Ansichten eines Informatikers

Suchmaschinenmanipulationen

Hadmut
8.10.2017 11:31

Zwei Leserhinweise habe ich bekommen.

Der eine Hinweis geht auf diese Seite, wo „Philosophia Perennis“ behauptet, nach ihrer Aufdeckung dieses VoteBuddy-Wahlmanipulationsprojektes seien sie von Facebook mit einem Shadowban belegt worden. Die andere geht auf EIKE und beschreibt Manipulationen bei Google.

Was auch immer man von den Seiten halten mag, sollte man sich Gedanken darüber machen, was hier in Suchmaschinen abläuft – denn das ist ja nochmal ein separates Thema. Überprüft habe ich die Artikel nicht, ich weiß nicht, ob sie stimmen. Aber dass meine Blog-Seiten gewisser Inhalte aus Google-Suchantworten verschwinden, das habe ich auch schon bemerkt.

Unsere Politiker wettern ja so gerne gegen die bösen „Algorithmen“, weil sie alle möglichen Bevölkerungsgruppen benachteiligten und ausgrenzten. Dass man aber gleichzeitig mit Aktionen wie dem Netzdurchsetzungsgesetz dafür sorgt, dass eben gerade jene „Algorithmen“ eingesetzt werden, um Meinungen zu zensieren, wird da nicht erwähnt.

Man kann (und sollte) sich dazu nämlich auch die Frage stellen, ob Google, Facebook und ähnliche Anbieter überhaupt politisch zensieren, oder ob sie nicht – was technisch viel einfacher und naheliegender wäre – einfach per KI das blocken, was ihnen Arbeit und Ärger macht, was also die meisten Beschwerden bekommt. Man muss da einer KI gar nicht erst beibringen, was rechts-links, sexistisch, islamophob, sonstwas ist. Es genügt eigentlich, Texte und die Zahl der Beschwerden, die innerhalb gewisser Zeit (Woche, Monat oder sowas) eingangen sind, um ein neuronales Netzwerk darauf zu trainieren, so einen Beschwerdekoeffizienten für neue Texte abzuschätzen und danach die Texte zu sperren, einfach auch schnöden betriebswirtschaftlichen Gründen, weil jede eingegangene Beschwerde auch wieder Geld kostet.

Insofern liegt das Problem vielleicht gar nicht mal bei Google und Facebook direkt, sondern bei uns in unserer absurden Konsumentenhaltung:

Wir wollen gleichzeitig enorme technische Dienstleistungen gratis haben, gleichzeitig aber zusätzliche Kosten durch Beschwerden und der Erfordernis eines Beschwerdemanagements verursachen. Insofern wäre es naheliegend, dass solche Konzerne einfach alles das rauswerfen, was mehr Kosten verursacht als Nutzen bringt, mehr Beschwerden als Werbeeinnahmen hervorbringt.

Da man damit natürlich nicht warten kann, bis die Kosten die Einnahmen überstiegen haben (dann ist es zu spät), werden die natürlich massiv daran arbeiten, sowas prädiktiv zu bauen.

Und gleichzeitig schimpft unsere Politik auf die bösen, diskriminierenden „Algorithmen“.

Nachtrag: Der hier meint, Youtube entferne inzwischen automatisch Verschwörungstheorie-Videos. Das ist schon ziemlich nahe dran an der automatischen Löschung von Regierungskritik.