Ad Blue – Autofahren auf La Réunion
Über Urlaubsfahrten, enge Kurven, kriminelle Auto-Kartelle, Diesel und seltsame Zusammenhänge.
Ich war zwei Wochen auf der Insel (die ja nicht allzu groß ist, Durchmesser 50 bis 70 km) und hatte für die Zeit einen Mietwagen, einen Peugeot 208 Diesel. Ich hatte dazu ja schon ein Rätsel geschrieben. Zwar gibt es auf der Insel auch ein recht gut ausgebautes Bus-Netz, und die Busse fahren sogar in die abgelegenen Bergdörfer, aber in Urlaub und mit Gepäck will man da jetzt doch nicht in den öffentlichen Bussen sitzen, zumal man ja auch immer mal da und dort hin und so fahren will, dass es einem passt.
Das Autofahren in La Réunion ist friedlich, aber rustikal. Einerseits fahren sie sehr passiv und lassen einen auch gerne rein, das ist dort alles nicht gefährlich. Also nicht für Menschen. Ich habe zweimal Leute nach Gehör einparken gesehen – einfach mal rein in die Parklücke, und wenn das Auto hinter einem Geräusche macht und wackelt, dann weiß man, dass man angestoßen und die Parklücke zu klein ist.
Andererseits fahren sie auf den Bergstraßen wie die Berserker und halten keinen Sicherheitsabstand, drängeln ständig, weil es nicht schnell genug gehen kann. Obwohl ich eigentlich flott unterwegs war (aber eben die engen Straßen nicht kannte und im Gegensatz zu Einheimischen nicht wusste, was mich hinter der nächsten Kurve erwartet) bin ich immer wieder in Parkbuchten gefahren, um einen Drängler oder Einheimischen hinter mir vorbeizulassen.
Und da kam es dann auch öfters mal zu gefährlichen Situationen. Die schneiden die Kurven wie die Bekloppten. Wie beim Einparken: Man muss nicht vorher abschätzen ob es passt, denn man hört es ja dann, wenn es schief geht. Das Gemeine ist nämlich, dass viele dieser engen Serpentinenstraßen gerade so eng und steil gebaut sind, dass man den Gegenverkehr nicht sehen kann. Und ganz übel ist es, wenn man links herum abbiegt: Das entgegenkommende Auto ist dann nämlich wirklich erst im letzten Augenblick überhaupt sichtbar, und wird dann von der A-Säule des eigenen Fahrzeuges verdeckt, denn die sind heute bei Autos ziemlich breit. Man hat da immer wieder den Effekt, dass urplötzlich ein Auto direkt vor einem auftaucht und man nur Zehntelsekunden zum Ausweichen hat – oder die Kurven eben nicht schneidet und sie (auf Kosten der Geschwindigkeit) ausfährt. Einmal hätte es um weniger als Handbreit gekracht, weil ich bergab eng rechtsherum gefahren bin und mir ein einheimischer schwerer Geländewagen entgegenkam, der die Kurve derbe schnitt, mir auf meiner Fahrbahn entgegenkam und genau in diesen Effekt lief, dass ich von seiner A-Säule verdeckt war, und ich wegen Berg und Abwasserrinne (s.u.) nicht mehr weiter nach rechts ausweichen konnte.
Kurioserweise habe ich in den zwei Wochen keinen einzigen Unfall gesehen, aber auch kaum einheimische Fahrzeuge, die nicht mindestens drei mindestens mittelschwere Blechschäden hatten. Die Autoverteilung auf der Insel ist nämlich komisch. Es gibt die Mietwägen, die sehen alle gleich aus. Verschiedene Marken, vor allem Peugeot und Renault, aber auch ein paar andere, alles Kleinwagen in der Größe meines 208, alle weiß, sehen alle zum Verwechseln ähnlich aus. Wenn man irgendwo geparkt hat, drückt man halt die Fernbedienung und nimmt dann den, der blinkt. Die Einheimischen haben nur selten weiße Autos (kaufen anscheinend manchmal die gebrauchten Mietwagen günstig auf), vornehmlich silber oder dunkel. Auch fast nur Klein- und kleine Lieferwagen. Große Autos oder Geländewagen fast gar nicht. Und alles enorm verbeult. So fahren sie halt. Freundlich, friedlich, aber mit Körperkontakt. (Die Dame von der Autovermietung war sichtlich überrascht, als ich das Auto nach zwei Wochen ohne jegliche neue Schramme oder Beule im gleichen Zustand zurückgegeben habe.)
