Ansichten eines Informatikers

Genaueres zu „Studienabbrechern”: Vermutung, warum es weniger Frauen in Informatik gibt

Hadmut
2.12.2017 13:10

Leser haben mir tiefergehende Informationen geschickt.

Ein Leser schrieb mir, dass er sich in seinem ersten Semester Informatik gefreut hat, weil sie viele Frauen da waren, und dann im zweiten Semester verdutzt war, weil die plötzlich alle weg waren, nur noch der übliche Anteil von 4% übrig.

Er ist der Sache mal nachgegangen: Die wollten nie Informatik studieren. Hatten die nie vor. Die wollten Fächer wie BWL studieren, auf denen aber Zulassungsbeschränkungen oder NC herrschen, und in die sie nicht direkt reinkamen. Bei Informatik dagegen herrscht women welcome, damit immatrikulieren die sich erst mal. Dann zum zweiten Semester zu wechseln unterliegt dann nicht mehr dem NC und der Beschränkung. Informatik für Frauen also nur als Zugangsweg, um überhaupt in die Uni zu kommen.

Erinnert mich an meine eigene Immatrikulation. Bei uns ging das damals über die ZVS. Die hat damals die Studienplätze in zwei Runden vergeben: In der ersten Runde, bis alle Studienplätze vergeben waren, um dabei den Leuten eine Frist zu setzen. Die Plätze, die dann übrig blieben, weil die Leute sich nicht fristgerecht auf den zugewiesenen Studienplatz immatrikuliert haben, wurden in der zweiten Runde an die vergeben, die noch keinen bekommen hatten.

Zu meiner tiefen Verwunderung hatte ich in der ersten Runde keinen Platz bekommen, obwohl ich Karlsruhe als einzigen Wunschort angegeben hatte, es kamen aber andere in der ersten Runde nach Karlsruhe, die gar nicht nach Karlsruhe wollten. Ziemliches Durcheinander. (Erst in der zweiten Runde habe ich dann den Studienplatz kurz vor Vorlesungsbeginn bekommen.) Ich war damals vor der zweiten Runde schon nach Karlsruhe gefahren, um Bude zu suchen, Orte zu ergründen und im Studentensekretariat zu fragen, was ich tun könne.

Antwort: Direkt könne man da gar nichts tun. Alle Plätze werden über ZVS vergeben. Unter der Hand gaben sie mir aber den Tipp, dass das gar kein Problem sei. Ich solle mich einfach für Physik immatrikulieren, das gehe immer, da sei immer was frei, damit die Informatik-Vorlesungen hören und dann spätestens zum zweiten Semester nach Informatik wechseln, weil spätestens dann genug die Flucht ergriffen hätten, dass da wieder genug frei sei. Wenn man erst mal drin ist, sei das wechseln kein Problem.

Auch hier wird viel über Studienwechsler geschrieben.

Und das könnte erklären, warum es weniger Frauen bei den Informatikstudienanfängern gibt:

Frauenförderung.

Je mehr die an den Schulen gehätschelt, bevorzugt, betüddelt und vor allem besser benotet werden, desto besser stehen sie bei Numerus-Clausus-Fächern gegenüber Männern da und desto bessere Chancen haben sie, gleich ihr Wunschfach zu bekommen, und desto weniger brauchen sie Informatik als Immatrikulationsalibi.

Oder wie man schon so oft beobachtet hat: Je freier Frauen in ihrer Wahl sind, desto mehr meiden sie technische Berufe.