Claus Kleber und seinesgleichen
Propagandageprassel. Pausenlos.
Habt Ihr gestern abend mal heute journal gesehen?
(Die Frage ist rhetorisch gemeint. Ich weiß, dass viele Leser das nicht mehr schauen und bitte von der üblichen Zusendung von Würgreizbekundungen abzusehen.)
Es ging natürlich, wie sollte es anders sein, um Maaßen und das Chemnitz-Video. Und gerade weil das heute journal inzwischen so dubios ist, sollte man da mal ganz sorgfältig hinhören:
Fällt Euch was auf?
Er sagt (verkürzt dargestellt):
„Es wäre … ein Skandal, wenn eine interessierte Gruppe es versucht und geschafft hätte, ein Video zu fälschen, auf dem einige Deutsche zwei Ausländer jagen. Und mit diesen Bildern die Medien und die Debatte im Land so zu steuern, dass alle vergessen, dass Flüchtlinge in Chemnitz tatsächlich einen Deutschen umgebracht haben.”
Mal abgesehen davon, dass ein Video nicht erst dann eine Fälschung ist, wenn es in der Postproduction manipuliert wird, sondern auch schon, wenn der Kontext ein anderer ist, als das Gezeigte suggeriert, und die Aufnahme gestellt oder provoiziert ist, und man ja noch immer nicht weiß, woher das Video eigentlich stammt:
Hat man nicht genau das geschafft?
Seit zwei Wochen reden die Medien von nichts anderem als einer Menschenjagd.
Es gibt bis heute keinen Beleg einer Menschenjagd (ich sehe in diesem Video auch keine), aber es wird als Zwangswirklichkeit hingestellt, von der man nicht abweichen darf.
Und ich kann mich nicht erinnern, dass jemals darüber berichtet wurde, wie der Mann zu Tode kam.
Da gab’s Beileid, und es wurde mal erwähnt, dass der Haftbefehl nur auf Totschlag und nicht auf Mord laute, es also kein Mord sei (was juristisch absoluter Schwachsinn ist, denn ein Haftbefehl ist ja keine Gerichtsverhandlung).
Hätte man jemals in den Nachrichten irgendetwas darüber gehört, wie das Messer aus der Hand des Flüchtlings in den Bauch des Deutschen kam?
Nöh.
Also passiert genau das, nämlich dass man von der Tötung ablenkt und stattdessen auf Hetzjagden abhebt, für die man keinen Beleg hat.
Geradezu absurd ist der Vorwurf, den der Tagesspiegel dazu erhebt:
BfV-Chef Maaßen fixiert sich bei der Bewertung des Mobs in Chemnitz auf ein 19-Sekunden-Video. Das spricht nicht für ihn und seine Behörde. […]
Warum sich Maaßen in seiner Bewertung so sehr auf dieses eine kurze Video fokussiert, bleibt rätselhaft.
Ach.
Moment mal.
Etwas anderes als diesen Videofetzen gibt es bisher nicht. Und die Politik und die Medien haben daraus Hetzjagden gemacht. Und jetzt wirft man es Maaßen vor, dass er sich bei der Versagung seiner Zustimmung nur auf dieses eine Videochen stützt? Das ist doch völlig widersinnig. Erwartet man von Maaßen, dass er die Videos beschafft, die der Presse fehlen, um Hetzjagden zu belegen?
Jetzt wird es in rabulistischer Verdrehung Maaßen angehängt, dass es außer diesem einen Videofetzen nichts gibt? Dass er nicht findet, was die Medien ideologisch phantasiert oder erlogen haben?
Um zu wissen, dass in den Tagen seit 26. August mehrfach ein rechter Mob in Chemnitz unterwegs war, musste Maaßen sich nicht allein auf das von ihm in seiner Authentizität angezweifelte Video von “Antifa Zeckenbiss” beziehen. Es gibt dafür zahlreiche Berichte von Medienvertretern und anderen Augenzeugen.
