Ansichten eines Informatikers

Die SPD zwischen Fäulnis und Verwesung

Hadmut
27.9.2017 21:50

Es stinkt.

Die SPD gibt sich als die Partei der Gerechtigkeit aus, als ob es mit ihr und nur mit ihr Gerechtigkeit gäbe.

Die SPD war von 1998 bis 2005 mit Schröder an der Regierung, von 2005 bis 2009 und seit 2013 unter Merkel in einer Koalition. Das heißt, dass die SPD in den letzten 20 Jahren von 1998 bis 2017 16 Jahre in der Regierung war. Und jetzt kommen sie damit an, man müsse SPD wählen, damit es endlich mal Gerechtigkeit gäbe. Was haben die denn in den letzten 20 Jahren gemacht? Und wieso sollten dann die nächsten 4 Jahre anders werden?

Die SPD kam mit ihrem Gottkanzler Schulz daher. Der verkündete, er würde Kanzler. Was er bekanntlich nicht geworden ist. Es ist zwar nicht so ganz ausgeschlossen, dass keiner mehr mit Merkel will und sich der Rest verbündet. Im Bundestag von 709 Abgeordneten hätten SPD, Linke, Grüne und FDP zusammen 153 + 69 + 67 + 80 = 369 Sitze und damit eine Mehrheit. Aber vermutlich würden die sich dann gegenseitig meucheln. Ein Leser schreibt mir übrigens, das wäre das, was die SPD im Schilde führe, nämlich Merkel aus der Entfernung beim Platzen zuzuschauen, um dann aus den Scherben eine Ersatzregierung zu basteln.

Andere schreiben, dass die SPD höllische Angst vor der AfD habe, weil die Finanzkontrolle der Regierung durch den Bundesfinanzhof traditionell vom Oppositionsführer geleitet würde. (Habe ich jetzt nicht überprüft.) Die SPD habe aber so viele finanzielle Leichen im Keller und krumme Dinge gedreht, dass ein Bundesrechnungshof unter Leitung der AfD den Tod der SPD bedeuten würde.

Die Frage bleibt aber, wie man einer SPD, die den größten Teil der letzten 20 Jahre an der Macht war, glauben sollte, dass es dann jetzt mal Zeit für Gerechtigkeit wäre und man dazu die SPD bräuchte.

Die im Prinzip gleiche Frage könnte man gleich noch einmal stellen. Denn kaum hatte er die Wahl verloren, erklärte Schulz vor der SPD:

Dann wagte Schulz eine kühne Aussage, über die sich in den Stunden danach mancher mindestens mokiert, wenn nicht kräftig aufregte. „Diese 20,5 Prozent“, rief Schulz, „wenn wir das richtig anpacken, werden wir das verdoppeln, und die nächste Bundesregierung wird einen sozialdemokratischen Bundeskanzler haben.“ Wie bitte? 20,5 Prozent verdoppeln? Den Kanzler stellen? Selbst Weißwein, Kölsch, Burger und Currywurst konnten viele Genossen nicht besänftigen. Was sollen solche Sprüche, fragten sie.

Wenn er wüsste, wie man 20,5% verdoppelt, warum hat er das dann nicht vor der Wahl getan? Warum kann er das von Januar bis September nicht, aber kaum hat er die Wahl verloren, fällt ihm innerhalb von 2 Tagen aus dem nichts ein, wie man die Stimmen verdoppelt?

Mich erinnert das immer an diese Geldvermehrungsversprechen, in denen irgendwer von einem will, dass man Geld anlegt, weil sie garantiert die höchste Rendite herausholen würden. Wenn sie wüssten, wie man Geld vermehrt, hätten sie es ja schon getan und bräuchten nicht meines dazu.

Ich glaube aber nicht, dass er noch dazu kommt. Denn die Leiche Schulz wird schon beerdigt, als noch kaum die Verwesung eingesetzt hat. Eben noch der Gottkanzler, wird nicht mal zwei Tage später schon Andrea Nahles als die kommende Kanzlerkandidatin angepriesen. Ich hatte es ja schon gebloggt, dass die ZEIT meint, dass Nahles als Fraktionschefin auf der Karriereschiene zur Kanzlerin sei, da kommt heute schon die TAZ mit einem Porträt von Andrea Nahles als kommende Gottkanzlerin um die Ecke:

Wenn man diese Bilder nebeneinanderhält, sieht man ein Wackelbild. Auf der einen Seite eine freundliche, offene, kluge, wandlungsfähige Politikerin, auf der anderen eine ehrgeizige, misstrauische Machtfrau, die nach oben will. Und zwar nach ganz oben – ins Bundeskanzleramt. Als sie 19 war, gab sie als Berufswunsch in der Schülerzeitung an: Hausfrau oder Bundeskanzlerin. Das war, wie manche sagen, die sie gut kennen, mehr als ein Scherz.

