Ansichten eines Informatikers

Mein erster Eindruck der neuen Nikon-Kameras Z6 und Z7

Hadmut
23.8.2018 20:09

Heute also hat Nikon die neuen und fast einen Monat vorangeleakten spiegellosen Kameras Z6 und Z7 und Objektive vorgestellt.

Ich habe sie natürlich noch nicht in der Hand gehabt.

Grundsätzlich ist mein Eindruck, den ich mir eigentlich noch nicht bilden kann, weil zuwenig Informationen für eine Meinungsbildung vorliegen, gut. Ein paar Details, die mich an bisherigen Kameras störten, scheinen gelöst zu sein, zumal die Kamera auch kleiner, leichter, handlicher ist. Und wohl auch im Video endlich mal einigermaßen taugt. Deshalb hat die Kamera auch einen neuen Sensor, denn richtig gut und schnell scharf bekommt man den Fokus eigentlich nur mittels eines Phasenautofokus, und der war bisher im Spiegel eingebaut, weshalb DSLR bei „Dauerfeuer” immer nur dann dynamisch nachstellten, wenn der Spiegel zwischendrin unten war. Wenn der Spiegel bei Videoaufnahmen permanent oben war, haben die gar nicht mehr oder nur noch mühsam per Kontrastautofokus nachgestellt. Bei dem neuen Sensor ist nun auch die Technik verbaut, zwischen den normalen Fotopixeln auch Phasenmesspixel einzubauen, mit denen die Kamera auch während des hochgeklappten (bzw. hier nicht existierenden) Spiegels den Fokus nachzumessen und damit auch während einer Videoaufnahme guten Autofokus zu haben.

Im Gegensatz zu Canon und Minolta ist Nikon bei der Einführung von Autofokus-Spiegelreflexkameras vor etwa 25 Jahren bei seinem alten Bajonett geblieben. Das hat Nikon damals viel Lob eingebracht, aber auch einige Probleme, denn das alte Bajonett war für moderne Anwendungen einfach zu eng. (Und mir ganz persönlich geht fürchterlich auf den Sack, dass man es entgegen des normalen Schraubsinnes dreht.) Die Größe hat man nun korrigiert, das neue Bajonett ist viel größer, und der Zeitpunkt war passend, da man wegen des geringeren Auflagemaßes sowieso ein neues Bajonett brauchte (vgl. Four Thirds nach Micro Four Thirds). Falsch herum hereingedreht wird es immer noch. Und es gibt einen Adapter für die normalen (alten) F-Objektive, der sehr gut funktionieren soll. Da die Kamera jetzt auch einen eingebauten Anti-Shake hat, profitieren nun auch die Objektive, die sowas nicht haben, davon (wie mein altes 24-70). Und dass man endlich, endlich den Akku auch per USB in der Kamera laden kann und sie auch endlich mal auf USB-C umgestellt haben, ist auch gut, auch wenn die Ladefunktion nur mit neuen Akkus funktioniert, während sie ansonsten aber kompatibel zu älteren Akkus ist. Zum ersten Mal müsste ich also nicht schon wieder neue Akkus kaufen. Auch das ging mir bei Nikon auf den Sack.

Ich habe ja normalerweise zwei Gehäuse im Einsatz, eins als Reserve oder um nicht ständig wechseln zu müssen. Da meine D300s nach inzwischen fast 10 Jahren zwar noch fit, aber technisch doch ziemlich veraltet ist, gute Fotos macht aber nur mit 10 Megapixel, und in Videos einfach grottenschlecht und auf 720p ist, obwohl damals groß als videotauglich beworben, trage ich mich mit dem Gedanken, sie zu ersetzen. Eigentlich hatte ich die D850 im Auge, die sehr sehr gut sein soll, aber mir erstens zu teuer war und zweitens schon sehr groß und schwer ist. So um die 3.700 Euro liegt sie (nur Gehäuse), inzwischen werden Grauimporte ab ungefähr 2.700 auf Quellen unbekannter Vertrauenswürdigkeit angeboten. Im Prinzip ist die D850 mit der Z7 obsolet, denn soweit zu lesen war, kann die Z7 alles, was auch die D850 kann (außer natürlich dem optischen Sucher), und vieles davon besser. Beispielsweise eben Video.

Was mich jetzt in ein Dilemma bringt. Z6 und Z7 wären für die nächste Reise noch nicht verfügbar (bzw. noch im Anfangshochpreis und mit Sicherheit über Monate nicht erhältlich, weil garantiert von Horden von Käufern leergekauft, schon die D850 war bisher schwer zu kriegen). Die D850 ist mir so schon zu teuer, erst recht aber für eine Kamera, die eigentlich schon veraltet ist, weil Nikon sich auf das neue Bajonett verlegen wird und der Wiederverkaufswert damit auch stark sinkt. Zumal die D850 aufgrund ihrer Größe nicht so wirklich reisetauglich ist. Ich werde auch nicht jünger und die Zeiten, in denen ich die schwere Fototasche mit dem ganzen Kram 130 km durch die Vereinigten Emirate getragen habe, sind auch vorbei. Vielleicht nur ein Gehäuse, dass dann eben nicht ausfallen darf? Bisher ist mir noch keine unterwegs ausgefallen, aber einen Tennisarm vom Objektivwechseln hatte ich schon.

Mein Gedanke wäre eine anderer. Es gibt ein wüstes und haltloses Gerücht, wonach Nikon zur Fotokina im September einen Nachfolger der Einstiegskamera 3er bringen würde. Die kleine, billige Serie für Einsteiger. Und die soll angeblich auch spiegellos werden, aber in der herkömmlichen Bauweise für F-Objektive. Das wäre ein Brüller, über den man nachdenken könnte.

