Das verbotene Buch
Ich habe gerade unerwartet das erstaunliche Gefühl, alles verstanden zu haben. Alles.
Das Gefühl ist schrecklich.
[Trigger Warning: Harte Kost, nur für rein rational orientierte Menschen, nichts für empfindsame Gemüter.]
Ja, ich habe gerade das Gefühl, alles verstanden zu haben. Naja, nicht wirklich alles, nicht das Leben, das Universum und den ganzen Rest.
Aber das 20. Jahrhundert. Oder etwas genauer gesagt, die letzten 100 Jahre bis heute. Die Linken. Und die Rechten. Die Presse. ARD und ZDF. Die Tagesthemen und das heute journal. Die Political Correctness und den AStA. Heiko Maas und das Familienministerium. Soziologen und Genderstudies. Das Bundesverfassungsgericht, Susanne Baer und die Ablehnung meiner Verfassungsbeschwerde. Die Zerstörung der Schulen und der Unis. Und der ganze Rest. So im Ganzen. Am Stück.
Vielleicht trügt mich das Gefühl. Wahrscheinlich sogar.
Und ich weiß auch nicht, wie lange das Gefühl anhalten wird. Deshalb möchte ich diesen Blogartikel schreiben, solange das Gefühl anhält.
Ich habe das Gefühl, ich habe so den einen durchgehenden Handlungsstrang gefunden, der alledem einen einzelnen, durchgehenden Sinn, ein Ziel gibt. Und das Ziel ist gar nicht gut. Was ich schreiben werde, ist widerlich. Aber ich halte es für erforderlich, es zu schreiben. Ich hielte es für schlechter, es nicht zu schreiben.
Leserhinweise
Ich habe nach den Blogartikeln der letzten Tage über die Achse Antifa-Mussolini und die vielen Details, die Hitler von Mussolini plagiiert hat, viele, viele Leserzuschriften bekommen. Ich werde noch einige Zeit und Blogartikel brauchen, um diese abzuhandeln. Einige möchte ich hier aufzeigen.
Fangen wir harmlos an. Ein Leser wies mich auf diese Webseite hin, die sehr seriös und informativ über Stadtführungen informiert, in diesem Fall eine durch München zu den Spuren des frühen Hitlers. Wäre er nicht Diktator und Massenmörder geworden, hätte er eine Aussicht als Lederhosenmodel gehabt. Sie meinen, er wäre damit beliebter gewesen und älter geworden. Besonders interessant ist daran, dass Hitler auch das Hakenkreuz plagiiert hatte. Die Swastika sei nicht nur das indische Sonnenradsymbol gewesen, sondern sei vorher schon von Konkurrenzgruppierungen verwendet worden. Hitler habe sich für einen großen verkannten Künstler gehalten und sei in der Partei „Werbe-Obmann” gewesen, habe also unter Zeitdruck liefern müssen. Ein Eindruck, den ich schon in den vorangegangenen Artikeln äußerte: Da kamen nicht Nazis, die ihre Ideologie anboten und dafür gewählt wurden. Das ganze Ding wurde unter Zeitdruck zusammenplagiiert. Da ist überhaupt nichts genuin, da war nichts da, man hat sich einfach in kürzester Zeit rundherum zusammengeklaut, was anderswo eingesetzt wurde. Ich hatte geschrieben, dass sich Mussolini schon 1925 Duce, Hitler sich aber erst 1933 Führer nannte. Ein Leser schrieb mir, dass er das parteiintern schon ab 1926 getan habe, man also erkennen konnte, wie dicht und zeitnah der das alles geklaut hat.
Ein anderer Leser schreibt mir, dass auch die ganze Erb- und Rassennummer geklaut sei. Ich möge nach Eugenik suchen, der „Erbgesundheitslehre”. Daraus habe sich um 1900 der Gegenbriff Dysgenik entwickelt, der der mangelhaften Gene und ihrer Ausbreitung. Laut Wikipedia sei dies bereits in Kanada und Australien praktiziert worden. Zumindest für Australien kann ich das, wenn ich mal so drüber nachdenke, mehr oder weniger bestätigen. Ich habe in Sydney, Melbourne, Adelaide, Hobart und Perth eine Reihe von Museen zur Geschichte Australiens besucht, teils reguläre historische Museen, aber auch die ehemaligen (Folter-)Gefängnisse der Briten, die heute zu Museen und einer Art Gedenkstätte gemacht wurden. So mitten in Melbourne Innenstadt kann man sich mal den alten Galgen und die Originalstricke anschauen. Bei den Australiern war die Schlinge fein mit Leder umnäht, wurde gefettet und lief durch ein festes Auge, damit’s auch gut rutscht. In Perth gibt’s auch sowas zu sehen. Und man sieht da nicht nur Fotos von Hingerichteten, teils auch deren Hinrichtung, sondern auch viele Totenmasken. Die haben da gerne die Gesichter in Gips abgegossen. Nach dem Hängen immer etwas schief, man sieht auch den Abdruck des Stricks am Hals. Die Australier sind so drauf, dass die sich sowas im Museum ausstellen. Es gibt aber die Erklärung, dass die das dann auch in der Absicht gemacht haben, wissenschaftliche Erkenntnisse zu ziehen. Man dachte mal, man könne verbrechertypische Kopfformen erkennen, und da gab es auch solche Porzellanköpfe, an denen die die Funktionen von Kopfregionen darstellen, Themenbereich Phrenologie und Kraniometrie. Ich glaube, im medizinhistorischen Museum in Berlin habe ich auch so ein Ding gesehen. Wikipedia schreibt zur Eugenik:
Dabei wurde in klassischen Einwandererländern wie Kanada und Australien vor allem der Umgang mit Zuwanderern wie der mit ethnischen Minderheiten unter eugenischen Gesichtspunkten betrachtet. Etliche der damals durchaus als fortschrittlich geltenden Maßnahmen werden heute als rassistisch motiviert empfunden und bedauert. In Japan und Deutschland, beides ehemalige Agrarstaaten mit dazumal wenigen Einwanderern, die eine rasante Wachstumsphase durchlebten, wurde der Begriff unter dem Schlagwort Rassenhygiene und Blutreinheit (Junketsu 純血 reines bzw. Konketsu 混血 unreines Blut) subsumiert und breit aufgenommen.
Ich bin mir jetzt nicht mehr sicher, aber mir ist so, als hätte ich im Einwanderungsmuseum in Adelaide (gleich neben dem Nationalmuseum) dazu was gesehen. Das war damals Zeitgeist und allgemeine Ansicht. Man muss sich zur Einordnung bewusst machen, dass Gregor Mendel seine Vererbungsregeln erst kurz vorher, 1865 entdeckt und 1866 publiziert hat. 1896 hatte man die Nukleinsäuren und die vier Basen A, C, G und T entdeckt, 1919 die Bestandteile der DNA. Deren Struktur dann 1953. Das war damals das vordere Ende der Forschung, und die Spekulationen schossen ins Kraut, weltweit. Auch den ganzen Erbkram haben sich Hitler und die Nazis nicht ausgedacht oder als ihre Ideologie entwickelt. Heute würde man sagen, auf Laiennieveau aus populärwissenschaftlichen Quellen abgeschrieben. Ich betone das, weil das unten noch wichtig wird, dass der ganz NS-Quatsch in seiner Entstehung keine Ideologie oder Überzeugung, sondern ein dreist zusammengeklautes und auf die Schnelle zusammengepapptes Konstrukt war. Mancher wird nun einwenden, dass jede Ideologie, Sekte und Religion so entstanden ist. Das ist wohl so, aber mir geht es hier um die Anfänge und die Entstehung. Ich habe im früheren Artikel schon beschrieben, dass Hitler die typische Kleidung, das Emblem am linken Arm, den Gruß, „Heil”, die Aufmärsche, das „Reich” von Mussolini, Caesar und anderen kopiert hatte. Irgendwo in den Quellen stand, dass der sich eigentlich nicht mal richtig anziehen konnte. Dass er nicht immer nur in der braunen Uniform mit Koppel, sondern in – nach Maßstäben der 30er Jahre – modisch-chicen modernen Anzügen rumlief und kleidungstechnisch was hermachte, läge auch nur daran, dass zwei Gattinnen von reichen Industriellen, die ihn finanziert haben, meinten, das ginge so nicht, wie der rumliefe, und ihn erst mal ordentlich eingekleidet und angezogen hätten. Und auch der als charakteristisch empfundene hässliche Bart war damals durchaus gängige Mode (vgl. etwa Charlie Chaplin). Was als singuläre Erscheinung der Weltgeschichte hingestellt wird, als ein ganzes Bündel von charakteristischen, ein-eindeutigen Eigenschaften höchsten Wiedererkennungswertes und einmaliger Semantik stellt sich bei Licht betrachtet als wild zusammengeklaut heraus. Ein Schwindel, ein Betrug, ein Plagiat. Auf die Schnelle zusammengestoppelt. Nichts davon ist originär Nazi.
Wo ich gerade bei den Industriellengatinnen war: Mir schrieb jemand, die Industriellenfamilie Thyssen habe Hitler finanziert, obwohl sie ihn nicht mochten, weil sie ihn, wie sie sich eingelassen hätten, gegenüber dem Stalinismus als das „geringere Übel” angesehen hätten. Passend zu meiner geäußerten Vermutung, dass die Nazis nicht nur in Einzelteilen plagiiert, sondern auch in ihrer Gesamten ein Gegenstück zum Kommunismus waren. Es passt zu dem, was mir meine Großmutter mal in diesem Gespräch sagte, das ich als Jugendlicher mal mit meinen Großeltern geführt und hier schon oft erwähnt habe. Warum hat man so einen gewählt? Sie stellte ihn nicht von vornherein als schlecht hin. Sie sagte, „das mit den Juden” und „den Krieg” hätte er nicht machen dürfen, aber vorher habe das gut ausgesehen. Das Land hätte in völligem Chaos gesteckt, nichts habe funktioniert, Pleite, Hunger, Arbeitslosigkeit, massive Kriminalität, keiner weiß, wie es weitergeht, Angst vor den Stalinisten. Und dann kommt einer schneidig daher, verspricht Ordnung und Arbeitsplätze, hält das auch erst mal ein, räumt auf, baut Autobahnen, plötzlich war wieder eine gewisse Ordnung da, Arbeitsplatzperspektive, Aussicht auf ein geordnetes Leben. Sie hat es nicht gesagt, und ich habe nicht gefragt, aber ich hatte den Eindruck, sie hatte ihn auch gewählt und sich gerechtfertigt, warum. Das Entsetzen kam später, als sich auf den inoffiziellen Wegen herumsprach, was da passierte (auch das hat sie mir erzählt und es belegt, dass das wirklich passiert ist und nicht von irgendwem oder irgendwelchen Siegermächten erfunden worden sein kann). Der Horror war groß und auch meine Großmutter hatte einen großen Teil der Familie im Krieg verloren. Aber anfangs sei das plausibel gewesen. Meine Großmutter war eine einfache, kaum gebildete Frau, konnte zeitlebens nicht Auto fahren und hatte keinen Führerschein. Aber sie war grundehrlich und lehnte es ab, nachträglich zu lügen um sich gutzustellen. Sie stellte deshalb nicht nur klar, dass (ab ungefähr 1942) „ausnahmslos jeder” gewusst habe, was läuft, und sich deshalb niemand darauf hinausreden könne, das stimme nicht oder man habe davon nichts gewusst. Es sei einfach nicht zu leugnen. Sie wollte weder zu der „Ich habe von nichts gewusst”, noch zu der „Ich habe es ja gleich gewusst”-Fraktion gehören. Beide Maschen waren ihr zuwider, beides hielt sie für verlogen. Ihr Standpunkt war geradeaus ehrlich: Man habe sich zunächst gefreut, dass endlich wieder Ruhe, Ordnung und Arbeit im Land herrschten und man wieder normal leben konnte und nicht eingenommen werde, und dann hat man gemerkt und konkret erfahren, dass es fürchterlich schief geht, aber dann war’s zu spät.
Das ist ein zentraler Punkt, der häufig übersehen oder unter den Teppich gekehrt wird. Das war damals nicht einfach so Friede, Freude, Eierkuchen und Sonnenschein, und dann haben sich fiese weiße Deutsche mal eben entschlossen, man könnte doch mal ein paar Millionen Menschen umbringen. Es war die pure Existenzangst und der Versuch, jeden Zweig zu ergreifen, den man erreichen konnte. Nur wird das eigentlich immer unterschlagen. Ich schreibe das, weil auch das unten wichtig werden wird.
Vor einigen Jahren erschien ein Kurzfilm, der auf den ersten Blick aussah wie eine Mercedes-Werbung (Daimler hatte damit aber gar nichts zu tun). Eine Filmhochschule hatte das als Arbeit gemacht. Und rein technisch gesehen war es eine exzellente Arbeit, wirklich erstklassig gedreht, toll inszeniert, tolle Farben, und den Stil so getroffen, dass man es für eine Mercedes-Werbung hätte halten müssen, wäre am Anfang nicht der (nachträglich nach Streit eingefügte) Vorspanntext gewesen, der das klarstellt.
Es ist wie eine Zeitreise. Ein Dorf so in der guten alten Zeit, so vielleicht um 1900, Schreiner in der Sonne, eine Frau wäscht Wäsche, es ist alles so wunderbar. Durch das Dorf fährt ein Mercedes, neueste moderne E-Klasse. Zwei Mädchen stehen auf der Straße, und das moderne Auto mit seinen Fahrassistenten erkennt die Mädchen, bremst, ihnen passiert nichts. Wie in einer Mercedes-Werbung. Das Auto fährt weiter. Ein netter kleiner Junge, der mit einem Drachen spielt, steht auf der Straße. Das Auto hält auf ihn zu, bremst nicht, überfährt ihn mit vollem Tempo. Im Zeitpunkt des Aufpralls für ein, zwei Einzelbilder wird der Kopf des Jungen von Hitler überlagert, die entsetzte Mutter schreit „Adolf!” und man sieht das Ortsschild „Braunau am Inn”. Das Auto hat automatisch den kleinen Adolf Hitler überfahren und getötet. Einblendung in der typischen Mercedes-Werbe-Schrit: „Erkennt Gefahren, bevor sie entstehen.”
Ich fand den Film widerlich, geschmacklos, dumm, verlogen.
