Calliope Mini und die Seilschaften
Mir war doch gleich so, als wäre da was faul.
Wenn die SPD die Strickliesel Gesche Joost zur Internet-Botschafterin macht, obwohl die erst mal Twittern lernen musste, und die dann mit so einem Blink-Computer-Konzept loszieht, an dem man durchaus Zweifel haben kann (wenn man einen Notebook braucht, um den Calliope zu programmieren, warum nimmt man dann nicht einfach gleich das Notebook, um es richtig zu lernen?), dann riecht das schon.
Wenn man sich aber die gesamte politische Konstruktion um Gesche Joost herum ansieht, dann kann das gar nicht gut sein, weil dieser SPD-Dunstkreis es ja nicht erträgt, wenn da nicht irgendwas faul ist, die betreiben ja zwanghaft irgendwelche Untergrundvernetzungsgeschäfte.
Ausgerechnet die TAZ berichtet nun darüber, was es mit Calliope auf sich haben soll:
SPD und Google steckten unter einer Decke, sagen sie.
Der Gedanke liegt so fern nicht, denn in Berlin sprießen ja diese Internet-Institute aus dem Boden, darunter von Google, dann dieses Deutsche Internet-Institut und dann noch irgendwas mit diesem neuen Forum im Schloss gegenüber der Humboldt. Und das stinkt ja schon gewaltig, weil da ein großer Haufen Leute, die alle wenig Ahnung von Technik und noch weniger geleistet haben, nunmehr darüber entscheiden wollen, wie es mit dem Internet weitergeht. Da hat man wohl Angst und will die Hoheit darüber erlangen.
Und dass Google da irgendwie mit dieser Programmierumgebung verwoben ist, war auch schon klar. Die Sauerei ist nämlich, dass man in der normalen Kinderprogrammierumgebung nicht etwa lokal auf dem Recher arbeitet und compiliert, sondern alles online auf einer Webseite macht. Zwar einerseits bequem, es führt aber andererseits dazu, dass die lieben kleinen alle schon einen Account bekommen und in die Google-Überwachung geraten.
Dazu die TAZ:
Am Fall Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich auch, wie verwoben Calliope mit dem dichten Netzwerk von Google ist. Die Fortbildungen für Lehrkräfte sind verpflichtend. Anders als im Saarland und in Niedersachsen, wo diese an den landeseigenen Medienzentren stattfinden, geschieht dies in Mecklenburg-Vorpommern und auch in Berlin durch das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS), das dafür die Programmierplattform Open Roberta nutzt. Diese hat das Fraunhofer-IAIS 2014 zusammen mit Google entwickelt. Mit weit über 5 Millionen Euro ist Google der Hauptfinanzier. Thorsten Leimbach, Projektleiter, betonte gegenüber der taz die inhaltliche Unabhängigkeit: „Wir kriegen keine Vorgaben von Google.“ Alles sei zudem open-source und persönliche Daten würden keine gesammelt. Gewerkschaftler Scheppler wiederum weiß von Fortbildungen durch das Fraunhofer-IAIS, bei denen Google als Sponsor groß hervorgehoben wurde. […]
Bereits jetzt nutzt der Konzern Calliope vehement öffentlich zum eigenen Marketing. So hat Google etwa auf dem Bürgerfest des Bundespräsidenten im September für 30.000 Euro die Produkte Calliope und Open Roberta im Rahmen der sogenannten Zukunftswerkstätten beworben. Sicherlich keine billige Werbeaktion. Aber sicherlich eine effektive.
Das ist eine hochinteressante Frage, wie sowas überhaupt eingefädelt werden konnte:
René Scheppler von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Hessen beobachtet das schon länger und sieht darin „einen großen Masterplan, wie Google die digitale Bildung an sich reißt“. Der Konzern versuche indirekt, „eine gewisse Mentalität in der Gesellschaft zu erzeugen, pro Digitalisierung“. […]
Seilschaften der SPD
Dass die neue gGmbH in nur einem Jahr zum digitalen Star aufstieg, mag auch an den SPD-Seilschaften der Gesellschafter*innen liegen. Drei von ihnen sind Parteimitglieder, darunter Gesche Joost, Professorin für Design in Berlin. Sie war sogar im Wahlkampfteam von Peer Steinbrück und ist seit 2014 Digitalbotschafterin der Bundesregierung. Die Anschubfinanzierung von 200.000 Euro durch das SPD-geführte Wirtschaftsministerium passt ins Bild.
Für Gewerkschaftler Scheppler ist klar: Es kann kein Zufall sein, dass gerade Bundesländer mit SPD-Regierungen die großzügigen Spenden annehmen und „die Geschäftsidee von Parteifreunden fördern“ – ungeachtet existierender Konkurrenzprodukte. Aktuell ist dies im Saarland, Berlin, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern der Fall.
Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer ist von den Minicomputern überzeugt. Beim Digitalgipfel der Bundesregierung im Juni preschte sie vor und freute sich, dass Rheinland-Pfalz „Calliope in Grundschulen ausprobieren“ werde. Das Kultusministerium ruderte zurück, man prüfe Calliope noch. Pikant daran: Calliope-Gesellschafter Stephan Noller beriet bis vor Kurzem die Landesregierung in Mainz, und Dreyer selbst ist im Beirat des SPD-nahen Thinktanks D64, den wiederum Calliope-Gesellschafterin Joost leitet.
Das Verhältnis zwischen SPD und Facebook haben wir hier ja schon ausgelotet. Es wird wohl Zeit, sich auch über die Achse SPD-Google Gedanken machen zu müssen.
Ebenfalls wird man sich stärker denn je fragen müssen, wie eigentlich so eine Nudel wie Gesche Joost „Digital-Botschafterin der Bundesregierung” werden konnte und wie sie 2013 in das Wahlkampfteam von Steinbrück kam.
Und dann sind wir schon wieder beim Thema Atlantikbrücke und Einfluss der USA auf unsere Politik. Und dann wird man fragen müssen, ob Google von vornherein die Finger da in der komischen Digitalkarriere von Gesche Joost drin hatte – und ob die nicht auf Betreiben von Google im Wahlkampfteam der SPD und in der Bundesregierung platziert wurde.
Ist Calliope Mini ein trojanisches Pferd?
Und was und wieviel mischt Google in unserer Poltik mit und herum?
Wenn man irgendwas von Google will, Juristisches etwa, dann sind die überhaupt nicht erreichbar. Warum aber haben sie dann eine Niederlassung in Berlin? Was machen die hier? Und warum trat neulich bei der Bundeszentrale für Politische Bildung ein Youtube-Pressesprecher auf, obwohl auch Youtube in Deutschland nicht erreichbar und ansprechbar ist? Und der auf meine mehrfachen Fragen überhaupt nicht geantwortet hat?