Ansichten eines Informatikers

Geheimrat, Justizrat, Oberstudienrat, Digitalrat

Hadmut
18.8.2018 15:58

Ach…

Unser aller Bundeskanzlerin lässt wissen:

„Die Digitalisierung bietet enorme Chancen” – ey, echt jetzt?

Sorry, wenn ich da mal grammatikalisch interveniere: Die Digitalisierung bot enorme Chancen, und wir haben sie weitgehend verpasst. Alle schwätzen von Digitalisierung. Was glauben die Politpappnasen eigentlich, was da draußen in der Welt in den letzten 30 Jahren passiert ist, während man hier von „Neuland” schwafelte?

Die Bundesregierung möchte, dass die Menschen auch „teilhaben können an diesen Chancen”. (Ich krieg Ausschlag, wenn ich diese Schwätzvokabel „Teilhabe” höre.) Ach, kriegen wir dann jetzt Internet? Smartphones? Computer?

Oder ist das vielleicht der Grund, warum Google, Facebook und Twitter aus Amerika kommen?

30 Jahre hat die Politik sich gegen alles gesperrt, und jetzt soll plötzlich ein „Digitalrat” einen Wissenstransfer hinbekommen. Hatte man da nicht mal so eine mit Clowns und Lobbyisten besetze Enquete-Kommission, die genau dieselbe Aufgabe hatte, und deren Ergebnis nach jahrelanger zermürbender Arbeit exakt gleich Null war?

Die Infrastruktur wollen sie ausbauen. Was die meisten Industrie- und sogar manche Zweitweltländer längst haben.

Ein Bürgerportal und die „Künstliche Intelligenz”. Wir wollen „vorne mit dabei sein”.

Komisch.

Die letzten 30 Jahre haben sie auf Digitales gepfiffen und die Zuständigkeiten Laien überlassen, Hauptsache frauenquotig. Bis wir den Anschluss wirklich ganz verloren haben. Die Informatikfakultäten durchgegendert und durchverblödet bis zum Anschlag sind.

Und jetzt kommt sie daher und meint, wir könnten jetzt mal vorne mit dabei sein, indem wir ein „Bürgerportal” bauen (ist ja ne tolle Idee … Bürgerportal … wie Socken zu Weihnachten … wenn wir uns da mal nicht übernehmen wie am BER oder DeMail) und „Irgendwas mit künstlicher Intelligenz” machen, nach „Irgendwas mit Medien” und „Irgendwas mit Internet”.

Aber gleichzeitig aus Behörden und Verwaltungen Linux rauswerfen um uns zu willfährigen abhängigen Windowszombies zu machen. Wie hinterher kann man sein? Die sind auf dem Stand der Neunziger Jahre.

Die Bundesregierung entwickelt eine Strategie für die künstliche Intelligenz.

Dieses Laienkabinett, das digital bisher gar nichts hinbekommen hat, will eine Strategie enwickeln? Die, die keinen Internetminister haben wollten, damit alle Schwätzer mitschwätzen können? Die, die Leute wie Nahles und von der Leyen zu Ministerinnen machen? Na, dann darf man ja mal gespannt sein.

Obwohl: Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass das jetzt schon klar ist, was dabei herauskommt: Sehr teuer, Frauenquoten, Frauenförderung, Migrantenquoten, Migrantenförderung, Transenquoten, Transförderung, Inhaltliches Ergebnis Null. Wie immer.

Vielleicht liegt das Problem eigentlich schon in dem, was sie da sagt: Eine Strategie entwickeln.

Eine Strategie entwickeln.

Fällt Euch was auf?

Fällt Euch nichts auf?

Sie hat keine.

Die ist seit 2005 Bundeskanzlerin, meint, dass die Digitalisierung wichtig sei und enorme Chancen böte, und hat im Jahr 2018 noch immer keine Digitalstrategie.

Und dann soll’s eben ein Gremium richtigen. Ein Digitalrat.

Den Brüller finde ich ja, dass Merkel da auch noch sagt, sie bräuchten Bürger, die „uns unbequeme Fragen stellen”.

Hätte man jemals irgendwem gestattet, unbequeme Fragen zu stellen?

Hatte man nicht gerade bei diesem Event in den Ostbundesländern die Leute vorher stundenlang gebügelt, damit sie nichts falsches fragen? Und nun kommt die da angeheuchelt und meint, wir bräuchten Bürger, die unbequeme Fragen stellen?

Also, wenn’s daran mangelt: Unbequeme Fragen hätte ich. Ziemlich viele sogar. So richtige Qualitätsfragen, was den Grad der Unbequemlichkeit angeht.

Dieses Video sollte man sich runterladen und in 20 Jahren mal seinen Enkeln zeigen (falls es bis dahin noch Strom, Computer und Enkel gibt). Anlässlich der Eröffnung des BER vielleicht.

Ich glaub’, ich steh’ im Wald. Und bin Oberforstrat.