Widerlich, dumm und geschmacklos, weil es in diesem Kontext äußerst unangemessen ist, eine maschinelle Tötung von Menschen gutzuheißen oder zu zeigen. Und weil’s einfach nicht witzig oder angemessen ist. Es gibt da so einen Lackmus-Test: Tausche die Person aus. Was wäre, wenn da behindertes, schwarzes, jüdisches Kind gestanden hätte? Abgesehen von den moderneren technischen Methoden entsprach der Film genau dem Stil der NS-Schergen. Man sollte sich deren Stil keinesfalls zueigen machen, ihn nicht imitieren. Zumal ich diesen Gesinnungsstil zum Kotzen finde. Man muss sich keiner Tötung bedienen und seine politisch korrekte Gesinnung zu demonstrieren. Und letztlich enthält der Film ja auch keine Aussage. Kontext- und zusammenhangslos geht es um das Bekenntnis „Nazi töten”. Man kann sich von Hitler nur distanzieren, indem man sich vom Töten distanziert, nicht indem man andersherum tötet. Dafür einzutreten, ein harmlos spielendes Kind auf der Straße zu überfahren, ist keinen Deut besser.
Ich halte es aber auch für verlogen. Denn das alles wird in eine heile Welt eingebettet. Die Botschaft heißt, es wäre alles gut und prima und angenehm gewesen, man müsse nur die Nazis eliminieren, und die Welt ist wunderbar. Und das war sie nicht. Warum sie das nicht war, ist von erheblicher Bedeutung. Und die Art und Weise, sie darzustellen, ein Teil der Geschichtsfälschung.
Ein Geldgeber von Thyssen sah ihn – a priori – als das gegenüber dem Stalinismus geringere Übel an. Das ist natürlich sehr subjektiv, denn als Großindustrieller wäre man unter den Kommunisten bestenfalls nur enteignet, eher umerzogen oder umgelegt worden, während sie im Dritten Reich durchaus dick verdienen konnten. Es gibt ja heute so die eine oder andere Milliardärsfamilie, deren Familienvermögen im Dritten Reich, auch mit Zwangsarbeitern, entstanden ist.
Wie war das für die einfachen, kleinen Leute? Beispielsweise meine Großeltern. Das interessiert mich. Was wäre ohne Hitler gewesen? Wäre ich dann Mitglied einer großen Familie, weil niemand im Krieg gestorben wäre? Oder würde ich nicht existieren, weil die Kommunisten sie alle getötet hätten?
Ich hätte von Historikern und Politologen erwartet, dass man dies – a posteriori – untersucht und bewertet. Was wäre eigentlich gewesen, wenn man Hitler damals nicht gewählt, oder schlichtweg erschossen hätte. Was wäre gewesen, wenn ein frühes Attentat geglückt wäre? Oder der Mercedes gekommen?
Hatten Leute wie Thyssen oder seine Wähler damals mit ihrer Einschätzung recht? Und wie kamen sie darauf?
Aber da kommt nichts. Leute wie Habermas bringen Leute zum Schweigen, die fragen.
Und dann bekam ich noch Leserhinweise, bei denen es mich erst mal vom Rechner weggehauen hat.
Man schrieb mir, ich hätte Fragen gestellt.
Die Antworten auf diese Fragen wären in Hitlers „Mein Kampf” zu suchen.
Tief im Morast
Das war der Punkt, an dem ich dachte, Verdammt, wo bin ich hier nur reingeraten.
Wie konnte mir das passieren, dass ich hier an meinem Schreibtisch sitze und in diesem Morast, diesem Dreck wühle?
Ich wollte mich doch damit nie befassen. Ich wollte nichts weiter als herausfinden und wissen, wer mir die Promotion kaputt gemacht hat und warum. Nur darum ging es mir. Eine Promotion in Informatik. Wie um alles in der Welt konnte das passieren, dass ich seither publiziere und blogge und nun – 20 Jahre später – immer noch hier sitze und nun über Hitler und „Mein Kampf” schreibe? Was habe ich falsch gemacht?
Ich fürchte, die Antwort darauf ist: Es musste passieren. Weil vom Bundesverfassungsgericht und damit auch über den Verwaltungsrichter, der zuvor dort Mitarbeiter war, eine zwar lange, aber ziemlich gerade Linie bis zu Hitler verläuft. Sie verläuft über Gender Studies, die SPD, Leute wie Michael Kimmel, die Soziologie und die Frankfurter Schule geradewegs ins Dritte Reich, zu den Nazis, zu Hitler. Wenn man einmal anfängt, die Kausalstrippe an einem Ende aufzunehmen und ihr zu folgen, kommt man zwangsläufig am anderen Ende dort an, ob man will oder nicht. Solange man der Strippe folgt, ist der Weg unausweichlich. Und es ist alles bösartig, was einem auf diesem Weg begegnet.
Was ich falsch gemacht habe? Ich hätte nie fragen, schon die erste Frage nicht stellen dürfen.
Ich bin Informatiker. Ich halte mich für einen Naturwissenschaftler. Ich gebe mir Mühe, naturwissenschaftlich zu denken. Ich habe mal meine Großeltern befragt, wollte aber mit alledem nie etwas zu tun haben. Ich wollte mich eigentlich überhaupt nie mit Vergangenheit befassen, ich wollte ein rein technisch orientierter Zukunftsmensch sein. Software schreiben, Computer bauen. Tolle Sachen entwickeln. Sowas wie Google oder das Internet. War ja auch gar nicht so weit weg davon. Alles sauber, alles rein, keinerlei Kontakt mit schmierigen Themen, keinen Fuß auf tretminenverseuchtes Gebiet. Ich wollte einfach nur tolle Technik machen und in der Welt herumreisen. Aber ganz sicher keine Politik, schon gar nicht irgendwelche Nazi-Themen. Alles bäh. Ich wollte frisch, sauber, keimfrei, innovativ sein, mich mit Computerkram befassen.
Stattdessen sitze ich seit inzwischen 20 Jahren – Anfang 1998 kochte mein Promotionsstreit hoch – fast den gesamten Teil meiner Freizeit da und wühle immer tiefer in immer stinkenderer Jauche. Erst nur mit Prüfungsrecht. Dann mit Korruption, Inkompetenz, Betrug in der Informatik. Dann technische Fächer. Dann ganze Universitäten. Als ich dann 2008 vor dem Verwaltungsgericht endgültig verloren und Verfassungsbeschwerde eingereicht habe, dachte ich, so, Schluss, es reicht, ich will damit nichts mehr zu tun haben und keine Zeit mehr damit vergeuden. Das ging aber nicht, denn dann ereilten mich von Berufs wegen Kinderpornosperre und Vorratsdatenspeicherung, und eigentlich war ich schon wieder mittendrin in den politischen Sauereien.
2012 hatte ich mir nach einem Todesfall etwas Auszeit genommen und wollte einfach mal meine Ruhe, etwas ganz anderes machen, Hirn leeren, Sabbatical machen, mich ablenken, reisen, fotografieren, als ich dann den Beschluss des Bundesverfassungsgerichts bekam, dass meine Verfassungsbeschwerde nicht angenommen wird. Eigentlich wollte ich dann gar nicht viel machen. Dachte mir, nimmst es als Ablenkung, setzt dich hin, und schreibst Adele und die Fledermaus fertig, denn eigentlich fehlt da das Ende. Von der Version 0.8 auf die Version 1.0 schreiben, Deckel drauf und fertig. Eigentlich wollte ich nur erwähnen, dass meine Beschwerde nicht angenommen worden war, dafür aber das Versagen und die Inkompetenz des Bundesverfassungsgerichts zu IT-Sicherheit am Beispiel der Vorratsdatenspeicherung beschreiben. Mehr wollte ich gar nicht. Ich wollte damit nichts mehr zu tun haben.
Es war reiner Zufall, dass jemand anderes kurz nach mir eine ähnliche Beschwerde in Bezug auf eine Habilitation eingereicht hatte, der schon Rentner war, aber etwas ganz anderes wollte, als ich, der hatte das viel einfacher begründet und sich nur an ein paar Fakultätsschweinereien und Inkompetenzen gestört, und der bekam Recht, obwohl er es nicht mehr brauchte, weil’s so einfach und simpel war, und aufgrund der Besonderheit nicht auf andere Fälle übertragbar. Er bekam nach dem einschlägigen Prüfungsrecht des BVerfG Recht. Obwohl seine Aktenzeichennummer etwas höher war als meine, er also etwas später eingereicht hatte. Bei mir war erst mal nichts passiert, bis der Beschluss 2012 kam, meine Beschwerde nicht zur Entscheidung anzunehmen. Nur deshalb habe ich die beiden Fälle verglichen um herauszufinden, was denn der Unterschied war. Der ehemalige Richter Bryde war ausgeschieden und durch die Nachfolgerin Susanne Baer ersetzt worden, und beide waren jeweils Berichterstatter. Daran muss es also gelegen haben. Ich hatte von der nie gehört, wollte ein paar Worte dazu schreiben, kam dadurch auf Gender Studies und wusste erst gar nicht, was das ist. Dann habe ich das nachgelesen und nach über 10 Jahren Befassung mit Hochschulkorruption und Forschungsbetrug schrillten bei mir alle Sirenen. Ich habe gegoogelt und mich in die Bayerische Staatsbibliothek gesetzt, ich hatte gerade Zeit und suchte Ablenkung, habe das alles mitnotiert und daraus das Buch Frauenquote gemacht. Ganz großer Betrug. Das war klar, dass man dazu nach Berlin muss. Seither habe ich mich – die Leser wissen es – immer tiefer in diesen Gender-Komplex reingegraben, und kam urplötzlich beim Thema Nazis raus. Damit wollte ich eigentlich nie etwas zu tun haben, aber überall, wo Gender draufsteht, steckt Antifa drin. Und dann kam dieses Schlüsselerlebnis in der Friedrich-Ebert-Stiftung der SPD mit dem Vortrag von Michael Kimmel, der als feministisch angekündigt, inhaltlich aber die unerbittliche Nazijagd eines wütenden Juden darstellte, und ich anscheinend der einzige im großen Saal, der darüber überrascht war, der das nicht normal fand. Dazu kamen dann Webseiten wie Agentin.org von der Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen und ähnliche Seiten, auf denen ich dann quasi steckbrieflich beschrieben und auf einer dieser Seiten als „braun”, „Anti-Antifa” und „empfohlen von Salonfaschisten” beschrieben wurde. Dazu bekam ich Hinweise, dass dahinter Studenten der Humboldt-Universität steckten, die mir zürnten, weil ich ihre Gender-Professorin Baer kritisiert und gegen sie Auskunftsklagen erhoben hatte.
Es ist nicht nur so, dass Feminismus drauf steht und Antifa drinsteckt, sondern es ist auch so, dass man nicht nur als „Sexist” und „Männerrechtler”, sondern als Nazi hingestellt wird, wenn man Feminismus kritisiert. Man untersucht den Forschungsbetrug und die manipulierte Richterwahl einer Verfassungsrichterin, und wird dafür als „braun” ausgegeben.
Warum sind die so eng verbunden? Welcher Zusammenhang besteht da?
Und in was für einen Sumpf bin ich da hineingeraten?
Eigentlich will ich dieses Buch „Mein Kampf” nicht sehen, ich will damit nichts zu tun haben, nicht noch mehr Lebenszeit damit vergeuden.
Andererseits habe ich schon wegen Gender und Feminismus seit 2012 tief in der geistigen Jauchegrube gegraben und mich in immer stinkendere Abgründe begeben, dass mir irgendwas sagte, dass das darauf jetzt auch nicht mehr ankäme. Ich habe mich in den letzten 6 Jahren mit soviel Mist abgegeben, und dabei – der ein oder andere Leser wird es vielleicht gemerkt haben – eine so tiefe Verachtung für Geisteswissenschaftler, besonders Soziologen, Genderspinner und deren Taktik entwickelt, alles als Nazi hinzustellen, dass ich mir dann doch dachte, OK, das jetzt auch noch. Ich schaue mir das jetzt an.
Um es gleich zu sagen: Ich habe darin – zusammen mit Literatur über die Frankfurter Schule, der Zusammenhang ist enorm – die Antworten auf die Fragen gefunden, was das eine mit dem anderen zu tun hat und warum da alles zusammenhängt. Ich hatte auf einmal das Gefühl, am hinteren Ende des Morastes an- und wieder herausgekommen zu sein. So dieses Gefühl „Das war’s, ich bin durch”. Nach 6 Jahren. Bei Gender Studies habe ich angefangen, bei Hitlers „Mein Kampf” bin ich hinten wieder rausgekommen, und ich habe den starken Eindruck, es gehört tatsächlich zusammen, es besteht eine direkte Verbindung.
Oder um es anders zu sagen: Wenn ich wissen will, was heute in Universitäten und im Bundesverfassungsgericht so katastrophal schief läuft und ich die Antworten darauf heute nicht bekomme, sie aber im hundert Jahre alten „Mein Kampf” finde, dann ist in diesem Staat wirklich etwas ganz, ganz übel kaputt.
Ich habe oben geschrieben, dass ich mich nur mit Zukunft, nie mit Vergangenheit beschäftigen wollte.
Mich beschleicht gerade das ganz fürchterliche Gefühl, dass ich mich gerade mit Zukunft befasse.
Mehr Fragen
Eine zusätzliche Motivation war, dass ich noch andere Fragen hatte.
Was hat Hitler eigentlich gegen Juden gehabt?
Sorry, aber ich habe es (hatte es bis vorgestern) noch nicht verstanden. Ich habe unzählige Filme gesehen, natürlich Schindlers Liste, Museen, Gedenkstätten, auch ein KZ besucht, Berlin dreimal rauf und runter, Ausstellungen in den USA, in Australien, Neuseeland. Was hat den so gegen die aufgebracht? Es wird lang und breit beschrieben, was er getan hat, und wie er es getan hat, wie lange und gegen wie viele, aber irgendwie nicht, warum. Es heißt dann, die waren Rassisten, Judenhasser, Hate Speech und so, und in Europa habe es ja schon immer Antisemitismus gegeben. Das ist aber doch zirkulär argumentiert. Warum hat er sie umgebracht? Weil er sie nicht mochte. Rasse, und erbkrank und so. Ja, aber warum? Das ist doch zirkulär begründet. Warum hast Du den Keks weggeworfen? Weil ich ihn nicht haben wollte. Sowas ist doch keine Begründung, sondern eine zirkuläre Wiederholung der Frage.
