Leserzuschriften Arbeitsunwilliger
Blick in die Gesellschaft.
Ich habe früher gelegentlich, in den letzten Tagen aber viele Zuschriften von Lesern bekommen, die rundheraus erklären, warum sie gar nicht mehr daran denken zu arbeiten und bei Hartz IV bleiben. Es gibt eine ganze Menge von erklärten Arbeitsverweigerern, und die Begründung ist eigentlich immer dieselbe: Schnauze voll. Warum soll man arbeiten, wenn man nicht wesentlich mehr oder sogar weniger Geld als auf Hartz IV bekommt?
Mehrere Leser schreiben mir, dass Hartz IV für manche Personengruppen längst zum Bedingungslosen Einkommen geworden ist, weil bei bestimmten Gruppen nichts mehr geprüft, verlangt, abgefragt werde. Freies Dauereinkommen ohne Belästigung bekäme man heute als
- Linksextremer
- Reichsbürger und ganz rechts draußen
- Migrant
(Wir erinnern uns daran, dass wir drei Arten von Terror haben: links, rechts, islamisch.)
Normale Menschen, vor allem einheimische, weiße Männer, kommen nicht in diesen Luxus, die zwiebelt man, damit sie arbeiten gehen. Irgendwer muss es ja bezahlen. Ich hätte beispielsweise praktisch keine Aussicht auf ein Leben auf Hartz IV. Ich muss arbeiten gehen.
Und, so wird mir geschrieben, es könne überaus lohnend sein, sich als Reichsbürger auszugeben, aber relativ brav zu benehmen und nicht die Sonderbehandlung herauszufordern, dann freuen die sich, dass sie keinen Ärger haben .
Ein anderer Leser verweist auf https://www.hartziv.org/hartz-iv-rechner.html und https://www.smart-rechner.de/lohnsteuer/rechner.php und rechnet mir etwas vor, wonach eine dreiköpfige Familie mit kleinem Kind schon mindestens 2.500 Brutto verdienen müsste, um überhaupt mit Hartz IV und anderen staatlichen Leistungen gleichzuziehen. Wohlgemerkt, nur im Geldvergleich. In einem Fall haben sie die die ganze Zeit frei, im anderen müssen sie 40 Stunden oder sowas arbeiten gehen. Und 2.500 brutto schafft schon mal nicht jeder.
Da fragen sich viele, warum sie überhaupt noch arbeiten gehen sollen. Und deshalb machen viele das ja auch nicht mehr und geben nur noch Scheinbewerbungen ab.
Im Prinzip haben wir damit schon teilweise das bedingungslose Grundeinkommen für manche, und es funktioniert jetzt schon nicht. Aber man sagt es nicht, damit die Dummen, die noch arbeiten und Steuern zahlen, damit weiter machen.
Einer schreibt mir dazu:
Das spielt auch in deine These ein, daß Recht(sradikal)e und Link(sextrem)e sich unterhalb der medialen Fassade gleichen oder zumindest stark angleichen. Also ich bin von linksextrem (ohne es gewollt zu haben, im Gegenteil!) durch wissenschaftizistische Selbstaufklärung radikal rechts gelandet, und anekdotischen Berichten zufolge bin ich nicht der erste, dem das passiert, siehe u.a. 1. Kapitel “Mein Kampf” und ältere sowie dein Blog; sogar fefe wird in gutsprachlichen Foren schon fast als Reichsbürger gehandelt, und den les ich seit 2006 und bemerke insgesamt lediglich sein wachsendes Wissen vs. beharrliche klassische Linksgläubigkeit (emanzipatorische Werte, Freiheit und so).
Womit wir genau wieder beim historischen Thema sind: Sogar den Linkesten wird es mitunter zu blöd, dass alle hierher kommen und sich durchfüttern lassen. Damit gilt auch hier die Mussolini-Gleichung links + Grenzen erhalten = rechts/faschistisch.
Aber schon der Umstand, dass die Zahl derer, die sich dazu bekennen, nicht arbeiten zu wollen und nur noch auf Hartz IV machen, stark ansteigt, was durch das bestätigt wird, was ich aus Firmen so höre.