Als Fraktionschefin muss Nahles jetzt in die erste Reihe.

Nahles? Klug? Wandlungsfähig? Freundlich?

Gerade ging durch die Presse, dass sie (anscheinend mit Bezug auf die Regierung) ankündigte „Ab morgen kriegen sie in die Fresse“. Hört sich an, als hätte sie gesoffen. Unklar, ob sie sich das Wahlergebnis oder sich selbst schönsaufen wollte. Ich glaube nicht, dass man dazu genug saufen könnte. Aber ich glaube, dass sie es versucht haben.

Weil aber gerade schon einer von der SPD andere Parlamentarier als „Arschlöcher“ titulierte, dürfte das durchaus dem internen Tonfall entsprechen.

Man möge sich einfach mal in Gedanken vorstellen, was hier los gewesen wäre, wenn die AfD andere als Arschlöcher tituliert oder der Regierung was „in die Fresse“ angekündigt hätte. Dass die SPD überhaupt noch existiert, verdankt sie ausschließlich dem Umstand, dass eigentlich alle an sie immer ganz andere Maßstäbe anlegen als an andere. Und die reden von „Gerechtigkeit“.

Seltsam auch, dass der mit „Arschlöcher“ derselbe SPD-Onkel war, der Merkel entsorgen wollte. Will einer von der AfD die SPD-Tante Özoguz entsorgen, dann ist das aber ein Riesen-Skandal. Unterschiedliche Maßstäbe. Wasser predigen, Wein saufen. Und gesoffen haben sie anscheinend viel.

Damit würde ich sagen, dass seit den Wahlen bisher die dümmste, ordinärste und ausfälligste Partei eindeutig die SPD ist. Leute, mit denen man sich privat eigentlich nicht abgeben wollte, würde, könnte.

Apropos Maasstäbe: Lebt eigentlich Heiko Maas noch?

Ich habe zwar nicht alle Sendungen nach der Wahl gesehen, aber ich kann mich nicht erinnern, irgendwo Heiko Maas gesehen zu haben. Immer steht die gesamte SPD-Prominenz vor der Kamera herum, und grinst extrabreite Freude über die verlorene Wahl und die Erlösung von der ach so erhofften Regierungsmacht in die Kamera.

Dabei hätte ich vom Experten für Hate-Speech und Rede-Unterdrückung doch zu gerne mal gehört, wie er sich zu „Arschlöchern“ und „in die Fresse“ äußert, wie man das auf seiner Hate-Speech-Skala bewerten und wie man das sperren lassen würde.

Bleibt die Frage: Wer hat sowas gewählt?

Inzwischen habe ich sogar eine Antwort bekommen. Ein SPD-Mitglied schreibt mir. Bei der SPD bin ich bekanntlich nicht so beliebt, weil ich jetzt nicht unbedingt so lobend über die schreibe. Das SPD-Mitglied bedankt sich aber ausdrücklich dafür. Mein Blog sei tägliche Lektüre und was ich als Spott von außen schreibe, decke sich häufig mit den Erfahrungen von innen. Es tue gut, bei jemandem zu lesen, der kein Blatt vor den Mund nähme und das sagt, was sie nicht sagen dürfen. Und Nahles sei ein Witz – sie habe ihre Kandidatur als Vorsitzende davon abhängig gemacht, ob die Fraktion „Mehrheiten bereitstellt“.

Nachtrag: Kein Wunder, dass sie sich so über die Oppositionsrolle freuen. Denn die SPD hat in der vergangenen Legislaturperiode Hunderte neue Stellen im Geldwäsche- Familienministerium geschaffen und ihre Günstlinge da reinverbeamtet. Jetzt muss die SPD nichts mehr arbeiten, kassiert gut ab, und mit Glück werden sie in den einstweiligen Ruhestand versetzt.

Wer zahlt sowas?

Wir.