Dazu kommt noch eine ziemliche Gemeinheit auf dieser Insel. Erstens haben sie keine Leitplanken. Zweitens je nach Jahreszeit verdammt viel Regen. Und deshalb drittens neben den Straßen – genauer gesagt zwischen Straße und Berg, als immer auf der bergseitigen Straßenseite, manchmal auch auf beiden – Entwässerungsgräben bzw. -rinnen aus Beton. Die sind meistens so geschätzt um die 80 cm breit und so 60 bis 100 cm tief, rechteckiger Querschnitt. Ich habe es aber auch an ein paar Stellen gesehen, dass es da bis zu 3 Meter tief runtergeht.
Muss man sich klarmachen: Die Bergstraßen an sich sind schon schmal, je eine schmale Spur in beide Richtungen, manchmal auch für ein paar Meter nur eine, die sich beide Richtungen teilen müssen, Gegenverkehr, der die Kurven schneidet, und rechts meistens entweder den Berghang (wo man wirklich abstürzen kann, haben sie dann doch Leitplanken), wo man runterfällt, oder bergseitig die Abwasserrinne. Rutscht man mit dem rechten Rad da rein, knallt das Auto mit dem Unterboden auf die Straße, nimmt enormen Schaden und man kommt da ohne Kran nicht mehr raus. Vermutlich dürften dann Auspuff, Achsschenkel, vielleicht auch Bremsen brechen. Und auf den meisten Straßen sind zwischen dem rechten weißen Fahrbahnstrich und dem Wassergraben nur 10 oder 20 Zentimeter, und auf der Straße zum Gipfel Maïdo einfach gar nichts, da hört die Straße exakt am weißen Strich auch auf.
Und das ist gruselig. Denn der kleinste Fehrfehler, nur zwei Zehntel Sekunden Unkonzentriertheit, können bedeuten, dass man entweder links in den Gegenverkehr oder rechts in den Graben knallt.
Das heißt, dass man wirklich hochkonzentriert fahren muss und sich von nichts, wirklich gar nichts ablenken lassen darf.
Und das ist nicht einfach. Denn es ist nicht nur anstrengend, sich da mal 90 oder 120 Minuten nur auf die Straße und das Fahren zu konzentrieren und von gar nichts ablenken zu lassen, sondern auch verführerisch, zur Seite zu schauen, denn da kommt man ständig an den spektakulärsten Aussichten vorbei. Man sieht die allertollsten Aussichten und darf nicht gucken, sonst kracht’s.
Die härtestes ist die N5 nach Cilaos, die mit den 420 Kurven. Die mit den gefährlichsten Gräben ist die nach Maïdo. Und die kurioseste ist die nach Hell-Bourg, weil man dort nicht nur durch einen Wasserfall hindurch fahren muss, sondern es auch Strecken gibt, auf denen man ganz viele, dicht hinterheinanderfolgende Kurven von nur kleinem Winkel fahren muss, also wie Slalom, das Auto wackelt hin und her, so lange, bis einem schier schwindlig wird.
Deshalb bin ich viel gefahren, gemessen in Zeit. Tatsächlich bin ich nur knapp 1200 km gefahren (ich hatte schon Urlaube, in denen ich selbst oder im Reisebus um die 5000 km gefahren bin), was aber vor allem daran lag, dass man sehr viel Zeit verbrät, um da im zweiten Gang den Berg rauf- und runterzutuckern. Sie haben halt sehr viele sehr steile Passstraßen mit sehr engen Windungen. Und das führt dazu, dass man sich auch in einem eher schwach motorisierten Kleinwagen oft vorkommt wie ein Rallye-Fahrer, weil man ständig schalten und Gas geben muss. Es ist kurios, aber gerade weil der Wagen eher von schwacher Motorleistung war, wirkte das Fahren sehr sportlich. Das Problem ist nämlich, dass der kleine Diesel artig fährt, wenn man Autobahn geradeaus fährt, aber selbst da schon mitunter etwas überfordert ist. So mahnte mich die Anzeige im Armarturenbrett immer wieder, ich sollte doch (auf der Autobahn oder Landstraße) mal in den fünften Gang schalten, um Sprit zu sparen, was der Motor aber dann einfach nicht schaffte, wenn es irgendwo leicht bergauf ging. Die Anzeige berücksichtigte anscheinend nur Drehzahl, aber nicht Drehmoment.
