Ansichten eines Informatikers

Der Gurkenpflücker

Hadmut
21.6.2018 20:34

Vor knapp zwei Jahren (wie die Zeit vergeht…) hatte ich einen Artikel über die, die keine Erdbeerpflückerin sein wollte.

Zeit also für einen Teil 2 über den, der keine Gurken pflücken will.

Ich hatte doch gerade gestern abend einen Artikel darüber geschrieben, dass die Schweizer mit ihren überflüssigen Geisteswissenschaftlern hadern, die keiner haben will. Sie haben – und das hatte ich ja auch schon über Deutschland und die USA geschrieben – jede Menge Geisteswissenschaftler, die sich schon mit der Wahl des Studienganges ostentativ und irreversibel selbst in die Erwerbungsunfähigkeit dübeln und die Gesellschaft damit effektiv nötigen, sie zu alimentieren. Geisteswissenschaft als Hauptberuf ist das Plündern des Sozialstaats durch Moralnötigung unter Ausnutzung akademischer Rabulistik.

Nun schreibt mir dazu ein Leser aus Österreich, bei ihnen säh’s leider auch nicht besser aus.

Und verweist mich – ich bin mir nicht sicher, ob er mich erschrecken oder erheitern will – auf diesen Artikel der österreichischen Kronenzeitung. Darin geht es deftig darum, dass deren AMS (ich habe die Abkürzung noch nie gehört, aber nach dem Kontext muss es wohl das österreichische Arbeitsamt sein und heißt wohl „Arbeitsmarktservice”) einen promovierten Historiker zum Gurkenpflücken geschickt hat.

Und es erweckt den Eindruck, als hätten die da von ihren Geisteswissenschaftlern inzwischen die Schnauze schon voll.

Mir kann man nicht unterstellen, dass ich mich nicht bemühe“, sagt der promovierte Historiker, der in seiner kleinen Single-Wohnung in Linz schon 478 Bewerbungen getippt hat. Und jetzt bekam der Vegetarier einen Job als Fleischergehilfe oder eben Gurken-Pflücker zugewiesen.

Doch. Man kann einem promovierten Historiker durchaus unterstellen, dass er sich nicht bemüht hat. Nämlich bei seiner Studienwahl.

Beim AMS wird Ton rauer
„Seit drei Monaten wurde der Ton beim AMS rauer“, sagt der 49-Jährige, der zuletzt in einem politischen Büro einen Job hatte, für den die Lehrabschlussprüfung gereicht hätte, und seit März 2016 nur Absagen von potenziellen Arbeitgebern erhalten hat.

Ja, die werden bei diesem AMS inzwischen die Faxen dicke haben von diesen Vögeln, die man auf dem Markt nicht los wird und die immer mehr werden. Zum Gurkenpflücken oder Fleischern zu fein, aber was sie gelernt haben wollen, was eine höherwertige Arbeit ermöglichen könnte, können sie dann auch nicht sagen. Ich habe mich ja schon einige Male persönlich mit solchen Leuten unterhalten und auch diverse Zuschriften von – teils erbosten – Geistes- und Sozialwissenschaftlern erhalten. Ihr müsst nämlich wissen, dass mein Blog bei denen, nun ja, wie drücke ich das jetzt adäquat aus, sagen wir mal deutlich bekannter als beliebt ist. 😀 Und die meinen dann immer, aus irgendwelchen Gründen, die sie selbst darzulegen nicht imstande sind, müsste sich eine moderne Gesellschaft wie unsere Leute wie sie einfach leisten. Das wäre einfach so, dass wir doppelt arbeiten müssen, um sie mitzuernähren, während sie eigentlich nur machen, was ihnen Spaß macht, aber keiner braucht. Eine sehr seltsame Weltsicht.

Das sehen die da wohl ähnlich:

Laut Arbeitsamt gelte für Langzeitarbeitslose der Berufsschutz nicht mehr. Das bedeutet: Hilfsarbeiten dürfen jedem, der länger als ein Jahr ohne Job ist, angeboten werden.

Sieht aus, als ob das Konzept der Geisteswissenschaftler, sich jeder Arbeitspflicht zu entziehen, indem man sich auf etwas spezialisiert, was garantiert keiner braucht, nicht (mehr) aufgeht, und jetzt nach hinten losgeht. Dann bleiben eben die Jobs für die, die nichts gelernt haben.

Und jetzt der größte Lacher:

Auch ein langzeitarbeitsloser Linzer Sozialwissenschaftler ärgert sich über das AMS. Der Betreuer soll dem Akademiker aufgetragen haben, seine Titel zu verschweigen, da er für Anlern-Jobs – zuletzt sollte er sich als Autoputzer bewerben – überqualifiziert ist!

Huahahaha. 😀

Wobei mir der Verdacht kommt, dass es umgekehrt sein könnte. Dass die nur „überqualifiziert” gesagt haben, damit der das akzeptiert, in Wirklichkeit die Autowäscherei sie aber als untauglich abweisen würde, wenn sie wüssten, dass der Sozialwissenschaft studiert hat.

Beachtlich dabei ist, dass sich besagter Sozialwissenschaftler über das AMS ärgert – und nicht wegen seiner Berufswahl über sich selbst.