Ansichten eines Informatikers

ARD: Alles Schlampen außer Mutti

Hadmut
5.4.2018 1:12

Kennt Ihr den Witz? Im Autoradio wird gewarnt, dass auf der Autobahn ein Geisterfahrer entgegenkäme. Dazu der Autofahrer: Einer? Hunderte, Hunderte…

Oh, die Reschke mal wieder.

Auf Youtube ist ein Ausschnitt aus einer Panorama-Sendung zu sehen, oder auch einfach nur eine Eklärung, die im Panorama-Studio gedreht ist. Es ist zwar im Youtube-Channel der ARD veröffentlicht, aber es ist kein Datum genannt, und ich habe das auch nicht in Panorama-Sendungen gefunden. Die letzte war am 22.3. und da hatte sie eine weiße Bluse an, am 15.2. eine blaue und am 15.1. einen roten Blazer. Es ist mir daher etwas unklar, woher das kommt, es scheint eine separat und nicht für die normale Sendung gedachte Aussage zu sein. Es scheint ihnen aber dringend zu sein. Die Erklärung wurde am 2.4.2018 auf Youtube gedrückt, und da finde ich im ARD-Programm keine Panorama-Sendung.

Offenbar hauen sie gerade alle auf die ARD ein. Was mir grundsätzlich erst mal nicht unsympathisch ist.

Sie reagiert erklärt pampig darauf, dass man die ARD als „Staatsfunk” bezeichnet. Das finde ich aber seltsam, denn auf mich macht die ARD ganz massiv den Eindruck eines Staatsfunks, die Verstrickungen sind ja unübersehbar. Und auf Kritik. Und zwar nach der Logik: Wenn uns alle kritisieren, dann sind wir eben die einzigen, die Recht haben.

In Wirklichkeit, meint die Reschke, ginge es da um etwas ganz anderes, nämlich um die Frage, wer im Netz gelesen und gesehen würde, und da wären die Verlage einfach eifersüchtig, weil die ARD irgendwelche Text ins Netz stelle und die Verlage dann Probleme hätten, ihr Zeugs zu verkaufen.

Was ich für ziemlichen Schwachsinn halte.

Denn: Wie oft kommt es vor, dass man zu irgendeinem Tagesgeschehen tatsächlich Texte der ARD liest?

Also bei mir: Ja, kommt hin und wieder mal vor, aber sehr selten und höchstens dann, wenn mal ein Leser darauf hinweist oder das in der Google-Suche auftaucht. Das ist (zumindest für mich) nicht einfach irgendeine andere Zeitung, die ich kostenlos bekomme, das ist kein Konkurrenzprodukt.

Und dann – komischer Themenwechsel – kommt sie damit, dass ihnen die Bundesländer, insbesondere ein CDU-Medienminister, ans Leder wollten. Was hat das jetzt wieder damit zu tun? Soll das jetzt Gejammer darüber sein, dass alle auf die ARD einhacken, oder soll es der Gegenbeweis sein, dass sie eben nicht Staatsfunk sein könnten, wenn doch die Landesregierungen sie angreifen?

Ich will’s mal so sagen: Eine eindeutige, unmissverständliche Ausdrucksweise ist auch nicht unbedingt und immer die Sache der Anja Reschke.

Dann schwenken sie thematisch zurück und bringen den Verleger Helmut Heinen, der sagt, dass es für „echte Zeitungen ein Problem sei”, wenn die ARD über ihre App sowas wie eine Zeitung im Internet macht.

Nun, so würde ich einwenden, ein Problem könnte das doch nur für Zeitungen sein, die ohnehin schon schwer in der Schwindsucht siechen, denn die Texte der Tagesschau sind ja auch nicht gerade der Brüller. Jeder halbwegs begabte Journalist müsste da locker drüber kommen, aber genau das fehlt den Zeitungen ja heute: halbwegs begabte Journalisten. Für wen das ARD-Geschreibsel ernstliche Konkurrenz ist, der kann nicht Zeitung sein.