Der Punkt ist nämlich, dass der (dieser) Diesel nur in einem bestimmten Drehzahlbereich ausreichend durchzugsstark ist. Im niedrigen Drehzahlbereich kommt da gar nichts. Und das ist übel, denn gerade bei diesen steilen Bergstraßen braucht man selbst im ersten und zweiten Gang viel Drehmoment (und dabei saß ich nur allein im Auto, nicht auszudenken mit vier Personen und deren Gepäck). Und damit kommt man in zwei Probleme: Anfahren am Hang ist nicht trivial, weil der Motor das in normaler Fahrweise oft einfach nicht schafft. Und selbst wenn man noch Fahrt hat, kann es sein, dass man in den Kurven so Geschwindigkeit verliert, dass auch im ersten oder zweiten Gang bei voll eingekuppeltem Gang der Motor nicht gegügend Drehzahl hat, um die Leistung zu bringen, die er braucht, um den Berg hinauf zu kommen.
Es bleibt einem oft nichts anderes übrig, als Rallye-mäßig mit schleifender Kupplung zu fahren, damit der Motor in eine höhere Drehzahl kommt, als sich aus Fahrtgeschwindigkeit und Gang/Getriebe eigentlich ergibt. Dass das Gift für die Kupplung ist, ist klar. Insofern wäre dort ein Auto mit stärkerem Motor angesagt, das dann auch am Berg normal einkuppeln und fahren kann. Mir ging da öfters mal durch den Kopf, dass ein Elektrofahrzeug ja auch aus dem Stand das volle Drehmoment liefern kann, und auch keine Kupplung oder Gangschaltung braucht, aber die Akkuladung wohl kaum reichen würde, einen den Berg hochzubringen. Das wäre eine interessante Anforderung für ein Elektrofahrzeug, so eine Bergstraße hoch- und wieder runterzufahren. (Beim Runterfahren würde mich interessieren, ob der Akku danach leerer oder sogar wieder voller wäre.)
Langer Rede kurzer Sinn:
Wer nach La Réunion will, muss ordentlich Auto fahren können. Wer schon mit Anfahren am Hang ein Problem hat oder nicht gut im Schalten ist, hat da ein richtiges Problem und kann dran scheitern. Und wer sich einbildet, zu gut fahren zu können, und sich nicht beherrschen kann, landet im Graben oder im Gegenverkehr.
Ad Blue
Worauf ich aber hinauswill: Abenteuer mit Ad Blue.
Ich bin in einem Haushalt aufgewachsen, in dem es schon Diesel-Autos gab, als das noch völlig ungewöhnlich galt und ein Diesel als Arbeitsmaschine galt, als man damals (so um 1970) im Daimler 200 noch diesen Diesel-Anlasser hatte, den man erst ziehen muss, bis im Armaturenbrett die Vorglühwendel glühte, und dann durchziehen, bis er startet. Ich habe selbst einige Diesel gehabt und gefahren (LKW-Führerschein bei der Bundeswehr, Dienstwagen usw.), aber noch nie hatte ich über mehr als kurze Zeit einen mit Ad Blue. Ich weiß zwar ungefähr, was das ist (ich glaube, Harnstoff, der hinter dem Motor eingespritzt wird, damit irgendwelche schädlichen Stoffe – Stickoxide oder sowas? – in harmloseres Zeug umgewandelt werden), aber habe keine Erfahrungen im Umgang und Nachfüllen. Ich habe noch nie Ad Blue in ein Auto eingefüllt, weiß auch nicht, wieviel man da braucht, ob 1, 5 oder 10 Liter, habe aber gehört, dass man das in Deutschland nicht selbst mache, sondern der Autowerkstatt überlasse, die das bei der Inspektion nachfüllt, weil der Tank auch nicht leicht zu finden sei.
Und ich weiß nicht, wieviel das Zeug kostet. Ob das unbeachtlich ist oder teuer.
Und ich weiß nicht, ob man da irgendwas reinkippt oder nur das Edelzeugs der Fahrzeughersteller mit Approval.
Ich war gerade zwei Tage mit dem Auto unterwegs, da verkündete der Bordcomputer über eine deutliche Warnanzeige und Tonsignale, dass es um meinen Vorrat an Ad Blue schlecht bestellt sei und Handlungsbedarf bestünde. Mit Hilfe meiner Latein- und Englischkenntnisse und des Google-Übersetzers im Handy war aus der französischen Betriebsanleitung (und der Anzeige beim Anlassen) zu entnehmen, dass das erstmalige Auftreten der Warnung bedeute, dass man noch 2400 km fahren könne, sich der Motor dann aber nicht mehr starten lasse, wenn man bis dahin nicht nachfülle.