Schaut man sich die typischen Ausstellungen an, dann gibt es fast immer den Bereich mit der einschlägigen NS-Hetzpropaganda mit hässlich gezeichneten Juden. So in der einschlägig bekannten Propagandaaussage der Jude ist klein, bucklig, hässlich, hat eine dicke, krumme Nase, kleine Augen, verschlagenen Blick und kocht und frisst kleine Kinder. Hätten die jetzt alle ausgesehen wie Gollum aus Herr der Ringe, wäre das ja noch irgendwie als entfernte Motivation erkennbar gewesen. Schaut man sich aber – meist ein paar Meter weiter in der selben Ausstellung – in den jüdischen Museen auf den privaten Fotos aus besseren Zeiten oder den Holocaust-Ausstellungen auf Fotos über Festnahmen, Deportationen und so weiter die deutschen Juden an, dann sieht man da fast immer nur ordentliche, feingliedrige, gepflegte, gesunde, gerade gewachsene, akademisch und intelligent wirkende, gebildete Leute. Bürgertum. Sie waren ja auch Wissenschaftler, Ingenieure, Sportler und so weiter. Ich habe mal in irgendeiner dieser Ausstellungen vor einem Foto gestanden, auf dem man – offenbar schon nach Geschlechtern getrennt – eine Zahl junger Frauen zusammengepfercht hatte, anscheinend vor einem KZ-Transport. Ich stand vor diesem Bild, betrachtete es, und dachte, da passt doch was nicht zusammen. Das waren bildhübsche, attraktive junge Frauen. Die Sorte Frau, die überall angebaggert wird. Ich dachte mir, die bringt man doch nicht um, die heiratet man und wird Spießer. Haus, Garten, Rasselbande von Kindern, im Sommer Urlaub, im Herbst einkochen. Wie kommen die denn darauf, dass Juden krumm und buckelig wären? Da fehlt doch etwas. Schaut man sich die Menschheitsgeschichte oder auch das Tierreich an, dann ist es bei Konflikten zwischen Gruppen ständige und bewährte Praxis: Die Männer tötet man. Die Frauen raubt man, die nimmt man sich. Weil man Männer als Konkurrenten für eigene Gene ansieht, Frauen jedoch als Möglichkeit zur Weitergabe. Warum nicht hier? Wie konnte man hübsche junge Frauen als hässlich und krank hinstellen?
Eine andere Frage: Warum kämpfen eigentlich Linke gegen Rechte?
Es hört sich wie ein Gegenpol an, aber nur, weil man ihnen nach einer Sitzordnung diese dusseligen Namen Linke und Rechte gegeben hat. Das suggeriert, dass die sich gegenpolig gegenüber stehen. Aber nur wegen des willkürlich gewählten Namens. Inhaltlich ist das erst mal nicht offensichtlich, warum die Linken was gegen die Rechten haben, wenn man ihnen die links-rechts-Bezeichnungen wegnimmt.
Warum glauben die Linken, sie wären dafür zuständig und ermächtigt, geradezu monopolisiert, Rechte zu bekämpfen? Platt gefragt: Was geht die das eigentlich an?
Was soll überhaupt diese Bezeichnung Linke – Rechte? Sie markiert und suggeriert eine Gegnerschaft, eine Gegenposition, beruht auf einer Parlamentssitzordnung, sagt inhaltlich aber überhaupt nichts, ist völlig bedeutungsleer. Als wollte man geradezu verbergen, worauf die Feindschaft beruht.
Warum?
Warum gibt man denen nicht Bezeichnungen, die etwas aussagen?
Warum wird hier eine ständige Gegnerschaft stilisiert, alles auf zwei Positionen eingeschränkt, gleichzeitig alles diesen zwei Positionen zugeordnet, und dann sagen die Bezeichnungen nicht, warum das so sein soll?
Sollen da die wahren Gründe einer Gegnerschaft verborgen werden?
Insofern Gründe, in das Buch zu schauen.
Das Buch „Mein Kampf”
Verboten?
Es hieß lange, das Buch sei verboten. Ich dachte lange, Verkauf, Weitergabe, Besitz seien strafbar, wie etwa bei Kinderpornographie. Irgendwann wurde aber berichtet, dass das keineswegs so sei, sondern dass das Verbot rein urheberrechtlich sei. Der Freistaat Bayern hatte – als Rechtsnachfolger der Militärregierung, die Hitlers Vermögenswerte eingezogen hatte – die Urheberrechte und die Veröffentlichung urheberrechtlich untersagt. Weil Hitler aber bekanntlich (manche bestreiten es, aber offiziell) 1945 gestorben ist, liefen die Urheberrechte nach 70 Jahren zum Jahresende, also zum 1.1.2016 ab. Der Bundesgerichtshof hatte mal entschieden, dass das Buch nicht unter § 86 StGB, Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen fällt, weil Hitler und die NSDAP während der Geltungsdauer unserer Verfassung nicht mehr existierten und damit keine solche verfassungswidrige Organisation sein können, sie konnten ja nie gegeneinander stehen. Manche halten es für strafbare Volksverhetzung, aber die kann man nur durch Verbreiten, nicht durch Herunterladen für eigene Zwecke und Lesen begehen. Ich beanspruche das Recht, einige wenige Textstellen zu zitieren und zu kommentieren.
Das Buch besteht aus zwei Bänden, es gibt aber (nur?) eine Gesamtausgabe in einem Band, die ca. 800 Seiten (je nachdem, wie man Titelblattgedöns zählt) umfasst.
Im Buchhandel gibt es als einzig offiziell herausgegebene Version eine kommentierte Version für 59 Euro, die dann 1966 Seiten hat, weil sie kommentiert und „dekonstruiert”. Das war mir jetzt zuviel und zu teuer, zudem nicht elektronisch durchsuchbar, und gerade das ist wichtig. Außerdem schreiben manche Kommentatoren, sie sei unlesbar, weil so überkommentiert, dass man vor Kommentaren den Text nicht mehr sieht und erkennt. Was vermutlich die Absicht dahinter war.
Man versucht also seit langer Zeit, die Verbreitung möglichst zu verhindern.
Digital aus dem Internet
Im Internet findet man mit einschlägigen Suchtechniken verschiedene Versionen. Ich werde diese aus besagten Gründen nicht verlinken oder präzise Quellenangaben machen.
Eine Version ist wohl ziemlich authentisch, von 1936, 172. – 173. Auflage, angegebene Gesamtauflage 2.180.000 Exemplare. Das Buch in mittlerer Auflösung eingescannt. Das Buch wurde aber in Fraktur geschrieben und der scan ist nicht OCR-erfasst. Man kann darin nicht suchen und es ist schwer lesbar. Ich kann zwar Fraktur lesen, aber langsamer und es ist anstrengend, also kaum brauchbar. Bezahlbare OCR-Software dürfte damit schwere Probleme haben.
Eine andere Version habe ich bemerkenswerterweise im Vorlesungsmaterial einer Berliner Universität gefunden. Die wird als Version von 1943 bezeichnet, 851.-855. Auflage (10.240.000 Exemplare gesamt), direkte PDF-Qualität, ohne weiteres durchsuchbar. Es ist mir aber nicht klar, wie die zustandekam. Anscheinend mit sehr guter OCR-Software. Denn die Seiteneinteilung, Layout, Position der Buchstaben gleicht der älteren Ausgabe, aber eben kein Scan, sondern moderne PDF-Schrift. Die Frage nach der Authentizität stellt sich, aber man kann unter der gleichen Seitennummer immer in die alte Ausgabe schauen und vergleichen. Ich habe bei einigen Tests keine Unterschiede entdeckt.
Herangehensweise
Ich habe das Buch nicht linear gelesen. Ich habe nicht die Zeit, 800 Seiten zu lesen, und es widerstrebt mir, dafür meine Zeit zu verbraten.
Ich habe aber eine ganze Zahl von Textstellen zufällig herausgesucht und einzelne Seiten gelesen.
Außerdem habe ich – wie nachfolgend beschrieben – zu einigen Begriffen mit der Suchfunktion die Stellen gesucht, zu denen was darin steht. Mich also anhand von Begriffen durchgehangelt.
Außerdem habe ich (pdftotext) eine Textdatei erstellt und mit tr alle Leerzeichen durch Zeilenumbrüche ersetzt, um zu zählen, wie oft ein Wort oder eine Silbe darin vorkommt (vgl. unten). Das ist fehlerträchtig, weil ich dadurch Wörter mit Trennung prinzipiell nicht erreiche (die Suche aber einsilbig war, das also nicht auftreten dürfte), und weil im Buch statt einer Fett- oder Kursivschrift, die es damals offenbar nicht gab, Sperrschrift verwendet wird. Ich habe einige Stellen überprüft und festgestellt, dass diese von pdftotext meist normal und nur selten mit Leerzeichen dargestellt wird. Zahlenangaben also nur ungefähr.
Glaubwürdigkeit
Ein zentrales Problem ist: Ist das überhaupt nachprüfbar und glaubwürdig?
Ich meine nicht nachträgliche Fälschungen, ich meine die Frage, ob man Hitler selbst glauben kann, was er schreibt.
Es sind keine greifbare Quellenangaben enthalten. Zumindest habe ich bei meinem Querlesen keine entdeckt. Mal berichtet er, mal analysiert er, mal blubbert er, mal schwadroniert er, mal hetzt er. Praktisch nie ist irgendwas nachprüfbar. Er behauptet das alles einfach so. Nachprüfungen dürften sich daher schwierig gestalten, dafür dürfte man dann wohl besser die kommentierte Version heranziehen.
Mein erster Gedanke dazu war, dass es nicht darauf ankommt, ob es objektiv stimmt, was darin steht, denn es geht ja nur um seine subjektive Seite. Es geht nicht darum, was stimmte, sondern was er glaubte.
Ein späterer Gedanke ist, dass das so nicht stimmt. Er war offenbar ein manipulativer Täuscher und Lügner. Und ein Psychopath. Kann man überhaupt glauben, was er schreibt, in dem Sinne, dass er selbst es geglaubt hätte? Schwierig. Denn das Buch war für die Masse gedacht, bereits Propaganda und Anleitung, kein Tagebuch. Und jemand von so fragwürdiger psychischer Konstellation könnte sich sogar selbst belügen, indem er sich etwas zusammenrationalisiert.
Mein dritter Gedanke dazu war aber, dass es eigentlich auch nicht so stark darauf ankommt, ob er das selbst glaubt oder lügt, denn das Buch wurde – Auflage 10 Millionen – unters Volk gebracht. Es kommt drauf an, wie das auf die wirkte.
Es ist daher nicht ganz einfach, in diesem Buch Antworten zu erwarten und Rückschlüsse auf Hitler zu ziehen, weil man nicht weiß, was davon jetzt überhaupt eine nicht-gelogene, nicht-Propaganda-Aussage ist.
Aber selbst wenn Aussagen erlogen sind, erlauben sie Rückschlüsse darauf, was Anhänger und Gegner darin sahen.
Äußerer Eindruck
Anders als erwartet. Nach dem, was man vorher so darüber gelesen hat, habe ich eine Beschimpfungsorgie gegen Juden erwartet.
Das ist es so nur teilweise oder nicht in der Weise, die ich erwartet hätte.
Die äußere Sprache und sprachliche Darstellung ist, was mich überrascht hat, in Teilen relativ sachlich, beherrscht und lesbar, (wohlgemerkt, sprachlich, nicht inhaltlich korrekt) soweit ich das betrachtet habe. Das Hetzerische oder Wirre findet sich im Inhalt, nicht in der Sprachdarstellung. Es ist die Aussage, nicht die Form. Und auch das ist wechselhaft. Auf einer der Webseiten, auf denen ich das gefunden habe, hatte eine Frau einen Kommentar hinterlassen, wonach sie verwundert sei, dass sich durchgeknallte und absurde Stellen mit solchen abwechseln, wo man ohne weiteres zustimmen und sagen könnte, ja, da hat er recht. Das Buch scheint auf starken Launen oder vielleicht sogar mehreren Persönlichkeitsfragmenten zu bestehen. Oder vielleicht enthemmendem Suff. Oder anderen Drogen. (Er gilt zwar als Antialkoholiker und bezeichnete sich wohl so, soll aber beim Schreiben des Buches durchschnittlich einen Liter Bier am Tag getrunken haben.)
Womöglich – da sollte man Psychologen heranziehen – könnte das auch einfach Eigenschaft eines Psychopathen sein. Ich habe in meinem Berufsleben bisher zwei schwere Psychopathen erlebt, und es heißt ja, dass Psychopathen besonders oft in Führungspositionen zu finden sind – für beide stimmte das. Bei beiden wusste man nie, woran man ist, die änderten ohne mit der Wimper zu zucken ihre Standpunkte und verleugneten sich selbst, je nach der Opportunität des Augenblicks. Diese Wechselhaftigkeit des Buches könnte also Symptom eines Psychopathen sein, aber wie gesagt, da müsste man jemanden fragen, der davon was versteht.
Das Buch ist jedenfalls nicht homogen. Es gibt Stellen, an denen man denkt „So ein widerlicher Müll”, aber es gibt auch sehr zurückgenommene, rationale, lesbare, verständliche, nachvollziehbare Stellen. Das Buch wurde ja im Gefängnis geschrieben und hinterlässt bei mir den Eindruck eines Gefangenen, der an manchen Tagen umgänglich ist, mit dem man nicht einer Meinung ist aber normal mit ihm darüber sprechen kann, und an anderen Tagen in einem psychischen Ausnahmezustand ist. Der Stil wechselt deutlich.
Ich hätte nicht erwartet, dass das Buch so deutlich strukturiert ist. Ich hatte eher einen durchgehenden Brei erwartet. Es ist quasi eine Mischung aus Autobiographie, Situationsanalyse, Schlachtplan samt Anleitung, Propagandageschrei und Geringschätzungsorgien. Der erste Band ist eher eine Art rückblickende Beschreibung und Begründung. Der zweite Band die Planung von Partei, Staat, SA, Propaganda, jeweils nach Kapiteln gestaffelt.
Der hat das im Gefängnis geschrieben, und da offenbar seine Planung gemacht, was er vorhabe.
Es fällt aber auch auf, dass er eine soziale Note an den Tag legt, etwa indem er über Arbeiter, Arbeitslosigkeit, Broterwerb, Sozialismus schreibt. Das zwar teilweise überaus piefig, kitschig.
Übel aber endet es, wenn der Mann von Anfang an seine eigenen Wege geht und das Weib, gerade den Kindern zuliebe, dagegen auftritt. Dann gibt es Streit und Hader, und in dem Maße, in dem der Mann der Frau nun fremder wird, kommt er dem Alkohol näher. Jeden Samstag ist er nun betrunken, und im Selbsterhaltungstrieb für sich und ihre Kinder rauft sich das Weib und die wenigen Groschen, die sie ihm, noch dazu meistens auf dem Wege von der Fabrik zur Spelunke, abjagen muß. Kommt er endlich Sonntag oder Montag nachts selber nach Hause, betrunken und brutal, immer aber befreit vom letzten Heller und Pfennig, dann spielen sich oft Szenen ab, daß Gott erbarm.
