Ansichten eines Informatikers

Ein Vollzeitjournalist, der 100 Euro im Monat verdient

Hadmut
7.6.2018 22:34

Manchmal muss man sich wundern, was die da eigentlich noch treiben.

Ein Leser schreibt mir, dass er gestern im SWR die Sendung „Bürgertalk” aus Mannheim gesehen hat, in der ein Vollzeitjournalist behauptet, dass ihm von seiner Arbeit nach Abzug der Kosten netto 100 Euro pro Monat bleiben.

Deshalb müsse er mit Hartz IV aufstocken.

Der Leser meint aber auch, das sein kein Zufall, dass der da saß, denn der SWR habe schon einmal über ihn berichtet.

Michael Jahnke arbeitet als freier Journalist und Fotograf in Radolfzell. Obwohl er oft 40-Stunden in der Woche arbeitet, kann er von seinem Honorar nicht leben. Der Journalist muss seinen Verdienst mit Hartz IV aufbessern. Und genau hier beginnt der ständige Kampf mit den bürokratischen Hürden des Jobcenters und des Systems Hartz IV. Katha Jansen berichtet.

Suche man aber beim Südkurier, wo der Journalist arbeite, dann fände man, so der Leser, verblüffend wenige Artikel. Die bloße Zahl der Artikel, die der da im Monat schreibt, schreibe ich manchmal an einem Abend nach Feierabend meines 40-Stunden-Jobs oder, wenn es denn wirklich lange Artikel sein sollen, an guten Wochenenden. (Lange, aufwendige Artikel habe ich viele hier.) Allerdings ist das nicht fair, denn hauptsächlich ist er ja Fotograf, macht also Bilder für andere Artikel.

Generell muss man sich aber mal die Frage stellen, warum jemand – vorgeblich – einen 40-Stunden-Job für effektiv 100 Euro im Monat betreibt und dann per Hartz IV aufstockt. Ob da nicht der Steuerzahler dem Verlag die Mitarbeiter bezahlt. Ob man da dem Mann nicht lieber sagt, er soll zuhause bleiben oder was lohnenderes machen. Schaut man auf seine Webseite, dann sieht man, dass der Mann richtig gut fotografieren kann. Was soll dann der Scheiß, Vollzeit für 100 Euro im Monat zu arbeiten?

Haben wir nicht Lehrermangel?

Ich – das ist meine persönliche Meinung – würde dem Mann sagen, dass er mit dem Journalismus-Quatsch aufhören und an Schulen Kunst unterrichten, den Schülern das Fotografieren beibringen soll. Wir wurden damals im Kunstunterricht entsetzlich mit Wasserfarben, Aquarellen, Töpfern gequält, was mir wirklich nie irgendwas gebracht hat (außer Sauerei im Schulranzen). Ich bin aber der Meinung, dass im Digitalzeitalter trotz und gerade wegen Handys und Instagram es eine Kulturfähigkeit ist, wenigstens so die Grundfähigkeiten ordentlicher Fotografie erlernt zu haben. Dann schickt man den beispielsweise an ein oder zwei Gymnasien, damit er da allen achten oder zehnten Klassen das Fotografieren beibringt, und zahlt ihm dafür ein Lehrergehalt. Was wäre daran schlecht?

So mancher Stadt und städtischer Einrichtung würde es auch nicht schaden, mal ordentliche Fotos auf ihren Webseiten zu haben.

Vielleicht steckt dahinter aber Methode, dass man den Verlagen die Mitarbeiter aus öffentlichen Geldern bezahlt.

Ein anderer Leser wies mich auf etwas anderes hin.

WDR-Intendant Tom Buhrow nämlich schlägt eine „gemeinsame Internetplattform von Qualitätsmedien” vor, bei denen die öffentlich-rechtlichen Sender die teure Arbeit machen, beispielsweise Videos vom Unfall auf der Autobahn, dort ablegen, und die Verlage können in den Texten einfach darauf verlinken.

Also wie bei diesem Fotografen: Die Medienarbeit zahlt den Verlagen der Steuerzahler.