Über den seltsamen Unterschied zwischen Vorstandsposten und Schokoladenhasen
Selbstwidersprüchlichkeit zum Kult erhoben.
Kennt Ihr Anke Domscheit-Berg? Die Politopportunistin? Zuerst war sie bei den Grünen, dann bei den Piraten, dann habe ich sie bei der SPD herumschwarwenzeln gesehen und jetzt ist sie per Frauenquote für die Linke als Abgeordnete im Bundestag gelandet, endlich hat sie ihren frauengerechten Job mit leistungsunabhängiger Bezahlung. Was tut man nicht alles für’s Geld. Es wäre schon gehässig, dabei an „Wanderhure” zu denken.
Die nun teilte der Welt ihren Groll über Osterhasen per Twitter mit:
Osterhasen jetzt in hellblau u in rosa "Für Mädchen". Die haben sie doch nicht mehr alle… #RosaHellblauFalle @machmirdiewelt pic.twitter.com/klsWV3lnkR
— anke domscheit-berg (@anked) 10. März 2018
Nun, so stellt sich mir die Frage, warum bieten die eigentlich rosa Hasen an? Und warum kauft man sie?
Ich habe eine – schon früher erwähnte – vierjährige, inzwischen womöglich fünfjährige, höchst eigenwillige Nachbarstochter, die kompromisslos auf rosa besteht (außer bei ihren blue jeans), nicht diskutabel. Sie weiß, was sie will, und sie will es. Da stellt sich mir die Frage: Warum soll sie es nicht kriegen, wenn sie es so will?
Im Möbelhaus kam ich auf dem Weg von Bürostühlen zum Treppenhaus durch die Kinderabteilung, in der verschiedene Kinderzimmer aufgebaut waren, in denen sich Kinder umsahen. Jungs breit verteilt, ein Mädchen in das Hochbett mit der Rutsche vertieft, alle anderen Mädchen dicht gedrängt im einzigen rosa Kinderzimmer, sogar mit rosa E-Gitarre. Da dachte ich mir: Ja, wenn’s ihnen nun mal gefällt, warum sollen sie es dann nicht kriegen? Wäre ich Vater einer Tochter und sie wünschte sich eine Barbie, dann bekäme sie die auch. Warum sollen Kinder nicht das bekommen, was ihnen gefällt?
Nun, ich habe die Nachbarstochter mal gefragt, warum Jacke, Schuhe, Fahrrad, Rucksack, alles rosa ist. (Mutti sagte, von ihr hätte sie das jedenfalls nicht.) Antwort: „Ich bin ein Mädchen! Siehst Du das nicht?” Sie betrachtet es als identitätsstiftend und geschlechtsausweisend. Aus dem gleichen Grund, aus dem sich erwachsene Frauen Schminke ins Gesicht hauen und Glitzerfummel anziehen. Habt Ihr mal Feministinnen ausgepackt? Ihr würdet staunen, wieviele von denen Unterhosen mit Zierschleifchen dran tragen.
Das immer wiederkehrende Element ist der Drang, etwas besonderes zu haben, zu bekommen, die Sonderbehandlung. Prinzessinnensyndrom. Das menschliche, angeborene Verhalten, andere Menschen in Sekundenbruchteilen optisch einzuteilen und zu kategorisieren, korrespondiert mit dem Drang, sich äußerlich so darzustellen, dass die Erkennung auch adäquat funktioniert. Es ist wichtig, sich von vornherein als weiblich, als Alpha-Rüde oder als sonstwas darzustellen, wenn der Fortpflanzungserfolg gewiss sein soll.
Und deshalb wollen viele Mädchen einfach einen Sonderhasen, einen identitätsstiftenden Hasen.
😂 Autsch! Menschen in Schubladen stecken, Klischees statt Vielfalt – das ist ja mal ne neue Definition von 'divers'! 😂
— Die Rosa-Hellblau👫Falle (@machmirdiewelt) 10. März 2018
Eine bemerkenswert unlogische Antwort.
Wenn kleine Mädchen keinen rosa Mädchenhasen bekommen sollen, warum fordert man dann, dass große Mädchen unbedingt weibliche Vorbilder in Industrie und Wirtschaft brauchen? Ist nicht gerade das ein Schubladendenken?
Warum können sich Frauen keinen männlichen Wissenschaftler oder Wirtschaftsboss zum Vorbild nehmen? (Es gibt übrigens Frauen, die sehen das bemerkenswert anders.) Warum ist das wichtigste Kriterium zur Identifikation, dass die Vorbilder weiblich, also rosa angemalt sind?
Und warum fordert und feiert man – auch Anke Domscheit-Berg sieht sie als Meilenstein – Frauenquoten für Vorstandsposten und Aufsichtsräte, regt sich aber auf, wenn bei Schokoladenhasen genau das gleiche passiert, nämlich die Hälfte davon als nur für Mädchen markiert wird? Mädchen können alle haben, Jungs nur die Hälfte?
Was ist der Unterschied zwischen rosa Schokoladenhasen für Mädchen und Quotenposten für Frauen in Aufsichtsräten? Warum wird das eine gefordert und das andere abgelehnt? Oder Gleichstellungsposten, die nur von Frauen besetzt werden dürfen?
Bleiben zwei Fragen:
- Wie kam Domscheit-Berg bei den Linken als Neueinsteigerin so schnell an einen Listenposten für die Bundestagswahl?
Die Linke fordert eine Frauenquote von mindestens 50% in allen Führungspositionen. Also wird sie auch auf ihrer eigenen Liste die Posten blau und rosa gefärbt haben. Anscheinend ist Domscheit-Berg über so einen rosa-Platz auf die Liste gekommen, denn politische Leistung kann ich mir da nicht vorstellen.
Warum aber will sie dann Mädchen ihren rosa Schokoladenhasen vorenthalten, wenn sie selbst doch rosa-surft?
- Wer wählt sowas?