Komisch: Alle Zeugen, die man da gefragt und im Fernsehen gezeigt hatte, sagen, dass es diese angeblichen Jagden nicht gab. Dass sie das ausschließen können.
Und die Berichte der Medienvertreter? Die stützen sich eben auf dieses eine kurze Video.
Augenzeugen? Welche denn?
Das muss man sich sprachlich und semantisch klar machen, wie der Tagesspiegel hier eine völlig andere Sachlage suggeriert als vorliegt.
Noch verdrehender:
Maaßen zitiert “Antifa Zeckenbiss” mit den Worten, das Video sei ein “Netzfund”, gefunden auf “einer partriotischen Plattform”. “Wer es aufgenommen hat, wissen wir nicht. Es wurde von uns so veröffentlicht, wie wir es gefunden haben.” Es liege also nahe, schlussfolgert Maaßen, dass “Antifa Zeckenbiss” die Überschrift “Menschenjagd in Chemnitz” verwendet habe, “ohne die näheren Umstände der Aufnahme selbst zu kennen”. Und: “Vor diesem Hintergrund bewertete der Präsident des BfV das Video als nicht authentisch für die Behauptung, es habe ,Hetzjagden’ in Chemnitz gegeben.”
Abgesehen von der Tatsache, dass “Antifa Zeckenbiss” von einer (singular!) “Menschenjagd” gesprochen hat und nicht (plural) von “Hetzjagden”: Seine umstrittenen Zitate für die “Bild”-Zeitung übermittelte Maaßen vor dem 7. September – denn an diesem Tag wurden sie von dem Blatt veröffentlicht. Die Mitteilung von “Antifa Zeckenbiss” konnte er also bei seinem Statement für “Bild” noch gar nicht kennen.
Das muss man sich mal klar machen, wie da die dünngeistige Öffentlichkeit getäuscht wird:
Man wirt Maaßen vor, dass er das Video nicht für belastbar hält, obwohl er damit Recht hat, weil sogar Antifa Zeckenbiss (boah…) einräumt, das irgendwo im Internet gefunden zu haben. Weil, so die Logik, Maaßen das zu dem Zeitpunkt ja noch gar nicht haben wissen können. Ist es nicht umgekehrt, dass nämlich die Medien „Hetzjagd” schrieen, weil sie blind und ungeprüft auf jemanden vertrauten, der sich „Antifa Zeckenbiss” nennt und ansonsten anonym bleibt?
Maaßen hatte damit doch völlig Recht: Antifa Zeckenbiss hat die Überschrift “Menschenjagd in Chemnitz” verwendet, ohne zu wissen, worum es da geht und den Kontext zu kennen. Und damit ist das sehr wohl eine Fälschung.
Noch härter: Der Tagesspiegel wirft Maaßen vor, dass er von „Menschenjagden” (Plural) sprach, die das Video nicht belege, obwohl doch selbst Antifa Zeckenbiss nur von einer Menschenjagd im Singular gesprochen habe.
Das ist doch Wahnsinn!
Die Presse hatte tagelang über „Menschenjagden” gebrodelt, Maaßen sagt, dass das Video das nicht belegt, und nun heftet die Presse ihren eigenen Phantasie-und-Hormon-Fehler, nämlich aus einer frei erfundenen Überschrift gleich einen Plural zu kochen, Maaßen an, weil der sagte, dass es diese Menschenjagden nicht belege.
Es ist doch der blanke Wahnsinn, wie wir hier manipuliert, rabulistisch getäuscht und in die Irre getrieben werden.
Wer glaubt denen noch was?
Jeder, der nicht (mehr) über die Sprachfähigkeiten, das Denkvermögen und die Medienkompetenz verfügt, die Methoden dieser Leute zu erkennen. Und das werden immer mehr, denn auf der Schule lernt man das nicht mehr.