An der neuen Z7 stören mich einige Punkte jedoch deutlich:

Der Preis
Jedenfalls der der Z7 ist derb, meines Erachtens viel zu hoch. Egal, die Leute werden ihn zahlen wie blöde. Er wird natürlich sinken, aber frühestens in einem Jahr, sofern die Kamera nicht derbe Macken hat.

Natürlich können sich da noch andere Aspekte ergeben, die den Preis drücken.

Sony steht natürlich jetzt unter Druck, vor allem wenn die Z7 besser ist. Schon in den letzten Wochen gab es auffällig viele Angebote und viel Werbung von Sony.

Panasonic steht mit seinem kleinen MFT-Bajonett zunehmend am Rand. Der Profi-Vorteil der GH5 schmilzt so dahin.

In Kürze wird auch Canon seine Spiegellose vorstellen. Vermutlich wird sie nicht wesentlich besser oder schlechter sein, in Japan sorgt man dafür, dass die sich nicht gegenseitig zerfleischen. Aber der Markt wird breiter, es sind dann Nikon, Canon, Sony, Panasonic, Fuji, dann wohl auch Olympus mit sehr gut videotauglichen Spiegellosen am Markt. Die Käufer werden aber nicht mehr. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Nikon gleich ein etwas preisgünstigeres Modell Z6 mit rausbringt. Die, die das beste wollen, abkassieren, und die anderen etwas günstiger fangen.

Die Speicherkarte
Als ich das gelesen habe, dachte ich, wie kann man denn so einen Scheiß bauen.

Die Profi-Nikons hatten bisher zwei Kartenslots. Sogar die oberen Amateurmodelle. Das ist wunderbar, weil die Kamera dann automatisch auf die Reservekarte umschaltet und man nicht vorzeitig wechseln muss, um nicht trockenzulaufen. Man einfach mal losfotografieren und einfach entspannt immer die wechseln, die gerade voll ist.

Nur mit einer Karte zu arbeiten, schlägt diese Vorteile tot. Will man irgendwas wichtiges machen, muss man die Karte wechseln, obwohl sie noch nicht voll ist.

Noch schlimmer aber ist, dass sie keine SD-, sondern XQD-Karten verwenden.

Die sind sehr teuer, verdammt schlecht zu kriegen, und es gibt keine Notebooks oder Mini-Kartenleser, die die lesen können. Hat man unterwegs irgendein Problem, steht man schier in der Wüste. SD-Karten sind heute sehr schnell, billig, man bekommt sie überall und sie passen überall rein. Es gibt auch nur ein oder zwei XQD-Hersteller. Und ob die noch lange Lust haben, so eine Mini-Anwendung zu beliefern? Andere Kamerahersteller setzen nämlich auf SD.

Wie kann man so eine Scheiß-Entscheidung treffen?

In die Kamera hätten dringend zwei SD-Slots eingebaut werden müssen.

10-Bit-Video

Die Kamera ist endlich mal in der Lage, Video mit 10 Bit und anscheinend auch irgendeiner log-Kurve auszugeben, aber nicht aufzunehmen. Man muss wieder einen externen Rekorder anschließen. Wieder groß und schwer.

Meistens sind das zwei Probleme, die dabei auftreten: Stromversorgung und Abwärme. Womöglich waren beide problematisch, zumal die Angaben für die Akkudauer so schon nicht so toll sind.

Warum schafft das Panasonic bei der GH5, mit der Firmware 2.1 und den ganz teuren schnellen SD-Karten in Rekorderqualität aufzunehmen, Nikon aber nicht?

Womöglich Abwärme. Als man Panasonic gefragt hat, warum eine Micro-Four-Thirds-Kamera mit so kleinem Sensor trotzdem so groß und schwer wie eine Vollformatkamera ist, sagten sie, dass sie die Abwärme für die nötige Rechenleistung anders nicht in den Griff bekommen hätten. Jede kleinere Kamera (=weniger Metall) würde überhitzt. Die Z7 ist anscheinend kleiner.

Handgriff
Von einem Handgriff für die Hochkantfotografie haben sie nichts gesagt, den scheint es nicht zu geben.

Ich brauche den normalerweise auch nicht, aber der Witz ist halt, dass die fast immer einen zweiten oder dritten oder größeren Akku fassen und damit die Kamera länger hält oder schneller arbeitet.

Blitz
Ebenso wie die D850 hat sie keinen eingebauten Blitz.

Ich blitze zwar äußerst ungern und sehr selten, aber es gibt doch Situationen, in denen man damit irgendwas aufhellen muss. Vermutlich ging das aber nicht, über ein großes Objektiv mit einem kleinen Sucher einen Ausklappblitz leuchten zu lassen.

Einen Blitzsynchronanschluss für das Studio gibt es auch nicht. Der ist allerdings auch aus der Mode, macht man heute eher drahtlos.

Insofern nicht so schlimm, ist mir aber aufgefallen.

Fernsteuerung
Sie haben einen anderen Anschluss, nicht mehr den runden der Profikameras.

Begeisterung sieht bei mir anders aus.

Ehrlich gesagt, weiß ich jetzt auch nicht, was ich machen soll. Auf die D850 hatte ich geschielt, aber die war mir zu teuer und ist groß und schwer, außerdem bei Videoaufnahmen nicht so doll. Und kann nicht mit den neuen Z-Objektiven.

Vielleicht stürzt die ja im Preis ab.

Wenn ich nicht weiß, was ich tun soll, tue ich erst mal nichts.