Und wenn er sagt, dass die ARD-Angebote kostenlos wären: Das sind die Webseiten der Zeitungen doch auch, nur eben mit Werbung angereichert.

Dann bringen sie noch Springer-Chef Mathias Döpfner, der über eine „gebührenfinanzierte digitale Staatspresse” schimpft. Aber wenn sie gebührenfinanziert ist, dann ist sie doch gerade eben nicht kostenlos. Dann zahlen wir doch alle dafür. Der Punkt ist: Döpfner will, dass wir doppelt zahlen. Wir zahlen die ARD und sollen dann nochmal bei ihm zahlen.

Dann schwenkt Panorama wieder zurück auf die andere Argumentationsschiene und meint, dass sie oft keine Politikerinterviews bekämen, weil sie zu kritisch wären. (Ich habe da wohl andere Maßstäbe, was ich für „kritisch” halte.)

Dann bringen sie den Niggemeier und die Analyse, dass die Tageszeitungen gerade von Auflage und Mitarbeiterzahl rapide abschmieren und die Schuld dafür bei der ARD sehen wollen, in Wirklichkeit das Problem aber darin läge, dass die Werbekunden zu Facebook und Google abwanderten.

Und dann der Brüller: Malu Dreyer von der SPD sagt, die ARD solle audiovisuell arbeiten und nicht textlastig sein. Klingt sehr eigennützig, wenn man bedenkt, dass die SPD ein Verlagskonzern mit vielen Beteiligungen ist.

Bemerkenswert auch, dass Reschke am Schluss dazu aufruft, das auf Facebook oder bei Panorama.de zu diskutieren. Regt man sich nicht gerade über deren Datenschutzskandal auf? Und wird auf den ARD-Seiten nicht massiv zensiert?

Zum Gehacke zwischen Presse und ARD gehört wohl auch, dass Correctiv und Stern beim WDR sexuelle Belästigung ausgemacht haben wollen (siehe hier und hier). Die Süddeutsche dazu:

Wie das Magazin Stern und das Recherchezentrum Correctiv berichten, habe der Journalist 2012 eine Praktikantin während einer Dienstreise in sein Hotelzimmer eingeladen und ihr zum Champagner einen Pornofilm gezeigt; einer anderen Kollegin habe er per Mail sexuelle Avancen gemacht.

Der Fall, der fünf Jahre später intern publik wurde, weil die ehemalige Praktikantin sich an den WDR wandte, sei Anfang 2017 untersucht worden, unter anderem durch Sonia Mikich, die Chefredakteurin Fernsehen. Der Journalist, dessen Name nicht genannt wird und der sich dem Stern gegenüber nicht äußern wollte, habe die sexuelle Belästigung eingeräumt. Er hat laut Stern/Correctiv keine Abmahnung erhalten, der Vorfall sei aber in seiner Personalakte vermerkt worden. Davon sei die ehemalige Praktikantin enttäuscht.

Äh, wie bitte!?

Die Praktikantin folgt einer Einladung ins Hotelzimmer, lässt sich mit Champagner befüllen, schaut mit dem Typen zusammen einen Porno, und beschwert sich dann über sexuelle Belästigung?

Wie muss man denn dafür drauf sein? Wieder mal ein Fall weiblicher Selbstverantwortungsabwälzung auf andere? Frauen im Kontrollverlust, können nichts für sich selbst entscheiden und sind sich für ihre eigenen Handlungen nicht selbst verantwortlich, dafür ist immer der nächste Mann als Vormund verantwortlich?

In den vergangenen zehn Jahren seien beim WDR sieben Fälle aktenkundig geworden, “sie wurden konsequent arbeitsrechtlich verfolgt – mit dem Maximum an rechtlichen und disziplinarischen Möglichkeiten”. Stern/Correctiv berichten, ein Fall betreffe einen fernsehbekannten Journalisten des Senders.

Hört sich an wie eine Drohung der Printpresse gegen die ARD.

Also meines Erachtens können die sich ruhig prügeln. Wir als Zahler und Zuschauer profitieren von jedem Treffer, den die sich setzen, und von jedem misslungenen Schlag ebenfalls.