Klagelied eines Feministen?
Fast trüber noch waren damals die Wohnungsverhältnisse. das Wohnungselend des Wiener Hilfsarbeiters war ein entsetzliches. Mich schaudert noch heute, wenn ich an diese jammervollen Wohnhöhlen denke, an Herberge und Massenquartier, an dies düsteren Bilder von Unrat, widerlichem Schmutz und Ärgerem.
Geistiges Niveau
Man kann ersehen, was sein Überzeugungen (oder Behauptungen) waren, und daraus einige Schlüsse ziehen.
Lernen kann man daraus nicht, keine Informationen entnehmen, in der Hinsicht ist das lausiger Schund. Es besteht aus Unterstellungen, Zusammenhangsbehauptungen, Schuldzuweisungen, Wertungen, aber es gibt eigentlich überhaupt keine Informationen darin. Es ist narzisstisch, egozentrisch, eingebildet, autobiographisch, aber es enthält keine Informationen, es ist alles irgendwie aus der Luft gegriffen. An keiner Stelle erfährt man, wie er konkret zu seinen Ansichten kommt. Seine Beobachtungen in Wien hätten ihn zu der und der Überzeugung gebracht. Aber was er da jetzt beobachtet haben will, erfährt man nicht. Es gibt auch keine länger zusammenhängende Gedankengänge oder Bedeutungsfäden. Das sind alles fast zusammenhanglos hintereinandergepappte Satzhäufchen. Wäre daraus nicht Massenmord erwachsen, wäre es wertloser Schund.
Er war ein guter Redner, aber lausiger Autor. Er konnte durchaus formulieren und hatte einiges Beobachtungs- und Lesewissen, aber Bildung ist da nicht zu entdecken. Er hatte ja nicht mal einen einfachen Schulabschluss, keinerlei Ausbildung. Eigentlich ein Hohn, dass gerade ein solcher Mensch eine der prägendsten Figuren des Jahrhunderts, wenn nicht des Jahrtausends war.
Juden
Wie nicht anders zu erwarten ist das ein – wenn nicht das – zentrale Thema. Sucht man danach, wieviele Worte es gibt, in denen klein oder groß jud oder jüd vorkommt, findet man 543 Treffer, allerdings mit Überschriften und Inhaltsverzeichnis. Die aber konzentrieren sich oft, wenn, dann kommen sie auf einer Seite oft vor. Es geht nicht ausschließlich um das Thema. Es gibt auch Kapitel über Redetechnik und die Notwendigkeit, Reden zu halten.
Sprachlich ist mir aufgefallen, dass „die Juden” (plural) nur etwa ein Dutzend Mal vorkommt. Die Rede ist von „Der Jude macht…” oder „Das Judentum”. Ich kann aber nicht einschätzen, was das bedeutet, ob das irgendwie wissenschaftlich-gelehrt wirken oder distanziert sein soll, oder ob man damals halt einfach so redete. Mir kommt aber schon ein Verdacht. Denn generell unterstellt er ohne jegliche Begründung, dass Juden stets abgesprochen, einheitlich und kooperativ handelt. Als ob da eine einzige Absicht dahintersteckt. Würde man „Die Juden” schreiben, müsste man erklären, warum die überhaupt kooperieren sollen, wie sie sich einigen und koordinieren. Schreibt man dagegen „Der Jude macht…”, dann umgeht man sprachlich die Notwendigkeit einer Begründung. Ein Beispiel:
Der Jude war viel zu klug, als daß er seine gesamte Presse gleichmäßig hätte angreifen lassen. Nein, ein Teil derselben war da, um den anderen zu decken. Während die marxistischen Zeitungen in der gemeinsten Weise gegen alles, was Menschen heilig zu sein vermag, in das Feld zogen, Staat und Regierung in der infamsten Weise angriffen und große Volksteile gegeneinander hetzten, verstanden es die bürgerlich-demokratischen Judenblätter, sich den Anschein der berühmten Objektivität zu geben, mieden peinlich alle Kraftworte, genau wissend, daß alle Hohlköpfe nur nach dem Äußeren zu urteilen vermögen und nie die Fähigkeit besitzen, in das Innere einzudringen, so daß für sie der Wert einer Sache nach diesem Äußeren bemessen wird statt nach dem Inhalt; eine menschliche Schwäche, der sie auch die eigene Beachtung verdanken.
Sieht der Leser den rhetorischen Trick? Wenn verschiedene Zeitungen mit verschiedenen Redaktionen verschiedener Verlage verschiedene Themen in verschiedenem Stil bearbeiten, dann ist da kein Zusammenhang. Wollte man behaupten, dass sie sich inhaltlich absprechen und kooperieren, müsste man schon erklären und belegen, worin das gemeinsame Ziel liegen, was das gemeinsame Interesse sein und wie die Koordination vonstatten gehen sollte. Schreibt man aber einfach „Der Jude” im Singular, dann übergeht man das, weil man dann gedanklich nur von einem ausgeht, der sich damit nicht einigen, absprechen, koordinieren muss. Warum es trotzdem so unterschiedlich ist? Weil er „viel zu klug” sei. Man muss sehr sorgfältig sein, um solche Rhetoriktricks zu bemerken, aber man bekommt eine Vorstellung davon, wie das damals rhetorisch ablief. Man findet das Schema heute über den „weißen Mann”.
Höchst bemerkenswert daran ist, dass er sich damit genau desselben Stilmittels bedient, das er durch das gesamte Buch hindurch dem Gegner (Marxismus, siehe unten) vorwirft: Das Individuum zu verdrängen und nur das Kollektiv zu sehen. Es ist ein rabulistischer Trick um eine Einheit zu suggerieren, wo keine ist. „Das Proletariat” – „Das Judentum” – die gleiche Masche. Käme man mit „die Arbeiter wollen…” daher, stellte sich sofort die Frage, warum die alle das gleiche wollen. Benennt man aber das Kollektiv im Singular, stellt sich die Frage nicht. Während das beim Marxismus aber zumindest noch in die Ideologie passt, schreibt Hitler einerseits, dass die Juden keine Konfession, sondern eine Rasse seien, andererseits dass es die Rasse wäre, die auf Volks-, aber eben auch auf Personenebene Individualität und Kreativität stifte. Also ein deutlicher Widerspruch. Mir ist aber nicht klar, ob er das bewusst und aus Gründen der Propaganda so dargestellt hat, denn an anderen Stellen schreibt er, dass er sich gezielt der Methoden der Marxisten bedient und sie imitiert. Deshalb bin ich mir bei dem Text nicht letztendlich sicher, ob der da selbst glaubt, was er schreibt, oder den Leser bereits propagandistisch anlügt. Oder dieses Kurzstreckendenken einfach charakteristisch ist.
Beschimpfungen im sprachlich-verbalen Sinne formaler Beleidigungen oder Ausfälle habe ich bisher nicht gefunden. Aber unzählige inhaltliche Beschuldigungen, Unterstellungen, „Beschreibungen”, besonders im hinteren Teil des ersten Bandes.
Ein Satz, der mir wichtig erscheint, findet sich weit hinten:
Im Jahre 1918 konnte von einem planmäßigen Antisemitismus gar keine Rede sein. Noch erinnere ich mich der Schwierigkeiten, auf die man stieß, sowie man nur das Wort Jude in den Mund nahm. Man wurde entweder dumm angeglotzt, oder man erlebte heftigsten Widerstand. Unsere ersten Versuche, der Öffentlichkeit den wahren Feind zu zeigen, schienen damals fast aussichtslos zu sein, und nur ganz langsam begannen sich die Dinge zum Besseren zu wenden.
Der war zunächst damit abgeblitzt, auf die seiner Meinung nach bestehende Gefahr einfach hinzuweisen. Zu belehren. Im Prinzip die damalige Form der Political Correctness. Das wird sicherlich dazu geführt haben, dass er zu dem Entschluss kam, es nicht bei Reden, milden Mitteln zu belassen.
Ich hatte neulich geschrieben, dass Hitler Mussolini plagiiert hat. Auch dazu findet sich eine Stelle:
Der Kampf, den das faschistische Italien gegen die drei Hauptwaffen des Judentums, wenn auch vielleicht im tiefsten Grunde unbewußt (was ich persönlich nicht glaube) durchführt, ist das beste Anzeichen dafür, daß, wenn auch auf indirektem Wege, dieser überstaatlichen Macht die Giftzähne ausgebrochen werden. Das Verbot der freimaurerischen Geheimgesellschaften, die Verfolgung der übernationalen Presse sowie der dauernde Abbruch des internationalen Marxismus und umgekehrt die stete Festigung der faschistischen Staatsauffassung werden im Laufe der Jahre die italienische Regierung immer mehr den Interessen des italienischen Volkes dienen lassen können, ohne Rücksicht auf das Gezische der jüdischen Welthydra.
Das war offenbar ein Vorbild. An anderer Stelle schreibt er, Russland stehe unter einer Judenherrschaft, die das Land aber nicht halten könnte, es stehe vor dem Zusammenbruch. Es legt nahe, dass er der Meinung war, Russland angreifen zu müssen, um den Juden das Riesenreich, als das er es bezeichnete, wegzunehmen, dachte aber auch, dass es ohnehin vor dem Zusammenbruch stünde. Womöglich nahm er an, dass es nur noch eines kleinen Anstoßes bedurfte. Er wähnte sich „vom Schicksal ausersehen, Zeugen einer Katastrophe zu werden, die die gewaltigste Bestätigung für die Richtigkeit der völkischen Rassentheorie sein wird.” Anscheinend dachte der in seinem Rassenwahn, er müsste da nur einmarschieren, mal ordentlich dagegentreten, dann würde das alles gleich zusammenfallen, und er könnte es aus nächster Nähe beobachten und sich dann nehmen. Hat bekanntlich nicht funktioniert.
Stark aufgefallen ist mir allerdings etwas ganz anderes, womit ich so nicht gerechnet hätte. Dazu der nächste Abschnitt.
Die Grammatik der Bedrohung: Subjekt, Prädikat, Objekt
Die Denk- und Sprechweise ist nicht das, was ich erwartet habe. Nach dem, was ich über dieses Buch gelesen habe, hätte ich Aussagen der Kategorie erwartet, wie man sie in den Ausstellungen als NS-Propaganda gesehen habe, sowas wie „sind erbkrank und müssen vernichtet werden”. Sowas in der Richtung findet sich auch, aber erst später. So ab Seite 300 herum steigert sich das in eine Orgie von Minderwertigkeitsfeststellungen und pseudogeschichtlichen Entstehenungen des Judentums, wo eigentlich nur noch wild vom Leder gezogen und Behauptung auf Behauptung – ohne jegliche Erklärung, Beleg, Quellenangabe – gehäuft wird. Man merkt sehr stark, dass das in wechselnden Launen und ganz unterschiedlichen Gemütsverfassungen geschrieben ist. Es wechselt auch zwischen eher sachlicher Beschreibung und Planung und dann Stellen wütender Propaganda.
Ich habe ja gesagt, ich habe es nicht linear durchgelesen, sondern mich per Suchfunktion an Begriffen entlanggehangelt habe. Im Vergleich zur NS-Propaganda ist der Text anfangs und wieder im zweiten Band zurückgenommen. Mir ist da in den klareren Stellen, vor allem im vorderen Teil, eine Denk- und Formulierungsstruktur aufgefallen, die ich für den Schlüssel zum Verständnis halte:
Subjekt, Prädikat, Objekt.
Wie ein Satz.
Er sagt nicht (primär), die Juden sind böse und müssen weg. Es gibt schon Stellen, an denen sich der Text in Vorwurfs- und Geringschätzungsorgien hineinsteigert, aber das ist kein durchgehender Stil. So geht es darum, dass Juden zu Architektur und Musik nichts beitragen könnten, „kulturell begnadeten Rassen” unterlegen wären.
Der sagt, dass er sich angegriffen fühlt, oder meint, dass die Deutschen angegriffen würden, und er sich oder sie deshalb in Notwehr verteidigen müsste. Das letzte Kapitel ist Kapitel 15, „Notwehr als Recht”.
Davor beschreibt er in manchen Kapiteln – es gibt auch andere – worin der Angriff bestehe. Und das folgt – soweit ich jetzt sehen konnte – immer einem festen, steifen Schema: Wer macht was gegen wen.
Täter und damit Handlungsubjekt sind fast immer „Der Jude” oder „Das Judentum”. Mal direkt, mal indirekt über Russen oder sowas. Sie sind nicht Objekt. Also nicht sowas wie „Ich vernichte Juden”, sondern „Juden machen was mit mir/uns” und dann wird eher (pseudo-)sachlich, (pseudo-)analytisch erklärt, was man wie zur Gegenwehr tun müsse. Das ganze Ding ist von seiner Struktur und Machart her eine als Analyse und Verteidigungskonzept her ausgegebene Beschreibung, womit „der Jude” oder „das Judentum” angreift und was dagegen zu tun sei.
Die mich überraschende Erkenntnis ist aber: Diese Darstellungen stehen immer mit einer gedanklich als Satzprädikat gebrauchten Angriffsbeschreibung, die fast immer auf Marxismus oder Sozialdemokratie hinausläuft. Das ständig wiederholte Grundschema ist: Der Jude schadet uns durch seinen Marxismus. Die Aussage variiert, die Formulierung auch, aber Grundschema bleibt fast durchgehend stabil.
Ein Beispiel:
Je mehr ich Einblick in das äußere Wesen der Sozialdemokratie erhielt, um so größer wurde die Sehnsucht, den inneren Kern dieser Lehre zu erfassen.
Nur die Kenntnis des Judentums allein bietet den Schlüssel zum Erfassen der inneren und damit wirklichen Absichten der Sozialdemokratie.
Wer diese Volk kennt, dem sinken die Schleier irriger Vorstellungen über Ziel und Sinn dieser Partei vom Auge, und aus dem Dunst und Nebel sozialer Phrasen erhebt sich grinsend die Fratze des Marxismus.
Es wiederholt sich ständig dieses Grundschema: Wer macht was gegen wen. Juden machen Marxismus gegen uns.
