikon mit ihre Profi-Brocken unangreifbar, weil die für Monsterpreise das boten, was Profis vor allem bei Sport- und Actionfotografie einfach brauchen: Robust, schnell, zuverlässig, hohe Bildrate. Vor ein paar Tagen kam Sony und stellte seine Alpha 9 vor. Mördergeschwindigkeit, also auf Sportfotografen ausgelegt. Gerüchteweise gibt es in Bälde noch ein Modell mit hoher Auflösung, 72 Megapixel waren letztes Jahr gerüchteweise schon zu hören.

Und was passiert?

Eine wichtige Seite zu Digitalfotografie fängt schon an zu rechnen, was es kostet, seine Canon- oder Nikon-Ausrüstung durch eine Sony-Ausrüstung zu ersetzen. Das wäre vor Kurzem noch undenkbar gewesen, dass Profis von Canon oder Nikon zu Sony wechseln (obwohl ich in letzter Zeit schon den ein oder anderen Profi mit Sony gesehen habe). Aussage: Für eine Beispiel-Ausrüstung würden sie bei Sony $22,870 hinlegen, für ihre äquivalente gebrauchte Canon-Ausrüstung aber nur etwa $11,820 bekommen, also noch $11,050 drauflegen, oder sich mit einer deutlich kleineren Ausrüstung zufriedengeben.

I would not recommend anyone doing any switching before we see how the $4,500 Sony a9 performs in the field and before we see what Nikon’s mirrorless solution will be (there will be one).

There will be one.

Ach, Nikon wird nun also auch eine Spiegellose bringen. Na, jetzt bin ich aber mal gespannt.