Vorgetäuschte Informatikerinnen
Weil die Frauenförderung keine Informatikerinnen erzeugt, tun sie so als ob.
Ich hatte ja gerade lästerlich über diese neue Umfrage „Warum nur gibt es so wenig Informatikerinnen” des CHE der Bertelsmannstiftung geschrieben, wozu sie mitteilten:
In der klassischen Informatik sind dem Statistischen Bundesamt zufolge nur 16,5 Prozent Frauen eingeschrieben, während die Bioinformatik einen Frauenanteil von 35,8 Prozent und die Medizininformatik 43,2 Prozent haben. Die Mischung mit Fachgebieten, die auch sonst einen hohen Frauenanteil aufweisen, könnte „ein möglicher Weg zu einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis“ sein, folgert das CHE.
Dabei hatte ich auch über Bioinformatik gelästert.
Gestern schon schrieb mir einer, der allerdings keine Ahnung von Bioinformatik hat, dass das ganz tolle Informatiker sein müssten, weil er schon gesehen hätte, wie bei denen die Moleküldarstellungen irre schnell über den Bildschirm flitzen, und um sowas hinzukriegen müsste man ja schon ein toller Informatiker sein. Nein. Muss man nicht. Man muss sich nur teures Zeug kaufen.
Heute schrieben mir dafür, unabhängig und getrennt, vier Bioinformatiker.
Und im Ergebnis sagten sie auch alles das gleiche.
Nämlich dass ein Bioinformatiker entgegen der Bezeichnung kein Informatiker, sondern ein Biologe ist. Ein Molekularbiologe, um genauer zu sein.
In den Neunziger Jahren sei das so aufgekommen, dass Reaktionen und Stoffwechsel simuliert, Differentialgleichungen lösen muss und so weiter und so fort. Die Biologen hatten kaum Ahnung von Informatik und haben deshalb die Informatiker um Hilfe gebeten, die keine Ahnung von Biologie haben. (Ergänzung von mir: In den Neunzigern wusste man auch noch nicht so unbedingt, wozu Informatiker wirklich gut sind, dafür hatte man reichlich von ihnen.) Also meinten die Informatiker, wie das für sie so typisch ist, dass man den Leuten helfen kann, indem man ihn unabhängig von ihren Problemen irgendwelche Lösungen aufdrückt. So ergab sich eine Sammlung von lauter kleinen Nischen, die Informatiker loswerden wollten, und weil die Informatiker expandieren wollten, nannte man das Bioinformatik. Ähnlich mit Medizininformatik. Man wollte damals „interdisziplinär” sein. So enstand ein Haufen von einzelnen Informatikaspekten, die man darunter zusammenfasst.
Alle schrieben mir dazu, dass sie keine Informatiker seien und das auch nicht abdecken können und wollen, sondern Biologen sind. Einer beschrieb sich als „Biologe, der ein bisschen rechnen kann”. Keinesfalls könne man sie als Informatiker sehen.
Der hohe Frauenanteil in Bioinformatik (und vermutlich genauso in Medizininformatik) beruhe allein darauf, dass es in der Biologie eben so viele Frauen gäbe. Eine hohe Frauenquote heißt, dass es viele Biologinnen gibt, nicht viele Informatikerinnen.
So sieht’s aus.
Das heißt aber, dass uns die Bertelsmänner mit ihrem CHE Fake-News auftischen und vorschwindeln, dass das ein „möglicher Weg zu einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis” sein könnte, indem man Biologinnen und Medizinerinnen fälschlich als Informatikerinnen ausgibt.
Andererseits: Warum nicht. Genderismus war ja noch nie was anderes als Schwindel und Fake.