Und dazu findet sich nun etwas, was ich so auch nicht erwartet habe. Als er in einem frühen Abschnitt erstmals auf Juden zu sprechen kommt, da geht es noch um Österreich, Wien, Linz, meint er, er habe sie noch als reine Konfession aufgefasst und sei ihnen gewogen gewesen, habe sich gegen Ausgrenzung eingesetzt, sei mit antisemitischen Tönen nicht einverstanden gewesen. Die Meinungsänderung habe sich eingestellt, als er sie in Zusammenhang mit Prostitution usw. beobachtet habe, das sei ihm aber so schwer gefallen und habe ihn Seelenpein gekostet, und dann kommt da dieser zentrale Satz:
Indem ich den Juden als Führer der Sozialdemokratie erkannte, begann es mir wie Schuppen von den Augen zu fallen. Ein langer innerer Seelenkampf fand damit seinen Abschluß.
Er (be)schreibt, dass er eigentlich gar nichts gegen Juden als Person und Konfession gehabt habe und mit Antisemitismus nicht einverstanden gewesen sei, und erst die Kombination aus Juden und Sozialdemokratie (bzw. im weiteren Text Marxismus) zu seiner Ablehnung geführt habe. Seitenüberschrift: „Wandlung zum Antisemiten”
Nun muss man da sehr, sehr aufpassen. Denn fraglos war er ein Rhetoriker, Propagandist und Täuscher, wie alle Psychopathen, der einen reinlegen konnte. Es ist charakteristisch für Psychopathen und habe das auch bisher bei allen erlebt, mit denen ich persönlich zu tun hatte, dass sie Menschen manipulieren, indem sie etwas sprachlich verpacken, es so formulieren, dass der andere es leichter schluckt, und dabei wie selbstverständlich lügen. Ob dieser Ablauf wahrheitsgemäß ist oder nur eine rhetorischer Schliche, quasi um den Leser „abzuholen und mitzunehmen”, wie man heute dazu sagen würde, ist so erst mal nicht erkennbar. Mein Fach-, Kontext- und Geschichtswissen ist da viel zu gering, um das einschätzen zu können. Ich weiß nicht, ob das subjektiv ehrlich ist, ob er das meint, wie er schreibt, oder ob das schon Propagandalüge ist.
Es ist aber im Rahmen meiner Fragestellung fast egal, denn es kommt fast nur darauf an, was er geschrieben, nicht was er geglaubt hat. Es geht um die Wirkung auf Anhänger und Gegner.
Das Ergebnis ist, dass er als Gegner immer hinstellt, was ich als Informatiker als 2- oder 3-Tupel bezeichnen würde: Nicht Juden isoliert, sondern immer diese Bedrohungsgrammatik Subjekt – Prädikat – (implizites) Objekt, Jude bedroht mittels Sozialdemokratie/Marxismus uns. Ob er das so denkt oder nur so sagt, ist offen.
Dem Text nach steigert er sich dann in diese Sichtweise hinein, vermischt sie aber auch mit dem Lasterhaften der Großstadt, das ihm als ländlichem Spießer unterträglich erschien. Das Muster wiederholt sich immer wieder.
Daß die sozialdemokratische Presse überwiegend von Juden geleitet war, lernte ich allmählich kennen; allein, ich schrieb diesem Umstande keine besondere Bedeutung zu, lagen doch die Verhältnisse bei den anderen Zeitungen genau so. […]
Ich nahm die mir irgendwie erreichbaren sozialdemokratischen Broschüren und suchte die Namen ihrer Verfasser: Juden.
Immer das Schema der Kombination. Später scheint er sich in seine Propaganda hinzusteigern, da finden sich dann aber keine inhaltlich greifbaren Aussagen mehr.
Was sich immer wieder zeigt und hochsteigert: Hass auf Juden. Aber nicht, wie es in Lehrbüchern und Ausstellungen heißt, unmittelbarer Hass. Zumindest nicht im eher klaren Anfangsteil. Es ist immer der Hass auf Marxismus und Sozialdemokratie, die man als Idee, Ideologie, Weltanschauung nicht unmittelbar angreifen kann. Er braucht eine angreifbare Verkörperung in der realen Welt, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass er kein intellektueller, sondern eher ein handwerklich strukturierter Mensch war. Er kann nicht auf intellektueller Ebene angreifen, er braucht einen realen, physisch angreifbaren – oder verjagbaren, entfernbaren – Stellvertreter. Etwas, von dem man klar sagen kann, erst ist es da und dann ist es weg. Juden sind nach seiner Darstellung – ob nun gelogen oder mit seiner Sicht übereinstimmend – eine angreifbare Verkörperlichung von Sozialdemokratie und Marxismus. Und damit ist es eigentlich nur so, dass er seine Ablehnung dieser Weltanschauungen auf Menschen überträgt, sie als Verantwortliche und Betreiber ansieht. (Inwieweit das Einbildung ist oder objektiv haltbar, vermag ich nicht zu beurteilen. Auch hier riecht es aber wieder nach dem einschlägigen Denkfehler, von manchen für die Mutter aller Denkfehler gehalten, eine Korrelation für eine Kausalität zu halten. Bemerkenswerterweise unterliegen die „Antifaschisten” demselben Denkfehler.)
Später – hinterer Bereich des ersten Bandes – habe ich dann den Eindruck, dass der quasi autosuggestiv auf seine eigene Propaganda reingefallen ist. Ich habe nämlich eine Schlüsselstelle gefunden, dazu weiter unten.
Mir kam aber noch ein anderer Gedanke. Könnte es sein, dass er sich bewusst in Rage gebracht hat, quasi moralisch manipuliert hat, um zu tun, was er vorhatte?
Marxismus
Sucht man mit der oben angegebenen (unpräzisen) Methode, findet man 238 Mal die Zeichenfolge Marx (einschließlich Inhaltsverzeichnis, Überschriften usw.), dazu ungefähr 80 Mal „Sozialdemokratie”, die er unter Marxismus subsumiert.
Wer weiß, wann ich mich in die Lehren und das Wesen des Marxismus einmal vertieft hätte, wenn mich nicht die damalige Zeit förmlich mit dem Kopfe auf dieses Problem gestoßen hätte! […]
Von der Erfahrung des täglichen Lebens angeregt, begann ich nunmehr, den Quellen der marxistischen Lehre selber nachzuspüren.
Zwar kommt Marxismus damit ein ganzes Stück seltener vor als die Zeichenfolgen jud und jüd, das aber vor allem deshalb, weil es dazu kein explizites Geringschätzungskapitel gibt, in dem er sich in Rage redet. Dafür ist der Begriff Marxismus meist (manchmal) mit deutlich konkreteren Vorwürfen umgeben, die deutlich stärker darauf hinauslaufen, sich angegriffen zu fühlen. Eine Motivation ist deutlich stärker zu erkennen.
Der Gegner, der Angreifer, gegen den man sich zur Wehr setzen müsse, heißt Marxismus und Sozialdemokratie. Es zieht sich durch den gesamten Text, dass das das unmittelbare gegnerische Ziel ist, und Juden nur als deren physische Vertretung, als Verantwortliche, quasi als der verantwortliche und zur Verantwortung zu ziehende Geschäftsführer angesehen werden. Zusammen, die Kombination aus Jude als Handlungssubjekt und Marxismus als Satzprädikat führen in der Darstellung zur Gefahr und Vernichtung:
Siegt der Jude mit Hilfe seines marxistischen Glaubensbekenntnisses über die Völker dieser Welt, dann wird seine Krone der Totentanz der Menschheit sein, dann wird dieser Planet wieder wie einst vor Jahrmillionen menschenleer durch den Äther ziehen. Die ewige Natur rächt unerbittlich die Übertretung ihrer Gebote.
Marxismus als welttödliche Waffe. (Es wäre Zeitverschwendung, sich mit der Schwülstigkeit der Sprache abzugeben. Es geht um den Inhalt, die Aussage.) Und möglicherweise beruht das auf frühen Traumata:
Ich weiß nicht, wie meine Stellung zum Judentum, zur Sozialdemokratie, besser zum gesamten Marxismus, zur sozialen Frage usw. heute wäre, wenn nicht schon ein Grundstock persönlicher Anschauungen in so früher Zeit durch den Druck des Schicksals – und durch eigenes Lernen sich gebildet hätte.
Und
Ebenso ward das Verhältnis von Marxismus und Judentum einer weiteren gründlichen Prüfung unterzogen.
Oder
Ich begann wieder zu lernen und kam nun erst recht zum Verständnis des Inhaltes des Wollens der Lebensarbeit des Juden Karl Marx. Sein „Kapital“ wurde mir jetzt erst recht verständlich, genau so wie der Kampf der Sozialdemokratie gegen die nationale Wirtschaft, der nur den Boden für die Herrschaft des wirklich internationalen Finanz- und Börsenkapitals vorzubereiten hat.
Darin liegt dann die Urbegründung: Juden seien nicht nur verantwortlich für den Marxismus, er wurde von einem erfunden und nach ihm benannt. Die Eigenschaften des Marxismus und die Abneigung dagegen werden dadurch rhetorisch auf alle Juden umgelegt, abgefärbt.
Die jüdische Lehre des Marxismus lehnt das aristokratische Prinzip der Natur ab und setzt an Stelle des ewigen Vorrechts der Kraft und Stärke die Masse der Zahl und ihr totes Gewicht. Sie leugnet so im Menschen den Wert der Person, bestreitet die Bedeutung von Volkstum und Rasse und entzieht der Menschheit damit die Voraussetzung ihres Bestehens und ihrer Kultur. Sie würde als Grundlage des Universums zum Ende jeder gedanklich für Menschen faßlichen Ordnung führen. Und so wie in diesem größten erkennbaren Organismus nur Chaos das Ergebnis der Anwendung eines solchen Gesetzes sein könnte, so auf der Erde für die Bewohner dieses Sternes nur ihr eigener Untergang.
Das hört sich wirr an, aber es zeigt, worauf es hinausläuft: Der Marxismus lehne die einzelne Person ab, beziehe sich immer nur auf große Gruppen, einer Homogenisierung. Dazu eine Kernaussage:
In den Jahren 1913 und 1914 habe ich denn auch zum ersten Male in verschiedenen Kreisen, die heute zum Teil treu zur nationalsozialistischen Bewegung stehen, die Überzeugung ausgesprochen, daß die Frage der Zukunft der deutschen Nation die Frage der Vernichtung des Marxismus ist.
Das ist enorm wichtig. Sowohl in zeitlicher, als auch in gedanklicher Reihenfolge geht er von der Vernichtung des Marxismus aus. Da man Ideen und Ideologien als solche ja nicht einfach vernichten kann – Bücher und Bilder kann man verbrennen, das hat man ja dann auch getan, aber den Gedanken als solchen kann man nicht vernichten – musste eine Art physischer Repräsentant stellvertretend vernichtet werden.
Und auch Äußerungen, wonach er sich nicht als Angreifer, sondern als Verteidiger in einer Notwehrsituation wähnte, finden sich:
Der Marxismus, dessen letztes Ziel die Vernichtung aller nichtjüdischen Nationalstaaten ist und bleibt, mußte zu seinem Entsetzen sehen, daß in den Julitagen des Jahres 1914 die von ihm umgarnte deutsche Arbeiterschaft erwachte und sich von Stunde zu Stunde schneller in den Dienst des Vaterlandes zu stellen begann.
(Im Juli 1914 schaukelte sich der Konflikt hoch, der zum ersten Weltkrieg führte, die „Julikrise”.)
Was ist für ihn Marxismus?
Das Vorgehen des Juden dabei ist folgendes:
Er macht sich an den Arbeiter heran, heuchelt Mitleid mit dessen Schicksal oder gar Empörung über dessen Los des Elends und der Armut, um auf diesem Wege das Vertrauen zu gewinnen. Er bemüht sich, alle die einzelnen tatsächlichen oder auch eingebildeten Härten seines Lebens zu studieren – und die Sehnsucht nach Änderung eines solchen Daseins zu erwecken. Das in jedem arischen Menschen irgendwie schlummernde Bedürfnis nach sozialer Gerechtigkeit steigert er in unendlich kluger Weise zum Haß gegen die vom Glück besser Bedachten und gibt dabei dem Kampfe um die Beseitigung sozialer Schäden ein ganz bestimmtes weltanschauungsgemäßes Gepräge. Er begründet die marxistische Lehre.
Tut mir leid, wenn ich das jetzt so sage, aber da musste ich spontan an Feminismus, Frauenquoten und den Gerechtigkeitswahlkampf der SPD denken.
Was die Freimaurerei in den Kreisen der sogenannten Intelligenz an allgemein pazifistischer Lähmung des nationalen Selbsterhaltungstriebes einleitet, wird durch die Tätigkeit der großen, heute immer jüdischen Presse der breiteren Masse, vor allem aber dem Bürgertum, vermittelt. Zu diesen beiden Waffen der Zersetzung kommt nun als dritte und weitaus furchtbarste die Organisation der rohen Gewalt. Der Marxismus soll als Angriffs- und Sturmkolonne vollenden, was die Zermürbungsarbeit der beiden ersten Waffen vorbereitend schon zum Zusammenbruch heranreifen ließ.[…]
Langsam legt sich die Furcht vor der marxistischen Waffe des Judentums wie ein Alpdruck auf Hirn und Seele der anständigen Menschen.
Und
Die starke werbende Kraft der Sozialdemokratie, ja der gesamten marxistischen Bewegung überhaupt, beruhte zum großen Teil in der Einheit und damit Einseitigkeit des Publikums, an das sie sich wandte. Je scheinbar beschränkter, ja bornierter ihre Gedankengänge dabei waren, um so leichter wurden sie von einer Masse aufgenommen und verarbeitet, deren geistiges Niveau dem des Vorgebrachten entsprach.
Auch da musste ich an Gender und die Veranstaltungen der Friedrich-Ebert-Stiftung denken. Das Grundschema scheint sich in 100 Jahren nicht geändert zu haben.
Er fühlte sich auch auf Parteienebene bedroht, er beschreibt die „Verbrüderung zwischen Marxismus und Zentrum” (gemeint: Zentrumspartei),
Der Marxismus aber stellt sich als den in Reinkultur gebrachten Versuch des Juden dar, auf allen Gebieten des menschlichen Lebens die überragende Bedeutung der Persönlichkeit auszuschalten und durch die Zahl der Masse zu ersetzen.
Und
Der deutsche Staat wird auf das schwerste berannt vom Marxismus. Er hat in seinem siebzigjährigen Kampf den Sieg dieser Weltanschauung nicht zu verhindern vermocht, sondern wurde trotz insgesamt Tausenden von Jahren an Zuchthaus- und Gefängnisstrafen und blutigster Maßnahmen, die er in zahllosen Fällen über die Kämpfer der ihn bedrohenden marxistischen Weltanschauung verhängte, dennoch zu einer fast vollständigen Kapitulation gezwungen.
