Die Gender-Schändung des Loriot
Jetzt gehen sie wirklich viel zu weit. [Update]
Gerade zufällig gesehen: Kennt Ihr noch Professor Grzimek und Loriots geniale Parodie mit der Steinlaus? Wissenschaftlicher Fachbegriff petrophaga lorioti?
In der Wikipedia gibt es zwar einen Eintrag dazu, sie zeigen aber nicht mal die Steinlaus von Loriot, sondern eine völlig missratene Weibchenversion irgendeines talentlosen Pinselschwingers. Weil jetzt alles durch Frauen substituiert werden muss.
Das ist nicht nur Geschichtsfälschung, es ist einfach eine Unverschämtheit. Das ist das letzte.
Update: Ein Leser schreibt mir gerade, dass das wohl eher darauf zurückzuführen ist, dass Loriots Tochter (!) die Wikipedia wegen der Abbildung von Loriot-Briefmarken verklagt hat, die seit der Privatisierung der Post keine „amtlichen” Werke mehr sind.
Daran habe ich allerdings Zweifel. Denn es geht ja erst mal nicht um ein Urteil in der Sache, sondern einstweiligen Rechtsschutz. Und mit Herausgabe der Briefmarken liegt das Urheberrecht meines Wissens dann auch bei der Post. Zudem ist die Wikipedia ein selbständiges Sprachwerk, darf damit also auch zitieren. Zumal das sicher nicht im Sinne von Loriot ist, der ja zu Lebzeiten auch nichts dagegen hatte.
Meines Erachtens dürfte also Wikipedia durchaus die Steinlaus darstellen. Bei Briefmarken kommt vielleicht noch das Urheberrecht an der Briefmarke als solcher hinzu, und das könnte vom Zitatrecht vielleicht angekratzt sein. Demgegenüber halte ich diese weibliche Steinlaus urheberrechtlich für viel problematischer, denn das wäre wohl eine Bearbeitung, und die bedarf der Zustimmung des Urhebers des ursprünglichen Werkes. So etwas wie ein Zitatrecht gibt es da nicht. Man müsste also fragen, ob Loriot noch zu Lebzeiten der Bearbeitung zugestimmt hat. Dann aber müsste man viel eher fragen, ob er nicht auch der Aufnahme der Steinlaus in Lexika (war ja auch im Pschyrembel) zugestimmt hat.
Update 2: Ein Leser schreibt, das wäre schon seit 2008 so, Loriot ist aber erst 2011 gestorben. Also kann’s nicht primär an der Tochter liegen.