Ansichten eines Informatikers

Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?

Hadmut
8.4.2018 22:41

Ach. Das kannte ich noch gar nicht.

Leser wiesen mich darauf hin, dass es ein Gedicht von Erich Kästner gibt: Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?

Er war wohl in einer ähnlichen Situation wie ich (wie viele, die schreiben) jetzt, und dazu sagte er (es ist urheberrechtlich noch geschützt, also nur zitatweise):

Und immer wieder schickt ihr mir Briefe,
in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt:
»Herr Kästner, wo bleibt das Positive?«

[…]

Ihr streut euch Zucker über die Schmerzen
und denkt, unter Zucker verschwänden sie.

[…]

Die Spezies Mensch ging aus dem Leime
und mit ihr Haus und Staat und Welt.
Ihr wünscht, daß ich’s hübsch zusammenreime,
und denkt, daß es dann zusammenhält?

Ich will nicht schwindeln. Ich werde nicht schwindeln.
Die Zeit ist schwarz, ich mach euch nichts weis.

[…]

Die Zeit liegt im Sterben. Bald wird sie begraben.
Im Osten zimmern sie schon den Sarg.
Ihr möchtet gern euren Spaß dran haben …?
Ein Friedhof ist kein Lunapark.

Im Osten zimmern sie schon den Sarg.

Dieses Gedicht beschreibt sehr gut die Lage, in der ich mich sehe. Man sollte das ganze Gedicht lesen, denn es ist prophetisch, Kästner sieht die Lage als schlecht an und weigert sich, Zeitgeistoptimismus oder Ignoranzheiterkeit anzunehmen, wie es damals wohl viele getan haben.

Kästner hat das Gedicht 1930 geschrieben. Was danach kam, ist bekannt.