So wie es sich im Jahre 1918 blutig gerächt hat, daß man 1914 und 1915 nicht dazu überging, der marxistischen Schlange einmal für immer den Kopf zu zertreten, so mußte es sich auch auf das unseligste rächen, wenn man im Frühjahr 1923 nicht den Anlaß wahrnahm, den marxistischen Landesverrätern und Volksmördern endgültig das Handwerk zu legen.
An dem Tage, da in Deutschland der Marxismus zerbrochen wird, brechen in Wahrheit für ewig unsere Fesseln.
Man müsse nur den Marxismus loswerden, dann komme das ewige (tausendjährige?) Reich.
Ich kommentiere das jetzt mal nicht an dieser Stelle, sondern weiter unten.
Rassismus
Schon im Rückblick in die Vergangenheit wird klargestellt, dass er auf diesem Rassen- und Bluttrip ist:
Widerwärtig war mir das Rassenkonglomerat, das die Reichshauptstadt [Wien] zeigte, widerwärtig dieses ganze Völkergemisch von Tschechen, Polen, Ungarn, Ruthenen, Serben und Kroaten usw., zwischen allem aber als ewiger Spaltpilz der Menschheit – Juden und wieder Juden. Mir erschien die Riesenstadt als die Verkörperung der Blutschande.
Je länger ich in dieser Stadt weilte, um so mehr stieg mein Haß gegen das fremde Völkergemisch, das diese alte deutsche Kulturstätte zu zerfressen begann. Der Gedanke aber, daß dieser Staat noch längere Zeit zu halten wäre, erschien mir geradezu lächerlich.
Und wieder das Schema Individualismus gegen Kollektivismus mit Rasse als Prellbock dazwischen:
Diese Lehre [Marxismus] stellt ein unzertrennliches Gemisch von Vernunft und menschlichem Aberwitz dar, aber immer so, daß nur der Wahnsinn zur Wirklichkeit zu werden vermag, niemals die Vernunft. Durch die kategorische Ablehnung der Persönlichkeit und damit der Nation und ihres rassischen Inhalts zerstört sie die elementaren Grundlagen der gesamten menschlichen Kultur, die gerade von diesen Faktoren abhängig ist. Dieses ist der wahre innere Kern der marxistischen Weltanschauung, sofern man diese Ausgeburt eines verbrecherischen Gehirns als „Weltanschauung“ bezeichnen darf. Mit der Zertrümmerung der Persönlichkeit und der Rasse fällt das wesentliche Hindernis für die Herrschaft des Minderwertigen – dieses aber ist der Jude.
Und zur Vorgehensweise:
Es wäre ein Wahnwitz, den Wert des Menschen nach seiner Rassenzugehörigkeit abschätzen zu wollen, mithin dem marxistischen Standpunkt: Mensch ist gleich Mensch den Krieg zu erklären, wenn man dann doch nicht entschlossen ist, auch die letzten Konsequenzen zu ziehen. Die letzte Konsequenz der Anerkennung der Bedeutung des Blutes, also der rassenmäßigen Grundlage im allgemeinen, ist aber die Übertragung dieser Einschätzung auf die einzelne Person. So wie ich im allgemeinen die Völker auf Grund ihrer rassischen Zugehörigkeit verschieden bewerten muß, so auch die einzelnen Menschen innerhalb einer Volksgemeinschaft. Die Feststellung, daß Volk nicht gleich Volk ist, überträgt sich dann auf den einzelnen Menschen innerhalb einer Volksgemeinschaft etwa in dem Sinne, daß Kopf nicht gleich Kopf sein kann, weil auch hier die blutsmäßigen Bestandteile wohl in großen Linien die gleichen sind, allein im einzelnen doch tausendfältigen feinsten Differenzierungen unterliegen.
Was heißt das? Es ist eine zentrale Aussage. Es heißt, dass Rasse (Rassismus) in seinen Augen das Antidot gegen Marxismus ist, weil in seinen Augen aus Rasse und Blut im Großen die Unterschiedlichkeit von Völkern und im kleinen die Unterschiedlichkeit von Personen folge, Hauptelement des Marxismus aber deren unbedingte Gleichheit sei.
Ich habe noch eine wichtige Stelle gesehen, die ich aber momentan nicht mehr finde, weil ich die exakte Formulierung nicht mehr in Erinnerung habe.
Hitler war, wie da lang und breit ausgeführt wird, offenkundig Rassist. Das führt aber noch nicht unmittelbar dazu, dass er das in seinen „Kampf” und seine Staatskonstruktion einbezog. Er schreibt, dass „Rassen” unterschiedlich wert sind und sie unterschiedlich viel leisten.
Alles, was wir heute auf dieser Erde bewundern – Wissenschaft und Kunst, Technik und Erfindungen – ist nur das schöpferische Produkt weniger Völker und vielleicht ursprünglich e i n e r Rasse. Von ihnen hängt auch der Bestand dieser ganzen Kultur ab. Gehen sie zugrunde, so asinkt mit ihnen die Schönheit dieser Erde ins Grab.
Er schreibt ziemlich umfangreich – allerdings ohne irgendeine Quellenangabe oder das irgendwie herzuleiten, so gesehen ist das alles Gebrabbel eines wissenschaftlich völlig Ungebildeten, da wird einfach irgendein Käse daherblubbert, aber es kommt hier eben auf die subjektive Seite und die Wirkung auf Empfänger an – über Rassen, deren unterschiedliche Fähigkeiten und Wert, und die Notwendigkeit der Erhaltung der höchstwertigen Rasse.
Dsa entspricht so weit den Ausstellungen und Museen zum Dritten Reich. Ein Aspekt ist aber anders, etwas verläuft da in anderer Weise als dargestellt. Zwar redet er davon, dass Rassen auf keinen Fall vermischt werden dürften, weil das sofort zum Niedergang führen würde. Und auch von einer Art Wettbewerb, von einer Ermittlung der besseren. Ich habe jetzt beim Querlesen aber keinen Beleg gefunden, dass er primär und unmittelbar Rassen vernichten wollte. Es läuft zunächst mal auf ein getrenntes Nebeneinander hinaus. Schlechte Rassen würden von selbst zugrundegehen. Es ist aber zunächst auch nur Meinung, kein Kampf, gar Vernichtungskampf. Wie kommt dieses Thema Rasse, von dem er zweifellos besessen war, in diesen „Kampf” hinein?
Da sehe ich zwei Aspekte.
Der eine ist, dass er darüber schimpft, dass man Juden als Konfession ausgebe, sie aber eine Rasse seien. Während ihn Konfessionen nicht stören würden, sieht er eine Vermischung als Rassenvernichtung an, weil er überzeugt ist, dass Mischung zu unfähigen Mischwesen führte. Zweifellos erwuchsen daraus die Nürnberger Rassengesetze, das Verbot von „Mischehen”.
Der wichtigere Aspekt ist aber wieder, sich vom Marxismus angegriffen zu fühlen. Denn der Marxismus leugne Individualität, stehe für Kollektivismus und völlige Gleichheit von Menschen. Hitler schrieb aber mehrfach, dass er den Wert des Menschen, seine Kreativität und Leistungsfähigkeit im Individuum, in der Person sehe. Die aber werde überhaupt erst durch die Rasse ermöglicht. Der Marxismus verleugne die Person und das Individuum nicht nur, er verhindere sie systematisch durch Gleichbewertung und Durchmischung von Rassen, entziehe also die beiden Grundlagen für jegliche Leistung und Kreativität. Es sein ein Angriff auf das, was die Welt am Leben halte. Das heißt, es geht nicht um Rassismus als Selbstzweck, sondern darum, Rassen gegen Marxismus zu schützen. Nur der Marxismus ist aber das Kampfmotiv und darüber wird erst der Rassismus in den Kampf einbezogen – und zur Waffe gemacht. Weil sich Rasse und Marxismus gegenseitig ausschlössen, das eine also das andere angreift.
Propaganda und Aktivismus
Man wird nicht bestreiten können, dass Hitler ein sehr mächtiger Redner und Propagandist war. Wieviele Menschen gibt es, deren Redestil so durchdringend und charakteristisch ist, dass ihn auch über 70 Jahre später jeder erkennt? (Naja, frühere Redner hatte nicht die Möglichkeit der Tonaufnahme, aber danach kam auch niemand vergleichbares mehr.) Propaganda nimmt in dem Buch einen großen Stellenwert ein, es gibt gleich drei Kapitel über Rede und Propaganda. Er hielt sie für sehr wichtig.
Kriegspropaganda
Bei meinem aufmerksamen Verfolgen aller politischen Vorgänge hatte mich schon immer die Tätigkeit der Propaganda außerordentlich interessiert. Ich sah in ihr ein Instrument, das gerade die sozialistisch-marxistischen Organisationen mit meisterhafter Geschicklichkeit beherrschten und zur Anwendung zu bringen verstanden. Ich lernte dabei schon frühzeitig verstehen, daß die richtige Verwendung der Propaganda eine wirkliche Kunst darstellt, die den bürgerlichen Parteien fast so gut wie unbekannt war und blieb. […] Zu welch ungeheuren Ergebnissen aber eine richtig angewendete Propaganda zu führen vermag, konnte man erst während des Krieges ersehen.
Dabei hat er sich deutlich am Marxismus orientiert:
Was dem Marxismus die Millionen von Arbeitern gewonnen hat, das ist weniger die Schreibart marxistischer Kirchenväter als vielmehr die unermüdliche und wahrhaft gewaltige Propagandaarbeit von Zehntausenden unermüdlicher Agitatoren, angefangen vom großen Hetzapostel bis herunter zum kleinen Gewerkschaftsbeamten und zum Vertrauensmann und Diskussionsredner; das sind die Hunderttausende von Versammlungen, bei denen, in qualmender Wirtsstube auf dem Tische stehend, diese Volksredner auf die Massen einhämmerten und so eine fabelhafte Kenntnis dieses Menschenmaterials zu gewinnen wußten, was sie erst recht in die Lage versetzte, die richtigsten Angriffswaffen auf die Burg der öffentlichen Meinung zu wählen. […]
Wir haben hier aus dem Studium marxistischer und bürgerlicher Versammlungstechnik zu lernen versucht und haben auch gelernt.
Die Marxisten hatten von jeher eine blinde Disziplin, so daß der Gedanke der Sprengung einer marxistischen Versammlung wenigstens von bürgerlicher Seite gar nicht kommen konnte. Um so mehr beschäftigten sich immer die Roten selbst mit derlei Absichten. Sie hatten es allmählich nicht nur zu einer bestimmten Virtuosität auf diesem Gebiete gebracht, sondern gingen endlich so weit, in großen Gebieten des Reiches eine nichtmarxistische Versammlung an sich schon als Provokation des Proletariats zu bezeichnen; besonders dann, wenn die Drahtzieher witterten, daß bei der Versammlung ihr eigenes Sündenregister vielleicht aufgezählt werden könnte, um die Niedertracht ihrer volksbelügenden und volksbetrügerischen Tätigkeit zu enthüllen. Sowie dann auch eine solche Versammlung angekündigt wurde, erhob die gesamte rote Presse ein wütendes Geschrei, wobei sich diese prinzipiellen Gesetzesverächter nicht selten als erste an die Behörden wandten mit der ebenso dringenden als drohenden Bitte, diese „Provokation des Proletariats“, „auf daß Ärgeres verhütet werde“, sofort zu verhindern.
Auch da scheint sich in den letzten 100 Jahren nicht viel geändert zu haben.
In dem Augenblick, in dem in der Welt der bürgerlichen Demokratie, als Folgeerscheinung derselben, der Marxismus auftauchte, war ihr Appell, den Kampf mit „geistigen Waffen“ zu führen, ein Unsinn, der sich eines Tages furchtbar rächen mußte. Denn der Marxismus selbst vertrat von jeher die Auffassung, daß die Anwendung einer Waffe nur nach Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten zu erfolgen hat und das Recht hierzu immer im Gelingen liegt.
Auch das scheint sich nicht geändert zu haben. Die Anwendung einer Waffe erfolge nur nach Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten und das Recht dazu liege immer im Gelingen. Das trifft exakt die Definition und Bedeutung der „feministischen Theorie”. Das sind irgendwelche frei erfundenen Behauptungen und Beschuldigungen, die allein danach beurteilt werden, ob sie zum gewünschten Erfolg führen.
Hat Hitler auch das plagiiert? Hat er sich die Methode abgesehen, dass Waffen allein nach Zweckmäßigkeit zu beurteilen sind und das Recht zu ihrer Nutzung im Gelingen liegt? Dafür sprechen auch zwei weitere Textstellen:
Was dem Marxismus einst den Erfolg gegeben hatte, war das vollendete Zusammenspiel von politischem Wollen und aktivistischer Brutalität. […]
Die Überzeugung vom Recht der Anwendung selbst brutalster Waffen ist stets gebunden an das Vorhandensein eines fanatischen Glaubens an die Notwendigkeit des Sieges einer umwälzenden neuen Ordnung dieser Erde. Eine Bewegung, die nicht für solche höchste Ziele und Ideale ficht, wird daher nie zur letzten Waffe greifen.
Hat er gesehen, wie Marxismus funktioniert, und ihn dann in seinen Methoden imitiert?
Das Aufzeigen einer neuen großen Idee ist das Geheimnis des Erfolges der Französischen Revolution gewesen; der Idee verdankt die russische den Sieg, und der Faschismus hat nur durch die Idee die Kraft erhalten, ein Volk in segensreichster Weise einer umfassendsten Neugestaltung zu unterwerfen.
Bürgerliche Parteien sind hierzu nicht befähigt.
Ist das der Bauplan der Propaganda und der NSDAP? Kurz darauf kommt diese Stelle:
Mit der Gründung der NSDAP. war zum ersten Male eine Bewegung in Erscheinung getreten, deren Ziel nicht, ähnlich dem der bürgerlichen Parteien, in einer mechanischen Restauration der Vergangenheit lag, sondern in dem Bestreben, an Stelle des heutigen widersinnigen Staatsmechanismus einen organischen völkischen Staat zu errichten.
Die junge Bewegung stand dabei vom ersten Tage an auf dem Standpunkt, daß ihre Idee geistig zu vertreten ist, daß aber der Schutz dieser Vertretung, wenn notwendig, auch durch brachiale Mittel gesichert werden muß. Getreu ihrer Überzeugung von der ungeheuren Bedeutung der neuen Lehre erscheint es ihr selbstverständlich, daß für die Errichtung des Zieles kein Opfer zu groß sein darf.
