Polens Kommentar zu Hamburg trifft
Sollte man sich auch mal klarmachen:
Die WELT hat Kommentare aus dem Ausland zu den Krawallen in Hamburg gesammelt. Aus Polen kam der Kommentar:
Polens Innenminister Mariusz Blaszczak hat auf die Gewalt in Hamburg mit Entsetzen reagiert: Solche Vorgänge seien in Polen nicht denkbar. „Hamburg gehört offenbar zum Europa der zweiten Geschwindigkeit“, sagte Blaszczak im Fernsehen in ironischer Anspielung auf die Debatte, wonach sich die alten EU-Mitglieder schneller entwickelten als die neuen. Das regierungsnahe Internetportal Wpolityce.pl lieferte dann auch die Erklärung für die Gewalttaten: Die liberalen Eliten seien gegenüber dem Linksextremismus „fast völlig wehrlos“. Rechtsextremisten würden mit gutem Grund scharf überwacht, doch Linksextremisten gälten in Deutschland als „rebellisch, aber dem Mainstream geistig nahestehend“. „Daher dürfen sie viel mehr als andere. Hamburg hat das wieder mal bewiesen“, schreibt das rechte Portal. Es sieht bei den Exzessen auch „eine gewisse Analogie“ zum Deutschland der 30er-Jahre und zu den Plünderungen jüdischer Läden.
Muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Ein rechtes Portal warnt vor Analogien zum Deutschland der 30er Jahre.
Und so abwegig ist das nicht. Die Schuldrhetorik der Nazis gegen die Juden, mit der Prügeleien, demolierte Geschäfte, Plünderungen, Brandstiftungen, Fackelzüge durch die Straßen, Terror begründet wurde, umfasste damals auch den Vorwurf, dass Juden Kapitalisten seien, auf dem Geld hockten und damit übergreifend ihre Geschäfte machten.
Die Schuldrhetorik der Linksextremisten, mit der Prügeleien, demolierte Geschäfte, Plünderungen, Brandstiftungen, Fackelzüge durch die Straßen, Terror begründet wurde, ist gegen „Kapitalismus“ und „Globalisierung“ gerichtet.
Man könnte sagen, das gleiche in grün. Oder rot. Wenn man im Wasserfarbenkasten rot und grün zusammenrührt, bekommt man so einen ekligen Braunton.
Es wird häufig gefragt, wie die Nazis sich damals etablieren konnten, wieso so viele Leute bei diesem Wahnsinn mitgemacht haben. Schaut nach Hamburg. Schaut an die Universitäten. Dann wisst Ihr es. Ihr könnt es gerade live mitansehen, wie so etwas funktionieren kann. Man fragt immer wieder, wie das passieren, wie das funktionieren konnte, dass die durch die Straßen ziehen und Läden kaputtschlagen. Weil man das von einzelnen Schwarz-weiß-Fotos von damals nicht erkennen könne. Jetzt seht Ihr es live, in Farbe und FullHD. Wir erleben hier jetzt live, was irgendwann in ferner Zukunft Geschichtsunterricht sein sollte. Wir erleben das Entstehen eines gewalttätigen Totalitarismus.
Und wer fragt, warum die Presse damals versagt hat, der muss sich nur unsere aktuelle Presse ansehen, die ja auch in weiten Strecken darauf erpicht ist, das alles zu relativieren, rechtfertigen, die Schuld bei anderen zu suchen.
So hat das damals auch funktioniert.