Zwar war schon nach elementaren geometrischen Überlegungen klar, dass ich auf dieser Insel keine 2400 km fahren würde (es war die Hälfte), aber daran hatte ich drei Zweifel:
- Solche Anzeigen sind nur grob und nicht verlässlich.
- Ich bin da ja ständig mit besagter Fahrtechnik und in niedrigen Gängen den Berg hochgefahren. Für eine Entfernung von 30km konnte man da zwei Stunden unterwegs sein. Meine Vermutung war, dass das Auto dabei nicht nur deutlich mehr Sprit, sondern damit eben auch mehr Ad Blue verbrauchen würde als auf diese Strecke normal, und der Tank eben weit vor diesen 2400 km leer sein würde.
- Schon die normale Tankanzeige spinnt bei Bergfahrten ständig, weil der Messgeber nur richtig misst, wenn das Auto auf exakt ebenem Boden steht. Steht das Auto aber schief, zeigt die Anzeige deutlich zu viel oder zu wenig an. Es könnte also passieren, dass der Bordrechner den Ad Blue-Tank für leer hält obwohl er das nicht ist, und sich der Motor nicht mehr starten lässt oder ausfällt, obwohl er das nicht müsste.
Dazu kommt, dass es ein Unterschied ist, ob man auf der Autobahn mal auf den Standstreifen rausfährt und den ADAC ruft oder mitten auf so einer Serpentinenstraße, vielleicht noch einspurig, oder irgendwo auf dem Berg oder am Vulkan stehen bleibt.
Ich wollte es also nicht drauf ankommen lassen. (Am Ende lief es doch darauf hinaus.)
Aus Australien und Neuseeland kenne ich das so, dass die Mietwagenfirmen das rustikal-pragmatisch sehen. Irgendwas ist immer, und wenn es nur was kleines ist, soll man kurz mit ihnen telefonieren, lässt das unterwegs irgendwo reparieren und verrechnet die Kosten bei der Rückgabe des Fahrzeuges.
Ich kam also einen Tag später zufällig an einer Peugeot-Werkstatt vorbei.
Also hielt ich da direkt an und fragte bei der Mietwagenfirma (Hertz) an, ob ich da jetzt einfach reinfahren und das Zeug nachfüllen lassen soll. Es könnt ja so einfach sein.
Nein, um Gottes Willen, bloß nicht, hieß es, das ginge gar nicht. Wieso nicht, fragte ich, das sei doch eine Peugeot-Werkstatt, die würden das doch wohl können. Nein, hieß es, Hertz hätte mit denen keinen Vertrag.
Was man machen müsse, das wussten sie nicht. Anscheinend war ich der Erste, der mit diesem Problem da ankam. Dafür hatten sie keine Prozedur, damit waren sie überfordert.
Nach einigem Suchen meinten sie, es bliebe nichts anderes übrig als zur Autowerkstatt Speedy in Saint Pierre zu fahren.
Das war jetzt dumm. Denn durch Saint Pierre war ich eine dreiviertel Stunde vorher durchgefahren, das lag so gute 20 km oder mehr hinter mir. Ich wollte da aber nicht zurück, weil ich schon sehr spät dran war, und hinter mir die Straße gesperrt war, es hatte einen Erdrutsch gegeben. Ich hatte schon eine Stunde warten müssen, um in einer Richtung durchzukommen. Sie müssten doch noch irgendwas an der Ostseite der Insel haben.
Nein, meinten sie, im Osten haben sie gar nichts.
Weil ich inzwischen herausgefunden hatte, dass der Wagen beim Anlassen kurz anzeigt, wie weit man nach Meinung des Bordcomputers noch fahren kann, beschloss ich, es darauf ankommen zu lassen. Mein Plan war, wenn es gar nicht anders geht, einfach an der Tankstelle was davon zukaufen und es in den Tank zu kippen. Die Tankstellen an der Autobahn hatten nämlich große Werbeschilder, dass sie Ad Blue haben, und den Tank habe ich im Kofferraum unter dem Ersatzrad entdeckt.