Schlussfolgerungen in Bezug auf das Buch
Das kampfstiftende Element
In allen Ausstellungen, Gedenkstätten, Filmen, Dokumentationen, Darstellungen, die ich bisher gesehen habe, und das waren sehr viele, wird das Thema eigentlich immer darauf zugespitzt, dass Hitler und seine Nazis Judenhasser und Rassisten waren und sie deshalb alle umbringen wollten. Kurz und prägnant.
Basierend auf dem, was ich da vorgefunden habe, wäre das zumindest in Bezug auf Hitler selbst so nicht richtig. Zwar ist er zweifelsohne Judenhasser – oder wird es während des Schreibens des Buches, es wirkt so, als fange er milde an und steigere sich rein, das könnte aber auch Rhetorik sein – und unterstellt ihnen alles Böse und Schlechte. Und er ist auch Rassist, denn er reitet ja sehr deutlich auf seinen Vorstellungen von Rasse und deren Reinheit und Erhaltung herum. Aber das läuft eher auf der Ebene der Arroganz, Überheblichkeit, Selbsterhöhung, und der Überzeugung, dass reine Rassen die Welt erhalten und vorantreiben, während eine Vermischung zum Absturz und letzlich zum Weltuntergang führt.
Das kampfstiftende Element, der Gegner, ist eindeutig der Marxismus. Ohne den könnten Buch und Weltbild gar nicht existieren, und darin sieht er die Bedrohung. Der Kampf ist primär nicht der, wie es immer hingestellt wird, Arier gegen Juden. Es ist Individualismus gegen Kollektivismus, weil er im Individualismus sowohl auf Volks-, wie auch auf Personenebene die Überlegenheit einer Rasse sehen will.
Juden und Rassismus kommen dadurch eher mittelbar ins Spiel, als Mittel zum Zweck. Der Marxismus bedrohe die Welt, indem er Rassen vermische und die durch die Rasse erzeugte Individualität der Person, mithin die Funktion der Rasse, verneine. Rasse und Marxismus sieht er als sich gegenseitig ausschließende Gegenpole, aber die Rasse als welterhaltend und -zeugend, den Marxismus dagegen als weltvernichtend und Kampfmittel einer unterlegenen Rasse, um zum Erfolg zu kommen. Deshalb sieht er Erhalt und Stärkung der Rasse als das einzige und das wirksame Gegenmittel gegen Marxismus. Aber nicht um Rassismus durchzusetzen, sondern eher die für ihn bereits zufriedenstellend bestehende Rassentrennung gegen den Angriff zu verteidigen. Ohne Marxismus hätte er damit kein Kampfmotiv gehabt. Auch wenn er manche Rassen als minderwertig ansieht, hält er sie doch für eine Folge der Entwicklung und nicht per se als Angriffsziel. Er will nicht minderwertige Rassen bekämpfen, sondern deren Vermischung und das marxistische Ziel der Vermischung.
Als Akteure hinter dem Marxismus sieht er die Juden, unterstellt eine eins-zu-eins-Beziehung: Marxismus ist jüdisch und Juden sind Marxisten. Er identifiziert das um damit zu einem konkret greifbaren Gegner zu kommen.
Zutreffend ist sicherlich, dass er das dann später in der Propaganda – zu deren Macht und Wichtigkeit er sich ja ausführlich äußert – anders dargestellt hat und die Masse der Anhänger tatsächlich auf Judenvernichtung und Rassenhass abgerichtet hat. Das Motiv dahinter ist aber der Marxismus.
Und dazu gehört auch, dass er sich – subjektiv und wie er sich darstellt – nicht als Angreifer sah. Es wird immer gern so dargestellt, als habe er rundherum alles angegriffen, allem den Krieg erklärt. Er sah sich aber als Verteidiger, wähnte sich in Notwehr, sah sich als die letzte Verteidigungslinie gegen die marxistische Rassenvermischung, die zum Untergang von Kultur und Welt führen müsse.
Deshalb halte ich Betrachtungen dieses NS-Komplexes nun für unvollständig, wenn sie nicht die Situation dieses damaligen Handlungsdrucks beschreibt. Gerade hatte die brutale Oktoberrevolution stattgefunden und von 1927 bis 1953 tobte der Stalinismus mit enormer Gewalt, totalitär, marxistisch-leninistisch, mit dem Ziel einer weltweiten Revolution und Ausbreitung.
Hitler und sein Nationalsozialismus waren eindeutig eine Reaktion, eine Abwehrhaltung dagegen. Ohne Marxismus kein Nationalsozialismus.
Zusammengeklaut und plagiiert
Der gesamte NS-Komplex wird immer als eine Anhäufung, ein Zusammenklumpen charakterischer Eigenschaften dargestellt. Aussehen, Symbolik, Architektur, Sprache, Propaganda, Brutalität, Aufmärsche und so weiter.
Auch das stimmt so nicht. Da ist wirklich überhaupt nichts „auf eigenem Mist gewachsen”. Alles, wirklich alles, und ich glaube inzwischen ausnahmslos alles ist zusammenplagiiert und zusammengeklaut. Von Mussolini, vom Zeitgeist, und wie sich an diesem Buch zeigt, auch vom Marxismus selbst. Er hält sich zwar für einen Kunstmaler und betont die Kreativität der überlegenen Rasse, tatsächlich aber ist das gesamte Ding, alles an Hitler, von vorne bis hinten zusammengeklaut und zusammenplagiiert. Da ist kein einziges selbsterfundenes Element zu finden.
Zu Symbolik und Begriffen habe ich neulich schon etwas geschrieben, das wiederhole ich jetzt nicht. Das ganze Erb- und Rassengedöns war (siehe oben) damals Zeitgeist und weltweit verbreitet.
Was ich aber frappierend finde: Nach den Textstellen in diesem Buch hat er auch seine ganze Strategie und Vorgehensweise von den Marxisten abgekupfert. Es zieht sich durch das Buch, dass er den Marxismus zwar als schädlich, aber in seiner Vorgehensweise als schlau, effektiv und siegreich ansah, während er die „bürgerlichen Parteien” für wehrlos hielt.
Ein wesentlicher Inhalt dieses Buches ist, dass er den Marxismus in seiner Vorgehensweise zwar für äußerst dreckig, aber allem anderen weit überlegen hielt. Es geht in diesem Buch auch darum, dass er den Marxismus (pseudo-)analytisch betrachtet und dessen Methoden, die er erkannt zu haben glaubt, imitiert, übernimmt, plagiiert. Oder – der Rassismus – als Gegenmittel, als Komplement, als Negativabdruck daran ausgelegt.
Die Absicht des Buches und die Konstruktion des ganzen Nationalsozialismus lassen sich damit eigentlich auf ein Schlagwort reduzieren: Den Marxismus mit seinen eigenen Waffen bekämpfen.
Die Rede- und Versammlungstechnik, ein typisches und herausstechendes Merkmal, sind geklaut. Er beschreibt, dass er dies bei den Marxisten sieht, dass es erstaunlich wirksam ist, und dass man es genauso machen müsse. Die Technik, politische Gegner mundtot zu machen, ihre Versammlungen zu stören und zu sabotieren – von den Marxisten übernommen. (Ich kann es mir nicht verkneifen: Man kann das heute immer wieder an Universitäten und bei Demos sehen, es ist Antifa-Technik.)
Selbst die Gewalt, der Massenmord, das Durchführen des Ungeheuerlichen, es ist abgekupfert, nachgeahmt, imitiert. Er sieht, dass die Marxisten mit einer Doppeltechnik großen Erfolg haben: Propaganda und rohe Gewalt. Er beschreibt das und ahmt es nach. Er kopiert es. (An anderer Stelle habe ich irgendwo gelesen, dass auch die Konzentrationslager nur eine Nachahmung der Gulags und der stalinistischen systematischen Tötung Oppositioneller waren.)
Das Ablegen jeder Moral und Menschlichkeit: Er beschreibt, dass die Marxisten ihre Methoden allein danach beurteilen, ob sie zweckmäßig sind, ob sie das verfolgte Ziel erfüllen. Das „Gelingen” rechtfertige ihre Anwendung. (Heute würde man sagen: Der Zweck heiligt die Mittel.) Er schreibt sogar, dass er sich dabei habe überwinden müssen, das nachzuahmen. Daraus entstand aber eben der Holocaust. Am Anfang standen Beobachtung, (Pseudo-)Analyse und Nachahmung des Marxismus, einschließlich des völligen Verzichts auf jede Moral, jede menschliche Zurückhaltung.
Es ging um das Bekämpfen des Marxismus mit eigenen Mitteln, egal wie schrecklich, egal zu welchem Preis. Das Gelingen liefere die Rechtfertigung.
Ich habe häufig im Blog geschrieben, dass ich immer wieder den Eindruck habe, als würden Linke, Soziologen und so weiter bei Hitler nur Mord und Symbolik beschreiben, aber die dessen Methoden und Vorgehensweisen. Gerade die sähe ich heute bei den Linken und ich folgerte daraus, dass man sie deshalb nicht erwähnte, weil man sie für eigene Zwecke übernehmen und nutzen wollte.
Ich glaube, da habe ich mich gründlich geirrt. Nach dem, was ich da nun gelesen habe, sind alle diese Methoden originär (oder jedenfalls vorher) Methoden der Marxisten gewesen. Hitler hat sie kopiert und übernommen, nicht die Linken. Linke werden heute noch fuchtig, wenn Rechte ihre Methoden nachahmen. Der ganze Nationalsozialismus ist eigentlich nur eine nahezu deckungsgleiche Kopie des Marxismus, nur die zwei Parameter Kollektivismus zu Individualismus und Gleichheit zur Rassismus verdreht. Sonst ist das gleich, und das kann nicht verwundern, denn so ist es gebaut und konstruiert. Es ist ein Plagiat, eine Kopie.
Ich habe – oben und früher – gerügt, dass mir Holocaust- und NS-Ausstellungen immer irgendwie unlogisch, lückenhaft, unvollständig vorkommen. Viel Horror, viel Grauen, viel Propaganda, aber wenig oder keine Methodik, kaum Motiv. Hitler vernichtete die Juden. Am Rand wird erwähnt, dass auch „Kommunisten” und „Zigeuner” in KZs landeten, aber nur selten wird ein Zusammenhang. Ich gewinne gerade den Eindruck, dass das ausgespart wird, was zu deutlich als Plagiat des oder Reaktion auf Marxismus erscheinen würde. Es wird vorrangig das gezeigt, was so gegnerisch war, dass es als singulär erscheint, oder woanders plagiiert war.
In mir sublimiert sich gerade die Überzeugung, dass eine isolierte NS-Ausstellung nicht historisch korrekt sein kann.
Sollte ich jetzt in diesem Augenblick, mit meinen derzeitigen Gedankengängen, eine Ausstellung konzipieren – was ich nicht will, aber einfach hypothetisch angenommen – dann müsste die auf Totalitarismus im 20. Jahrhundert lauten, und bei Marx im 19. Jahrhundert anfangen und open end bis heute gehen und jährlich fortgeschrieben werden müssen. Man müsste Stalin, Mussolini, Hitler, Mao und einige mehr betrachten und sie quasi tabellarisch nebeneinander stellen: Wer hat was von wem wo wie abgekupfert, wer hat wen als Nachahmer oder Gegner bedingt, wer hat wo wie wieviele Menschen umgebracht und warum. Ich halte es für historisch nicht richtig, Nationalsozialismus als isoliertes, singuläres Phänomen darzustellen. Das gehört alles zueinander. Auch die amerikanische McCarthy-Ära von 1947 bis 1956 gehört in diesen „Kulturkampf”.
Erfolg
Ich sehe da noch einen sehr wichtigen Aspekt, der in Ausstellungen, Büchern, Sendungen eigentlich nie erwähnt wird, weil er erstens nicht offensichtlich ist und zweitens seine Wirkung erst viel später, bis heute, entfaltet hat:
Mit dem, was Hitler als Hauptziel angab, nämlich den Marxismus aufzuhalten, hatte er in gewisser Weise Erfolg. Bis 1945 konnten sich der russische Marxismus, der Stalinismus, nicht wie geplant nach Westen über Europa ausbreiten. Selbst danach gab es durch das Zerwürfnis der Siegermächte und den kalten Krieg eine Mauer quer durch Europa – bis 1990. Bis dahin waren Aktivitäten vornehmlich geheimdienstlicher Natur, etwa die Studentenrevolten und die 68er anzustiften. Erst mit dem Zerfall der DDR und dem Beitritt zu Westdeutschland hat wieder eine offizielle Ausdehnung eingesetzt.
Ich glaube, dass das ein meist übersehener Punkt ist, warum das Thema Hitler auch 70 Jahre nach Kriegsende noch in ständiger Präsenz gehalten und unablässig aufgekocht wird. Nicht der Holocaust, sondern das Verderben der Weltrevolution. Hitler (und ferner Mussolini) wird als verantwortlich dafür angesehen, dass wir kein kommunistisches Einheitseuropa im Stil einer Sowjetunion haben.
Schlussfolgerungen in Bezug auf die heutige Entwicklung
Ich komme zu dem Eindruck, dass praktisch alles, was wir politisch bis heute erleben – DDR, Antifaschismus, 68er, Linke, Feminismus, Genderismus, Netzdurchsetzungsgesetz, Political Correctness, Kampf gegen Rechts, Antifa und so weiter – eine unmittelbare Folge des linken Traumas sind, das Hitler hinterlassen hat.
Der Schock, dass der als überlegen angesehenen Ideologie und dem als unausweichlich siegreich angekündigten Klassenkampf nicht nur Gegner finden könnte, sondern überhaupt jemanden, der sich mit solcher Vehemenz, solcher Brutalität, solcher Konsequenz und so vielen – geordneten und verwalteten – Toten und europaweiter Zerstörung bis nach Russland entgegenstellen kann. Nach marxistischer Lehre kann es das nicht geben. Und die – jüdisch besetzte und in die USA emigrierte – Frankfurter Schule drehte sich ja genau um die Frage, warum der Kommunismus vorhersagewidrig versagt hat, den großen siegreichen Klassenkampf herbeizuführen. Man sah frustriert-überrascht, dass die Zustände im amerikanischen Kapitalismus viel angenehmer als die im Kommunismus war und suchte fieberhaft nach einem anderen Klassenkampfmotiv. Aus der Verschmelzung mit Freund-Anhängern entstand das Sexualthema als Kapitalismus-Substitut, und deshalb haben wir heute Feminismus, Gender und Regenbogen. Hat aber nicht funktioniert.
Ich glaube nicht mehr, dass es hier noch – wie behauptet – um den Holocaust und den Massenmord geht. Das ist nur noch Rabulistik, um den Zulauf klein zu halten. Und zwar aus zwei Gründen: Der erste ist, dass sich Marxisten noch nie um ein paar Millionen Tote mehr oder weniger geschert haben. Das 20. Jahrhundert brachte so um die 100 Millionen Tote, da kommt es ideologisch auf 10 mehr oder weniger nicht an, und Wesen der Kommunisten war es ja tatsächlich, nicht an Moral, sondern am Ergebnis zu messen.
Der zweite Grund ist, dass man sich am arabischen Import-Semitismus nicht stört. Die Frage kam ja schon öfters auf, warum man bei Deutschen jedes Staubkorn als Nazi brandmarkt und an die Wand nagelt, arabischer Antisemitismus aber niemanden interessiert oder stört. Würde man den Antifaschismus ehrlich meinen, müsste man doch gegen Antisemitismus und Islamismus auf die Barrikaden gehen und diesen Leuten Zugang verwehren. Das Gegenteil ist aber der Fall. Das aber dürfte und könnte nicht passieren, wenn es wirklich um den Schutz von Juden geht. Man nimmt es aber achselzuckend hin, dass in Europa immer mehr Gegenden, Schulen, Örtlichkeiten für Juden zur No-Go-Area werden, der Antisemitismus wieder hochkocht. Antisemitismus scheint – inzwischen? – weitgehend irrelevant geworden zu sein.
Ich habe den Eindruck, dass es vorrangig – aber nicht offensichtlich, sondern verdeckt – darum geht, dass man in Rassismus, Nationalsozialismus, Fremdenfeindlichkeit eine probate Blockademethode gegen Marxismus sieht.
Und dass „Nazi” damit nicht in der Bedeutung „Judenmörder” gemeint, sondern nur rabulistisch so gebraucht wird, faktisch aber „Marxismus-Oppositioneller” meint.
Ich war verblüfft, in den letzten Jahren, in denen ich mich mit Gender Studies befasst habe, an vielen Universitäten, besonders in Soziologie und auch anlässlich der Besetzung der soziologischen Fakultät an der Humboldt-Universität zu sehen, wie intensiv die dort alle auf Marx – oder ersatzweise Frankfurter-Schulen-Nachzügler Habermas – abfahren und Marxismus-Seminare abhalten und „Kapitalismus-Kritik” üben. Marxismus im großen Stil, aber nach außen unauffällig.
Ich habe oft geschrieben, dass mich die Verschiebung des Verfassungsrechts sehr stört, von der ich ja auch betroffen war, die nämlich von den individuellen Grundrechten – und nur solche haben wir eigentlich – zu den kollektiven geht – die es eigentlich nicht gibt. Der geänderte Artikel 3 Grundgesetz geht sehr deutlich in die Richtung, die anderen Grundrechte, die individuell auf den einzelnen Grundrechtsträger ausgelegt sind, außer Kraft zu setzen oder als nachrangig herabzustufen, und Kollektive wie „die Frauen” an erste Stelle zu setzen.
Ebenso der ganze Gleichstellungs- und Frauenquotenzauber samt Gender Pay Gap. Das läuft alles auf marxistische – und schon von Hitler beschriebene – marxistische Ziele hinaus, nämlich die völlige Gleichheit von Menschen, die Ablehnung jeder Individualität, und den Zuschnitt auf Kollektive.
Ich habe den Eindruck, dass dieser Kommunismus-Druck, die Oktoberrevolution, nie geendet hat und seit über hundert Jahren fast permanent besteht. Aber, so mein Eindruck, dass man dabei die Erkenntnis aus dem Dritten Reich gezogen habe, dass sie in Europa und den USA nicht in der Art eines schnellen, gewaltsamen Umbruchs funktioniert, weil das nach dem Schema actio = reactio zu einer Riesenkatastrophe und zu einem Scheitern führe. Ich habe den Eindruck, dass man das nun klein, unauffällig, schrittweise macht. 68er, Feminismus, Genderismus, Immigration, alles so kleine Steigerungen. Muslime sind frauen- und schwulenfeindlich? Egal. Frauen waren vorgestern, Schwule waren gestern auf der Tagesordnung, heute sind wir einen Schritt weiter. Wie der sprichwörtliche Frosch, der angeblich aus kochendem Wasser springt, aber langsam erwärmtes Wasser nicht bemerkt.
Dazu würde auch das alte und schon in diesem Buch beschriebene Grundschema passen: Propaganda und Gewalt. ARD und Antifa. Das Stören, Sabotieren, Verhindern oppositioneller Veranstaltungen. Kann man als Technik gerade bei allen Demos und Veranstaltungen beobachten, die irgendwas mit AfD zu tun haben. Ich dachte immer, die Antifa kopiert die SA. Nein, es war andersherum. Und deshalb erscheinen Linke auch so „faschistisch”. Sie sind es im Wortsinne. Faschismus kommt begrifflich von den Kampfgruppen Mussolinis (siehe frühere Blogartikel), aber Marxisten und Nationalsozialisten verwendeten das gleiche Schema. Antifa ist exakt Faschismus. Im Wortsinne. Kleine, unabhängige Kampfgruppen. Neudeutsch: Autonome.
Und deren Ziel ist: Jede Form von Nationalismus und Individualismus zu verhindern (was nach diesem Buch sogar das gleiche ist, und im Großen und im Kleinen). Weil man vor hundert Jahren gesehen hat, dass das den Marxismus als Gegenmittel aufhalten kann.
Und darin fügt sich auch die Ablehnung meiner Verfassungsbeschwerde nahtlos ein: Verfassungsrecht und Prüfungsrecht sind Individualrecht. Die Beschwerde lief auf einheitliche Prüfungsmaßstäbe hinaus, die den Zweck haben, die Guten von den Schlechten zu unterscheiden, salopp gesagt. Genau das läuft aber marxistischen Ideen, Frauenquoten, Gender Studies, „Teilhabe” und den Schriften der Verfassungsrichterin Baer zuwider. Da will man Gleichheit, Gleichbewertung, Quotenanteile um jeden Preis. Nur keine Qualität fordern. Als fürchte man noch nach hundert Jahren alles, was auf Leistungsunterschiede hinweisen kann. Der Grund, warum ich hier sitze und über dieses Thema schreibe, ist, dass ich da versehentlich zwischen die Fronten geraten bin.
Insgesamt stellt sich mir das heute so dar, dass wir im Prinzip eine Kommunisierung auf kleiner Flamme haben, in kleinen Schritten. Und dass wir permanent überwacht werden, dass da auch nirgends Ansätze „rechter” Gedanken aufkommen. Also ob man so diese Gegenreaktion, diese Abwehrreaktion vermeiden könnte. Und ich habe den Eindruck, dass die Soziologen die Ingenieure und Überwacher dieser Gesellschaftsänderung sind. Dass die das alles am Monitor bewachen. Und wenn die was finden, kommt die Antifa und haut drauf. Und wenn die sagen, Oh, Vorsicht, da tut sich was im Internet, da ist Widerstand zu erkennen, den man wegen Anonymität nicht verprügeln kann, dann kommt die Propaganda-Front und schreit „Hate Speech” und dann kommt ein Netzdurchsetzungsgesetz. Und die Stasi, weil die sagt, sie kennt sich mit sowas aus. Marxismus schlückchenweise bei gleichzeitiger Unterdrückung der Gegenreaktion.
Ich habe gerade eine komische Mischung aus zwei widersprüchlichen Gefühlen.
Das eine sagt mir „Endlich bin ich durch den Morast durch, hinten wieder rausgekommen und habe die Erklärung für das alles gefunden, es im Ganzen verstanden.” Ich habe es aufgeklärt, kapiert, bin fertig, und kann mich nach 6 Jahren endlich wieder anderen Themen zuwenden. Es geht nicht um Fremde, es geht nicht um Rassismus, es geht um die Achse Individualismus gegen Marxismus, verbunden mit Propaganda und Gewalt, das ist alles. Kurz und einfach. Fertig.
Das andere sagt mir, und ich habe das ja neulich schon beschrieben, dass wir dadurch in einer Situation sind, die der von vor 100 Jahren sehr ähnlich ist. Da hatte ich noch nicht in „Mein Kampf” gesehen. So dümmlich es in vielerlei Hinsicht geschrieben ist, Hitler war ein ungebildeter, kleingeistiger Schwätzer und das spießige Bild vom röhrenden Hirsch im Schlafzimmer trifft genau, aber er war eben auch ein Beobachter (und deshalb effektiver Plagiator), der mit begrenzten geistigen Mittel und aus einer muffig-piefigen Weltsicht heraus den Marxismus beschrieben hat. Schwer zu lesen, weil zwar strukturiert, aber nicht in durchgehenden Zusammenhängen, man hangelt sich wirklich am besten per Suchfunktion von Begriff zu Begriff. Aber das, was er beschreibt, soweit es als Beschreibung überhaupt greifbar ist, trifft frappierend genau auch auf die heutige Situation zu. Zieht man nur dieses Buch heran – und ich habe es nicht mal ganz und linear gelesen und mir fehlt da weitgehend das historische Wissen zu weitergehenden Einordnungen – dann beschreibt es fast passgenau die heutige politische Lage. Nur mit einem zentralen Unterschied: Damals kamen die Marxisten selbst und machten sich selbst zum Gegner. Heute werden Araber und Afrikaner gebracht, sind also Akteure und augenscheinliche Gegner verschieden. Auch das vielleicht als Lehre von damals, dass es gefährlich ist, das selbst zu tun.
Als ich gestern an diesem Buch saß, darin herumgelesen habe und dabei den Teil oben mit den Zitaten geschrieben habe, bekam ich von vielen Lesern den Hinweis auf das Tagesthemen-Interview mit Yascha Mounk.
Ich dachte, ich fasse es nicht, was ich da sehe. Ich dachte, das ist doch der blanke Wahnsinn.
Eben noch lese ich in Hitlers „Mein Kampf”, wie er behauptet, dass Juden durch Marxismus und Rassenvermischung das Land vernichten wollten, und dachte dabei noch an Amygdala und psychische Erkrankungen. Eine Leserin hatte mich gestern abend zum Thema Amygdala darauf hingewiesen, dass ich mich über Schocktraumen informieren möge. Man habe herausgefunden, dass Bedrohungsstress, der nicht durch Flucht oder Kampf abgebaut werden kann, zu einem Totstellreflex führe, der höchst schädlich sei, weil die Hormone nicht abgebaut werden könnten. Würde ein solcher Zustand länger als 3 Wochen andauern, andauern, führe dies zu Hirnveränderungen zwischen Amygdala und Hippocampus mit der Folge von Depressionen, Angststörungen, Panikattacken, Neurosen, weil sich der Bedrohungszustand damit dauerhaft verfestige und immer wieder erlebt werde. Über sowas in der Art hatte ich da nachgedacht, ob der vielleicht seine Familie oder den ersten Weltkrieg nicht vertragen hat.
Und dann kommt dieses Tagesthemeninterview mit einem jüdischen Soziologen, der davon redet, dass man ein Experiment durchführe, um eine monoethnische, monokulturelle Demokratie in eine multiethnische zu verwandeln, und meint, das könnte klappen, vielleicht wird es das auch, Verwerfungen wären natürlich dabei.
Ich dachte, mir bleibt das Hirn stehen und ich krieg’s nicht mehr in Gang.
Ich habe mir das drei, vier, fünfmal angesehen um mir sicher zu sein, dass ich nicht als Folge des verbotenen Buches Halluzinationen habe, wie in Gruselromanen. Hat der das jetzt wirklich gesagt? Deshalb fand ich diese Änderung bei Wikipedia so frappierend. Zumal es auch noch eine andere Fernsehsendung gab, in der er das gesagt hat, und auch Zeitungsartikel dazu.
Inzwischen schrieb mir ein Leser, beides sei harmlos. Der blöke nur herum um sich wichtig zu machen und sein Buch zu verkaufen. Und Wikipedia habe auch nur das entfernt, was nicht in den ersten Absatz gehöre und von jemand anderem nach dem Interview eingefügt worden war.
Selbst wenn es nur eine Buchverkaufsmasche war (die ich dann für äußerst dumm und geschmacklos halten würde): Ist der wahnsinnig geworden, sowas zu sagen, falls es nur erfunden ist? Ich sehe hier gerade, wozu sowas führt und dann kommt der mit sowas daher.
Ich saß da gestern vor meinem Rechner und überlegte „was mache ich hier eigentlich?”. Ich kam mir auf einmal vor wie in so einem Geisterschocker wie „Die Mumie”, wo irgendwelche Idioten einen längst begrabenen böse Geist wieder aus dem Grab erwecken.
Ich wiederhole es: Ich halte die Situation, diesen Ideologiedruck, diesen Marxismus, diesen Kollektivierungsdruck, diese Political Correctness, diese Entindividualisierung, diese Immigration, diese Frauenquote, diese islamophilie, dieses Einschlagen auf jeden Widerstand, für allerhöchst gefährlich.
Die Situation gleicht in höchstem Maße alarmierend der Situation, die Hitler in diesem Buch beschreibt.
Und für besonders gefährlich halte ich, dass man Meinungen unterdrückt und löscht, alles als „rechtsradikal” wegwischt, aus der Diskussion verbannt, die Parteien nach links driften. Hitler beschreibt, dass ein Motiv für die Entscheidung zur Gewalttätigkeit war, dass die bürgerlichen Parteien in dem, was heute political correctness heißt, nicht erreicht und nur untertänig geschwiegen haben. Daraus folgte für ihn, dass der bürgerliche Weg als Abwehr nicht funktioniert und man deshalb die gewalttätigen Methoden der Marxisten übernehmen müsse.
Ich glaube nicht, dass unsere Regierenden wie Heiko Maas auch nur entfernt abschätzen können, welche Gefahr sie damit heraufbeschwören und wie ähnlich die Situation damit der damaligen ist.
Wenn ich damit recht habe, dass diese Gegenreaktionen auf evolutionärem Tribalismus und der Funktion der Amygdala beruhen, und nicht etwa – wie die Soziologen und Genderspinner behaupten – rein sozialisiert und anerzogen und damit umerziehbar ist – dann würde das fast unvermeidlich auf eine Wiederholung der Katastrophe hinauslaufen. Die Situation ist – einschließlich hoher Steuern und Zahlungen an das Ausland – verblüffend gleich, und der Rest wäre dann nur Neuromechanik.
Das war der erste Artikel meines Blogs, der mir wirklich sehr, sehr schwer gefallen ist und der mir schwer im Magen liegt.