Etwa eine Woche und eine komplette Inselumrundung mit zwei Bergfahrten später kam ich wieder da vorbei (auf dem Weg zu dem seltsamen Konzert, das keine Besucher hatte) und ging also zu Speedy. Das Auto hatte mehr Ad Blue verbraucht als vorab angezeigt, aber gab immer noch an, 1600 km fahren zu können, ich hatte also eigentlich kein Problem mehr damit, aber nachdem ich rein zufällig direkt an der Werkstatt vorbeikam, wollte ich es dann auch wissen.
Die konnte zwar kein Deutsch und nur ein paar Not-Worte Englisch, waren aber überaus freundlich und hilfsbereit, bestätigten sofort, dass sie für Hertz tätig sind, telefonierten auch mit denen, verstanden das Problem, gingen mit mir zum Auto, kümmerten sich rührend um mich, und erläuterten mir dann das Problem:
Hätte ich einen platten Reifen, abgefahrene Bremsbeläge, kaputte Scheibenwischer, hätte ich eine kaputte Frontscheibe oder Gicht in den Zündkerzen, all das sei kein Problem, da könnten sie mir helfen. Auch einem Mangel an Öl wüssten sie beizukommen. Nur bei Ad Blue könnten sie mir nicht helfen. Aus dem ergreifend einfachen Grund, dass sie Ad Blue nicht führen. Sie hätten keines.
Ja, warum mich Hertz denn dann unbedingt zu ihnen schickt und mir gesagt hatte, dass ich auch die 20 oder 30 Km hätte zurückfahren müssen (was ich nicht getan hatte). Nun, das sei ihnen auch nicht klar. Ob ich der erste mit diesem Problem sei, fragte ich. Nein, sagte er mir kopfschüttelnd, ich sei der zweite. Vor ein paar Monaten sei schon mal einer da gewesen, und da hätten sie Hertz schon erklärt, dass sie Ad Blue nicht haben.
Naja, fragte ich (durchaus in dem Bewußtsein, dass der Restbestand für mich reichen und ich kein Problem damit haben würde, aber ich wollte es dann einfach wissen), was würde man denn da machen? Zu Peugeot darf ich nicht. Zu Speedy soll ich, aber sie haben es nicht. Ob man nicht einfach an der Autobahntankstelle eine Flasche kauft, reinkippt und gut sei’s. Um Gottes Willen, auf gar keinen Fall, meinte er. Geht gar nicht. Niemals dürfe man etwas in das Auto leeren, was nicht von Peugeot approved sei. Totale Motorschäden. Unabsehbare Haftungsrisiken. Auf keinen Fall dürfe ich das tun.
Was dann, fragte ich?
Nun, meinte er, das Problem sei nicht lösbar. Dieses Fahrzeug müsse ausgetauscht werden.
Mir fiel ein, dass der Hertz-Kundenservice am Telefon sagt, dass sie nicht wissen, was sie damit machen, dafür hätten sie keine Prozedur. Vermutlich würden sie das Auto dann erschießen und verschrotten.
Das Problem löste sich in Luft auf, weil ich der zweiten Woche deutlich weniger gefahren bin, und auch nur noch eine Bergstrecke, und der Bordcomputer inzwischen zusätzlich noch meckerte, dass er jetzt gerne mal in die Werkstatt zur Inspektion möchte. Das passt, dachte ich mir, die werden wissen, wie sie das Problem lösen. Ich habe das Auto dann nur vollgetankt, sauber gemacht, gesaugt, gewaschen und gestreichelt, und mit dem Hinweis „Euer Auto will was von Euch, kümmert Euch selbst drum“ zurück gegeben.
Eigentlich hatte ich das alles schon wieder vergessen. Ich wollte ja nach der Rückkehr vor 3 Wochen Reiseberichte schreiben, die dann aber in der Bloggerei zu G20 und Presse und so weiter untergegangen sind. Und irgendwie dachte ich, naja, vorbei ist vorbei, interessiert keinen mehr.
Als dann aber vorhin irgendwo kam, dass die Autohersteller da ein Kartell mit schrägen Absprachen gebildet hatten und sich bei Kosten, Technik, Abgas und so weiter abgesprochen hätten, und dazu auch gehörte, dass sie zum Kostensparen billigere, kleinere Ad Blue-Tanks eingebaut hatten, fiel mir das gerade ein. Ad Blue und kleiner Tank. Das Thema hatte ich doch gerade.
Seltsam, wie das manchmal alles so zusammenkommt.
Nachtrag: Bei Amazon bekommt man einen 10-Liter-Kanister Ad Blue für 12 Euro. Oder vier 10-Liter-Kanister für 40 Euro.